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Wochenblatt Pen nssipectiee ^eleq^amm - kldeesse: (vocliendlaff pukmtr. tto. 18 I" für Pulsnitz und Umgegend Amts-Blatt -es Königl. ümtsgepickts und -es Sta-tratkes 2u pulsnitL Inserate für denselben Tag find bis vormittags 40 Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum 40 Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen - Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. Beiblätter: Dllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 A, vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ins Kaus, durch die Post bezogen unter Nr. S6O2 z.^o. rlmtsblatt für de,, venrk des ^Snigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz rn. s., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig tsauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Rlein Dittmannsdorf Druck und Verlag von E. e. Försters Erben. Expedition: pulsnitt, Bismarckplatz Nr. 2L5. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Nr. 73. Sonnabend, den 20. Juni 1903. 55. Jahrgang. in«»..».. - ° ' —- . >»- > Standesamt betreffend. Hierdurch wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nur an Wochentagen während der Zeit von 8—11 Uhr Vormittags in standesamtlichen Angelegenheiten expediert wird und außerhalb der obigen Geschästsstunden nur dringliche Fälle erledigt werden. Pulsnitz, den 16. Juni 1903. Der Standesbeamte. vr. Michael, Röthig. Neueste Ereignisse. Der Kaiser von Oesterreich hat an den König Peter von Serbien ein Glückwunschtelegramm gesandt, worin er aber auch dm Belgrader Mord verurteilt. In Kiew wurde einer der Hauptführer der Revolu tionspartei verhaftet. Kaiser Wilhelm besichtigte am Donnerstag Abend die Wanderausstellung der deutschen Landwirt schaftsgesellschaft in Hannover. Nunmehr sind sämtliche Wahlresultate bekannt; es haben 184 Stichwahlen zu erfolgen. Die ausländische Presse befaßt sich mit dem Aus fall der Reichstagswahleu iu Deutschland. Rußland macht dem neuen König von Serbien die Bestrafung der Königsmörder zur Pflicht. Bei dem Sängerfest in Baltimore gewann den Preis Kaiser Wilhelms II. der „Junge Män- nerchor" aus Philadelphia. Die negative Seite des sozialdemokratischen Wahlsieges. Sprechen wir e» nur gleich offen aus. DaS deutsche Volk steht nach den Reichstagswahlen vor der beschämenden Tatsache unerhörter sozialdemokratischer Wahlsiege, 57 Man date errangen die Sozialisten schon im e.sten Wahlgange, und da sie in 122 Wahlkreisen in die am 2b. Juni stattfindenden Stichwahlen kommen, so w rd die sozial demokratische Partei unter allen Umständen die zweitstärkste Partei im deutschen Reichstage werden und über 80 bis 90 Stimmen verfügen. Die nach Millionen zählenden sozialdemokratischen Wähler, mögen es nun industrielle Ar beiter, Tagelöhner, kleine Handwerker, Häusler oder gar Unzufriedene anderer BerusSllassen sein, befinden sich aber in einem geradezu naiven Jrrtume und verhängnisvollen Wahne, wenn sie etwa hoffen und glauben, daß die große Anzahl Sozialdemokraten im Reichstage im Stande wären, daS deutsche Retch und die dieses bildende menschliche Te- sellschaft in einen Staat nach ihrem Sinne umzuwandeln und Gesetze zu machen, die Gott weiß waS sür Vorteile Und Segnungen den Staatsbürgern bringen. Die Sozialdemo kratie ist schon deshalb ganz unfähig staatS- und gesell- schastSbildend neuschöpferisch zu wirken, weil ihre Forde- rungen und Ziele der menschlichen Freiheit und der natür lichen Entwickelung der menschlichen Natur widersprechen, und außerdem im vollsten Gegensätze zu allen den Funda- menten und Imponderabilien stehen, auf welchen der heutige Staat beruht. Praktisch genommen sind also die sozialde mokratischen Wahlsiege weiter nichts für die Sozialisten und ihre blinden Anhänger als eine Fata Morgana, al» eine verlockende polittfche und soziale Luftspiegelung, hinter der rein gar nicht- steckt, nicht einmal der Abglanz einer erfüllbaren Zukunftshoffnung. Wer daran noch zweifelt, der ziehe doch einmal die praktischen Folgen der sozialdemokratischen Abstimmungen und Ablehnungen, Anträge und Forderungen im deutschen Reichstage. Danach müßten ja das Heer, die Flotte, die Zölle, die