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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Son», und Flerlage. «MgSpr«: Bei Abholung 14 tägig 1.—RM., frei Hau« 1.10RM. etnschl.^i bez. IS Pf. «ragerlohu. Postbezug monatl. 2.S0 RM. Dir Behinderung »er Lieferung rechtfertigt keiueu Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreise«. HeitmrgsauSgabr für Abholer tchgNch 4-0 Uhr nachmittag«. Preise und Nachlaßsätze bet Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 — Für bas Erscheinen von Anzeigen in bestimmte» Nummer« und an bestimmte« Plätze« keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis oorm. 10 Uhr aufzugeben. - Verlag: Mohr 5 Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann «. Gebrüll Mohr. Hauptfchrtftlriter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmaan, PisiSnch. Verantwortlich für Anzeigen, Hetmatteil, Sport, Feuilleton, Kunst °nd Wissen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter MoA Pulsnitz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 551 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz- Nr. 179 amtes zu Kamenz 92. Jahrgang Freitag, den 2. August 1940 ^msMKSWMWUM^ —— Deutschland klar im Vorteil Wie in USA die Lage Englands beurteilt wird MlV. Neuyork, 2. 8. Die Lage Englands wird in den Bereinigten Staaten von Tag zu Tag pessimistischer be urteilt. Bor allem ist man sich hier durchaus darüber im klaren, Laß die unablässig und hart durchgeführten deutschen Luftangriffe schwerste Schäden Hervorrufen. Dieser Eindruck hat sich in Ler amerikanischen Oeffentlichkeit Lurchgesetzt, ob wohl die zensierten Berichte aus London meistens nur vor sichtige Andeutungen enthalten. Vielfach wird auch hervor gehoben, Daß ein eigentlicher Großangriff noch nicht einmal begonnen habe. 2n der Neuyorker Tageszeitung „Pic tu re Maga zine" führt ein militärischer Mitarbeiter drei Hauptgründe an, warum die in England durch die deutsche Luftwaffe! angerichteten Schäden größer seien als umgekehrt: 1. besitze und benutze Deutschland mehr Bombenflug zeuge; 2. würden die deutschen Angriffe meistens bei Tages licht durchgeführt, während England an den we niger wirkungsvollen Nachtangriffen fest hatte; 3. könnten die Deutschen sich auf die verhältnismäßig kleinen britischem Inseln konzentrieren, während die britische Luftwaffe drei Viertel des Kontinents als Aktionsgebiet habe. Dabei verharre die britische Luftwaffe nicht etwa aus freien Stücken auf den Nachtflügen, Lie vielmehr ein Beweis für die Unterlegenheit der englischen Luftwaffe seien. Die Annahme, daß die deutsche Luftwaffe ihre Aufgaben erfülle, werbe auch dadurch bestätigt, Laß die Engländer sich weiger ten, neutrale Pressevertreter nach Len bombardierten Ge bieten zu bringen. Daß diese Möglichkeit nicht angewandt werde, spricht für sich selbst. Eine Aeußerung des britischen Schiffahrtsministers Croß, der in einer Rundfunkrede u. a. sagte, die gegnerische Aktion könne jederzeit „plötzliche Amdispositonen im Gebrauch der britischen Häfen" erforderlich machen, wird von Associated Preß als erstes amtliches Eingeständnis bezeichnet, daß einige Ler größten Häfen Englands heute praktisch geschlossen seien, während der normale Verkehr in den anderen Häfen durch die Kriegsbedürfnisse beeinträchtigt werde. „Neuyork Post" befaßt sich mit den Auswirkungen der Blockade auf England und schreibt, wenn England wirk sam blockiert werde, fei es im gleichen Augenblick von über der Hälfte seiner Lebensmittelversorgung abgelchnitten. Eng land sei nicht nur eine Insel, sondern ein dichtbevölkertes hochindustrialisiertes Gebiet, dessen Existenz von der un unterbrochenen Ankunft des Nachschubs und dem schleunigen Transport von den Seehäfen nach den industriellen Jnlands- zentren abhänge. Sinnloser britischer Luftangriff auf Hannover Bomben aus 5000 Meter Höhe im Schutze einer mehrere tausend Meter starken Wolkendecke Ein Wohnviertel getroffen — Mehrere tote und verletzte Zivilpersonen Tief hängen die Wolken m der Nacht zum 1. August über der nordwestdeutschen Tiefebene, vielleicht kaum 400 Meter hoch, aber sie reichen in große Höhen empor. Es herrscht Sprühregen. Kein Flugwetter also