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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwur Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prnnuiot'i'Lnäo. Meiller Inserate werden bis spätesten* Mittags des vorkcrgchenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzcile mit io Pst, unter „Eingesandt" mst 20 Pst berechnet. Zwönitz «nd Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 6. Dienstag, den 13. Januar l88ü. 5. Jnhrg. Bekanntmachung. Die Anmeldung der Militärpflichtigen zur Rekrutirungs-Stammrolle betreffend. Die deutsche Wehr-Ordnung vom 28. September 1875 bestimmt unter 88 20 und 23 Folgendes: Die Militärpflicht beginnt mit dein 1. Januar desjenigen Kalenderjahres, in welchem der Militärpflichtige das 20. Lebensjahr vollendet, und dauert so lange, bis über die Dienstpflicht der Wehrpflichtigen endgültig entschieden ist. Nach Beginn der Militärpflicht haben die Wehrpflichtigen sich zur Aufnahme in die Rekrutirungs-Stammrolle anzumelden. Die Anmeldung erfolgt bei der Ortsbehörde desjenigen Ortes, an welchem der Militärpflichtige seinen dauernden Aufenthalt hat. Ist sein Aufenthalt ein vorübergehender, so hat er sich bei der Ortsbehörde seines Wohnsitzes, das heißt desjenigen Ortes, an welchem sein, oder sofern er noch nicht selbstständig ist, seiner Eltern oder Vormünder ordentlicher Gerichtsstand sich befindet, zu melden. Militärpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle iin Laufe eines ihrer Militärpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem anderen Aushebnngs-Bezirke verlegen, haben dies behufs Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgänge der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle ausgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welch? die Stammrolle daselbst führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden. Es werden hiermit alle Diejenigen, welche nach den vorstehenden Bestimmungen der deutschen Wehrordnung am hiesigen Orte meldcpflichtig sind, aufgefordert, innerhalb der Zeit und zwar Nachmittags 3—3 Uhr eines jeden Wochentages vom 13. Januar bis L. Februar 188« behufs Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs-Stammrolle an hiesiger Rathsstelle sich persönlich zu melde». Dabei ist von Deneh die sich zum ersten Male anmelden, der Geburtsschein, von alle» Andere» aber der nach der Musterung empfangene Loosungs- und Ge stellungsschein vorzulegen. Gleichzeitig ergeht an alle Eltern, Vormünder, Lehr-, Brod- oder Fabrikherren die Aufforderung, die unter ihrer Aufsicht stehenden militärpflichtigen Personen, welche vom hiesigen Orte zeitig abwesend sind, unter Beobachtung der vorstehenden gesetzlichen Bestimmungen rechtzeitig anzumelden. Zwönitz, am 2. Januar 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Tagesgcschichte. Deutschland. Die Regierung hat ihr Wort eingclöst, die Noth standsvorlage ist Donnerstag dein Abgeordnetenhause zugegangeu. Der Landtag, der sonst gern kargt und mindestens größeren Forder ungen gegenüber gern Einwendungen erhebt, wird diesmal einig für die Regierungsvorlage stimmeu, und wenn ja noch eine Stimme der Opposition sich wagen sollte, so wird sie es höchstens thun, weil sie gern mehr bewilligen möcbte, als dm Regierung verlangt. Auch in einem anderen Gefühle sehen wir heute alle Parteien sich begegnen, — in der Theilnalwie für den Fürstin Bismarck, der sich wieder er heblich schlechter definden soll. Man muß von irnsten Besorgnissen ergriffen werden bei der Nachricht von der Verschlimmerung seines Befindens. Gerade in diesem Augenblicke können wir seine Kraft in der Leitung der auswärtigen Angelegenheit nicht vermissen. Die Schwierigkeiten häufen sich lind nur die Wucht des