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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dien Zeitung erschein! täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: Bei Abholung 14 tägig 1.— NM., frei Haus 1.10 NM. einschl. 12 bez. 15 Pf. Trägerlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch aus Rückzahlung Les Bezugspreises. ZeitungsauSgabc iür Abholer täglich S—6 Uhr nachmittags. Preise und NachlaMtze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 5 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erschetnungstagen bis vor«. 10 Uhr anfzugeben. — Verlag: Mohr 8- Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz-, Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 5S1 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister , -u Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz- amtes zu Kamenz Nr 16 Freitag, den 19. Januar 1940 92. Jahrgang Das MnzöMe Gelbbuch widerlegt Ribbentrop-Brief an Bonnet beweist Frankreichs Kriegsschuld H: In einer zweiten amtliche» deutschen Veröffentlichung zum französischen Gelbbuch wird der unwiderlegbare Beweis dafür erbracht, daß die französische Außenpolitik im Londoner Schlepptau ihre Selbständigkeit verloren hat und daß die deutsch-französische Fricdenserllärung vom 6. Dezember 1938 durch den englischen Blankoscheck für Warschau sabotiert worden ist. Wie vor kurzem durch die Veröffentlichung von Urkundcn- material über den Besuch des Reichsaußcnministers von Rib bentrop in Paris im Dezember l938 nachgewiesen worden ist, schien im Winter >938/39 seit langen Jahren zum ersten Male die Voraussetzung für eine wirkliche und dauernde deutsch- französische Entspannung gegeben zu sein. Deutschland hatte durch den schriftlich bekräftigten endgültigen Verzicht aus eine Revision seiner Westgrenze jedes Uebergreisen seiner Politik auf das Gebiet französischer Lebensintcressen ausgeschlossen: Frankreich hatte durch seinen verantwortlichen Außenminister erklär!, daß sich in der Einstellung Frankreichs zu den ost- europäischen Fragen seil München ein grundsätzlicher Wandel vollzogen habe, und damit zn verstehen gegeben, daß die fran zösische Regierung in Zukunft den Lebensinleresscn Deulsch- kands in Mittel- nnd Osteuropa nicht mehr störend in den Weg treten werde. England sabotierte Verständigung Troy innerpolitischer Widerstände mannigfacher Art ist die sranzösische Regierung bis in den März >939 von dieser neuen realistischen Politik nicht offen abgewichcn. Erft die seit dem 17. März 1939 zum politischen Programm erhobene englische Einkreisungspolitik hat die hoffnungsvollen Ansätze zu einer deutsch-französischen Verständigung mit einem Schlage zerstört Es zeigte sich sofort, daß die französische Außenpolitik jede Selbständigkeit verloren halte. Bedingungslos folgte Frank reich der britischen Politik Der englische Blankoscheck für Warschau erhielt auch die französische Unterschrift, die «inseitigen englischen Garantien für Rumänien und Griechen land wurden von Frankreich gegengezeichnet, der Türkei im Interesse Englands das Gebiet von Alexandrette überantwortet, und bei den Bemühungen, Sowjetrußland für das Ein- »reisungsnetz zu gewinnen, snielte Frankreich eine besonders aktive Rolle. Somit hatte Frankreich bereits im Frühjahr 1939 durch seine aktive Teilnahme an der antideutschen Einkreisungs- Politik der deutsch-französischen Erklärung die Grundlage entzogen. Trotzdem ist der französische Außenminister Mitte Juli >939 nochmals von maßgebendster deutscher Seite aus seinen politischen Kurswechsel festgenagelt und aus die verhängnisvollen Folgen der Polen gegebenen Blanko vollmacht hingewiescn worden. Am l. Juli war dem deutschen Botschafter vom französi schen Außenminister eine schriftliche Notiz zur Weiterleitung an Reichsaußenminister von Ribbentrop übergeben worden. Hierin hatte Bonnet behauptet, daß im deutsch-französischen Abkommen ein Vorbehalt hinsichtlich der fortdauernden Gel tung des französisch-polnischen Bündnisses enthalten sei und gleichzeitig erklärt, daß Frankreich fest entschlossen wäre, die Polen gegebenen Versprechungen unter allen Umständen ein- zulösen Der Reichsaußenminister beantwortete diese französische Drohung mit dem folgenden Schreiben an