oder mindestens kein Welter, bei dem der Flieger irgendetwas von der Landschaft unter sich erkennen kann. Und niemand in Hannover denkt auch nur entfernt daran, daß ihn in dieser regnirischen Nacht die Sirenen in den Keller schicken werden. Die große Stadt schläft unter dem Schleier dieser un durchdringlichen Wolkendecke; und doch geschah es in dieser stock dunklen Nacht, daß Hannover das Ziel eines feindlichen Luft angriffs wurde, daß Bomben mitten ins Stadtgebiet fielen und einige Opfer forderten, keine Opfer freilich, die London auf der Aktivseite seiner Kriegsunternehmungen, die sowieso nichts von Belang aufweift, buchen könnte. Nein, ein zertrümmertes Wohnhaus und einige tote und schwerverletzte friedliche Bürger, sonst nichts. Bald nach 1 Uhr nachts hallt das Warnungssignal, also doch! Weiß der Teufel, was der Engländer tn dieser Nacht zu erreichen gedenkt! Sehen kann er von oben nichts, und daß er durch die niedrige Wolkendecke stoßen wird, ist mcht anzuneh men — er kennt die Wirkung der deutschen Flak zu gut. Herr Churchill hat es ja selbst gesagt: Die britischen Flieger werden ihre Bomben aus größter Höhe abwersen, da sie im Tiefslug zu hohe Verluste haben würden. Fünf feindliche Bombenflugzeuge flogen Hannover in dieser Nacht an, und zwar in großer Höhe. Sie wurden von dem Flakseuer, das durch die Wolkendecke geschoßen wurde, abge drängt und zu einer Kursänderung gezwungen, ohne ihre Bom ben 'abwerfen zu können. Eine sechste Maschine indessen, die gegen 2 Uhr nachts Hannover altflog, warf zwei Bomben ach die in'Has Gebiet der Südstadt fielen. Hier ist weit und breit keiner lei militärische Anlage zu finden, ganz zu schweigen von RL- stungsbetrieben oder ähnlichen Unternehmungen. Ganz davon ab gesehen aber hatte der feindliche Flieger, der diese Schandtat auf sein und Englands Gewissen geladen hat. gar keine Möglichkeit, in dieser mondlosen Nacht und aus einer Höbe von wenigstens 5000 Metern irgendein Ziel unterhalb der mehrere tausend Mei ter starken Wolkendecke zu erkennen. Zu feige, um die Wolken decke zu durchstoßen und KL ei« Ziel zu suchen, warfen drei« Soldaten Serner britischen Majestät ihrs Bomben.auf die Wohm siänen rrieoncher Burger. Bomven Mweren Kairoers, wie ois Verwüstungen, die sie anrichteten, zeigen. Während die eine auf die Straße fiel und die Fronten mehrerer Häuser stark beschä digte, traf die zweite den Hinteren Teil eines Gebäudes. Sil durchschlug das leichlgebaute Haus, einen Bau aus dem Zahl 1926 — und zwar in nahezu senkrechtem Anprall. Auch das lägt auf die Höhe schließen, aus der der Feindflieger seine Bombest abwarf. Dies ist, wie es nach den ähnlichen Angriffen auf Düffel dorf, Offenbach usw. scheint, die neue Art der englische» Kriege sührung. Bomben auf Wohnviertel, Mord an Zivilisten. aU Frauen und Kindern, sinnlose Zerstörung von Wohnhäusern. Deutschland hat schon seit Beginn dieser Angriffe feststellen können, daß britische Flieger ziemlich wahllos ihre Bomben abwarscn; neuerdings aber Haufen sich die Zerstörungen in den Wohnvierteln unserer Städte in einer Weise, die keinen Zweifel mehr daran läßt, welche Formen Herr Churchill selbst dem Luftkrieg zu geben wünscht. Wenn er etwa glaubt, mit diesen Methoden die Wider standskraft des deutschen Volkes schwächen zu können, so ist er schlecht beraten. Die gerechte Empörung der Bevölkerung über diesen feigen Mord ist durchaus nicht das, was er viett leicht erwarten zu können hoffte. Wir wissen, daß dieser Krieg nicht durch solche Nadelstiche — denn als etwas anderes kann man diese traurigen, in kriegstechnischer Hinsicht belanglosen Ergebnisse der britischen Lustkriegsührung nicht bezeichnen — entschieden wird. Die deutschen Angriffe auf englische Stützpunkte werden Herrn Churchill bewiesen haben, daß unsere Luftwaffe bet ihren erfolgreichen Angriffen, die nur ein Vorgeschmack von dem sind, was England zu erwarte« hat, weder den Schug der Wolkendecke noch den der Nacht benötigt, um ihre Ziel« zu treffen. Das weiß die Bevölkerung, und so beklagenswert im einzelnen Fall die Folgen dieser britischen Brutalität sein mögen — wir stehen im Krieg und wissen, daß ein Krieg Opfer verlangt. Hannovers Bevölkerung hat dieses Attentat mit kühler Gelassenheit r.