Bismarck'schen Einflusses reicht aus, sie zu zerstreuen. Gerade in diesem Augenblick kann das Reich den Fürsten Bismarck nicht entbehre». Es braucht nicht blos seine Kraft, nicht blos sein Ingenium, sonder» auch vor züglich das Gewicht feines Namens. Nicht das, was er von Fall zu Fall thut, nicht die einzelne Handlung für sich allein wirkt beim Staatsmann, sondern zumeist die Snnnnc des Vertrauens oder Miß. trauens, die er sich erworben. Wem, irgend wo so gilt in der Diplo matie das Wort: wenn zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe. Zur Zeit, ist Fürst Bismarck der meisirespectirte, der eigentliche Führer der Europäischen Diplomatie, — jeder Nachfolger, und hätte er das selbe Genie, dieselbe Kraft, er müßte auch dieselbe große Gelegenheit und dieselbe Zeit brauchen, um sich die gleiche Achtung zu verschaffen. In ruhigen Zeiten braucht's ja auch keiner Heroen zur Führung der politischen Geschäfte Deutschlands, heute aber ist der Klang des Namens Bismarck allein schon eine Macht, die wahrhaft wunderthütig ist, und diese Kraft, das Vaterland kann sie jetzt brauchen. Von der überraschenden Wirkung dieser Macht bot die jüngste Cabinets- krise in Frankreich ein drastisches Exempel. Gerade jetzt, da immer hin noch Unklarheit besteht über die Absichten Rußlands Deutschland gegenüber, da die Verhandlungen mit dem Vatikan eben wieder in Fluß kommen wollen, da die Italia irridcnta sich wieder regt und Oesterreich bedroht, an dessen Geschick wir jetzt den nnnnttelbarste» Antheil haben, gerade jetzt wirken die ungünstigen Nachrichten über das Befinden des Fürsten Bismarck erschreckend. Man darf zwar de» positiv auftretenden Nachrichten einigermaßen mißtrauen, immer hin laßt die abermalige Verschiebung der beabsichtigt gewesenen Rück kehr »ach Berlin, dars die plötzliche und vo» Varzi» aus dringend verlangte Rückreise der Frau Fürstin nach Varzin für ein ungünstiges Symptom angesehen werden. Wie übrigens im Abgeordnetenhause vom Regierungstische aus einem tbeilnahmsvollen Abgeordneten ge antwortet wurde, lauten die gestrige» Nachrichte» über' das Befinden des Fürsten Reichskanzlers wieder günstiger. Oesterreich-Ungarn. Wie leicht erklärlich, hat das. Attentat auf das spanische Kömgspaar auch iu Wien große Erregung hervor gerufen. Ist doch die junge Königin, welche nur durch eine» Zufall von der Kugel Otero's verschont blieb, eine Habsburger Prinzessin und erfreut sich iu der österreichischen Kaiserstadt großer Beliebtheit, Der außerordentliche Gesandte des Königs von Spanien am Wiener Hos, Sennor August Comte, mar der Erste, welcher von dem Attentat Kunde erhielt. Das Telegramm war gegen Abend cingclaufen. Franz Joseph und die Mitglieder der kaiserlichen Familie wurden jedoch erst am anderen Tage davon unterrichtet, daß das Lebe» Kö»ig Alscmso's und »>it ihm das seiner junge» Gemahlin in so großer Gefahr ge- schwebt hatte. Dies geschah auf deu ausdrücklichen Wunsch der Königin Christine. Sie hatte beim Verlasse» des Theaters selbst die Telegramme abgefaßt, welche für de» Kaiser, sowie für ihre Eltern, den Erzherzog Albrecht und die Erzherzogin Elisabeth bestimmt waren, ihnen jedoch erst am andere» Tage übermittelt werden sollten. Frankreich. In den diplomatischen Kreisen in Paris spricht man schon nicht mehr von der Candidatur Challemel-Lacours für de» Berliner französische» Botschafterpvste» und der Konseilspräsident thut seinerseits Alles, um Challemel-Lacour zu beseitigen. Sem Kandidat ist nach wie vor St. Vallier. Die innigen Beziehungen, welche Freycmet mit Hohenlohe angeknüpft hat, lassen es ihn: wünschens- werth erscheinen, in Berlin jenen Diplomaten zu halten, der es offenbar verstanden, sich die Geneigtheit des Hofes und des Fürste»