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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dies» Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS A) Rpf. Postbezug monatlich 2.80 RM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Nückrahlung des Bezugspreise«. — Anzeigenpreise und Nachlahsätze bet Wieder holungen nach Preisliste Nr. 8 sin unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wirb der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'« Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, UnterhaltüngSteil, Sport u. Anzeigenteil Walter Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. IV.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf SIS u. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 122 Mittwoch, den 27. Mai 1936 88. Jahrgang Bewaffneter Aufstand der Araber Polizeiabteilnng zum Rückzug gezwungen Wie aus Jerusalem gemeldet wird, suchten mehrere Flugzeuge das Hügelgelände im Bezirk von Nablus nach bewaffneten artbischen Gruppen ab. Neber London wird berichtet, daß mehrere dieser Gruppen einen lleber- sall auf ein Militärlager versucht und eine Patrouille be schossen hätten: andere zerstörten die Ernte, die Telephon leitungen und die Eisenbahnsignale. Die Gesetzlosigkeit im Land habe einen Instand erreicht, der fast an einen bewaff neten Aufstand grenze. Britische Polizei, die mit Maschinen gewehren ausgerüstet war. wurde am Antz des Berges Tabor im unteren Tal von Galiläa zum Rückzug gezwungen. Sie hakte drei arabische Schäfer, die jüdische Felder betreten hakten, verhaftet, als etwa 250 Araber heranrückten, die aus großer Entfernung das Feuer eröffneten. Da die Po lizei zahlenmäßig erheblich in der Minderheit war und außer dem von den Arabern in der Flanke bedroht wurde, zog sie sich nach Mescha zurück, um militärische Hilfe herbeizuholen. Lei ihrer Rückkehr stellte sie fest, daß die Araber unter Mitnahme ihrer Verwundeten geflüchtet waren. England gibt nicht nach. In der Gcsamtlage Palästinas ist eine fühlbare Ver schlechterung eingetreten. Der ganze Küstenstrich von Haifa dis Gaza und das Gebiet zwischen Jerusalem und Naza reth sind von den Unruhen berührt. Bewaffnete Araber- tkupps streifen durch die Hügel und feuern vielfach auf °ie Polizei und die britischen Truppen. Die Londoner Presse stellt mit unverkennbarer Bestürzung fest, daß die Kämpfe zwischen den Arabern und den Juden, die nun- ^ehr seit sechs Wochen im Gange sind, bereits den Charak- >er eines offenen Aufstandes gegen die britische Mandats- Aacht angenommen haben. Den nächsten Tagen wird mit Sorge entgegengesehen. Der britische Obcrlommissar betonte in einer Rede, die ?r anläßlich des Empire-Tages auf der Levante-Messe in Tel Aviv hielt, daß weder Streik noch Gewalt die Durch führung der britischen Beschlüsse und Verpflichtungen auf Grund des Mandats verhindern könnten. Der Oberkom missar hat dadurch erneut zu erkennen gegeben, daß die jüdische Einwanderung in Palästina entgegen den ara bischen Protesten fortgesetzt wird. Wie im einzelnen berichtet wird, wurde in Jerusalem neuerdings ein Jude erschossen. In Gaza konnte der Aus- bruch von Unruhen im letzten Augenblick durch Einsatz von Militär verhindert werden. In den Gebirgen Samarias und Galiläas ist es zu unzähligen kleineren Zwischenfällen gekommen. Besonders erwähnenswert ist dabei ein Zu sammenstoß zwischen einer britischen Militärpatrouille und einem starken arabischen Kampftrupp. Zu den bedrohten Ortschaften gehört auch Nablus, wo es in der Nacht zu einer wilden Schießerei der Araber gegen dasMi - litärlager kam. Auf die Filiale der Anglo-Palästina- Bank und auf den Bahnhof in Jaffa wurden mehrere Bomben geschleudert. Am Fuße des Berges Tabor kam es zu einem Zusam menstoß zwischen britischer Polizei und etwa 250 Arabern. Die Polizei mußte sich nach kurzem Gefecht wegen Muni tionsmangels zurückziehen. Ausdehnung des Ausnahmezustandes Entgegen allen Erwartungen und den zahllosen im Lande verbreiteten Gerüchten verlief der als besonders kritisch an gesehene Dienstag ohne ungewöhnlich folgenschwere Zwischen fälle. 