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Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wutsnih Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Ps. Nus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. AIS Beiblätter: l . Illustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend Königsbrück, Radeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend. Znferat- r» find bis Dienstag und Freitag KescHäftsstellen: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, E. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annvn cen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moste und. G. L. Daube t Lomp. Mittwoch Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Neuuunddierzigsteu Jahrgang. Verantwortlicher ^datteur^Hermann Schulze Ur. 42. 2«. Mai 1897. Zum Schutze der bei Neubauten beschäftigten Arbeiter wird das Arbeiten in Räumen, in denen Oefen oder Körbe mit brennenden Koaks ausgestellt sind, hier mit verboten. Die Arbeit darf in solchen Räumen erst dann wieder ausgenommen werden, wenn die Luft durch Oeffnen von Fenstern und Thüren gründlich erneuert ist. Arbeitgeber, die diesen Ordnungen entgegen Arbeiter beschäftigen, werden mit Geld bis zu 150 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Den Ortspolizeibehörden wird die Ueberwachung der getroffenen Anordnungen noch besonders zur Pflicht gemacht. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 28. April 1897. vou Erdmauusdorff. Vom 24. Mai bis 3. Juui dieses Jahres wird der Communikationsweg von Pulsnitz nach Mittelbach wegen Aufschüttung gesperrt. Der Verkehr wird über Lichtenberg gewiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 18. Mai 1897. von Erdmauusdorff. Himmelfahrtsfest Mahnt uns Christen, selbst Himmelfahrt zu halten, jetzt zunächst unser Herz und Sinn, einst die unsterbliche Seele. Die Herzen sollen sich erheben von der Tiefe dieser Erde zu der reinen Höhe des himmlischen Vaters, daß sie ihn schauen im Glauben, trotz allem irdischen Sinn, allem Materialismus, allem gottlosen profanen Hohn und Spott unserer Zeit. Glauben ist das Ergreifen, Festhalten des Uebersinnlichen, Himmlischen. Der Glaube ist, trotzdem er über Zeit und Raum hinausgeht und ungewiß und schwankend zu sein scheint, doch der festeste und einzige Stützpunkt für das Ruhe suchende Menschenherz; er steht hoch über allem Weltlichen, über allem Wissen, allem Können. Als das stolze Römmervolk seinen Himmel entgöttert und einen Nero vergöttert hatte, als so „Bildung, Wissen und Aufklärung" gesiegt, da erfaßte viele Tausende geradezu ein Ekel vor solch hohler Zeit. Das Leben war seines Inhaltes, seines Werthes entkleidet, der Selbstmord eines jeden Weisen würdig geworden. Zugleich zeigte sich aber ein mächtiger Drang nach Offenbarung. Viele schauten hilfesuchend nach Osten, zum Volk der Juden mit seinen uralten Weissagungen vom Erlöser. Als dann die Predigt von diesem Erlöser durch die römischen Lande erscholl, da sand sie allenthalben in dem vom Wissen übersättigten Reiche heilsbegierige Zuhörer. Der Glaube der wenigen galiläischen Zöllner und Fischer hatte den Sieg über das wissensstolze römische Reich davongetragen. Der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet. Als Göthes Faust nach allem Studiren zur Ueber- zeugung gekommen war, daß Wissen nickt glücklich macht und er, angeekelt von der Hohlheit dieser Welt, die Giftschale in der Osternacht an die Lippe setzt, da genügen wenige Glockenklänge, wenige Töne des „Christ ist erstanden", ein Fünkchen Glaube, aus der Jugendzeit hinüber gerettet, ihn dem Leben wiederzugeben: „Da klang so ahnungsvoll deS Glockentones Fülle und ein Gebet war brünstiger Genuß". Wie er später wieder, von Thiergeripp' und Totenbein umgeben, in seiner Studirstube sitzt, von Neuem von innerem Durst geplagt, da greift er