Steuern, überhaupt fast die ganzen Einnahmen und Ausgaben abgeichafft werden, und das deutsche Reich wäre zum Untergange verurteilt. In den Wahl- und ReichStagSreden klingt es sreilich Unzufriedenen angenehm in die Ohren, wenn ein sozialistischer Abgeordneter mutig ouSrust „diesem Staate und dieser Regierung be- Willige ich keinen Groschen", aber in die Proxi» de» StaatS- lebens übersetz», ist diese Politik ein Selbstmord. Wer keine unmittelbare Verantwortung sür das Wohl und Wehe des bestehenden Staate» trägt und nur in Ablehnungen und unerfüllbaren Anträgen ftlne leere Scheingröße zeigt, der kann sich ja derartige Abstimmungen leisten. Wem aber die Pflege des Reiches, und dazu gehört der Bundes rat und der Reichstag doch in erster Linie, obliegt, der muß auch pflichtgemäß anders handeln, und der Bundes- rat und der Reichstag werden dann noch ihre Pflicht tun und zumal auch tun können, wenn 80 bis 90 Sozialde- mokraten im Reichstage sitzen und dte Regierung und den Staat verleumden, die Regierung und der Staat, die da- für gesorgt haben, daß der Staat und die Arbeitgeber täg lich eine Million Maik zum Besten kranker und invalider Arbeiter zahlen. Diese Leistung ist natürlich auch nur ein Bettelpfennig in den Augen der Sozialdemokraten und eS wird die prinzipielle Umwandlung alles Bestehenden ver lang». Damit gelangt aber der Reichstag, wenn man eine sozialdemokratische Mehrheit annimmt, in eine tote Ecke, und dann w^rd wohl auch die Reaktion sich vollziehen, ein großer Teil der jetzt frivol oder thörtcht wählenden Wähler Wird dann wohl einen gangbaren Reformweg einschlagen und sich wieder aus die positive politische Seite stellen. Vertltche «uv sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nächsten Dienstag Abend findet in dem schönen Lindengarten de« Schützenhauses da« erste dieSjähriie Militär-Konzert statt. Die Ausführung hat die Kapelle de« K. S. Infanterie-Regiment Nr. 178 auS Kamenz übernom men. Ganz besondere Sorgfalt wird der Dirigent der Ka pelle, Herr Kämmer, der Zusammenstellung des Programms zu teil werden lasten, wie auch die Ausführung der Vorträge das Publikum befriedigen wird. Der herrliche Aufenthalt in den vom Wind geschützten Anlagen ist bekannt und eS wird, schönes Wetter vorausgesetzt (bei ungünstiger Witterung wird da« Konzert nicht abgehalten) ein Genuß geboten, den sich kein Musikfreund entgehen lasten sollte. Pulsnitz. Bei den Musikfreunden unserer Stadt und der Umgebung wird die Nachricht freudige Aufnahme finden, daß Herr Barthel, der rühnge Wirt des Konzert- und Ball-EtabliffementS in Böhmisch-Vollung für die kommende Wintersaison daS gesamte, aus 56 Künstlern bestehende Richard EilerS-Orchester zu zwei Elite-Konzerten gewonnen hat. Dieselben sollen am 27. Oktober diese» JahreS und am 8. März nächsten Jahre» stattfinden. Musikalische Wünsche sür diese Konzerte, welche weitgehendst Berücksichtigung finden werden, wolle man an die Geschäftsstelle deS EilerS-Orchester», Dresden, CirkuSstraße 30 richten. Die außerordentliche Beliebtheit, welche sich Herr EilerS mit seiner Künstlerschaar durch di« hervorragenden Leistungen hier zu erwerben wußte, wird gewiß die gewünschte Unterstützung de» mit bedeutenden Kosten für Herrn Barthel verbundenen Unternehmen» sichern. — Sommers Anfang ist nächsten Montag Nach mittag um 4 Uhr, wenn die Sonne in das Zeichen des Krebses tritt. Zwar hat damit die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und beginnt nach kurzem Stillstehen sich wieder ab wärts zu neigen, der morgende Sonntag ist also der längste Tag und die folgende Nacht weist unter allen die kürzeste Dauer auf, aber die größte Wärme soll der Erfahrung nach erst kommen. Die größte Arbeit hat die Sonne getan. Sie hat den Erdboden und die unteren Luftschichten durch wärmt und statt zu kühlen, begünstigen nun diese beiden Faktoren die Wärme. Die Zeit ist stets der Temperatur um ein Vierteljahr voraus. Denn überall in der Natur gilt eS einen Kampf, auch die Sonne kann mit ihrer Macht erst nach und nach durchdringen. „Wenn die Tage langen, kommt die Kälte gegangen; wenn sie kürzer werden, wird e» heiß auf Erden." Die Wonnezeit, daS ist die Zeit des Grünens und