den französischen Außenminister: Der Wortlaut der Ribbentrop-Briefer Persönlich! Fuschl. den 13. Juli 1939. Sehr geehrter Herr Bonnet, Sie haben Gras Welczek am i. Juli eine für mich be stimmte persönliche Notiz übergeben, deren Inhalt es nunmehr auch mir zur Pflicht macht, Euerer Exzellenz klar und unmiß verständlich die Einstellung der Deutschen Regierung zu den deutsch-französischen Beziehungen im allgemeinen und zu der Danziger Frage im besonderen belauntzngebcn. Die Deutsche und Französische Negierung haben am 6. Dezember 1938 eine Erklärung nulerzcichnel, wonach sie feierlich die zwischen Deulschland und Frankreich bestehenden Grenzen als enogUlllg aneriennen uns wonach ge aue lyre Kräste einsetzen wollen, um friedliche und gulnachbarliche Be ziehungen zwischen den beiden Ländern sicherzustellen. Diese Erklärung war aus feiten der Neichsregierung die logische Folge der von ihr seit der Machtübernahme konsequent ver folgten Politik der Verständigung mit Frankreich, einer Poli tik, an der sie grundsätzlich auch heute noch sesthalten möchte. Voraussetzungen für die Verständigung Was Ihre Bemerkung über den in dem Artikel 3 der deulsch-französischeu Erklärung ausgcnommenen Vorbehall be züglich der besonderen Beziehungen Deutschlands und Frank reichs zu dritten Mächten anlangt, so trifft es keineswegs zu. daß dieser Vorbehall eine Anerkennung besonderer Be ziehungen Frankreichs zu Polen in sich schlösse. In den Besprechungen, die in Berlin und Paris bei den Vor verhandlungen über die Erklärung und bei Gelegenheit ihrer Unterzeichnung stallgesunden haben, bestand vielmehr volle Klarheit darüber, daß sich der Vorbehalt auf das besondere Freundschaftsverhältnis Frankreichs zu England und Deutsch lands zu Italien bezöge Insbesondere haben wir bei unseren Besprechungen am 6. Dezember 1938 in Paris übereinstimmend die Respektierung der beiderseitigen vitalen Interessen als Voraussetzung nnd als Grundsatz der künf tigen Entwicklung guter deutsch-französischer Beziehungen fest gestellt. Dabei habe ich ausdrücklich aus Osteuropa als deutsche Interessensphäre hingewiescn, nnd Sie haben — ganz im Gegensatz zu der Behanpiung in Ihrer Notiz — damals Ihrerseits bcwut, daß sich in der Einstellung Frankreichs zn den osteuropäischen Fragen seil der Konferenz von München ein grundsätzlicher Wandel vollzogen habe. Mit diesen von uns Anfang Dezember sestgestcUten Sta^- punkt steht cs in direktem Gegensatz, daß Frankreich den groß zügigen Vorschlag des Führers an Polen zur Regelung der Danziger Frage und die etwas eigenartige polnische Reaktion zum Anlaß genommen hat, mit Polen neue, verstärkte Bindun gen gegen Deulschland einzugchen. Am Schluß Ihrer Notiz werden diese Bindungen dahin charakterisiert, daß jedes militärische Eingreifen Polens bei einer Veränderung des Status quo iu Danzig Frankreich ver anlassen würde, Polen sofort militärisch beizüstehen. Zu dieser Politik der Französischen Regierung habe ich sor gendes zu bemerken: Grundsätzliche Ablehnung einer Einmischung Frankreichs 1. Deutschland muß, ebenso wie es sich niemals in vitale französische Interessensphären eingcmischi Hai, eine Ein mischung Frankreichs in seine vitalen Interessensphären mit aller Entschiedenheit ein für allemal ab lehnen. Die Gestaltung des Verhältnisses Deutschlands zu seinen östlichen Nachbarn berührt keinerlei französische Interessen, sondern ist ureigenste Angelegenheit der deutschen Politik. Die Reichsregie rung sieht sich daher nicht in der Lage, Fragen der demsch- polnischen Beziehungen mit der Französischen Regierung zu erörtern oder dieser gar das Recht zu einer Einflußnahme auf Fragen zuzugestchen, die mit der zukünftigen Gestaltung des Schicksals der deutschen Stadt Danzig Zusammenhängen. Polen deantwortete Führerangebot mit Kriegs drohung 2. Zu Ihrer persönlichen Orientierung über den deutschen Standpunkt in der polnischen Frage will ich aber solgendes sagen: Die Polnische Regierung hat das historische einmalige Angebot des Führers zur Regelung der Danziger Frage und zur endgültigen Konsolidierung der deutsch polnischen Be ziehungen mit Kriegsdrohung beantwortet, die man mir als seltsam bezeichnen kann. Es ist im Augenblick nicht zu erkennen, ob die Polnische