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Wochenblatt Ls. und Umgegend Amts-Blatt -k ! für Pulsnitz belegeamm-Messe: ^oclienblalf Fisnik. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Sllustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. vierteljährlich z.25 bei freier Zustellung ms Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 8K02 z.^o. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags so Uhr aufzugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum sv Reklame 20 Z. Bei Wiederholungen Rabatt. Nlle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. kennspreebep -X-lio. 18. X- -es König!, klmtsgenicttts und -es Sta-tpatkes 2» pulsnitL. Amtsblatt für den Bezirk des Uönigl. Amtsgerichts gulsnih, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Dhorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Friedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, tichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. L. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz ^Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. Donnerstag, den 24. Septemöer 1903 Wr. 114. Neueste Ereignisse. Reichskanzler Graf Bülow gab einem Wiener Jour nalisten Aufschluß über deutsch-österreichische Fragen. Der österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, ist von Kaiser Wilhelm L la suits der deutschen Marine gestellt worden. Kaiser Wilhelm hat sich in Wien dem Komponisten Koschat gegenüber über das deutsche Lied ge äußert. Der vom Oberbürgermeister von Berlin, Kirschner, am Dienstag im Auftrage des Kaisers in Dan zig getaufte Kreuzer erhielt den Namen „Berlin". In Rouen (Frankreich) ist der 12. Weltfriedens kongreß eröffnet worden. Der Appell des Kaisers an die deutschen Arbeiter. Anläßlich der Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wil helm I., den großen Begründer von Deutschlands Einigkeit, Macht und Größe, am Montag in Danzig hat auch eine Deputation der Arbeiter in den Staatswerkstätten zu Danzig dem Kaiser ihre Huldigung dargebracht und deren Sprecher, Maschinenmeister GlaShagen, hat im Namen der Arbeiter dem Kaiser für das große Wohlwollen und Vertrauen gedankt, welches der Kaiser wiederholt den deutschen Arbeitern geschenkt hat. Bedeutsam ist nun die hochherzige Antwort des Kaisers auf diese Ansprache, indem der Monarch in seiner Antwort nicht nur der Mitarbeiterschaft der Arbeiter am Aufbau des Deutschen Reiches seine volle Anerk-nnuna zollte, sondern auch in trefflichen Worten auSsührte, wie die Pflege des Deut schen Reiches und des Deutschtums im höchsten Interesse der deutschen Arbeiter sei. Der Kaiser wies ganz richtig darauf hin, das erst der Aufbau des Deutschen Reiche« auch dem Handel und der Industrie die gewaltige Entwickelung gebracht habe, die nun so viel kräftige Fäuste deutscher Arbeiter be schäftigen. Der Kaiser meinte deshalb, daß die deutsche Ar beiterschaft über die Eröffnung eine» so ungeheuer großen Feldes der Tätigkeit auch Freude und Genugtuung empfin den und das höchste Interesse diran haben müsse, daS Deutsche Reich ungeschmälert zu erhalten. In den Reihen des deut schen Heere« hätten ja auch viele Arbeiter Disziplin gelernt und diese Schulung in Verbindung mit dem hohen Stande der deutschen Arbeiterbildung setzen ja auch die deutsche Ar beit in den Stand, auf friedlichem Arbeitsgebiete Siege über Siege zu erringen. Diese AuSkührungen des Kaisers sollten überall als echte Kaiserworte gewürdigt und geschätzt werden, denn in ihnen offenbart sich der Kaiser ganz als Führer deS deutschen Volkes und aller Zeiner Teile. Hoch über der Par teien Gunst und Haß über dem kleinlichen Lärm und Zank de« Alltags stehend sieht der Kaiser mit der alten