Blühens, ist nun zwar vorüber, dafür beginnt die Zeit der allgemeinen Reife und die der warmen Abende und Nächte. Wir treten inS Tiopenllima ein und empfin den nun die Freuden des Sommers im reichsten Maße. Sommerlust und Sommerfrechrit ist nun die Losung. Wer sich nicht zu viel in Vorurteil einengt und in zu warme Kleider zwängt, die Freiheit genießt, dem ist der Sommer eine Lust. Ein reicher Blütenflor ist in den Gärten zur Blüte gekommen, der im Verein mit dem Jasmin die Luft mit einschmeichelnden Düften erfüllt, und die Fluren sind mit den Feldfrüchten in diesem Jahre ganz besonders gut bestanden, so daß bei Fortdauer der bisherigen günstigen Witterung aus eine recht gute Ernte gehofft werden darf. — Die Gewinnliste der Völkerschlachtdenk- malS-Lotteri« liegt für Interessen in unserer Expedi tion zur Einsichtnahme auS. — Waldspaziergänger teilten uns mit, daß die Au»- sichten sür eine gute Heidelbeerernte die besten sind. Die Sträucher hätten sehr gut angesetzt. DaS ist mit Freu den zu begrüßen, schon in Interessenten der unbemittelteren Klassen, die sich durch den Verkauf der Früchte einen hüb schen Verdienst verschaffen können. — Auf den Feldern unserer Umgebung ist die Korn blume seltener geworden als dies in früheren Jahren der Fall war; in vielen Kornfeldern ist auch nicht «ine einzige zu erblicken. Es ist die» eine Folge der Getreide-Reinigung und der Reinigung de» Saatguie», wie sie in neuerer Zeit durch Maschinen, sogen. Trieurs, bewerkstelligt wird. Ein anderes Unkraut dagegen, nämlich der Hedrich, macht sich au? zahlreichen Haferseldern jetzt so breit, daß dies« Felder auS der Ferne gesehen blühenden RapSfeldrrn gleichen. — In Nc. 3 feines Verordnungsblattes erläßt da» Evangelisch-lutherische LandeSkonsistorium eine Verordnung zur Veranstaltung einer allgemeinen Kirchenkollekte sür den Bau einer Kirche in Bretnig bei Pulsnitz, die am 12. Juli d. I. eingesammelt werden soll. Dazu wird angeführt: Bretnig bei PulSnitz, ein gewerbfleißiger Ort von 2700 Seelen, meist von Ardettern und KieinhäuSlern bewohnt, hatte bisher noch keine Kirche. ES war zum Teil nach HauSwalde, zum andern Teil nach Frankenthal eingepfarrt. Dieser Mangel kirchlichen Zusammenhänge» drohte immer nachteiliger sür daS kirchliche Leden zu werden, je mehr sich der Ort sonst einheitlich entwickelte. Dazu kamen wette und namentlich im Winter beschwerliche Kirchwcge. Da ist denn eine eigene Kirche schon längst Bedürfnis und drin gender Wunsch für Bretnig gewesen. Jetzt ist der Bau im Werke. Sie durfte für die volkreiche Gemeinde nicht zu klein werden und wird deshalb etwa 120000 Mark kosten. Diese Summe aufzudringen, ist kie Gemeinde allein nicht im stände. Sie bittet daher um die brüderliche Hilfe aller Glaubensgenossen im Lande, die sich selbst zu Gotte- Wort und HauS halten und deshalb auch ihr eine würdige Stätte sür ihre Sammlung um daS Evangelium von Jesu Christo, unserm Heiland gönnen. Bretnig. Zu einer einfachen aber würdigen Feier gestaltete sich hier die Turmknopf- und Turmkreuzaufbrin gung unserer Kirche am Abend der vorigen Mittwoch- Nach dem der Turmknopf glücklich heraufgezogen und befestigt worden war, begannen beim Aufzuge des ziemlich 3 Meter hohen Kreuzes die Glocken ihr feierliches Geläut, und nach oben wandten sich die Augen aller derer, die zur Feier erschienen waren, nach dem Zeichen, da« langsam sich seinem Ziele näherte, um von seinem Orte, der höchsten Spitze unserer Kirche tröstend und mahnend nun zu zeugen und zu reden von der größten LiebeStat, die je geschehen. AlS die Herren der kirchlichen Sondervertretung und deS Gemeinderat» am der Schwelle de« Haupteinganges Ausstellung genommen hatten, forderte Herr Pfarrer Dittrich die F«stgemeinde auf zum Gesänge der beiden ersten Verse des Liede«: „Bi« hier her hat mich Gott geführt" —. Dann nahm Herr Pfarrer Kleeberg da« Wort zu einer die Herzen erhebenden Ansprache. Und wie ein SegenSgruß von oben war e«, al« sich bei den letzten Worten d«S Redner« der Schleier der Wolken zerteilte und die im Sinken begriffene Abendsonne ihr« goldenen Strahlen warf auf da» Kreuz oben und auf die andächtigen Zuhörer unten. Herr Pfarrer Dittrich verla» nun de»