zum Bibelbuch: „Wir lernen das Ueberirdische schätzen; wir sehnen uns nach Offenbarung, die nirgens würdiger und schöner brennt, als in dem Neuen Testament". Wollen heut die Menschen wirklich nicht mehr glauben, sondern bloß wissen? Dann wären sie wahrlich be- klagenswerth. Was vielen Menschen heut fehlt, wonach sie sich unbewußt sehnen ? Es ist die Gewißheit des Glaubens, der nicht durch den Verstand oder durch Ueberlieferung er. langt wird, sondern durch eigene, innere Erfahrung, die Mehr werth ist, als alle Beweise, alle Gründe der Philosophie. Den Weg zu dieser Gewißheit und Wahrheit kann unS aber nur Der führen, der sich selbst den Weg und die Wahrheit nennt, der vom Himmel gekommen ist und wieder zum Himmel auigefahren ist, »sitzend zur Rechten Gottes, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten." An ihn wenden sich auch heut viel Tausend zweifelnder, aber nach Gewiß heit verlangender Menschenseelen mit dem Bibelwort: „Ich glaube, lieber Herr; hilf meinem Unglauben!" — Dieser gewisse Glaube giebt dem Menschen Ruhe und Frieden, Macht ihn „selig", nicht aber das Wissen, das mit seinem beschränkten Inhalt die unendlichen Tiefen der Seele nicht auszufüllen vermag. Dieser Glaube ist auch für das ganze Volks- und Kulturleben von der größten Bedeutung: Goethe sagt mit Recht : „Alle Epochen in welchen der Glaube herrscht, sind glänzend, herzerhebend, fruchtbar für Mit- und Nachwelt. Alle Epochen dagegen, in welchen der Unglaube, in welcher Form eS sei, einen kümmerlichen Sieg behauptet, und wenn sie auch einen Augenblick im schönen Glanze prahlen sollten, verschwinden vor der Nachwelt, weil sich Niemand gern mit der Erkenntniß des Unfruchtbaren abquälen mag." Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am Montag, den 24. dss. Mts., war es einem hiesigen geachteten Ehepaare, Herrn Kaufmann Schrebler und dessen Ehefrau, geb. Hübner, vergönnt im Kreise der Kinder und Enkel ihre goldene Hochzeit zu feiern. Es ist gewiß eine besondere Gnade des Himmels, wenn Eheleute 50 Jahre vereint durchs Leben wandern dürfen und darum wurde der Jubeltag ausgezeichnet durch zahlreiche Gratulationen von nah und fern und Nachmittags '/,2 durch feierliche Einsegnung des Jubelpaares seitens des Herrn Oberpfarrer Prof. Kanig. Möge dem würdigen Ehepaar noch ein heiterer Lebensabend beschieden sein! Pulsnitz. Die Paffagiere des am Sonnabend Abend 9 Uhr 3 Min. von Kamenz abgegangenen Zuges erlitten auf der Strecke zwischen Bischheim und Pulsnitz einen längeren unfreiwilligen Aufenthalt infolge eines an der Maschine entstandenen Defectes. Eine von Kamenz aus abgelafsene Reservemaschine schob den Zug bis nach der hiesigen Station, von welcher er 10 Uhr 55 Min. nach Arns dorf abgefertigt wurde. Pulsnitz. Bei der am vergangenen Freitag und Sonnabend hier stattgefundenen Pferdemusterung wurden von 892 vorgeführten Pferden 377 als kriegsbrauchbar be funden. Von den einzelnen Ortschaften ist die Vertheilung folg ende: «d t- Hierv. sind als kriegsbrauchb. befunden: Ort. L « Reit- Artillerie- Train- L rr « 8 N 3 Stan gen- Vorder Stan- geu- Vorder 3 Pferde Pulsnitz Böhm. -Vollg. Bretnig FricderSdorf - Thiemendorf Großnaundorf Großröhrsdorf Hauswalde Kl.Dittmanns- dorf Lichtenberg Mittelbach Niederlichte- nau Niedersteina Oberlichtenau Ohorn Pulsnitz M.S. Weißbach 106 85 32 58 216 43 32 93 19 17 35 44 45 48 19 5 7 2 1 1 3 2 1 1 2 I I 1 2 I 6 4 1 1 2 19 23 12 18 60 8 7 38 3 2 9 13 8 13 4 5 3 3 6 17 1 2 5 2 3 2 4 3 2 2 4 2 16 4 4 4 1 892 22 6 17 237 60 35 Pulsnitz. Der Bericht über die heute Dienstag auf hiesigem SchützenhauSplan stattgefundene Thierschau, verbunden mit Prämiirung au» Staatsmitteln, befindet sich im letzten Theil unseres Blattes. — U6L. Der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau ist auf eine Eingabe an die Kaiserliche Ober-Post- direktion