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Wochenblatt sto« iS Telegramm - ttdeesse: ^ocßenb!asi silitsmk. Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landm. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 H., vierteljährlich z.25, bei freier Anstellung ins ^ans sowie durch die Post unter No. 805^ z.^o. Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr auszugeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum zo Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen -Expeditionen nehmen Inserate entgegen. für Pulsnitz und Umgrgrnd Amts-Blatt des Kömgk Kmtsgepickls und des Sta-kpatkes Lu puIsnilL Amtsblatt für den Bezirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch. Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalds, Ohorn, Oberstem«, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zrieder^dorf - Thiemendorf, Wittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ul.-Dittmannsdorf, Druck und Verlag von L. L. Förster'» Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Redakteur Otto Vorn in Pulsnitz. Iulius 8öiM, viMäkii, Udren, LM- u. Li^sr-'WLrerl. iltlllitllll. Lct<6 Lelüossstk. (Oo^suübsr <lsr biörrou-^potbsks.) 5 Alk. smassivs Lobievs lviebt bobl gepresst) iu I IN 1 j l-m 1 j nur solider ^ustübrnvA mit teiustew Il^clt^Dl Illtl.II l ivoo dsridiobsm I'suor. — Versand xsßsu vorbsriZs LiosonduuA des Dstra^ss oder Raobaabws. Dorto extra. — Illustr. kreis- Lutalox von vdrsu und Lekmuokvarsu gratis und kravko. Ar. 1S1. 54. Jahrgang. Sonnabend, den 20. Dezember 1902. Neueste Ereignisse. Ein neues Honneur vor dem Kaiser soll demnächst zur Einführung kommm. Von polnischen Blättern wird eine Spaltung der Reichstagsfraktion wegen der Haltung in der Zollfrage angekündigt. Der Anschluß Italiens an die deutsch-englische Aktion kann nunmehr als vollendete Tatsache gelten. Präsident Castro hat sich diesen neuen Gegner durch dieselben Mittel geschaffen, die er Deutschland und England gegenüber an wandte. In eigener Sache daS Wort zu nehmen, ist jede Zeitung beim Quartals wechsel genötigt. Sie, die sonst an dieser Stelle politische Angelegenheiten erörtert, will sich heute ihren geehrten L-sern in empfehlende Erinnerung bringen, will auch einmal von sich selbst sprechen. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, wo man von den Ereignissen draußen in der Welt nur ab und zu sich einmal etwas erzählen oder in einem Briefe schreiben ließ. Der Landwirt, der Gewerbetreibende, wie überhaupt jeder Staats bürger hat vielmehr die Pflicht, nicht nur seiner Hantierung nachzugehen, «andern auch alle Vorgänge auf politischem Ge biete im Reich und in unserm Vaterland Sachsen aufmerk, sam zu verfolgen. Die verderblich« politische Gleichgiltigkeit des Deutschen, über die man in Frankreich und Nordamerika mit Recht ost witzelt, sollte heutigen TagS nirgends mehr zu finden sein. Der Franzose, der Engländer, der Amerikaner giebt täglich sür Zeitungslektüre seinen Nickel aus. Der Deutsche aber, dem diese geistige Kost schon sür einen Kupfer möglich ist, scheut ost auch diese kleine Ausgabe. Heutzutage gehört in jeden Haushalt die Zeitung. Sie ist das geistige tägliche Brot. Ohne sie ist ein moderner Mensch undenkbar. Für nur 1 Mark 25 Pfennige im Vierteljahr, das ist für 3 Pfennige für eine Zeitungsnummer, bi-tet unser Blatt, daS Wochenblatt sür PulSnitz und Umgegend, alles auf