2n Gaza und Safed wurde ebenfalls der Aus nahmezustand verhängt. Deutsche Mehrheit in Memel Großer Wahlsieg des Memeldeutschtums r'ale Partei 1l, die Rex-Bewegung 8, der National-flämische Block 5 und die Kommunisten 4 Sitze erhalten. Trotz des von den Kammerwahlen abweichenden Wahlverfahrens spiegeln auch die Senatswahlen die bedeutsamen Verschie bungen in der politischen Einstellung der Bevölkerung Bel giens wider. Die Katholische Partei hat 8 Mandate einge büßt. Während sich die Liberalen und Sozialisten Haiten konnten, haben der National-flämische Block 4, die Rex- Bewegung 8 und die Kommunisten, die bisher im Senat nicht vertreten waren, 4 Sitze erobert. Delbos oder Paul-Boncour? Pariser Mutmaßungen über die Besetzung des Außenministeriums. Das Interesse an der voraussichtlichen Zusammen setzung der Regierung der Volksfront, die Leon Blum bilden wird, wächst in Paris von Tag zu Tag. „Petit Paristen" glaubt, daß Leon Blum die Absicht hat, mehrere Frauen zur Mitarbeit in das Kabinett zu berufen. So nenne man in bestimmten Kreisen u. a. den Namen von Frau Jouliot Curie, der Chemienobelpreisträgerin von 1935. Für die Besetzung des Außenministeriums schiebt sich mehr und mehr der Name des derzeitigen Justiz ministers Delbos in den Vordergrund, aber nach wie 'vor scheint Paul-Boncur das Ministerium für sich zu bean spruchen und, wie der „Jour" schreibt, die Mitarbeit seiner Partei, der Sozialistisch-Republikanischen Vereinigung, an diese Bedingung zu knüpfen. Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Frankreichs, Thorez, versicherte anläßlich der Tagung des Zentralausschusses die Sozialisten der „brüderlichen Mit arbeit" der Kommunistischen Partei. Gleichzeitig kündigte Nhorez die Bildung von Volksfront-Ausschüssen an, „dazu Memel, 27. Mai. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Wahlen zur Hemeler Stadtverordnetenversammlung haben von 27 235 Wahlberechtigten 23 515 ihre Stimme abgegeben. Die ^emelländische Gemeinschaftsliste erhielt 14 604 Stimmen, "le vier litauischen Listen erhielten zusammen 6591 Stim men, die drei Splitterlisten 2040 Stimmen. , Danach entfallen auf die memelländische Gemcin- IHaftSliste 25 Sitze, auf die vier litauischen Listen 11 Sitze Ud auf die drei Splitterlisten drei Sitze. Ein weiteres Mandat ist noch umstritten. Bei der außerordentlich starken Zuwanderung aus ?wß-Litauen nach Memel und der lebhaften Wahlagita- wn der litauischen Parteien muß das Ergebnis als ein Mßer Erfolg des Memeldcutschtums gewertet werden, ?s auch in der neuen Stadtverordnetenversammlung über große Mehrheit verfügen wird. Kabinett van Zeeland zurückgetreien Brüssel, 27. Mai. Das belgische Kabinett van Zeeland trat zusammen, M zu der durch das Ergebnis der Neuwahlen geschaffenen Stellung zu nehmen. Nach kurzer Beratung wurde ""schlossen, dem König den Rücktritt des gesamten Kabi- ""Üs zu unterbreiten. Ministerpräsident van Zeeland be- sich sofort zum König, um diesem den Beschluß des Kabinetts mitzuteilen. Das Ergebnis der belgischen Senatswablen .. Nach dem Ergebnis der Wahlen zum belgischen Senat, am letzten Sonntag mit den Kammerwahlen stattfanden, "den die Sozialisten 39. die