Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prlenttmvrLiKtn. Änreiger für Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. ,Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 12Ä. Donnerstag, den 21. October 188V. 5. Z !nq. Bekanntmachung, die Berichtigung der auf das Jahr 1880 fälligen Schank-, Laas- und Wasserständerzinsen betr. Die Besitzer von Haus- und Feldgrundstücken, welche mit der Abführung von Schank-, Laas- und Wasserständerzinsen und anderen städtischen Grundabqaben sich noch im Rückstand befinden, werden hierdurch aufgefordert, diese Abgaben binnen 8 Tagen und längstens bis zum 28. October 1880 an unsere Stadtcassen-Einnahme bei Vermeidung executivischer Zwangsmittel zu bezahlen. Zwönitz, ain l2. October 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung. Wiederholt ist durch Bekanntmachuugen darauf hiugewiesen worden, daß das Freiherumlaufen der Gänse innerhalb des hiesigen Stadtgebietes unzulässig und verboten ist, da neuerdings öfters gegen diese Vorschrift gefehlt worden ist und vielfache Beschwerden deshalb anher ergangen sind, so wird das Verbot mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß Zuwiderhandlungen dagegen unnach sichtlich zur Bestrafung gezogen werden. Zwönitz, am 18. October 1880. Der B ü r g e r m e r st e r. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Die schönsten Nachklänge der Kölner Feste sind die Hoffnungen und Wünsche des Friedens, welche sowohl unser Kaiser als auch der Kronprinz des deutschen Reiches daselbst ausge sprochen haben. Sie haben damit der ganzen Nation aus dem Herzen geredet und es ist eine unbestreitbare Thatsache, daß das wasfeuge- rüstetste und streitbarste Volk Europa's auch das unbedingt fried lichste ist. Blau müßte blind sein, wenn inan in dem Gang, welchen die europäische Politik des Augenblicks nimmt, den mäßigenden und beruhigenden Einstuß dieser Thatsache verkenne» wollte. — lieber das weitere Verhalten der deutschen Regierung in der orientalischen Frage wird berichtet, daß dieselbe entschlossen ist, sich für jetzt auf keine weiteren Maßnahmen einer gemeinschaftlichen Eontrole der Mächte zur Ausführuug des Berliner Friedensvertrages einzulassen und Herrn Gladstone nicht weiter auf seine» gefährlichen Wegen zu folgen. Oesterreich-Ungarn. Die Demonstrationen geaendasTaaff'sche Ministerium iu Oesterreich mehre» sich. Vor einige» Tage» fand an der Wiener Universität die Rektors-Emfübrung statt, bei welcher Veranlassung der neue Rektor, Prof. Ottokar Lorenz, eine von poli tischen Anspielungen erfüllte Rede hielt. Lorenz wurde zu Beginn der neuen Aera seiner Stelle als Präsident der StaatSprüfu»gs- kommissiou plötzlich enthoben, weil er in einem wissenschaftlichen Vor träge über „Wallenstein" nicht die Ansichten entwickelte, welche dem damaligen Unterrichtöminister Stremayr angenehm gewesen wäre». Der Vortrag, mit welchem Lore»z sei» Amt als Rektor der Univer sität antrat, dürfte ebenfalls in Ncgieruntzskreisen keinen Beifall finden. Die Antrittsrede, welche dem Stoff galt, „die Politik als Wissenschaft", erscheint als eine schneidige Verurtheilung der heutige» österreichischen Politik. — Die Deutschenhetze in Ungarn wird jetzt von dem Gebiete des Theaters ans das der Kirche übertragen, und soll den Deutschen in Siebenbürgen nun sogar der deutsche Gottes dienst verboten werden. Das würde in der That noch über Rußland gehen, und wäre schwerlich geeignet, dem zeitigen Gouvernement be sondere Sympathien in