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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts Wutsnrh AlS Beiblätter: 1 . JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureausvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. iS chen ? L-mgsbrück, U-d-berg, Nadeburg, Moritzburg und Umgegend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Druck und Verlag von E. L. Für st er's Erben in Pulsnitz. MchtuudviWjigLsr Mkgsug. H«»,-.- Sonnavend. Ar. 98. 5. December. 189«. Holz ^WeesteigMung. Laußnitzer Revier. — Gasthof „zum Erbgericht" in Laußnitz. Sonnabend, den 12. Dezember 1896, Vorm. 9 Uhr. 580 lief. Klötzer von 12—34 ow u. 1 eich. Klotz von 14 em Oberst., 179 ficht. Derbstangen von 8—14 ein Unterst, 2165 „ Reisstangen „ 2—7 „ „ 310 Nm. weiche Brennscheite, 1540 „ „ u. 27 Rm. birk. Brennknüppel, 750 „ „ „ 4 „ „ Neste, 22 „ weiches Astreisig, 36 „ weiche Stöcke. Durchforstungs-, Einzel- und bez. Schlaghölzer in denAbth. 8, 11, 25, 43, 51, 65, 67, 71, 79, 82, 83, 84; in den Forstorten Glauschnitzer Felder, Drei hufen, Glauschnitzer Wald, Spring, am Spieß, am Torfstich, Vierhufen. Kö.nigl. Forstrevierverwaltung L Lehmann. Mn heftiger wirthschastlicher Krieg tobt augenblicklich in Hamburg und in einigen anderen deutschen Seestädten. Wiederum ist einer der vernichtenden wirthschastlichen Kämpfe ausgebrochen, der auf beiden Seiten Haß und Erbitterung erzeugt und der dem Vaterlands tausend klaffende Wunden verursacht, ohne für gcwöhnlich einem der Kämpfenden Erfolge zu verschaffen, die dem Maaß der angewendeten Mittel auch nur einigermaßen entsprechen. Da - Schreckenswort „Streik" pflanzt sich von Mund zu Munde, Jedermann weiß, daß es auf beiden Schlachtreihen kein Erbarmen giebt, sänke auch mancher Wohlstand, manches Glück in Schutt und Trümmer; Jeder mann ist sich der Thatsache bewußt: es ist ein Krieg im Frieden. Es ist still geworden am Hamburger Hafen. Die rüstigen Hände der herkulischen Männer, die dort im Dienste der Schiffahrt und des Handels wirkten und schafften, sie ruhen, über 12000 Hafenarbeiter haben die Arbeit niedergelegt, um bessere Löhne zu erzwingen. Während sonst der Frost dem Tagewerk vieler dieser Männer ein natürliches Ziel setzte und sie vor die bittere Frage stellte, wie sie in der harten Winterszeit für sich und die Ihren den nölhigea Lebensunterhalt erwerben würden, haben sich jetzt, noch der Winter mit seiner ganzen unbarmherzigen Strenge gekommen ist und den flüchtigen Elbstrom in glitzerndes EiS verwandelt hat, aus freiem Antriebe zum Feiern ver- urtheilt. Ernst und verantwortungsreich ist ihr Beginnen. Wird es ihnen zum Segen gereichen, oder wird das Flehen der Weiber, das Jammern der Kinder sie bald belehren, daß sie sich über die Aussichten des Streiks getäuscht haben? Der Hamburger Hafenarbeiter-Ausstand, der jetzt be reits solche Dimensionen angenommen hat, daß er darin in Deutschland nur noch von der großen Kohlenarbeiter- Erhebung im Jahre 1889 übertroffen wird, ist keiner von den Streiks, die in Folge einer unerträglichen Ausbeutung der Arbeiterschaft wie eine elementare Kraft aus dem Boden aufsteigen. ES ist eine Kraftprobe, ein scharfes Ge fecht zwischen der organisirten Arbeiterschaft und dem Unternehmerthum. Es soll sich zeigen, ob jene oder dieses im wirthschastlichen Ringen der Stärkere ist. Denn that- sächlich sind die Hamburger Hafenarbeiter verbältnißmäßig gut bezahlte Leute. Jedenfalls kann man bei einem Tages lohn von durchschnittlich 4,20 M. nicht von der unwider, stehlichen Macht einer zwingenden Noth sprechen, die diese