allen Gebieten Wissenswerte in knapper zusammenge- dängter Form, sodaß der Leser nicht erst lange Spalten herunterzulesen braucht. Wir wollen uns hier ersparen, alles dies einzeln aufzuzählen. Wer unser Blatt aufmerksam liest, wird seine Vorzüge als gutes Provinzblatt sicher zu schätzen wissen. Die von Quartal zu Quartal steigende Leserzahl (— daS Wochenblatt hat jetzt die Auflage 1202 erreicht, im Januar 1900 '«trug sie noch 1025, das sind in 3 Jahren 177 Exemplare Zuwachs —) ist uns e»n untrüglicher Be. weis dafür, daß wir in der Art der Darbietung des reichen Nachrichtenstoffes aus dem richtigen Wege sind, und können wir uns den größeren Provinz-Zeitungen getrost an die Seite stellen. Durch Verbindung mit einem größeren Telegraphen- Bureau sind wir in der Lage die Leser des Wochenblattes ouss Schnellste über alle Ereignisse von allgemeinem In- tereffe aus dem Lausenden zu erhalten, und bringen oft Nachrichten, die die großstädtischen Tageszeitungen erst am nächsten Morgen veröffentlichen, bereits am Abend vorher. Da daS Wochenblatt außerdem Amtsblatt sür die Stadt und den AmtsgerichtSbczirk PulSnitz ist, so bildet dies für alle Bewohner deS Pulsnitzer GerichtsbezirkS einen Grund wehr, das Amts- und Wochenblatt zu lesen. Man schützt sich durch Kenntnis der amtlichen Verfügungen vor mancher lei Schaden, sogar pekuniärer Art, und ist durch den reich haltigen Anzeigenteil unsere« Blattes über die mancherlei sich bietenden günstigen Kaufgelegenheiten stets unterrichtet, und das allrü nur für 3 Pfennige pro Nummer. In der Tat: Mehr für billigeres Geld kann man nicht verlangen I Es sollte uns daher freuen, wenn der bevorstehende BierteljahrSwechsel un» alle bisherigen Freunde und treuen "ser erhält und diesen noch zahlreiche neue sich zugesellen würden. In diesen Tagen hält auf dem Lande auch der ^tiefträger Umfrage wegen de« Weiterhaltenö der Zeitung. Derselbe nimmt den Betrag für die Neubestellung entgegen und quittiert darüber rechtsgiltig. Unsere Geschäftsstelle, sowie alle Stadt- und Landboten nehmen jederzeit BezugS- bestellungrn sür das neue Vierteljahr entgegen. Darum: Willkommen neue Freunde zu den alten! Oertliche «ud sächsische Augelegeuheite«. P u l s n i tz , 19. Dezember. „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all, zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall!" so heißt eS in dem alten Kinder-Weihnachtslicde. „Ihr armen Kind r, denen die liefen Eltern nicht, wie sie es wohl möchten, reiche Gaben auH dem Weihnachtstische auSbreiten können, kommt heute Abend zur Christbescheerung!" so lautete die frohe Kunde, die der Kinder Herz erfreute und bewegte. Und welch' stattliche Zahl war ausgewählt! 50 Kindern waren im Saale des Herrnhauses vom hiesigen Frauenverein die Gaben der Liebe unter strahlenden Lichter- bäumen ausgebreitet. Mit der Beschesrung verband sich eine kurze, aber sinnige Feier. Unter der Leitung des Herrn Organist Engel wurden von der ersten Mädchenklaffe Weih nacht-Gesänge und Deklamationen recht hübsch vorgetragen, woraus Herr Direktor Dreher «ine herzliche Ansprache an die Kinder und die zahlreich erschienenen Mitglieder und Freunde des Vereins richtete. Pulsnitz. Am Abend des ersten Wsihnachts- fei-rtaqes wird Herr Stadtmusikdirektor Frenzel im Saale des Schützenhauses wiederum ein Konzert veranstalten Welch' großer Beliebtheit sich alle die von unserem Herrn