Deutschland zu erwecken. Frankreich. Die Märzdekrete sind nunmehr in ganz Frank reich, einstweilen allerdings nur gegen die Kongregationen der Kar meliter, zur Ausführuug gelangt. Die Behörden waren überall ge zwungen, die Niederlassungen mit Gewalt zu öffnen, indem die Kar meliter Protest erhoben und erklärten, nur der Gewalt zu weichen. In Montpellier zog der Bischof im großen Ornat an der Spitze des Kapitels vor die Präfektur und verkündete die Exkommunikation der Behörden. England. Die in Dublin veröffentlichte Nachricht, daß die Regierung die unverzügliche gerichtliche Verfolgung einiger Führer der Landliga beabsichtige, hat im ganzen Lande eine beträchtliche Aufregung hervorgerufen. Polizeipatrouillen durchstreifen ganz Ir land bei Tag und Nacht; ein kürzlich erlassener Befehl verfügt, daß keine Patrouille unter drei Mann bestehen darf. Die Polizisten sind mit geladener Flinte, Säbelbajonnet und Revolver bewaffnet. Die Fenier haben eine sogenannte „Scharmützel-Gesellschaft" gebildet, deren erklärter Zweck es unter anderm ist, London, Liverpool, Man chester, Birmiugham binnen 24 Stunden emzuäschern. Aufrufe zu den genannten Scharmützel-Thate» sind bei den letzten Volksversamm lungen in West-Irland massenhaft unentgeltlich verbreitet worden. In der fenische» Presse kann man übrigens oft davon lesen, und zwar ohne Umschweife. Das scherzhafte Schlagwort für die Sache lautet: „Verbreitung des Lichtes." Dynamit und Schießbaumwolle siud aber damit gemeint. Ruhlaud. Zwischen dem Czaren und dem Großfürst-Thron- folgcr sollen im Augenblicke Unterhandlungen über die Abdankung des Ersteren gepflogen werden. — Die Nachrichten von einer Spalt ung iu der kaiserlichen Familie aus Veranlassung der Vermählung des Kaisers werden officiös als unbegründet bezeichnet. Daß die Vermählung selbst bereits stattgehabt, wird übrigens jetzt von ver schiedenen Seiten bestritten, jedoch aber wird dieselbe in nahe Aussicht gestellt. - Aus Polen verlautet, daß die Polen in Rußland ihre Hoffnungen auf einen russisch-österreichischen Krieg setzen, da sie hiervon ähnliche Vortheile, wie solche das österreichische Polen hat, erwarten. Die polnische Frage ist also eine starke Waffe in den Händen Oesterreichs gegen Rußland. — Das Seitens der Kornwucherer in Cours gesetzte Gerücht von einem beabsichtigten Verbot der Ge treideausfuhr wird jetzt Seitens der Regierung officiell dahin dementirt, daß „die Gerüchte über eine Besteuerung des Export getreides oder über ein Verbot der Getreideausfuhr in's Ausland jeglicher Begründung entbehren." - - Den Studenten der Universität Moskau ist neuerdings auf eine Petition von Neuem gestattet, mit Bewilligung des Rektors in die Ehe zu treten, Unterstützungskassen zu gründen und ihre Studienzeit auf neun Jahre ausdehnen zu dürfen. Das scheinen recht bemooste Häupter zu sein. — Der Großfürst Thronfolger mit Gemahlin und Kindern und der Minister des Innern, Graf Loris-Melikow, sind nach Livadia abgereist. Türkei. Obwohl die Pforte für den Moment nichts zu be fürchten hat, so setzt sie dessenungeachtet ihre Vorbereitungen für alle Fälle fort. Mittelst Befehles des Seraskierates wurden alle beur laubten Officiere einberufen. Eine Specialcommission wurde mit der Anfertigung und allmäligen Versenkung von 600 Torpedos betraut. Diese Torpedozahl hält man für die Vertheidigung der Häfen und exponirtesten Punkte des türkischen Littorale für ausreichend. Der General Veli Nizza wurde offenbar in Anerkennung seiner festen