zu Dresden, betreffend die geplante Einschränkung des Fernsprech-VermittelungSdiensteS an Sonn- und Feier- tagen von 7 Uhr Vormittag- bis 1 Uhr Nachmittags, und von 5—7 Uhr Nachmittags, mitgetheilt worden, daß die Einschränkung deS FernsprechdiensteS an Sonn- und Feiertagen nur für Orte in Frage gekommen ist, in welchen sämmtliche Theilnehmer mit einer solchen Maßregel einver standen sind. Da diese Voraussetzung für Zittau nicht zu trifft, so ist für diesen Ort von der erwähnten Maßnahme Abstand genommen worden. — Recht unangenehme Wetteraussichten prophezeit der Gothaer Wetterkundige H. Habenicht. Die Eisver hältnisse im Norden sollen derart sein, daß Mitteleuropa noch längere Zeit feuchtkühles Wetter behält und erst der Spätsommer und Herbst darin Aenderung bringen wird. Bischofswerda, 21. Mai. Die Einladung an die Vereine deS Sängerbundes der sächsischen Oberlausitz ist ergangen und wird das Sängerfest nach folgender Ordnung abgchalten werden: I. Sonntag, den 11. Juli: Von 9 bis 10 Uhr: Empfang der Sänger am Bahnhof. Begrüßung durch Wort und Lied. — Die nicht mit der Bahn Ankommenden wollen sich spätestens um 10 Uhr am Bahnhof einfinden. — Geleitung der Sänger nach dem Altmarkt. Abgabe der Fahnen im Bürgersaale des Rath- hauses. Entgegennahme der Quartierkarten, Festzeitungen im Rathhause, Zimmer Nr. I und 2; 11'/, Uhr: Probe zum Kirchenconcert in der Hauptkirche; 2'/, Uhr: Probe zu den Maffenchören auf der Festplatztribüne für die Sänger, welche sich am Kirchenconcerte nicht betheiligen. ES sind jedoch auch die übrigen Sänger von der Mitwirkung nicht ausgeschlossen; 3Uhr: Concert in der Hauptkirche. Nach demselben: Zug nach dem Festplatze; Von 5'/, Uhr ab: Instrumental- und Vocalconcert auf dem Festplatze. Abends gemüthlickes Beisammensein der Sänger mit ihren Wirthen in den Zelten deS Festplatzes, dem neuhergerichteten, für derartige Feste ganz besonders geeigneten Parke am Schützen hause. II. Montag, den 12. Juli: Um 6 Uhr: Weckruf. Von 7'/, bis 9'/, Uhr: Morgenmusik in den Gärten des Gasthauses zum goldenen Löwen; 9'/, Uhr: Abmarsch nach dem Festplatz; 10 Uhr: Probe der Massenchöre auf der Tribüne; Nachmittag 2 Uhr: Abholung der Fahnen aus dem Bürgersaale. Aufstellung zum Festzuge in der äußeren Bautzenerstraße an der Lindenstraße; 2'/, Uhr: Festzug. Vor dem Rathhause Begrüßung mit anschließendem Gesang des Liedes: „Gruß an die Lausitz" von A. Klose. Aufnahme des Ehren- und BundeS-Präsidiums, der Mit- glieder deS RatHS- und Stadtverordneten-Collegiums, so wie sonstiger Ehrengäste; Beim Eintreffen auf dem Fest platze kurze Ansprache. Von 4'/, ab: Concert auf dem Festplatze. (Massenchöre und Emzelvorträge). Am Schluß deS Concertes Verabschiedung von den Sängern. Hierauf: Jnstrumental-Vorträge. Bautzen, 20. Mai. Heute fand vor dem König lichen Schwurgerichte die Schlußverhandlung gegen den Förster Albin Theodor Horn aus Hainewalde wegen Morde- statt. Der Zudrang deS Publikums dazu war kolossal und vermochten die Zuschauerräume dasselbe kaum zu fassen. Horn ist am 26. Juni 1848 geboren, seit 23 Jahren verheirathet und Vater von 12 Kindern, von de nen 5 noch am Leben sind. Der Angeklagte stellte das ihn belastende schwere Verbrechen, am 12. Januar d. I. da- 20 Jahr alte Dienstmädchen Anna Marie Gärtner vorsätzlich und mit Ueberlegun, getödtet zu haben, entschie- den in Abrede und eS wurden 43 Zeugen vernommen. Die Beweisaufnahme legte entschieden die Wahrscheinlich keit dar, daß Horn da- arme Mädchen vergewaltigt und erwürgt habe und die Staatsanwaltschaft beantragte am Schluß ihres »/«stündigen Plaidoyer» die gestellte Schuld frage in vollem Umfange zu bejahen. Der Angeklagte äußerte sich nach der Schlußfrage zu den Geschworenen: „Meine Herren, nicht der Mörder, sondern ein armer Familienvater steht vor Ihnen. Ich habe da- Mädchen