Stadtmusikdirektor veranstalteten Konzerte erfreuen, dafür legt der rege Zuspruch und der große Beifall, der dem Dirigenten und feiner Kapelle stets zuteil wurde, beredtes Zeugnis ab. Auch das Programm für das WeihnachtS- feiertagSkonzert verspricht einen in jeder Beziehung außer- ordentlich genußreichen musikalischen Abend, und auS diesem Grunde wollen wir nicht unterlassen, schon jetzt darauf auf. merksam zu machen und den Besuch dringend zu empfehlen. Aus den zahlreichen Nummern des Programms wollen Wir nur einige hervorhebsn, die an sich den Besuch deS Konzertes schon verdienen. Ouvertüre „Lebenslust" von Carmak. Fantasie über Jul. Otto's „Das treue deutsche Herz" von Schreiner. „Süße Mad'ln", Walzer auS der beliebten Operette „Das süße Mädel" von Reinhardt. Ouvertüre 1813 von Weber. Erinnerungen an Wagner'ä Tannhäuser von Hann, und viele andere mehr. — Am 22. Dezember um 7 Uhr abends nimmt der letzte der vier JahreSbeherrscher, der Winter seinen Anfang; die Sonne tritt in das Himm.lszeichen des Steinbocks und wir haben den kürzesten Tag deS Jahres. Die Sonne geht morgens um 8 Uhr 11 Minuten auf und um 3 Uhr 46 Minuten unter, die Tageslänge beträgt also nur 7 Stunden 35 Minuten. „Wenn der Winter knnmt gegangen, fangen die Tage an zu langen", und „Bis Neujahr nimmt der Tag um einen Hahnenschrei zu." — Das sind alte deutsche Sprichwort«, die einen Trost enthalten, der vergleichbar ist, dem Gefühle des Wanderers, der des Berges Gipfel erstiegen hat und nun talabwärts schreitet. — Eine für Handwerker beachtenswerte Entscheidung einer Prüfungskommission bezüglich der Pflicht der Lehr- Herren, auf die Ausbildung der ihnen anvertrauten Lehr, linge die nötige Sorgfalt zu verwenden, ist kürzlich ge troffen und von der zuständigen Handelskammer als gerecht fertigt und gesetzlich zuläsüg anerkannt worden. Ein Lehr ling, der eine vierjährige Lehrzeit durchgemacht, hatte die Gesellenprüfung vor der Prüfungskommission der Innung nicht bestanden. Da 4 Jahre die längste Zeit einer Lehr zeit umfassen, mußte der Lehrling gleichwohl freigesprochen werden. An diese Freisprechung knüpfte die Innung indessen die Bedingung, daß der Prüfling noch ein halbes Jahr auf Kosten seines bisherigen Lehrmeister« bei einem anderen Jnnungsmeister nachzulernen und daß der frühere Lehrmeister ihm während diesen halben Jahres 12 Mark monatlich zu zahlen habe. Die Innung nahm an, daß im vorliegenden Falle den Lehrmeister die Schuld an den mangelnden Kennt« niffen des Prüflings treffe, da er eS bei dessen Ausbildung an der erforderlichen und vom Gesetze vorgeschrisbenen Sorg falt habe fehlen lasten. PulSnitz M. S. Die Veranstaltungen des hiesigen Turnvereins erfreuten sich immer in allen Kreisen der Be völkerung großer Beliebtheit und die Darbietungen stets günstigster Aufnahme. So ist denn zu erwarten, daß die am 1. Weihnachtsfsiertag im Saale des Menzel'schen Gast. Hofes stattfindende öffentliche Abendunterhaltung einen zahlreichen Besuch aujweisen wird. Wir wir hören, sind Vorbereitungen getroffen, allen Teilnehmern diesen Abend schön zu gestalten; die eifrig betriebenen Proben lassen ein gutes Gelingen des vielseitigen Programms voraussetzen. Niedersteina, 19. Dezember. In der ver gangenen Nacht vor 1 Uhr entstand in dem, dem Schuh macher Schubert gehörigen, einstöckigen, mit Schiefer gedeckten Hause Feuer, welches dasselbe in kurzer Zeit