Volltext Seite (XML)
Rabmaner AnMer Zeitung snr Thaeand) Seisersdaes. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lüban, Borlas, Spechtritz re. Inserate kosten die Spalten zelle oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,sv Mk. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 77. Kernsprecher: «mt Deuben 2120 Dienstag, den 4. Juli 19t 1 Fernsprecher: Amt Denben 2120 Jahrgang. Nus Nab uns f-l«. Rabenau, den 3. Juli 1911- -- Zur Nachahmung empfohlen. Ein eigenartiges Mittel, Ruhebänke vor dem Bekritzeln mit Namen zu be wahren, scheint ein Naturfreund gefunden zu haben, der, wie man aus Jena berichtet, auf einer Bank folgende Inschrift anbrachte: „Hier darf sich jeder Esel verewigen!" Dieser Wink mit dem Zaunspfahle hat bisher seine Wirkung getan, und es ist zu hoffen, daß auch in Zukunft niemand geneigt sein wird, an öffentlicher Stelle sich selbst als Esel zu bezeichnen. — Nachdem bis zum 31. März 1916 die geringe, all- mählig jährlich zunehmende Erhöhung der Friedens stärke des Deutschen Heeres durchgesührt sein wird, wird an der zu erreichenden Stärke von 515 321 Gemeinen, Gefreiten und Obergefrciten, Preußen daran mit 399 026, Bayern mit 57 133, Sachsen mit 38 911 und Württemberg mit 20 251 Mann beteiligt sein, — Im Saale der „König Albert-Höhe" fand am Frei tag Abend ein Konzert statt, ausgeführt von der vollständigen Kapelle des 2. Dragoner-Regiments aus Schwedt a. O, das sich eines sehr guten Besuches zu erfreuen hatte. Aber nicht allein das Konzert war cs, das eine so große Anziehungs kraft ausübte, das Hauptinterrsse vereinigte sich auf das in Lichtbildern dargestellte Schlachten-Potpourri, das den Krieg von 1870-71 darstellte und Auge und Ohr die geschichtlichen Ereignisse der großen Zeit vorfühcte. Diese Veranstaltung hinterließ ohne Frage einen nachhaltigen Eindruck. Der zweite Teil brachte Bilder aus dem Soldatenleben, die zumeist in humorvoller Weise, das Lchen und Treiben der Soldatenzeit z-igten. Lauter Beifall wurde dm Vorführungen gezollt. Unter Leitung des Herrn Obennusikmeisters Apel wartete die Kapelle mit einem fein gewählten Programm auf, das mit Schneid und Exaktheit durchgesührt wurde. Ganz besonders g> fiel das Piston-Solo des Herrn Apel. Jedenfalls ist die Veranstaltung als interrssant und wohlgelungen zu bezeichnen. — Vorsicht beim Genuß von Gurkensalat! Unter furchtbaren Schmerzen und choleraähnlichen Erschei nungen Verschied dieser Tage in Oelsnitz der 29 Jahre alte, bisher kerngesund gewesene Sticker Oskar Richter, der tags zuvor Gurkensalat gkglssen und eine größere Menge Wasser hinterher getrunken halte. Richter hinterläßt eine junge Frau mit zwei Kindern. — Max Neubert- Hainsberg wurde voin Bezirks ausschuß auf Widerruf eine Schlachthausanlage genehmigt. — In der Person eines aus dem Plaumschen Grunde gebürtigen Arbeiters ist derjenige ermittelt und festgcstelll worden, der im Februar d. I. auf dem Wege von Dölzschen nach O b e rp e st e r Witz an einem sechsjährigen Mädchen ei» Siltlichkeitsverbrechen verübt hat. — Die seit vielen Jahren bestehende Aktiengesellschaft K. E. Blomberg, die wohl das größte h o l zi n d ustr i e l l e Unternehmen in Finnland betrieb, ist insolvent geworden. Die Hauptniederlassung der Firma befindet sich in Abo. Das Aktienkapital von fünf Millionen Rubel bifindet sich zum Teil im Pubikum, Die Aussichten sind für die Gläubiger sehr unerfreulich; man rechnet mit 40 Prozent. — Die Verhältnisse auf der Elbe nähern sich denen des berüchtigten Jahres 1904 immer mehr. Mit dem von Tag zu Tag abnehmenden Wass erstände geht auch das Frachtgeschäft ständig zurück, ja, cs ist schon nahezu lahm gelegt. Die Fahrzeuge könne» kaum noch zu