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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Wutsnih Inserate sind bis Dienstag u. Freitag Borm, S Uhr aufziigeben. L Preis für die einspaltige Cor PuSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abfl in Königsbrück, in den An- noncen-BureauS von Haasin- steinL Vogler u. „Jnvalidcn- dank" in Dresden, Rudolph Moffe in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. AlS Beiblätter: I . Illustr. Sonntags blatt (wöchentlich), 2 Eine tandrvirth- schastttche Weitage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl.1M.2S Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. >^fiir Pulsuitz, Lömgrbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend rma -°° E°»°° Mnsundvi^igsteu Jahrgang. ————! —— ———-M—— Mittwoch. Nr. M. 2V. September 18SZ. Zufolge Bau's wird der Lichtenberg-Pulsnitzer Weg für allen Fuhrverkehr bis auf Weiteres gesperrt, der Verkehr wird auf den Lichtenberg-Großröhrsdorfer Weg — sogen. Siebenweg — und auf die Pulsnitz-Radebergerstraße gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 15. September 1893. In Vertretung: Bezirksassessor. Mittwoch, den 27. September: Viehmarkt Donnerstag, den 28. September: Krammarkt in Pulsnitz. Ium Abonnement auf das mit dem 1. October 1893 beginnende IV. Quartal des Pulsnitzer Amts- und Wochenblattes laden die Unterzeichneten hierdurch ergebenst ein. Diejenigen Abonnenten, welche unser Blatt durch die Post beziehen, ersuchen wir, Bestellungen baldigst bewirken wollen, damit in der Zustellung keine Unterbrechung stattfindet. Alle Post--Anstalten und Briefträger, sowie unsere Stadt- und Land - Boten nehmen Bestellungen auf das nächste Quartal an. Hochachtungsvoll G. L. Jörstev's Grben. ^8——> — > >! Emm Pascha. Schon oft ist Emin Pascha im Laufe der letzten Jahre tobt gesagt worden, aber immer wieder konnten spätere Nachrichten aus dem „dunklen Continent" die Grundlosig keit dieser Gerüchte feststellen. Kürzlich kamen nun aber- Aals Mittheilungen aus Afrika, welche ebenfalls von dem Tode des berühniten Afrikaforschers zu berichten wußten, und zwar unter Angabe bestimmter Einzelheiten. Trotz dem fanden sie in colonialpolitischen Kreisen Europas noch immer keinen rechten Glauben, theils weil sie aus unzu- berlässiger Quelle stammten, theils weil sie sich über den Ort des angeblichen Unterganges Emin Paschas wider sprachen. Jetzt aber sind durch einen Brief eines engli schen Offiziers, der in Diensten der belgischen Antbclaverei- Expeditionen im Congo - Gebiet steht, neue Mittheilungen über Emin eingegangen, die es allerdings kaum mehr Zweifelhaft erscheinen lassen, daß Emin Pascha in der That ein tragisches Ende genommen hat. Zwar können selbst diese Nachrichten noch keinen Anspruch auf völlige Authen- tieität erheben, immerhin machen sie, hält man alle Um stände zusammen, den Eindruck größter Wahrscheinlichkeit, und ihre Lücken lassen sich durch naheliegende Schlüsse Mit ziemlicher Gewißheit ergänzen. Demnach kann es Wohl als feststehend betrachtet werden, daß Emin Pascha iM Februar des gegenwärtigen Jahres in der Gegend der Stanley-Fälle, also im Congostaate, durch Araber getödtet worden ist, welche ihren Stammesgenossen am Lualaba oder oberen Congo gegen den dieselben bedrohenden An griff einer belgischen Expedition zu Hilfe eilten. Emin befand sich mit seinen Leuten auf dem Marsche westwärts bom Victoria-See, vermuthlich um die Congomündung zu ^reichen; hierbei ist er jedenfalls den die Niederung des Lualaba heraufziehenden Araberhorden in den Wurf ge kommen und von denselben mitsammt seinen getreuen Ne- >ern niedergemacht worden. Die Araber aber wurden chon in den nächstfolgenden Tagen von der belgischen Ex- 'edition gänzlich geschlagen, woran sich dann die Erstür- Mung der großen Araberstadt Niangwe schloß; bei der Verfolgung der geschlagenen Araber scheint dann der er