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A-orker Wochenblatt. M i t t h e t l u n g e » über örtliche und vaterländische Angelegen-eiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung »an der Po^l^gr.^SLchl-, bei Beziehung de» Blatte« durch Botengelegenheit 28. Erscheint jeden Donnerstag. 11. Juli 1839. Ein Raub aus der Augsburger allgemeinen Zeitung. Die Versammlung der englischen Polenfreunde. Am iS. Juni d. I. fand in der Freimaurer-Halle zu London eine Versammlung zu Gunsten der Polen statt. Mehr als 2000 Personen, Polenfreunde aller Parteien und polnische Flüchtlinge, waren dabei ge genwärtig. Um den Oheim der Königin, Her zog von Susser, der unter enthusiastischem Zuruf den Präsidentenstuhl einnahm, befanden sich über 40 Parlamentsmitglieder und andere Männer von Aus zeichnung. Der Herzog eröffnete die Verhandlungen mit folgenden Worten: „Von meinem durch seine Hingebung für die Sache des unglücklichen Polens so bekannten edlen Freund Lord Dudley Stuart ein- geladen, in dieser Versammlung den Vorsitz zu füh ren, nahm ich keinen Anstand, ihm zu erklären, daß Niemand einen lebhafteren Antheil als ich an den Leiden des tapfern und loyalen polnischen Volkes nehmen, Niemand lebhafter als ich die Wunden be- klagen könne, die durch die auf Polen gehäuften Trübsale der Sache der Freiheit und Menschlichkeit geschlagen worden. (Beifall.) Ich hoffe alle Reden dieses Meeting werden das Gepräge der Ruhe und Mäßigung an sich tragen, die der Wahrheit und dem guten Rechte selbst noch höhere Kraft verleihen. Ich wenigstens werde in meinen Bemerkungen alle ver letzenden Persönlichkeiten zu vermelden suchen. Europa und alle christlichen Völker bilden in meinen Augen Eine große Familie; die Leiden, die eines oder mehre ihre^ Mitglieder treffen, berühren die ganze Familie. Polen hat durch seine Geschichte sich besondere An sprüche auf den Dank der civilisirten Welt erworben. (Hört!) Es hat unter Sobieski ein nachahmungS- würdiges Beispiel gegeben, hat Europa gerettet und sich mit Ruhm bedeckt. Sollte es dafür keinen andern Lohn empfangen, alS seine Ausrottung? Sein Name selbst sollte aus dem Gedächtniß der Menschen verlöscht werden? Mindestens von mir verlange man nicht, daß ich^einer solchen Ungerechtigkeit je meine Zustim mung gebe! (Zuruf.) Der Allmächtige in seiner Weis heit erhöht und erniedrigt die Nazionen, und uns Menschen kommt es zu, vor seinen unerforschlichen Rathschlüssen uns in Demuth zu beugen; aber es fragt sich, darf Menschenwille und Menschenmacht die Vernichtung einer Nazion dekretiren? (Hört!) Darf ein herrliches Volk, welchem Europa vielleicht die Rettung seiner christlichen Gesittung zu verdanken hat, mit einem Federstrich von der Charte Europas ausgcstrichen werden? Nimmermehr! ich erhebe meine Hand, und protestire laut gegen eine solche Satzung der Menschenwillkühr. (Großer Beifall.) Es ist eine europäische Familienangelegenheit, eine Frage der Menschlichkeit, der Christenheit. (Hört, hört!) Wir lesen in der heiligen Schrift von dem Untergange des jüdischen Volks. Die Juden mochten damals kaum drei Millionen zählen; hier aber, In Polen, ist der malen die Vernichtung einer Nazion von 20 Mill, im raschen Fortgange begriffen. Man nimmt ihnen Alles. Volksname, Sprache, vaterländische Sitten, kurz Alles, was das Leben theuer und wünschcns- werth machen kann. (Hört, hört!) Meine Herren!