Arbeiterschaft in den Ausstand Hineingetrieben hätte. Immer- hin wird eS wohl keinen social und human denkenden Menschen geben, der nicht gerade den Hafenarbeitern, diesen gewaltige Lasten tragenden, angestrengt arbeitenden, oft zum Kampf mit dem Elemente gezwungenen deutschen Brüdern die denkbar beste Löhnung für ihr mühseliges Tagewerk wünschte. Die Rheder haben cs verstanden, sich gleichfalls zu einer festen Organisation zusammenzuschließen, der sich alle mit der Schiffahrt in Verbindung stehenden Unternehmungen, wie die L irection der Schiffswerften, vom gleichen Inte resse getrieben, beigesellt haben. So steht auf beiden Seiten eine sestgeschlossene Phalanx — dort der Arbeiterstand, der von den sich solidarisch fühlenden Kollegen und Gewerk schaften in Deutschland und in England sicherlich auch autznitz und König l. Forstrentamt «»IM unte stützt werden wird, hier der Unternehmerverband, der das größte Kapital und damit die größere Macht in seinen Händen hat, dessen einzelne Mitglieder aber zum Theil durch Nichterfüllung ihrer coMracttichen Pflichten empfind liche geschäftliche Nachtheile, vielleicht nicht nur für jetzt, sondern auch für fernere Zukunft, erleiden können. Wer wird in diesem Kampfe um die ökonomische Macht Sieger bleiben? Einige Momente sprechen für einen Erfolg der ringenden Arbeiterschaar. Der Streik ist insofern in der Zeit günstig für sie gewählt, als sich der Seeverkehr und die Schiffsfrachten in erfreulicher Weise vermehrt haben und als ein Streik, wenn überhaupt, nur in einer Periode aufsteigender Con- juncturen von Erfolg begleitet zu werden pflegt. Denn in solcher Zeit wird sich der Unternehmer am ehesten z» Zugeständnissen verstehen, um alte Beziehungen erweitern, neue anknüpfen und allen Verpflichtungen rechtzeitig nach- kommen zu können. Auch der Beginn des Winters bietet den Ausständigen, so ungünstig diese Zeit an und für sich erscheinen mag, einen gewissen Vortheil. Denn die Häfen Norddeutschlands und Rußlands werden bei der Kälte, die dieser Tage eingesetzt hat, bald zugefroren sein, weswegen alle nach diesen Gegenden bestimmten Güter mit möglichster Beschleunigung abgefertigt werden müssen, woran der Rheder jetzt durch den Streik gehindert ist. Wahrscheinlich rechnen die Arbeiter darauf, daß in solcher Lage der oder jener Rheder aus der Noth eine Tugend macht und auf ihre Forderungen eingeht, um seine Güter noch rechtzeitig in jene Häsen bringen zu können. Auf der anderen Seite aber haben die Ausständigen mit dem Eintritt in den Streik zur Winterszeit gleichsam alle Brücken hinter sich verbrannt. Entweder Sieg oder — Massenelend, das ist hier die große Frage, vor die sie sich selbst gestellt haben. Denn, wenn schon unter gewöhn- Uchen Verhältnissen die Arbeitslosigkeit und da- Elend unter der niedrigen Bevölkerung im Winter lawinenartig anzu wachsen pflegt, wie muß das erst bei einem mißglückten Streik werden, wo die Ersparnisse der Familien aufgezehrt, die alten Plätze von zugezogenen Leuten besetzt, manche Arbeitsgelegenheiten vernichtet sind? ! Haben die traurigen Folgen eines solchen Streiks die Ausständigen genügend berücksichtigt? Es scheint nicht der Fall zu sein; denn eS ist unverkennbar, das die Rheder auch ihrerseits Grund haben, mit Zuversicht dem Ende deS Kampfes entgegenzu- sehen. Sie verfügen, wie schon gesagt, über eine gut ge fügte Organisation, an der jeder Theilnehmer festhalten muß, um nicht hoher Conventionalstrofe anheim zu fallen. Ferner steht ihnen das Aushilfsmittel zur Verfügung, fremde Arbeitskräfte heranzuziehen, die die Plätze der Streikenden