wähnte englische Offizier in den Besitz des Tagebuches Und verschiedener Sammlungen Emins gelangt zu sein. Wenngleich also bei dem tragischen Geschick, das den großen „Afrikaner" am oberen Congo ereilte, noch Ver schiedenes der Aufklärung bedarf und man hierbei noch vielfach auf Combinationen angewiesen ist, so läßt sich doch die schmerzliche Katastrophe selbst nicht mehr in Zwei fel ziehen, man muß folglich das Leben und Wirken dieses Merkwürdigen und vielbegabten Mannes als abgeschlossen betrachten. Mit Emin Pascha ist wiederum einer der Helden der Afrikaforschung dahingegangen, denn man darf ihn getrost m eine Reihe mit den berühmten Afrikarersen- den aller Nationen stellen, und gleich so vielen derselben hat nun auch der ehemalige vr. Schnitzler sein der Wissen schaft und Civilisation im „dunklen Erdtheil" gewidmetes reiches Wirken mit dem Leben bezahlt. Den Glanzpunkt seiner afrikanischen Thätigkeit aber bildet sein Aufenthalt im eigentlichen Herzen Afrikas, in der ehemaligen Aequa- torialprovinz (Hat-el-Essiva) Egyptens, wo er zuerst als Gouverneur des Khedwe und dann ganz auf eigene Faust und völlig aus eigener Kraft anderthalb Jahrzehnt im Interesse europäischer Cultur und Wissenschaft unermüdlich und unter den schwierigsten Verhältnissen so Hervorragen des geleistet. Was Emin Pascha in jenen Gebieten ge- than und geschafft, wie er in den tiefunlerwühlten egypti- schen Aequatorlandschaften Ordnung und eine wohlthätige Verwaltung hergestellt, wie er sich, abgeschnitten von allen Verbindungen mit der civilisirten Welt, jahrelang in fort währenden Kämpfen gegen die feindlichen Mahdistenhorden und gegen rebellische Stegerstämme zu behaupten wußte, Wie er daneben die eingehendsten und interessantesten Un- tecsuchungen über Land und Leute des ganzen ausgedehn ten Gebietes seines Herrschaftsbereiches betrieb, bis er endlich halb gezwungen seinem „Befreier" Stanley nach der deutsch - ostafrikanischen Küste folgen mußte — das Alles ist längst mit ehernem Griffel in die Geschichte der Afrikaförschung eingegraben, dies wird für immer den Ruhm Emins, des „Getreuen", künden! Manches in dem Wesen und Wirken Emin Paschas bleibt noch räthselhaft, so Verschiedenes in seinem Verhält- niß zum Gouvernement von Deutsch-Ostafrika, ferner na mentlich auch sem Verhalten während seines letzten großen Unternehmens im Inneren Afrikas, denn noch ist es nicht ganz aufgeklärt, was Emin Pascha eigentlich veranlaßte, vom Victoria-Nyanza aus den abenteuerlichen Zug nach der Westküste Afrikas ins Werk zu setzen, in dessen Ver lauf er von seinem Geschick ereilt werden sollte. Hoffent lich wird über alle diese Punkte das glücklich aufgefundene Tagebuch Aufschluß ertheilen, das sich dem Vernehmen nach bereits auf dem Wege nach London befindet. Viel leicht wird man zugeben müssen, daß Emin Pascha hie und da gefehlt und daß er bedenkliche Unklugheiten be gangen hat, aber hierdurch kann jein Bild keine wesent liche Trübung erfahren, es wird vielmehr in der Erinne rung der Mit- und Nachwelt rein und schön fortglänzen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der mit den 1. October d. I. in Kraft tretende Wintersahrplan der Kgl. Sächs. Staatseijenbahnen ist der heutigen Gesammt-Auflage beigelegt. PulSnitz. Am Sonntag beging der hiesige Turn- verein „Turnerbund" sein diesjähriges Stiftungsfest, be stehend aus im Laufe des Stachmittags auf dem Vereins turnplatze bei Concert stattfindenden Frei- und Gerätheübungen und aus den am Abend im Saale des Herrnhauses folgen den Concerte, Aufführungen von Freiübungen, Reigen und Gruppenstellungen der Schüler-Abtheilung, Aufmärschen, Stadübungen, Reigen und Gruppenstellungen der Männer- Abtheilung. Die am Nachmittage sowohl als am Abende ausgeführten Uebungen zeigten, mit welchem Fleiß und welcher Strebsamkeit, Lust und Liebe das Turnen in ge nanntem Vereine gepflegt wird. Die zahlreich