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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prsenumvraiiäo. ÄMM für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Lorpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend, ärgern für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 4. November I88V. 5. Jahrg. 130. Bekanntmachung. Die diesjährige Herbst-Control-Versammlung für die Mannschaften der Stadt Zwönitz erfolgt Freitag, den IS. November Vormittags Vzlv Uhr, in HMer's Garten zu Stollöerg. Da Gestellnngs-Ordre nicht mehr ausgeschickt werden, so hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu geben, widrigenfalls er sich der Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Zwönitz, am 3. November 1880. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Es ist nun einmal das eigenthümliche Vorrecht der Presse, daß sie, wenn ste keine „Bocke" schießt, auf die „Enten" - Jagd geht. Bei ihrer letzten Jagd hat sie mit einem Schüsse zugleich drei solcher „Enten" und zwar recht fette Exemplare, geleistet und selbstverständlich dieselben geschmackvoll zubereitet, ihren Lesern vor gesetzt. Die erste Ente war wieder mal der Rücktritt des Fürsten Bismarck, die zweite, der Rücktritt Gladstoue's und die dritte, der Rücktritt des französischen Premiers und Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten Barthelemy St. Hilaire. Alle drei diese „Sensations nachrichten", welche von Wien aus ihren Ausflug nahmen, bestätigten sich nicht. Was die Ankündigung des Rücktritts des Fürsten Bismarck angeht, so wird kein verständiger Deutscher glauben, daß der Fürst in dem Augenblicke, wo er mit der wirthschaftlichen Reform des Vaterlandes begonnen, die Flinte in's Korn werfen werde; im Gegentheil, er wird jetzt nur um so fester und sicherer seinen Stand punkt behaupten, weil er die wirthschaftliche Reform des deutschen Reiches jedenfalls als den Schlußstein seiner patriotischen Herkules- Arbeit betrachten wird. - Es hat einige Verwunderung erregt, daß Herr Graf von Lerchenfeldt, der künftige Gesandte Bayerns, am kgl. preußischen Hofe, sich nicht unter den für den Bundesrath jüngst ernannten Vertreter der bayerischen Regierung befindet; es hat dies jedoch, wie wir vernehmen, seinen Grund lediglich in dem Umstande, daß die Ernennung des Herrn Grafen v. Lerchenfeldt zum Gesandten in Berlin zur Zeit noch nicht formell vollzogen ist, so daß auch seine Ernennung zum Bevollmächtigten beim Bundesrathe bisher noch nicht erfolgen konnte. Beide Ernennungen werden indessen in kürzester Zeit zu gewärtigen sein. Aus Berlin wird gemeldet, daß ein Gesetzentwurf zur Be kämpfung der Trunksucht, welcher dem Reichstag wahrscheinlich schon in der nächsten Session vorgelegt werden soll, in Vorbereitung ist. Ueber die Mittel, mit denen diesem Uebel entgegengetretcn werden soll, verlautet jedoch noch wenig. Angeblich soll es sich u. A. darum handeln, die durch Trunksucht begründete Strafmilderung oder Straf losigkeit bei Verbrechen und Vergehen aufzuheben. In diesem Sinne haben sich auf dem neulichen Congreß deutscher Strafanstaltsbeamten zu Hamburg gewichtige Stimmen ausgesprochen. Oesterreich-Ungarn. Der in Pest weilende französische Botschafter, Graf Duchatel, hat die allseitig verbreitete Nachricht, als wenn er über die Modalitäten betreffs der Abberufung der Flotte verhandeln würde, dementiren lassen. Er wollte nämlich nicht in einem Lichte erscheinen, daß er einen Schritt unternehme, der das „europäische Einvernehmen" stören könnte und zwar in einem Augen blick, wo die hier weilenden Botschafter Englands