Katholische Partei 34. die Libe- bestimmt, der Regierung bei der Durchführung des Volks front-Programms zu helfen". Weitere Vertagung in Genf? Laut „Oeuvre" wird die neue französische Regierung wahrscheinlich die endgültige Lösung des abessinisch italienischen Streitfalles und die Aufhebung der Sühne- maßnahmen gegen Italien auf die Septembersitzung des Völkerbundes verschieben. Durchaus möglich sei, daß Ita lien bis dahin aus dem Völkerbund ausgeschieden sei. Im Verlaufe der letzten Tage habe Italien die Neigung bekundet, seine europäische Zusammenarbeit mit Frank reich und England wieder aufzunehmen, jedoch in einer Weise, die weder in London noch in Paris leicht Zu stimmung finden könnte. Bei einer Besprechung mit dem französischen und sowjetrussischen Botschafter in Rom habe Mussolini eingewendet, daß Italien diese Zusammen arbeit im Rahmen eines europäischen Direktoriums der großen Mächte wünsche. Es sei anzunehmen, daß Italien weiterhin eine Politik der Revision der Verträge betreiben werde. Abreise der Rot-Kreuz-Abieilungen Dschibuti, 27. Mai. Alle internationalen Rote-Kreuz-Abteilungen mit Aus nahme einer schwedischen Vertretung, deren Aufenthalts ort unbekannt ist, sind in Dschibuti eingetroffen und tre ten die Heimreise an. Ein Aufruf Baar-Barenfels zum Eintritt in die Irontmiliz Wien, 27. Mai. Die amtliche Nachrichtenstelle verlaut bart einen Aufruf des Vizekanzlers Baar-Barenfels als Führer der Frontmiliz. Der Aufruf enthält eine Auf forderung an alle Mitglieder der bisherigen Wehrforma tionen, in die Frontmiliz einzutreten. Als seinen Stellvertreter in der Frontmiliz bestimmte Daar-Darenfels den Generalmajor Puchmeyer. Auch sonst werden, wie im Aufruf betont wird, die Beziehungen zwischen Bundesheer und Front miliz sehr eng sein. In dem Aufruf wird ferner an das Frei- Willigen-Aufgebot vom Jahre 1809, an den Sieg von Aspern, an die freiwilligen Schützenformativnen Tirols und Kärntens als Vorbilder der jetzigen Mili zerinnert. Als Zielsetzung für die Miliz wird der Kampf für das christlich-deutsche ständisch gegliederte Oesterreich bezeichnet. Kundgebungen des Heimatschuyes Wie erst jetzt bekannt wird, kam es am vergangenen Sonntag in Altenmarkt im südlichen Niederöfterreich an läßlich einer Kundgebung der Vaterländischen Front zu Zu sammenstößen zwischen Anhängern der Vaterländischen Front und uniformierten Heimatschutzleuten, welch letztere immer wieder in Mihfallensäußerungen, hauptsächlich gegen Bundeskanzler Schuschnigg, ausbrachen. In Go sau (Ober österreich muhte sogar eine Vaterländische - Front -Ver sammlung von der Gendarmerie aufgelöst werden, well nach der Rede eines den Heimatschutz nahe stehenden Forst meisters die Versammlung in Rufe gegen die Regierung aus- brach. 2n Vorarlberg hat der Lanbesleiter der Heim wehren, Almer, einen Aufruf erlassen, in dem er erklärt, daß der Heimatschutz sich niemals entwaffnen liehe und dah er keine Patronen und keine Gewehre und keine Maschinengewehre her geben würde. Der Heimatschutz würde geschlossen in die neue Frontmiliz eintreten und dort weiter für seine Ideale kämpfen: Die Schaffung eines Heimatfchutz-Oesterreich. Eine bemerkenswerte Mitteilung des Heimatschuyes Nach dem amtlich verlautbarten Aufruf des Vizekanzlers Baar-Darensels erscheint nunmehr eine Mitteilung der Presset stelle des Heimatschutzes über die Führertagung des Heimat schuhes am 26. Mai. Diese Mitteilung erscheint geeignet, das ohnedies schon unklare Bild der innerpolitischen Lage Oester reichs noch mehr zu verwirren. Die Mitteilung nimmt mit keinem Worte Kennntnis von der Schaffung der Frontmiliz Amtlicher Teil Seite 5