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Amts- lind Anzeigeblatt für den Ah»«»e«e»t oiertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlegr.-Hweffe. Amtsblatt. Wrlr l>cs Amtsgerichts Citieiittoct! und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar DienStag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Iw amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf /ernsprcchrr Ur. 2><>. SS. —-----ii 58. Jahrgang. Soanabcud, den 6. Mürz sind 1 Schäferhund, weiß, langhaarig, 60 em hoch, 1 Hund, schwarzhaarig, braune Pfoten, 40 em hoch. Neber diese Hunde wird verfügt, wenn sich deren Eigentümer nicht bis zum 12. dieses Monats melden. Ttadtrat Eibenstock, 5. März 1909. Hesse. L. Krieg? Die augenblickliche sehr kritische Lage zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien enthält die beste Recht fertigung des Vorschlags der deutschen Regierung, daß sämtliche Großmächte in Europa außer Oesterreich-Un garn gemeinsame Vorstellungen in Belgrad machen soll ten. Inhalt und Ziel der Vorstellungen sollte sein, daß die Serben, wenn sie ihre Forderung auf eine Ge bietserweiterung aufrecht erhielten und nicht alsbald die Mobilisierung ihres Heeres einstellten, auf keiner lei Unterstützung von außen zu rechnen und allein die Folgen eines kriegerischen Konflikts mit Oesterreich Ungarn zu tragen hätten. Die französische Regier ung zeigte sich bepeit, diesen Vorschlag zu verwirklichen und übernahm es, Rußland dafür zu gewinnen, nach dem England erklärt hatte, sich von einem solchen ge meinsamen Schritt nicht ausschließen zu wollen. Die Aktion wurde jedoch dadurch durchkreuzt, daß der russi sche Minister Iswolski alsbald in separaro friedliche Vorstellungen in Belgrad machte. Die serbische Antwort ist unbefriedigend: sie knüpft die Zusicherung, auf territoriale Kompensationen für jetzt zu verzichten, an die Bedingung, daß die Mächte Serbien die politische und ökonomische Unabhängigkeit garantieren sollen, d. h. Serbien will nicht direkt mit Wien iverhandeln, sondern die anderen Mächte dazwi schen schieben. Oesterreich-Ungarn kann darauf nicht eingehen. Es ist kein unter internationaler Garantie stehendes Recht Serbiens verletzt worden. Vielmehr hat sich Oesterreich-Ungarn freiwillig bereit erklärt, an Serbien gewisse ökonomische Vorteile zu gewähren. Wie die Türkei, für die mit der Annektion Bosniens und der Herzegowina ein formales Recht verletzt war, sich mit Oesterreich-Ungarn direkt verständigt hat, so muß sich erst recht Serbien, das nur über zerstörte Hoffnungen auf Gebietserwerb klagen kann, direkt mit Wien auseinandersetzen, um Erleichterungen für die eingeengte Lage seines Wirtschaftsgebietes zu erlan gen. Der wahrscheinlich insgeheim von Rußland un terstützte Versuch, eine Konferenz über den serbisch-öster reichisch-ungarischen Streit beraten und beschließen zu lassen, ist völlig aussichtslos, da es für eine Großmacht unmöglich ist, sich in solchem Falle einer Konferenz zu unterwerfen. Das Ausspringen Rußlands aus dein Kreis der Mächte hat also den Eigensinn der Serben eher er- tnuiigt als gedämpft und damit die Lage verschlech tert. In Wien hat man bisher zwar die Ruhe be wahrt, aber die Donaumonarchie hat doch das größte Interesse daran, den kostspieligen Kriegsvorbereitun gen so oder so ein Ende zu machen. So unerträglich der Gedanke ist, wegen unberechtigter Ansprüche Ser biens die Ruhe Europas stören zu lassen, so wird es doch schwer sein, jetzt noch mit Erfolg einen gemeinsamen Schritt der Mächte in Belgrad herbeizuführen. TagcStteschichte. — Deutschland. Unser Kaiser ist am Don nerstag abend an Bord des Dampfers „Deutschland" vor Helgoland angekommen. Freitag besichtigte dec Monarch die Befestigungen auf der Insel, nachdem er vorher von den (Anwohnern begrüßt war. Seit drei Jahrien ist zum ersten Male wieder die Witterung um diese Jahreszeit so günstig, daß auf eine Landung gerechnet werden kann. Die Heimreise nach Berlin erfolgt über Bremen. — Die Kaiserin ist für meh rere Tage von Potsdam nach Plön und Kiel gereist. — Ueber die Ansprache des Kaisers an. die jungen Matrosen in Wilhelmshaven berichten die Hamburger Nachr.: „Der Kaiser sprach von der Treue bis in den Tod. Er erinnerte an die großen Taten der Armee und an die der Marine in Ostasien und Afrika, an den Untergang der „Undine" und der Fregatte „Gneisenau", an