und Deutschlands bestrebt sind, das „europäische Einvernehmen" auf neuen Grundlagen zu rekonstruiren. Es scheint, daß die bekannte Erklärung des Baron Haymerle, „die gemeinsame Negierung werde sich an keiner Maß nahme betheiligen, welche in ihrer weiteren Entwicklung die Monarchie zu einer kriegerischen Aktion gegen die Pforte führen könnte", ihre Wirkung auf die englische Regierung nicht verfehlte, denn England giebt sich gegenwärtig alle Mühe, seine Pläne so zu mäßigen und zu gestalten, daß sie auch die Zustimmung Oesterreich-Ungarns er halten; Sir Elliot setzt hier alle Hebel in Bewegung, um eine Ver ständigung mit Oesterreich-Ungarn herbeizuführen. — Unverkennbar ist die Orient-Aktion in eine neue Phase getreten, die der obigen Erklärung des Baron Haymerle, daß die Anwendung von Zwang maßregeln gegen die Pforte ausgeschlossen sei, entsprechen soll. Jedoch, man bezweifelt hier, daß es den Botschaftern gelingen werde, die Bedingungen des neuen europäischen Einvernehmens festzustellen, denn es ist kaum denkbar, daß England sich plötzlich zu einer solchen Umkehr entschließen könnte, wie das die obige Erklärung Haymerle's zu verlangen scheint. Frankreich. Ueber die weitere Ausführung der Märzdecrete liegen aus Paris folgende Meldungen vor: In mehreren Departements sind am Sonnabend die Märzdecrete gegen die Congregationen der Recollecten, der Dominkaner, der Pores du sacrö coeur und Mönche vom Lateran zur Ausführung gelangt, ohne daß dabei ein bemerkens- werther Zwischenfall vorkam. Gegen die in Paris befindlichen Con gregationen ist auch Sonnabend noch keine weitere Maßregel in Vollzug gesetzt worden. Am nächsten Mittwoch sollen die Decrete weiter ausgesührt werden. — In Marseille begab sich am Sonnabend eine Deputation angesehener Katholiken zu dem Präfecten, um demselben einen gegen die Ausführung der Märzdecrete gerichteten Protest zu überreichen. Der Präfect lehnte den Empfang der Deputation ab und erklärte, er betrachte alle als Rebellen, welche dem Gesetz nicht gehorchten. Der Führer der Deputation wies die Bezeichnung Rebellen mit Entschiedenheit zurück und erklärte: Wir protestiren nickt gegen das Gesetz, sondern gegen die Decrete. Die Deputation ließ darauf den Protest im Bureau des Prefecten zurück. Letzterer aber hat denselben an die Unterzeichner zurückgesendet. Ruhland. Aus Petersburg eingegnngene Berichte bezeichnen die Nachricht, daß der Czar wiederholt leichte Schlaganfälle erlitten habe, als vollständig unrichtig. Kaiser Alexander wurde allerdings von einigen schweren Ohnmächten befallen, als Ursache derselben haben aber die Aerzte eine bedenkliche Erregung der Nerven in Folge der jüngsten Mord Attentate angeführt. Dagegen erfährt die „Wiener Presse" aus Berliner Hofkreisen, daß der geistige Zustand des Czaren den Thronwechsel unbedingt zur Folge haben müsse. Uolrates un- Sächsisches. — Telegramme nach Nordamerika werden voraussichtlich den 1. December nicht unwesentlich theuerer, indem sich die drei Kabel gesellschaften über eine gleiche Höhe der Gebühren geeinigt haben. Dieser Gebührenantheil jeder Kabelgesellschaft für die ihre Linien passirenden Telegramme ist auf 3 Bi. pro Wort festgesetzt worden, so daß z. B. ein Wort nach New-Jork 3 M. 50 Pf. kosten würde, anstatt jetzt 90 Pf. Dresden. Am 31. October beging das königl. sächs. Garde- Reiterregiment die Feier seines 300jührigen Bestehens. Anläßlich dessen bringt das „Militär-Wochenblatt" in seiner neuesten Nummer eine interessante Uebersicht der Erlebnisse des Regiments in dem langen Zeitraum und schließt dieselbe mit den Worten: „Das Garde-