Regierung diese eigenartige Einstellung revidieren nnd zur Vernunft zurückkehren wird. Solange sie aber bei dieser un vernünftigen Haltung bleibt, kann dazu nur gesagt werden, daß jede Verletzung Danziger Bodens durch Polen oder eine mit dem Ansehen des Deutschen Reiches nicht zu ver einbarende Provokation seilens Polens mit dem sofortigen deu 1 schen Vormarsch und der Vernichtung der polnischen Armee beantwortet werden würde. Frankreichs Verantwortung kür den Krieg 3. Die bereits erwähnte, im Schlußsatz Ihrer Notiz eul- hallcne Feststellung würde nach ihrem Wortlaut bedeuten, daß Frankreich Polen das Recht zugesteht, sich jeder beliebigen Aenderung des Status quo in Danzig militärisch zn widersetzen und daß, wenn Deulschland eine solche Vergewaltigung deui scher Imercssen nicht vnlvcl, Frankreich Deulschland augreijcu will. Sollle dies tatsächlich der Sinn der französischen Politik sein, so müßte ich Sic bitten, zur Kenntnis zu nehmen, daß solche Drohungen den Führer in seine»! Entschlich, die deutschen Jiiicresse» mit allen ihm zur Verfügung steyendcu Mitteln wahrzunchmen, nur noch bestärken würden. Der Führer hat immer die deutsch-französische Verstäudi gung gewünscht, und einen nochmaligen Krieg zwischen drg beiden Ländern, die durch keinerlei vitale Interessengegensätze mehr getrennt werden, als Wahnsinn bezeichnet. Lirgcn dir Dinge aber so, daß die französische Regiernng den Krieg will, so wird sic Deutschland jcdcrzeil bereit finden. Die Verant wortung für einen solchen Krieg würde dann ausschlictzlich die sranzösischc Regierung vor ihrem Volk nnd vor der Wei« zn tragen haben. Angesichts der angenehmen persönlichen Beziehungen, die ich mit Euerer Exzellenz gelegentlich der Unterzeichnnng der Erklärung vom 6. Dezember 1938 aufnehmen konnte, bedauere ich, daß Ihre Notiz mich zu dieser Erwiderung gezwungen hat Ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben, daß letzten Endes doch noch die Vernunft obsiegen und das französische Volk erkennen wird, wo seine wahren Interessen liegen. Nach dem ich mich seit über 20 Jahren für die deutsch-französische Verständigung eingesetzt habe, würde das auch sür mich persön lich die Erfüllung eines ausrichtig empfundenen Wunsches sein. Mit den besten Empfehlungen Ihr sehr ergebener Joachim von Ribbentrop. Paris überhörke die deutschen Warnungen Frankreich ist also im Juli, noch ehe die polnischen Pro vokationen ihren Höhepunkt erreicht hatten, eindringlichst vor den Folgen dcr von England-gewollten aggressiven Haltung Polens gewarnt worden. Es wurde nicht der geringste Zwrikrl darüber gelassen, daß der dringende Wunsch Deutschlands nach Verständigung mit dem westlichen Nachbarn seine natürliche Grenze in der Notwendigkeit der Wahrung der deutschen Lcbensintcrcsscn und des Schutzes des. deutschen Volkstums finden mußte. Sollte Frankreich die Einmischung in nreigcnste Angelegenheiten dcr deutschen Politik bis zum Angriffskrieqc treiben, so würde es Dentschland bereit finden, diesen ihm auf gezwnngcncn Krieg aufzunehmen. Alle diese Warnungen sind in den Wind ge schlagen worden. Die französische Regierung ist England bis zuletzt gefolgt. Somit wird sie vor ihrem Volk ünd vor der Geschichte die Verantwortung dafür zu tragen haben, daß am Ende aller deutschen Bemühungen um den Frieden am Rhein wiederum der Krieg steht. * Frankreichs Verrat Der Ribbentrop-Brief ist eine Ergänzung zn dcr kürzlich veröffentlichten amtlichen Verlautbarung über gewisse Unrichtigkeiten des französischen Gelbbuches. War schon in dieser Verlautbarung durch eindeutige Dolument-e nachgewiesen, daß Frankreich unter englischer Einwir kung die Verständigung mit Deutschland aufgegeben und somit einen Verrat ander deutsch-französi schen Friedenserklärung vom 6. Dezember 1938 verübt hatte, so nagelt der Brief des Neichsautzcnmini- sters den Außenminister Frankreichs fest. Die unwiderlegbare Wahrheit ist die: Der damalige französische Außenminister Bonnet hatte nach dcr Kon ferenz von München Deutschland gegenüber eindeutig zum Ausdruck gebracht, daß Frankreich eine grundlegende Aenderung seiner Ostpolitik vornehmen werde. Damals ist das Wort von dem französischen „Desinteresseinen l- im Osten gefallen. Frankreich wollte sich, wie Bonne«