besetzen. Es ist dies schon zum Theil geschehen, „Streikbrecher" aus England haben sich auf den Weg ge macht, und italienische Arbeiter werden sich nächstens in Hamburg einnisten. Der Zuzug gerade der Italiener wäre mit eine der unerfreulichsten Consequenzen der Arbeitsein stellung. Denn diese Leute stellen ungewöhnlich niedrige Anforderungen an das Leben; ihr Aufenthalt in Deutschland kann nur dazu dienen, den Lohn zu drücken m d den deut schen Arbeitern eine unerträgliche Concurrenz zu schaffen — Zustände, die man im Interesse unserer Arbeiterschaft nicht wünschen kann. Die Streikmänner müssen von Tag Moritzburg, den 23. November 1896. Mittelbach. zu Tag die großen Summen zusammenscharren, die ein solcher Riesenaussiand verschlingt. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Mittwoch, den 2. dieses Monats, fand Seiten des Herrn Bürgermeister Schubert im Beisein von Mitgliedern des Raths- und Stadtverordnetencollegiums im Sitzungssaal die feierliche Ueberreichung des Bürgerjubiläums diplomes an Herrn Bäckermeister Hermann Oheim Lösch ner statt. — Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Das Reichs-Postamt richtet auch in diesem Jahre an das Pub likum das Ersuchen, mit den Weihnachtsversendungen bald zu beginnen, damit die Packetmassen sich nicht in den letz ten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wo- durch die Pünktlichkeit in der Beförderung leibet. Die Packete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Cigarrenkistchen rc. sind nicht zu be nutzen. Die Aufschrift der Packete muß deutlich, vollstän dig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deutlicher Weise auf das Packet gesetzt werden, so em pfiehlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Bei Fleischsendungen und solchen Gegenständen in Leinwandverpackung, welche Feuchtigkeit, Fett, Blut rc. absetzen, darf die Aufschrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Am zweckmäßigsten sind gedruckte Aufschriften auf weißem Papier. Dagegen, dürfen Formulare zu Post- Packetadressen für Packetaufschriften nicht verwendet werden. Der Name des Bestimmungsortes muß stets recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. — Am Dienstag fand im Königl. Thiergarten zu Moritzburg eine Hofjagd statt, an welcher Se. Maj. der König, Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Fried rich August, sowie mehrere hierzu eingeladene Kavaliere Theil nahmen. Nach Beendigung der Jagd nahmen Se. Majestät der König mit Sr. Königs. Hoheit dem Prinzen Georg im Königl. Schlosse Moritzburg Aufenthalt, der bis 5. Dezember währt. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August kehrte am 1. Dezember Abend nach der Jagdtafel nach Dresden zurück. Im Gefolge Sr. Maj. und Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg befinden sich auf die Dauer der Anwesenheit in Moritzburg: Ihre Excellenzen der Oberhofmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt und der Oberstallmeister von Ehrenstein, ferner der Leibarzt Geh. Med.-Ralh l)r. Fiedler, der Flügeladjutant Major Frei herr v. d. Büsche-Streithorst und der persönliche Adjutant Rittmeister Graf Wilding von Königsbrück. Am Mittwoch und Sonnabend wird Jagd auf Kreyerner Revier, am Donnerstag auf Bärnwalder Revier und am Freitag die sogenannte Bildchenjagd abgehalten werden. Zu diesen Jagden sind Einladungen an Herren aus Dresden und der Umgebung der Jagdreviere ergangen. Die Rückkehr Sr. Majestät des Königs und Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg nach Dresden erfolgt voraussichtlich am Sonnabend Abend.