einäscherte. Das schnelle Umsichgreifen des FeuerS luß nur eine teilweise Rettung des Mobiliars zu; an ein Erhalten deS Hauses war nicht zu denken und so mußten sich die hiesige, sowie die von Weißbach und Obersteina erschienenen Wehren nur auf die Deckung de« in Gefahr befindlichen, gegenüberliegen, den Vutzke'schen Grundstückes beschränken. Der Kalamitos« , welcher leider nicht versichert hat, besaß daS Haus erst s u einigen Monaten. Die Entstehungsursache ist nicht bekann. Nieder st ein a. Der hiesige Turnverein ist ge sonnen, den I. Weihnachts-Feiertag eine Abendunterhaltung »u veranstalten, wozu Freunde unv Gönner der Turnsachc freundlichst eingeladen werden. Zur Aufführung kommt: „Kurbad Centrum", ein Schwank in 3 Akten. Oberlichtenau. In der Restauration „zum Pulsnitztal", hier findet am 1. Weihnachtsfeiertag ein Konzert, auSgesührt vom 1. DreSdn-r Konzertina-Klub, statt. An der letzten Kirmesfeier hatte bereits ein zahl- reiches Publikum Gelegenheit, die Vorträge deS genannten Klubs mit Befriedigung zu hören. Da dieses Konzert neve Nummern bieten wird, kann der Besuch bestens empfoh- len werden. — König Georg von Sachsen hat den Rückfall seines Bronchialkatarrhs, den der greise Monarch vor ein paar Tagen erlitt, nahezu wieder überwunden. Nur wird sich der König bis auf Weiteres noch besondere Schonung auferlegen müssen. — Die Frau Kronprinzessin ist nach von Salzburg eingetroffenen Nachrichten erkrankt und wird infolgedessen voraussichtlich erst nach einiger Zeit nach Dresden zurück kehren können. — Der König hat den Rittmeister z. D. Ernst Georg August Graf Wilding v. Königsbrück zum Kammerherrn ernannt. — Der dritte Haupt-Gewinn der Dresdner Pferde-Lotterie, bestehend aus zwei 3jährigen Rappen, ist den Herren Schuhmachermeister Herm. Lindner in Ober- cunnerSdorf bei Löbau und Bäckermeister Emil Lindner in HerwigSdorf zugefallen. Die Gewinner haben die beiden Pferde in Dresden verkauft, wenn auch nur sür die Hälste deS Preises, der auf etwa 3000 Mark angesetzt war. Dresden, 19. Dezember. Se.Majestät der König hat in der vergangenen Nacht mehrere Stunden ruhig ge schlafen. Der Hustenreiz war weniger stören»'. Ter König fühlte sich heute kräftiger. Temperatur und Puls sind normal. — Der junge Kunstmaler Dorsch, einer der begabte- üen jüngeren Dresdner Künstler, ist einem plötzlichen Wahnsinnsanfall seiner eigenen Schwester ru n Opfer gefallen. Dorsch, dem die Schwester die Wirtschaft führte, hatte abends mehrere befreundete Familien zu Besuch und geleitete kiese dann auf die Straße. Unterdessen tat Fräulein Dorsch ihrem Bruder und sich selber Gift in das Bier. Die Schwester, die schon vorher einmal wegen Irrsinns eine Zeit lang in einer Anstalt untergebracht war, ist bereits gestorben und begraben. Der unglückliche Bruder ringt noch unter qual vollen Leid-n mit dem Tod, nach Ansicht der Aerzte vor aussichtlich leider vergeblich, da die Gifte schon den ganzen Verdauungskanal zerstört haben. Lauter, 17. Dezember. Gemeindevorstand Her mann hier gelangte bei der Besetzung der Bürgermejster- stelle von Königsbrück, um die sich 75 Bewerber sanden, zur engeren Wahl. Um nun den Genannten sür die hie sige Gemeinde zu erhalten, hat ihn der Gemeinderat bereits auf die nächste Wahlperiode auf sechs Jahre wiedergewählt und den Gehalt soweit erhöht, daß er mit dem der Königs brücker Bürgermeisterstelle gleich ist.