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MsnitzerMckenblaN Ftrnspr. «r. 18. Ttl^Adr. Wvch«b!at!PvI«>lit Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz. Sonnabend, den 24, Juni 1922 Nummer 74. Amtlicher Teil Waren Aus Blatt 410 des Handelsregisters ist deute die Firma Otto Haufe in Großröhrs dorf und als ihr Inhaber der Ledersabrikont Paul Otto Hause daselbst eingetragen morden. - Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und Veräußerung von Leder- Der gefährliche tote Punkt. Die durch da» Scheitern der internationalen Anleihe geschaffrne schwierig« »>,« und di« dara«r entstanden« Unmöglichkeit, die gesamt, Höhe der deut- schen Reparation,»«rpfitchtur gen endgültig sestt«l«gen, Haden in Verbindung «tt de» Befürchtung eine» neuen Sturze» d:r deutsch«« Mark «inen sehr gesährlichen toten Punkt für die gesamte politische, finanzielle und auch wirtschaftliche Jage geschaffen. ES muß jetzt geradezu »«fürchtet werden, daß all« dies« nachteilig«» Umstünde nicht nur all« Hinan,pläne der deutschen riegteruns Ader den Haufe« werfen, sondern auch die ferneren Reparationszahlungen Deutschland» «nmög- Oertlich« und sächsische Angelegenheiten. Pnlonitz. (Volksschule.) 2» recht ergötz, kicher Weise sagte Herr Studienrat Kaubisch aus Bautzen im letzten Elternabend wichtige Wahrheiten über das Wandern und Reisen der Erwachsenen: Es kommt dabei nicht darauf an, wie weit «an sich von zu Hause entfernt und wieviel Geld man vertut, sondern daß man versteht, Schönes oder Neues mit Herz und Sinn in sich aufzunehmen. Wer das kann ist glücklich und findet auch in der Heimat Befriedigung. Licht, bilde: zeigten Beispiele von Schönheiten, denen der Bortragende in der Heimat begegnet ist. Die Jugend, besonders die Schuljugend, hat aber für solch ver innerlichtes Wandern nicht ohne weiteres Verständnis; sie will dabei ihr kindliche» Vergnügen haben. Gesang, Spiel, Lanz, Erzählen, Aufführung, Klettern, Baden, Abkochen usw. bieten ihr dies. Da erlebt sie etwas, da kann sie sich austun, und sw gewinnt das Wandern, das ihr Gelegenheit zu edler Freude gibt, lieb. Herr Kaubisch betonte: Solche Wanderungen, auf denen natürlich auch viel, aber ungezwungener, gelernt wird, sind für den Lehrer viel anstrengender als ein Unterricht, bei dem die Kinder geordnet in den Bank« reihen sitzen. Die freudige Stimmung der oorgefkhrten Wanderbilder teilte sich bald den Zuhörern mit; es darf angenommen werden, daß der Vortrag, der auch den Lehrern manche Anregung bot, viele Eltern Freunden des Jugend- und Schulwanderns gemacht hat. — Der Schulchor umrahmte die Veranstaltung mit flotten Wanderliedern. Pulsnitz. (Wirtschaftlicher Vortrag.) Gestern Abend sprach im voll besetzten Schützenhaus« saale Herr Senator BeDthien, M. d. R. über dis be drängte L^gs des Wirtschaftslebens. Aus seinen Ausführungen ging hervor, daß unsere wirlschaftlichs Lage sehr ernst ist. Deutschlands Sein oder Nichtsein liegt bei Frankreich, das uns am liebsten ganz und gar in Schutt und Asche legen möchte. Frankreich ist jetzt das mächtigste Land, da es die Abrüstung nicht mttgemacht hat. England hat einen großen Fehler begangen, nämlich auf unsere Abrüstung zu drängen. England hat selbst abgerüstet und somit ist PoincarL jetzt mächtiger als damals Napoleon. Frankreich ist auch für England gefährlich geworden, denn England - kann Frankreich nicht entgegentreten. Wir sind auf uns selbst angewiesen und unsere Zukunft liegt in unserem eigenen Willen zu leben. Unser Gold ist unsere Arbeit und damit müssen wir exportieren. Mit den Engländern und Amerikanern treten wir in schwerste Konkurrenz, aber wir kommen bald an die Grenze der Konkurrenzfähigkeit. Es kommt eine Kri« sis in der Industrie. Wir müssen Einkehr halten bei uns selbst und unsere Arbeitsleistung höher spannen. — Weiter streifte Redner unsere Steuerlasten. Wir haben Steuern wie kein Land der Welt. Die Entente stellt neue Forderungen und wir müßten aus diesem Grunde die Steuerlasten erhöhen, «der im Reichstag finden diese Forderungen ein geschlossenes „Nein? von links bis rechts. — Auch die Genueser Verhand lungen kamen zur Sprache. (Thesen von Genua.) Etwas Ersprießliches sei für uns herausgekommen, nämlich, daß die ganze Welt erkannt Habs, daß Frank reich der Störenfried ist, und der deutsch > russische Vertrag. Derselbe ist ein politisch-wirtschaftlicher Akt von Bedeutung. Rußland wird wieder einmal ein starkes Volk werden, es kann genesen durch deutsche Arbeit. (Austausch der Waren ) Durch friedliche Ar- bsit oder deutsche Kraft werden auch wir wieder ge sunden. Weiter sprach Redner vom Elend des Mittel standes und der Rentner. Der Mittelstand muß ge stärkt werden, denn wir brauchen ihn zum Ausgleich zwischen Proletariat und Kapitalismus. Dem viel- befürchtetem baldigen Entgegengehen österreichischer Zustände trat Redner entgegen. Wir gehen öfter- reichischen Zuständen nicht entgegen, denn das In teresse des Auslandes am Bestehen Deutschlands ist zu groß. An Oesterreich hat das Ausland kein 2n- teresse. Aber schlechten Zeiten gehen wir entgegen, darum wollen wir in der Bescheidenheit unser Lor tragen. — (Wegen Platz- und Zeitmangel wollen wir uns im Weiteren kurz fassen.) Industrielle Ar beit. Gehalten hat uns die Selbständigkeit in der Industrie, wäre die Sozialisierung gekommen, wäre die Hungersnot im Gefolge Gewesen. Landwirt- schäft. Redner streifte die Getreideumlags und kritisierte die bösen Erscheinungen in der Land- Wirtschaft. Die Brotteuerung wird stark werden, ltch mache« können. Natürlich kann unter solchen Umständen auch nicht an «ine Einschränkung der ge fährlichen Flut des Papier-eldrS gedacht werden, und wenn di« deutsch« Valuta noch mrhr fallen sollte, s» müffln wir auch wiederum mit n«u«n Prei»st«izrr»ng«n auf allen Grdieten und mit n«ue« Erhöhungen der Gehälter und Löhne rechnen, »ei einem Empfange der Miiglirdtr der Garanttekommit««» durch den Reichs kanzler Dr. Wirth hat dieser such «us dir gefährliche Lage für die finanzielle und wirtschaftlich« GntwiS- lung hingewiesen, welche durch einen neu«» Sturz der deutschen Halut« «ntstehi» muß. Da» ReichSkabtnett hat auch »«reit» rin« Beratung über Lis gefährliche Lage adgrhaltrn, und « '.ch dar Aaw.rEskommkLee hat sich zr«reinsa« mit der ReiWr-gser«»» über die Er greifung von Maßregel» beraten, um einen weiteren Sturz der brutschen Valuta zu »«rhinder». E» muß ader gesagt werden, daß alle Schritte, die Deutschland in dieser OinfiHt zu tun vermag, n«r eine vorüber- gehrnd« Hilfe sei» können, und daß die Hauptursachen für die schwere ArW in dem Mißerfolge der Kon- ferenz von Germa und der Konferenz üder den Ab- schlstz der geplanten intrruationals« Anleihe liegen. MS der Hauptschuldige dtes«r gefährlichen Entwicklung muß «der immer wieder Frankreich genannt werden, welche» fich mit allen Mitteln gegen eine SR'.eder- erßarkung D-utschlandr aus dem wirtschaftlichen E«- »i«te wehrt. Run hat ja der französische Minister- Präsident Psirsaree «us seinem letzten Besuche in London Sei dem englischen Risisterpräßdenten Lloyd Gearge in Dezuz a«f dis Haltung Frankreich» gegen- über Äeutschland kein Glück gehabt, und scheint sich England doch wieder d«r Erkennt»!» zuzuwenden, daß Heutschland eine auswärtige Anleihe bekommen muß, um den RsichShaurhalt in» Gleichgewicht zu bringen, den Papier«sldumlauf zu Aeschränken und die zu ermäßigenden Reparationszahlungen zu leisten. Al» neuer Stichtag für di« zu erwartend« Entscheidung wurde in Landon der ri. Juni genannt. Möchte nun England von seiner Uederzeugung dis richtige Folge- ru«a ziehen, daß Deutschland dir ihm durch da» Londoner Ultimatum auferlegt«» »LrpsUchtungen nicht erfüllt» kann, wenn keine Mittel und Mrge gefunden werden, um Deutschland» finanziell« und Wirtschaft- lich« Lage zu »erölffern. Inserate für alle Zeitungen vermittelt vollständig kostenlos Verlag des „Pulsnitzer Wochenblattes". Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach. NauLtblait und älteste Rettung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswaide, Ohorn, Obersteina, Niederste««» Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Fricdersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf. Geschäftsstelle: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 865. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Das Wichtigste. Englische autorative Kreise halten, davon überzeugt, daß die sofortige Gewährung eines Darlehns an Deutschland erforderlich sei, die baldige Wiederaufrollung der An- lethesrage für wahrscheinlich. Rei«ebankpräsident Havenstein hat dem Reichskanzler er- Aart, bet weiterem Stur, der Mark sei an die Durch führung der bisherigen Ftnonzpläne nicht zu denken Die Zwanasonleihe ist vom Steuerausschuß des Reichstages aus 60 Milliarden Popiermark sestgestkt worden; ste soll bis zum 31. Oktober 1925 unverzinslich bleiben Der Trgänzungseiat zum Reichshaushallplan berechnet den gegenwärtigen Anleihebedarf des Reiches mit 233,3 Mil liarden Mark. Der fächfische Landtag wird sich vermutlich in der Sitzung vom 6. Juli zum Volksbegehren äußern. Der englische Feldmarschall Wilson ist erschossen worden; man vermutet, datz Tinnsetner »t« MSrder find. Die Reichsregierung Hot sich bereitrrklärt, den Beamten die Juligehäller bereits am 24 Juni auszuzahlen Die Aufhebung der Beschlagnahme des Koppschen Vermö gens ist nach Antrag des Oberreichsanwalts vom Reichs- grricht beschlossen worben. Die Ucbergobe des Kreises Leobschütz an Deutschland ist am Donnerstag erfolgt- Der Reichsprästdent har anläß- lich der Uebergabe von Kreuzburg und Oberglogau an die dortige Bevölkerung Begrüßungsrelegramme gerichtet Ein deutsch-polnischer Amnestie-Erlaß für Oberschlesten ist von den beiderseitigen Bevollmächtigten abgeschlossen worden. Im sächsischen Landtage forderten die Kommunisten in einer besonderen Erklärung die beiden soz'alistischen Parteien auf, die gemeinsame Auflösung des Landts men und in geschlossener Front den Kampf für die Ar beitersorderungen gegen die Front der Reaktion ouszu- nehmen. Die deutschnationale Landtagssraktion stellte folgende Frage: Was gedenkt die Regierung zu tun, um für den kom menden Winter die Bevölkerung mit Hausbrandkohls genügend sicher zu stellen? Im Arbeitsausschuß des Reichswirtschastsrats wurde bei der eisten Lesung des allgemeinen Gesetzentwurfes über die Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter beschlossen, am Prinzip des Achtstundentages festzuhalten. Der 11- Kongreß des Allgemeinen Deutschen Gewerkfchasts- dundes in Leipzig sprach dem Bundesvorstand gegen 100 Stimmen das Verlrauen aus. Auf dem städtischen Viehmarkt in Elberfeld traten die Flei scher weaen der hohen Diehpreise in den Streik. Nur wenige Tiere wurden nach Eröffnung des Marktes ab- oesktzl. Nachdem die Viehhändler Verhandlungen abge- leimt ballen, zogen die Fleischer vsr das Rathaus Im Zuge wurden Schilder mit der Ausschrist: .Gegen den Siehwucher' getragen. Durch ein Ultimatum der österreichischen Bauern erscheint die österreichische finanzielle Stützungsaktion gefährdet. Erscheint: Dienarag, DosneraLav^nd S»««aLend, Am Felle höherer S:w«!t — Krieg oder fonstigrr irgend welcher Störung t«; VetnÄcs der Zeitung 'der der Beförderungstin.-ichtlmgen hat der Bezieher keinen Anspruches Lkse-ung oder v-«chlt«serlmg der Zeitung oder aus Rückzug Bezuasvreises. -- Monatlich M 13.50 bei freier Zustellung; bn Abholung — '—monatlich M 12.—; durch die Vost vierteljährlich M 49.50. t d eituna Postscheck-Konto Dresden 2138. Gem.-Giro-K. 148 A Bank-Konto: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz. Inserate stns bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die Sechsmal gespaltene Petitzeile (Mofst's Zeilenmesser 14) 309 Vsg., im Bezirke der Amtshavrt- mannschaft 250 Pfg., Amtliche Zeile M 9.—, und M 7.50 -» Reklame M 7.00. Bei Wiederholung Rabatt. — Zeitraubender und tabellarischer Gatz mit 50 "/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung dr- Anzerge- grbühr-n durch Klage oder in Kontursfällen gelangt der volle Rechnungs- — — betrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. — — 74. Jahrgang Amtsgericht Pulsnitz, am 12. Juni 1922