das Kanonenboot „Iltis". Ob der Tod im Kampfe mit den Elementen oder in der See schlacht an die Matrosen herantrete, immer fei es ein Heldentod. Weiter wies der Kaiser auf die hohe Be deutung des Mqschinenpersonals hin. Die Maschine stelle den Lebensnerv des Schiffes dar, das verloren fei, wenn die Maschine stocke Matrosen und Heizer seien gleichwertig, beide ganze Soldaten. Der Kai ser schloß: „Und nun, Rekruten, geht hin und tut Eure Pflicht". — Die Opfe'rfreudigkeit, welche das deutsche Volk gezeigt hat, als diq dem Reiche verbündete italieni sche Ration durch die elementare Katastrophe von Mes sina in tiefe Trauer versetzt wurde, hat jetzt einen sympathischen Widerhall gefunden. Wie die „N. Ge feilsch. Korr." mitteilt, hat König Viktor Ema nuel von Italien aus Anlaß der Hochwasserkata strophe in Deutschland an den Kaiser Wilhelm ein in herzlichen Worten gefachtes Telegramm mit dem Ausdruck seiner Teilnahme gerichtet. Kaiser Wilhelm hat dem verbündeten Herrscher Italiens in gleich herz lichen Worten seinen Dank für diese Kundgebung, eben falls auf telegraphischem Wege, ausgesprochen. Die Finanzkommission des Reichstages nahm in erster Lesung mit 15 Stimmen der Blockpar teien gegen 13 Stimmen des Zentrums, der Soziale demokraten und Polen den Antrag der Reichspartei betr. Erhebung einer Besitzsteuer von den Bundes staaten an. Die Reichsversicherung für Arbei te r w i t w e n und Waisen. Die „Köln. Ztg." macht über die Verwirklichung dieses Planes, der seit dem letzten Zoll-Ta>rif-Gesetz vorgesehen ist, die nachfolgen den Angaben: „In die Reichsversicherungsordnung ist die Regelung der Witwen- Und Waisenversicherung ausgenommen worden. Diese Versicherung muß so wohl auf festen Zuschüssen des Reiches, wie auf festen Beiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer beruhen, da sich auf schwankende Zvlleinnahmen eine versiche rungs technische Berechnung nicht stützen kann. Der Entwurf der Reichsversicherungsordnung enthält dw her als Zuschuß des Reiches feste Summen, und zwar 50 Mark für die Witwe und 30 Mark für die Waise". Gewiß ist der Wille gut, aper wir werden auch von Neuem zu prüfen haben, woher die Mittel für diesen Zuschuß des Reiches tätsächlich genommen werden sol len, denn die Zolbeinnahmen, aus denen sie dem Buch staben nach zu bestreiten sind, genügen ja doch bei weitem nicht für die Deckung der Reichsausgaben. Es werden also,, damit das Reich diese Zuschüsse leisten kann, wieder neue Steuern herausgesucht werden müs fen, wenn kein Aufschub beliebt wird. Die neuen Dreimarkstücke. In einigen Organen wird darüber geklagt, daß von den neuen Dreimarkstücken keine genügenden Mengen in den Ver kehr gelangt seien. Demgegenüber darf darauf hin gewissen werden, daß am Ende des letztverflossenen Kalenderjahres bereits für 14,7 Millionen Mark von der genannten Münzfortc im Umlaufe waren. Da zu sind im Januar 1009 für 2,4 Millionen Mark ge prägt worden. Der in den nächsten Tagen erscheinende Ausweis über die Februar Prägungen wird von wei teren Prägungen berichten. Es ist also dafür gesorgt, daß die neuen Dreimarkstücke in ganz beträchtlichen Summen in Umlauf kommen. Daß bei einer neuen Münzsorte nicht gleich der ganze Bedarf befriedigt werden kann, ist selbstverständlich. Es darf aber da rauf verwiesen werden, daß gerade von den Silber prägungen auch die Neichskasse Vorteile hat. Auch um dieser willen wird die Ausprägung der neuen Drei markstücke soviel als nur möglich gefördert. — Das neue A u t o in o b i l g e > e g. Zwischen der Kommission und den Vertretern der Regierung ist in der Auto- motilfrage eine Annäherung eiugetrrten. Man hat sich an scheinend über alle strittigen Punkte der Regierungsvorlage verständigt bis auf den 8 2, der die Haftpflicht der Automobil besitzer für die ihren Chauffeuren zustoßenden Unfälle auS- spnchl, und alle diejenigen Automobile von einer Haftpflicht überhaupt befreien will, die eine bestimmte Frhrgeschwindig- keit nicht überschreiten. Die Regierung hält in diesem Punkt an ihrer Vorlage fest und es ftebt noch dahin, ob cS gelingen wird, eine Ausgleichung der Ansichten herbeizusühren — Das Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und den Vereinigten Staaten von Amerika über den gewerblichen Rechtsschutz ist nunmehr in Washington von beiden Teilen vollzogen worden. Das Abkommen stellt die Ausführung