einem Drittel der Tragfähigkeit beladen werden. — Beim Baden ertrunken ist der 10 jährige Knabe Schellbach aus Mockritz in eine», Zicgelteiche in Strehlen, nachdem er vorher mit Kindern am Teiche gespielt hatte. — Eine gründliche Pleite hat cm Aklocdwnfabrikant zu Klingenthal gemacht. Bei nahezu 15 000 Mk. Forderungen bleiben nach Abzug der Kosten des Konkursverfahrens 2,75 Mark übrig. — Das Landgericht Freiberg verhandelte gegen den Ge richtsdiener Gust, Neinh. Wilhelm, ehemals am Saydaer Amtsgericht. Wilhelm hat sich wegen Veruntreuung von Be amtengeldern und Urkundenfälschung zu verantworten. Das Usteil lautet auf 11 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehren- rechlsverlust. 4 Monate der Untersuchungshast gelten als verbüßt. Wilhelm hat die Kosten des Verfahrens zu tragen. — Der 1883 geborene Monteur Georg Rudolf Schnei der machte am 12. Februar im Gasthof Niederpoyritz die Bekanntschaft einer jungen Telephonistin. Ec verschwieg dem Mädchen, daß er bereits verheiratet ist, und machte ihm den Hof, so daß das Mädchen glaubte, Schneider habe die reelle Absicht, es zu heiraten. Schnell legte er seiner jungen Bekanntschaft seine angeblichen Vermögensververhältniffs dar und gab dabei der Wahrheit zuwieder an, daß er am 15. März von der Firma Siemens und Schlickert 3000 Mark und am 1. April die Zinsen seines Vermögens ausgezahlz erhalte. In kurzer Zeit nahm er dem Mädchen 622 Mark in größeren Beträgen, sowie das Sparkaffenbuch mit dem N'st von 45 Mark ab. Als das Mädchen kein bares Geld mehr besaß, übergab cs ihm die Taschenuhr und einen gol- denene» Ning, denn Schneider war auch der Pfandschillmg recht, den er aus dem Versatz der Gegenstände gewann, weil er stellungslos war und nur von dem Gelbe des betörten Mädchens lebte, das den Gauner zum eigenen Schaden zu spät erkannte. Dieser planmäßige Betrug trägt den: Angeklagten, der wegen Diebstahls bereits vorbestraft ist, 6 Monate Ge fängnis ein. Am Schluffe der Verhandlung wird Schneider, der bisher auf freiem Fuße war, in Haft genommen, da Fluchtverdacht vorliegt. — An Blutvergiftung starb in Großhennersdorf nach kurzem Krankenlager der Gutsbrsitzer Heinrich Fuchs. Ec hatte eine offene Wunde gehabt und den Fuß gegen Rheumatis mus mit einer starken Flüssigkeit geschmiert. Dadurch war Blutvergiftung mlstanden, die den Tod zur Folge hatte. — Einen gräßlichen Selbstmord verübte in einem Zustande geistiger Umnachtung die 34 Jahre alte unverheiratete Olga Jünger tn Radeberg, die sich mit einem scharfen Messer de» Hals tief durchschnitt und verblutete. Die auf so furchtbare Weise Verstorbene beging die Tat wohl aus Furcht, in einer Anstalt unlergebracht zu werden. Kleine Notizen. Bei einer Prügelei in Limbach wurde einem der Beteiligten die Nase aus dem Gesicht geschlagen. — Ein Fleischergeselle von Glauchau, der mit seinem Meister einen Bullen transportierte, wurde in einer Scheune, wo sie vor heftigen Regen Schutz gesucht hatten, von dem wütenden Tier mit den Hörnern heftig gegen die Wand gedrückt. Der Unglückliche hat schwere innere Verletzungen davongetragen. — Den, 13 Jahre alten Schulknaben Bischoff in Koster- geringswalde wurde infolge eines unglücklichen Zufalles von, eigenen Vater, der mit dem Zerkleinern von Holz beschäftigt war, eine Hand quer durchgehackt, — Beim Abputzen eines Hauses in Zwickau stürzte der Maler Spindler vom 3. Stockweik ab und erlitt einen Schädelbruch, Nwpenbrüche u. innere Verletzungen, so daß er bald darauf verstarb. — Auf de», Heimwege von der Arbeit von Plauen nach Meßbach wurde die Fabrikarbeiterin Klug von einen, aus dem Straßen graben hnausspringcnden Burschen überfallen, zu Boden ge worfen und vergewaltigt. Dabei