Deutschen gemeinsamen großen Vaterlandsliebe und den rechten vater ländische» Interessen auch die deutschen Arbeiter an daS Va terland gebunden, und keine Schatten der Gegenwart können ihn irre machen an dem Vertrauen, daS er auch den deut schen Arbeitern bei der Erhaltung und Verteidigung der höch sten Güter deS Vaterlandes schenkt. So gebürt dieser Rede de« Kaiser« an die Vertreter der Arbeiter in Danzig auch der edle Vorzug, daß sie da« Glück aller Arbeiter wie aller Bürger Deutschlands an die menschlich schöne Bedingung knüpft, daß alle für daS Wohl deS Ganzen, für da« Wohl de« großen Vaterlandes arbeiten müssen denn nur in dem Blühen, Wachsen und Gedeihen de« Deutschen Reiche« kann allein die Bedingung für die Wohlfahrt oller Staatsange hörigen enthalten sein, und dem großen Faktor der deutschen Arbeiterschaft darf auch dabei die Bedeutung und Anerken nung nicht versagt, aber «S muß auch die Aufopferung für da« Vaterland von ihnen gefordert werden, denn diese Auf opferung verlangt der Staat von jedem Bürger. Ein Un recht, eine Verdrehung und Entstellung der wirklichen Tat sachen ist e« aber auch, wenn anderweitig dem deutschen Ar beiterstand« di« Dinge so dargestellt werden, als wenn alle« Bestehende und zumal alle« Große und Bedeutende im heu tigen Staat«- und GesellschastSleben dem Wohle der Arbeiter feindlich gegenüber stände. Dergleichen Anschauungen existie re» nur i» den Köpfen fanatischer Hetzer und Demagogen > —— , oder rm Grifte solcher Leute, v.e den Staat für alle U.I^l verantwortlich machen wollen und die nicht daran denken, daß die Natur der irdischen Welt keine Vollkommenheit und keine reine Glückseligkeit ouskommen läßt. Vertliche uud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wer lange nicht recht herzlich gelacht hatte, dem war gestern Abend dazu im Wolf-Saal Gelegen heit geboten ; Tränen sind gelacht worden und lauter Jubel durchwogte den Saal. Die Victoria-Sänger entwickelten ein sehr gutes Programm, musikalisch wie auch humoristisch. Ein musikalischer Genuß waren die Quintette und Doppel- Quartette, einem so schönen harmonischen Zusammensingen konnte man nur mit Wohlgefallen lauschen. Der Humor war stark vertreten. Die Victoria-Sänger haben wirklich nur gute Humoristen und einen vorzüglichen Damendarsteller, die man hierorts wohl nicht gehört hatte. Alles in allem: Angenehme und heitere Stunden haben die Besucher der Victoria-Sänger verlebt und wer fehlte, hat viel versäumt. Ein zweiter Besuch der Victoria - Sänger in Pulsnitz wird nur mit Freuden begrüßt werden. Pulsnitz, 24. September. Bei dem gestern in hie siger Stadt abgehaltenen Vrehmarkte gelangten zum Austrieb: 75 Kühe, 45 Ochsen und 125 Schweine. Pulsnitz. Jahrmarkt in der Stadt! Es ist Fest tag heute, und gar vieles wird geboten. Goldig strahlt die Sonne vom Himmel und lockt sie herbei alle die lustigen Käufer von den benachbarten Dörfern. In dichten Scharen kommen sie denn auch herbeigeeilt zur Stadt, wo sich schon seit frühen Morgenstunden ein lustige« Treiben, ein Jahr- marktSrummel in deS Worte« wahrster Bedeutung entwickelt hat. Dudelsackpfeifer und Leierkasten wechseln unablässig mit Blasorchestern, um so den Ohren derjenigen, die zuzuhören gerade verdonnert sind, einen wahrhaft erquicklichen SchmauS zu bereiten. So ziehen sie seit dem frühen Morgen herum und hinter ihnen, dem Rattenfänger vergleichbar, eine Schar von Kindern. Doch je näher der Nachmittag heran, kommt, desto reger wird das Leben. Immer mehr und mehr füllen sich die Straßen und immer größer wird da« Ge dränge und immer gefährlicher wird die Passage. Laut lachend und jubelnd stehen sie oder ziehen sie die TruppS der jungen Burschen mit ihren lustigen Mädel« in jugendlich