eines Patents, Gebrauchsmusters, Musters oder Modells in dem Gebiet des einen vertragschließenden Teiles der Ausführung in dem Gebiet deS anderen Teiles völlig gleich. Es entspricht damit den lebhaften Wünschen ebenso wohl der deutschen wie der amerikanischen Industrie. Ersatztransport für die südwe st afri kanische Schutztruppe. Voraussichtlich geht in der ersten Hälfte des Monat Mai 1909 ein Ersatztrans Port für die südwestafrikanischc Schutztruppe in Stärke von 500 Mann nach Südwestafrika ab. In Frage kom men hierfür in erster Linie aktive Mannschaften älterer Jahrgänge, dann Reservisten und zwar zunächst sol che, die schon der Schutztruppe angehört haben. Land wehrleute werden nicht berücksichtigt. Es werden ge fordert: Gute Führung, Zuverlässigkeit, Selbständig keit, praktischer Sinn, Energie, Zähigkeit und Aus dauer. Infanteristen, die Kenntnis im Reiten und in der Pferdepslege haben, und Kavalleristen, die gute Schützen sind, werden bevorzugt. An die körperliche Brauchbarkeit wird ein strenger Maßstab gelegt. Un teroffiziere werden nicht eingestellt. Handwerker aller Art, besonders Beschlagschmiede, Schuhmacher, Maurer, Zimmerleute, sind erwünscht. Die Dienstverpflichtung beträgt 3>/z, Jahre, innerhalb welcher Zeit Hcimats urlaub von vier Monaten mit vollen Gebührnissen ge währt wird. Wer nach seiner Entlassung aus der Schutzlruppe auf die Heimreise verzichtet und im Lande bleibt, erhält das Heimreisegeld als Ansiedlerbeihil fe: er wird beim Kaufe von Regierungsland bevor zugt, wenn er ein eigenes Vermögen von mindestens 2000 Mark Nachweisen kann. Wer als ausgedienter Schutztruppler auf eigener Farm wohnt, kann schließ lich ein unverzinsliches Darlehn bis zum Höchstbetrage von 6000 Mark erhalten. Spanien. Ueber einen versuchten Bomben anschlag in Madrid berichtet der dortige Korre spondent des „Daily Telegraph", daß Mittwoch nach mittag 3 Uhr ein Gegenstand, der wie eine Bombe aussah, mit einer brennenden Lunte daran, im Hofe des königlichen Palastes gefunden wurde. Glücklicher weise geschah die Entdeckung noch rechtzeitig genug, und mau schaffte den verdächtigen Gegenstand vorsichtig in das Laboratorium der Artilleriekaserne, nachdem man die Lunte ausgedrückt hatte. Während des Nachmittags wurde dann die Bombe untersucht, aber bis spät abends verlautete nichts über das Ergebnis, nur soviel hörte man, daß die Bombe zur Entzündung gebracht wurde. Der genannte Korrespondent versichert, daß dieser un heimliche Fund große Aufregung hervorgerufcn habe, täotzdem das königliche Paar zur Zeit nicht in Madrid weilt, aber die Königin Mutter befindet sich dort. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Portugal. In der Thronrede werden die freundschaftlichen Beziehungen zu allen Ländern, ins besondere zu Deutschland, hervorgehoben. Die Thron rede kündigt Reformen des Unterrichts und der Polizei an, verspricht ein neues, liberales Prcßgesetz und die Schaffung von Landarbeiterkolonien für minderjährige Sträflinge. Das Budget werde Vorschläge enthalten zur Verminderung des Defizits nnd zur Konversion der schwebenden Schuld. Amerik a. Zahllose Extrazüge hatten für den 4. März gewaltige Menschenmassen von freien Ameri kauern nach der Bundeshauptstadt Washington gebracht, die alle Zeugen des Präsidentenwechsels sein wollten. Für die Fenster m den Straßen, welche der Zug der Präsidenten passierte, waren Unsummen gefordert und von Schaulustigen bezahlt worden. Früher war diese Zere monie sehr einfach verlaufen; so erzählt man z. B. vom Präsidenten Jackson, daß er ani Tage seines Amtsan tritts allein auf seinem Pferde geritten kam, dies an einen Laternenpfahl anbaud und dann in das Kapitol ging, wo er vor dem Kongreß seinen Eid auf die Ver fassung ablpgte, um sodann ebenso formlos wieder heim zn reiten. Bei der Vorliebe der heutigen Amerikaner für Schaugepräge, ging es aber ganz anders zu, dem Galawagen, in dem Präsident Roosevelt rechts, sein Nachfolger links saß, folgten zahlreiche Equipagen und Reiter. Die beiden „Väter des Vaterlandes" wur den von den Menschenmassen mit stürmischen Zurufen begrüßt, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie im Kapitol, d-em Sitz des Kongresses, ankamen. Hier lei stete William Taft, umgeben von seinen neuen Mi nistern, den Verfassungseid und empfing hierauf die Glückwünsche der Versammelten. Au» dem Rückwege