steckte er dem Mädchen eilten Knebel in den Mund. Die Urberfallene wehrte sich aber nach Leibeskräften, konnte den Knebel aus dein Munde herauS- nehmm und um Hilfe rufen. Darauf ergriff der Unhold die Flucht. — Auf den, Müllerschen Nätergute inPommlitz bei Oschatz wurde ein Kalb geboren, das zwei Mäuler und vier Auge^ hat. Der unten gabelsörmig gebildete Kopf ist oben einheitlich, so daß nur zwei Ohren vorhanden find. — Bei Chemnitz ließ sich ein Handwerksbursche über fahren. Kopf und Beine wurden vom Köcher getrennt. — Das Ministerium des Innern hat bestimmt, daß der Name der Landgemeinde und des selbständigen GutS- bezirkes Leichnam bei Bautzen in Spreewiese umgewandelt wird. Las zum Nitlergute Leichnam gehörige Vorwerk Klein leichnam heißt künftig Kleinspreewiese. — Vor mehreren Tagen traf aus Friedenau bei Berlin ein Ingenieur mit Frau und zwei Töchtern in Crimmitschau ein, um die letzteren bei den Eltern der Frau zu lasse», während sich das Eltcrnpaar auf eine längere Erholungsreise begab. Nicht lange nach deren Abreise erkrankte das sechs Jahre alte Töchterchen Lotte an Diphtheritis, die Krankheit verschlimmerte sich und raffte das Kind am Sonn tag nachts 12 Uhr dahin. Die Eitern reisen ahnungslos weiter. Jeglich-r Versuch, deren Adresse zu erhalten, um ihmn dasSchrcckliche mitzuteilen, bliebe» erfolglos. — Der Husar Rich. Albi» Michel der 4. Eskadron des Zwickauer Husarenregimcnts Nr. 20 ist in dec Spree er trunken. Ec gehörte einem Pionierkommando an, das an der Spree unweit des Kupferhammers mit Brückenschlägen be schäftigt ist. Während der Frühstückspause hatte er sich wider rechtlich vom Uebungsplatze entfernt und sich etwa 100 Meter flußabwärts begeben, um an einer geeigneten Stelle zu baden. Michel stammte aus Ullersdorf bei Radeberg und diente seit vorigem Herbst beim Regiment. — Das Dresdner Landgericht verhandelte gegen den 51 Jahre allen, in Meißen wohnenden Schmiedcmeister Moritz Clemens Herzog wegen gewerbsmäßigem Glücksspiels. H. hatte in seinem Gastbofsgrundstücke zu Meißen den Spiel automaten „Komet", bei dem Geld zur Ausspielung gelangt, öffentlich ausgestellt. Das Schöffengericht Meißen verhandelte zunächst wegen Vergehens nach § 286 des Reichsstrafgefitzbuches, Veranstaltung einer öffentlichen Lotterie. Da die Beweisauf nahme jedoch ergab, daß es sich in dem vorliegenden Falle uni ein Vergehen nach 8 284 des Neichsstrafgesetzbuches, ge werbsmäßiges Glücksspiel, handelt, verwies der Gerichtshof infolge Unzuständigkeit die Sache an das Landgericht. Herzog führte zu seiner Verteidigung an, er habe nicht geglaubt, daß die Aufstellung des Spielapparatcs „Komet" verboten sei. Er wurde zu 3 Tagen Gefängnis verurteilt, auch erkannte das Gericht auf Einziehung des Automaten. — Aus Anlaß der Feier des 75jährigen Bestehens der Finna N.stler u. Breitfeld G. m. b. H. tn Ecla bei Schwarzen berg, hat der Seniorchef, Kommerzienrat Breitfeld, der Firma 200 O00 Mark zur Verfügung gestellt. Die Zinsen sollen zu gunsten unterstützungsbedürftiger Beamten, Meister und Ar beiter verwendet werden. — Der auf der Flucht nach Amerika begriffene Gold- arbeiter Franz Schuster aus Tctschen, der bei dem Wiener Juwelier Worofski eine» große» Juwelendiebstahl verübt hat, wurde in Bremerhaven verhaftet. Er wurde von den sächsischen Behörden der österrcichschcn Grenzpolizei in Tetschen übergeben. — Der Leipziger Natscxpedient und Schulgeldein nehmer Lüpfert hat mit 29 000 Mk. amtlichen Geldern das Weite gesucht. L. ist am 16. Oktober 1883 in Niederfrankcn- heim bei Geithain geboren. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig setzt auf seine Ergreifung und Wiederherbcischaffung des unter schlagenen Geldes eine Belohnung von 500 Mark fest. L. ist in Adorf in V. in, Hotel „Goldner Löwe" gesehen worden. Ec gab an, m Bad Elster zur Kur zu weilen. Lüpfert hat sich über die Grenze nach Böhmen begeben. — In der Lüp- fertschei, Unteischlagungssache ist, wie das „L- Tgl." meldet, eine aussehenerregende Verhaftung vorgenommen worden, über die das genannte Blatt aber im Jntenfse der Untersuchung noch nichts Näheres veröffentlichen kann. Ueberhaupt soll die Sache einen größeren Umfang annehmen, da von der Kriminalpolizei gegen mehrere Personen Untersuchungen wegen Hehlerei eingeleitet worden sind. Ermittlungen haben ergeben, daß das Leben L. absolut nicht ganz tadelsfrei gewesen ist. Es hat sich herausgestellt, daß Lüpfert stark verschuldet war. Von den unterschlagene» 29 000 Mk. hat er durch briefliche Uebersendung von Geldbeträgen in Höhe von mehreren tausend Mark einige Gläubiger befriedigt. Dresden. In einem Zustande hochgradiger Nervosität beging Sonntag Nacht die 36 Jahre alte Postschaffnersehefrau Iva Schulze in der Klingcstraße Selbstmord. — Bis einschließlich 30. Juni haben 1 777 694 Per sonen die Hygiene-Ausstellung in Dresden besucht. — Die Memoiren der Frau Toselli legen den Gedanken nahe, daß der neuliche Besuch des Königs von Sachsen bei seiner Schwiegermutter tn Lindau, die er seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hatte, kein zufälliger gewesen ist, sondern mit dem Memoiren in Zusammenhang gestanden hat. Aus den Londoner Ankündigungen ist zu folgern, daß die Beratungen in Lindau, wobei nach den „Leipz. N. N." die Großherzogin von Toskana auf der Seite des Königs gestanden hat, nutzlos waren. Beim Erscheinen des Buches wird der sächsische Hof Frau Toselli wohl die ihr zustehende Rente entziehen, da der mit ihr an, 5. Mai 1905 abgeschlossene Vertrag u. a. besagt, daß die Jahresrente von 40 000 Mk. fallen kann, falls sie verletzende Aeußerungen in der Presse von sich geben oder wenn sie etwas unternehmen sollte, was geeignet wäre, dem sächsische» Hofe oder dem sächsischen Volke gegenüber öffentliches Aergernis zu erregen. — Unter dem Verdacht den Kutscher Winkler in Dresden ermordet zu haben, wurde in Leipzig ein Zuhälter verhaftet. Der Betreffende hat sich zur Zeit der Mordtat in Dresden aufgehalten und ist bald darauf nach Leipzig abgereist. Es sollen verschiedene schwerwiegende Ver dachtsmomente gegen ihn vorliegen. Die Dresdner Kriminal polizei sandte zwei Küminalgendarme nach Leipzig, um den Festgenommenen nach Dresden zu bringen. Die Vernehmung des Zuhälters dürfte wesentlich zur Klärung der Mordtat beitragen. Nach neueren Meldungen soll der Zuhälter sein Alibi Nachweisen können, befindet sich aber noch in Haft. — Im B e t ru g s pr o z e ß Graf Königsmarck wurden Graf Günther v. Kömgsmarck zu 4 Monaten, Leonhardt zu 9 Monaten und Domarus zu 1 Monat Gefängnis verurteilt; im Frankfurter Spielproz eß erhielten Schenck v. Schweins berg 2 Jahre Gefängnis und 6000 Mk. Geldstrafe, Tibolth 1 Jahr Gefängnis und 600 Mk. Geldstrafe. — Der deutsche Gesandte in Marokko machte dem Sul- tansvertreter die Mitteilung, daß Deutschland Agadir nebst Hinterland besetzen werde. Den d eu ts chen Häusern gehören bei Agadir weit in das Hinterland hineinreichcnde große Land» strecken mit landwirtschaftlichem Betrieb. Der Besitz einer einzigen Firma ist von der Größe eines Fürstentums. Eine Firma beschäftigt allein ca. 120 Personen, darunter 60 bis 70 Handelsagenten, die im Besitze deutscher Schutzbriefe sind, andere Firmen 60 Ungefüllte. Außerdem nahm der deutsche Handel im Süden Marokkos zu und steigt besonders in der letzten Zeit. Auch an den, Bergbau im Hinterlande Agadirs ist Deutschland erheblich interessiert.