^sndn»men. Sie vertraut aus oi« deutsche Luslwafse. haupthema: Innenpolitik Englische Unzufriedenheit mit Duff Cooper und Sire John Anderlon Laut Stockholmer „Nya Daglight Allehanda" beginnt sich setzt die Diskussion im englischen Unterhaus von der Außen politik auf die Innenpolitik zu verlagern, vor allem auf solche mnerpolitischen Fragen, deren Ursprung in der Außenpolitik zu suchen ist. Das Blatt erklärt in diesem Zusammenhang, daß der Hauptstoß gegen Duff Cooper und Sire John Anderson zq erwarten sei. „Daily Herold" kritisiert sehr scharf, daß schon wieder eins geheime Sitzung des Unterhauses stattgefunden habe. Er bezeich net diese Sitzung als eine „totale Verdunkelung der hell leuchtenden Sonne des Unterhauses, die lebenspendend für die Nation war. Die englischen Beziehungen zu verschiedenen Mächten in Europa und Asien seien sehr schicksalsvoll. Die englische Oeffentlichkeit erhalte kei nerlei Information über die Grundlagen der britischen Außen politik, die dem Unterhaus mitaeteilt worden sei. Die engltschs Oeffentlichkeit dürfe nicht wie Kinder behandelt werden, die zu Bett geschickt würden, wenn die Eltern vertrauliche Dinge zu besprechen hätten. Ter Londoner Korrespondent des schwedischen Blattes stellt fest, daß drei Stunden vor dem Zusammentritt des Parlaments die Oeffentlichkeit damit vertröstet wurde, man solle die Rede des Unterftaatssekretärs Butler abwarten. Churchill habe die Parlamentsmitglieder neugierig gemacht, indem er erklärte, der Unterstaatssekretär habe zwei Versionen für seine Rede. Die Abgeordneten, die die längere Version hören wollten, stimmten für die geheime Debatte. Die Angriffe auf Duff Cooper wurden von der Presse fort gesetzt, so besonders vom „Daily Herald". Das Blatt erklärt, baß die britische Propaganda von Anfang an nichts wert gewesen sei. und meint, nur wenn Churchill spreche, werde Englands Stimme gehört. Anderson wird weiter wegen der Internierung angegriffen. Unter den Internierten befindet sich neuerdings wieder ein Familienangehöriger des der britischen Regierung angehörenden Lord Croft, und zwar der Schwiegersohn des Lords, ein emi grierter Rechtsanwalt namens Uhlmann, der in London den Freien Deutschen Kulturverband gegründet hatte. Sogar die Schwester von Lord Trost ist unter Polizeiaufsicht gestellt worden. „Nya Daglight Allehanda" meldet weiter, daß auch Butler und Halifax schärfer Kritik ausgesetzt gewesen seien. „... ob Hitler den Autobus verpatzt hat?" Während die enttäuschte englische Oeffentlichkeit ihrem Mi nisterpräsidenten bittere Vorwürfe über seine Drückebergerei im Unterhaus macht und es sich wie „Daily Herald" verbittet, „wie ein Kind behandelt zu werden das zu Bett geschickt wird, wenn die Erwachsenen ernste Probleme zu diskutieren haben", reist Herr Churchill durch die Küstengebiete Nordenglands, um sich über den Stand der Vorbereitungen für den von ihm ge planten mörderischen Krieg zu unterrichten. Bei einer Ansprache an die dort beschäftigten Arbeiter ent fuhr Churchill der klassische Satz: „Ich weiß nicht, ob Hitler den Autobus verpaßt hat. Was weiter auch immer geschieht, diesmal wird er keine so bequeme Fahrt Haven, wie dies viel leicht noch vor wenigen Monaten der Fall war." Wenn Churchill hofft, damit bei seinen Zuhörern Hoffnun gen zu erwecken, an die er selbst wohl kaum glaubt, so möchte man dies doch wohl bezweifeln. Vielmehr hört man aus Chur chills Worten das Geständnis, daß er selbst über die nächste Zukunst vollkommen im Dunkeln tappt und in dumpfer Ver zweiflung abwarten muß, wie Deutschland den Fortgang des von ihm heraufbeschworenen Krieges bestimmt. k Starle moralische Wirluug deutscher Bomben Wie aus England kommende Berichte besagen, ist die mo ralische Wirkung der deutschen Bombenangrisse sehr groß. Insbesondere hätten die Munitionsfabriken im Norden sehr stark unter Arbettsstundenaussall durch Luftalarm zu leiden. Auch die letzten Schisfsversenkungen hätten ungeheueren Eindruck und die Bevölkerung nervös gemacht. Dazu komme das fehlende Vertrauen zu den amerikanischen Lieferungen und die Ungewißheit über die kommende Haltung Südafrikas.