übermütiger Weise einander neckend. Mit lautem Geschrei preisen die fremden Händler ihre einzig dastehenden, allein tadel losen Waren an. So geht man durch die Straßen und immer sieht man neue Bilder und immer hört man neue Stimmen. Und waS wird erst alle« an Belustigungen geboten! Kommt man auf den Schützenvlan oder nach dem Herrnhau«, man möchte meinen, eS sei Marienschießen oder dergleichen. Hippo drom, Schießbuden, Karouffel, Schaukeln, Photographie, Welt wunder u. s. w. alle« ist herbeigeeilt, um der tollen Jugend sowohl, als auch den ruhigeren Alten reichlich Gelegenheit zum Vergnügen und Amüsement zu geben. So reges Le ben ist wohl noch nie zum Jahrmarkt hier gewesen! In der Tat ein Leben wie im Sommer und dabei ist heute Herbst- anfang! —r. Pulsnitz, 24. September. Heute Vormittag gegen 11 Uhr wurde auf der Kamenzer Straße ein Obersteinaer Ein wohner von einem Schlaganfall getroffen, und in dem hiesigen Krankenhaus, in dessen unmittelbarer Nähe sich der bedauer liche Unfall ereignete, untergebracht. — Heute Donnerstag früh 7 Uhr trat die Sonne in da« Zeichen der Wage — der Herbst begann. Mit Macht wird eS nun Herbst; die Herbstzeit knüpft an den nahen MichaeliStag an, seit Altem ein gewichtiger Markt-, MietS- und ZinStag in Stadt und Land, nicht weniger bedeutsam einst, wie der folgende MartinStag. Von Michaeli« beginnt im großen Maßstabe auch die Gänse-Mästung, auf daß zu Martini auf jedem Familientische einer der bei den Haus frauen besonder« beliebten Bratenvögel sich präsentiere. Herbstbeginn bedeutet auch den Anfang neuen regen GeschäftS- leben«. Es dreht sich nicht bloS um Holz und Kohlen, die Familien-HauShaltungen machen ihre Ansprüche. Noch ein kurze« Verzögern, und die Sommerkleidung muß der für die kältere Jahreszeit weichen. Langsam damit, aber sicher, und wer auf die Dienste der Geschäftswelt in dieser Beziehung angewiesen ist, der tut gut, bei Zeiten zu bestellen. — Kann der Handwerker eine geforderte Offerte be zahlt verlangen? Diese wichtige Frage hat da« Reichsge richt vor kurzem tm bejahenden Sinne entschieden. In dem Urteil wurde auSgesührt, daß die Offerten oftmals 55. Jahrgang. lcdijj.ich nur zur E.ztclun^ niedrigerer Preise eingeholt wür den. Obgleich nur eine Offerte den Auftrag erhalten könne, würde ost da« Zehnfache derselben eingefordert. Der Offert geber handle im guten Glauben, den Auftrag eventl. zu erhalten. Doch sei diese« in vielen Fällen nicht zutreffend. Durch die Anfertigung derartiger Offerten erwachsen dem Geschäftsmann häufig große Kosten, ohne auch nur die ge ringste Aussicht auf Erfolg. Die Offerte stelle >omit eine geforderte Leistung dar, welche gesetzlich zu vergüten sei. Das im Falle der Auftragerteilung ffür die Offerte eine Bezahlung nicht verlangt und auch nicht bewilligt wird, kann wohl als selbstverständlich angesehen werden. — Die Staatsbahngeneraldirektion gibt bekannt, daß, wenn Anträgen auf Erstattung von Fahrgeld aus Billig keitsrücksichten entsprochen wird, vom 1. Oktober d. I. an von dem zu erstattenden Betrage für jede Fahrkarte eine Mark als Schreibgebühr abgezogen wird. Bei Anträgen, die sich auf mehrere zusammen (für eine Familie oder Ge sellschaft) gelöste gleiche Fahrkarten oder auf mehrere an schließende Fahrkarten für eine Reise beziehen, kommt die Schreibgebühr nur einmal zur Anrechnung. Radeberg. Berechtige« Aufsehen erregt in hiesiger Stadt der bestimmt bevorstehende Zusammenbruch d«S Rade berger Bankvereins Galle, Schulz« L Co. Der leitende In haber Herr Bankier Otto Galle ist seit mehreren Tagen spur los verschwunden, Dem Drängen der Gläubiger Folge gebend, sind am Dienstag die Kassenschränk« im Geschäftslo kal Kirchgaffe durch einen von Berlin telegraphisch herbeige rufenen Monteur der liefernden Geldschrankfirma mit großer Mühe gcöffnet und lächerlich kleine Summen vorgefunden worden. Der bevorstehende Konkurs wird außer den direkt Beteiligten voraussichtlich noch eine ganze Anzahl hiesiger Geschäftsleute in Mitleidenschaft ziehen. Der Aufenthalt Galle'S ist zur Zeit noch unbekannt. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß langjährige verfehlte Spekulationen den Zusammenbruch herbeigeführt haben. Radeberg. Was schon seit längerer Zeit in eingeweihten Kreisen vorauszusehen war, ist nun leider zur Tatsache geworden: Der Radeberger Bankverein Galle, Schulz« L To. ist in Konkurs geraten. Ueber den zur Zeit bekannten Stand des Unternehmen- sei Folgendes bekannt: Der leitende Jnbaber Bankier Otto Galle hat hauptsächlich mit ihm persönlich bekannte Herren als Komman ditisten heranzuziehen gewußt. Selbstverständlich sind für diese die Einlagen verloren. Der Bankverein hat in den letzten Jahren wiederholt Grundstücke in bedenklicher Höhe beliehen, die er dann später bat annehmen müssen. Galle hat nie übertriebenen Auf wand gehabt, er war ein fleißiger, bescheidener Mann, d«r sich großen Vertrauens erfreut«. Die Spareinlagen in Höhe von ca. 40 000 Mark sind von ihm im Geschäft verwendet worden und natürlich verloren. Als Einleger kommen mehrere gut situierte hiesige Bürger in Frage. Den Hauptanteil der Passiven werden die noch laufenden Accepte des Bankvereins bilden, über deren Höhe sich nichts Bestimmtes sagen läßt, da der verschwundene Bankier Galle alle diesbezüglichen Bücher mit sich genommen hat. Die Höhe der Passiven beträgt etwa '/« Million Mark. Die Ak tiven sind verschwindend gering, sodaß man die Befürchtung auS- sprechen hört, der Konkurs werde wegen Mangels an Masse abge wiesen werden. In dem Kaffaschrank wurden ganze 1 Mark 34 Pfg. und 181 Heller vorgesunden. Die anvertrauten offenen De pots sind sämtlich von Galle weiter verpfändet. Die in dem neu angeschafften SaseS-Schrank in vermieteten Fächern etwa enthal tenen Werte sind selbstverständlich vorhanden. Für 4500 Mk. zum Verkauf überlassene Pfandbriefe der Sächs. Bodenkreditanstalt hat Kalle in seinem Nutzen verkauft. Auch der Erlös aus der S«i- floh'tchen Konkursmasse ist verschunden. Galle hat sich in der letz ten Zeit nur noch durch Wechselreitereien über Wasser zu halten vermocht. Die Geschäftsbücher sind äußerst mangelhaft geführt, vor allem nicht nachgetragen. In letzter Zeit wollte Galle einen Prokuristen einstellen, dessen Geschäftseinlage in Höh« von 7000 Mark ebenfalls verloren ist. Einen gleichen Betrag hat der Ein getretene noch rechtzeitig gerettet. Die Außenstände scheint Galle zum Teil fingiert zu haben, um Wechselkredit zu erhalten. Galle ist seit Sonnabend spurlos verschwunden. Er werd steckbrieflich verfolgt. Von Berlin aus ist ein Tegramm Galle'« eingegangen: „Erhalte von Rotschild 15 000 Mark" und ein weitere-, daß er nach Hamburg zu Rotschild reis«. Beide Telegramme sind jeden falls nur zur Irreführung ausgegeben. — Se. Exzellenz der Reichkanzler und preußische Mini sterpräsident Graf v. Bülow traf am gestrigen Mittwoch, mittags in Dresden ein und begab sich nach Schloß Pill nitz, wo ihn S«. Majestät der König empfing. '/,11 Uhr war Taselfrühstück. Um 3 Uhr traf Graf v. Bülow, der bekanntlich Ehrenpräsident des Hauptausschusses der Deutschen SiädteauSstellung ist, im AuSstellungLpalast der Deutschen Städteausstellung ein und wurde hier offiziell von der Stadt begrüßt. Der Reichskanzler reiste abends nach Berlin zurück. — Prinz Max von Sachsen, Professor der Theologie an der Universität Freiburg in der Schweiz, früher Kaplan in Nürnberg, macht zur Zeit «ine Reise nach Palästina.