erschienenen Gäste gaben auch wiederholt ihre Zufriedenheit über die Leistungen durch lebhaften Beifall zu erkennen. Die Fest lichkeit schloß mit einem bis zum frügen Morgen sich ausdehnenden flotten Balle. Pulsnitz. Am Sonntag Abend starb im Nach barort Hauswalde nach nur 14 tägiger Krankheit, wie ge meldet wird infolge eines Herzfehlers, Herr Pastor Schulze. Nicht blos seine Kirchgemeinde betrauert das Hinscheiden ihrcs so sehr verehrten, in der Fülle seiner Kraft abge rufenen Seelsorgers aufs Tiefste, auch in unserer Stadt, in welcher der Entschlafene als ältester Sohn des hier im Amte ebenfalls so frühzeitig verstorbenen Pastor Schulze im Jahre 1855 geboren wurde, vernehmen Alle, die ihn kannten und näher kennen lernten, die Todesnach richt mit inniger Theilnahme. Wie verstand es der Ver storbene nicht nur als Prediger, sondern auch durch die Liebenswürdigkeit, Heiterkeit und Leutseligkeit seines ganzen Wesens, die Herzen zu gewinnen! Am letzten hiesigen Gustav- Adolf-Fest erfreute er die Zuhörer noch mit einem längeren interessanten, zum Theil humorvollen Vortrage in der Nachmittagsverfammlung, noch vor 14 Tagen erbaute er seine Gemeinde durch erhebende Erntefestpredigt. Ehrendes, dankbares Andenken wird ihm bleiben. Das Begräbniß findet Mittwoch Nachmittag statt. — Die diesjährigen Gerichtsferien haben ihr Ende erreicht und es tritt der Geschäftsgang im vollen Umfange wieder ein, sodaß nunmehr auch die weniger dringlichen Sachen zur Erledigung kommen. — Uebcr die Oberlausitzer Schuhmacher- und Bäckerei berichtet der im Sommer 1893 erschienene Jahresbericht der Zittauer Handels- und Gewerbekammer folgendes: „Trotz mancher ungünstiger Verhältnisse finden sich immer wieder Leute, die einen neuen Betrieb anfangen, und zwar auch in Orten, in denen sie voraussiasilich niemals ihr Auskommen finden. Dadurch werden aber immerhin die bestehenden Geschäfte geschädigt. Das Jahr 1892 war für die Schuhmacherei nicht günstig, was seinen Grund der Hauptsache nach in der übergroßen Konkurrenz durch die Schuhwaarenfabriken und -Händler hat. So ließen sich z. B. in Bautzen trotz der bestehenden älteren Geschäfte noch drei Händler nieder, die ihre Waaren anpriesen und große Schaufenster ausschmückten. Einer von ihnen fallierte bereits nach 3 Monaten. Bei dieser Gelegenheit wurden über 4000 Paar Schuhe und Stiefel zu Spotipreisen un ter das Publikum gebracht. Durch solche Konkurrenz wird der Kleinbetrieb immer mehr verdrängt. Das zeigt sich deutlich in der immerwährenden Abnahme der von den Jnnungsmitgliedern beschäftigten Gehilfen. Im Zeitraum von 5 Jahren haben sie sich in Bautzen fast auf die Hälfte, von 90 auf 50, vermindert. Besonderen Schaden verur sachten im Jahre 1892 die große Trockenheit im Sommer und Herbst, und das mit Rücksicht auf die Cholera erlassene Verbot von Messen, Jahrmärkten und Tanzmusiken. Für das Jahr 1893 waren keine guten Aussichten vorhanden. Man meint sogar, es sei eine unbestreitbare Thatsache, daß die Schuhmacherei überhaupt nicht mehr zur Blüthe gelan gen kann. Hauptursache davon findet man in der Massen- Produktion m Fabriken, die in Städten und Dörfern Ver kaufsstellen einrichten und das Hand werk schwer bedrücken." Ueber die Bäckerei: „Der Preis des Weizenmehls fiel im Laufe des Jahres 1892 etwa um '/i, der deS Brotmehles um '/»sei' ner ursprünglichen Höhe. Freilich ging auch der Brotpreis herab und zwar von 28 auf 20 Pfg. für das Kilogramm. Das Mehl der Ernte des Jahres 1891 war recht backfähig und ergiebig, das der neuen Ernte erwies sich allerdings als wenig backfähig und wegen des trockenen Sommers kle berarm. Die Weißbäckerei fand für ihre Produkte im Berichtsjahre normalen Absatz; den Brotbäckern dagegen wurde ihr Geschäft wie bisher durch die Konkurrenz der Landbäcker sehr erschwert. Viele städtischen Brodbäckereien unterlagen im Wettstreit mit den ländlichen nicht nur weil