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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt« und Tageszeitung sür die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 195 Mittwoch, den 21. August 1940 92. Jahrgang bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErscheinungStagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für Anzeigen, Hetmattetl, Sport, Feuilleton, Kunst und Wissen Walter Hoffmann, Pulsnitz-, für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnitz. — Geschäftsstelle: Nur Adolf-Hitler-Straße 2 — Fernruf nur 551 Ddch, Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. PppißsprrtS: Bet Abholung 14tägtg 1.—RM., frei HauS l.10-tM. einschl.N bez. tLPf. Trägrrlohn. Postbezug monatl. 2.50 RM. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt kein« Anspruch aus Rückzahlung de« Bezugspreises. ZettungrauSgabe für Abholer läßlich S—0 Uhr nachmittags. Preise nnd Nachlatzsütze bei Wiederholungen nach Preisliste Rr. 5 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie des Finanz- Kamenz Ausnahmezustand in ganz England ne »geschrankte Vollmachten für die Distriktskommiffare Ganz England ist am Montag in den Ausnahmezustand versetzt worden. Das englische Innenministerium gab in den Mittagsstunden eine Mitteilung aus, in der es heißt, daß allen DIstrilskommisiaren in England, Schottland und Wales uneingeschränkte Vollzugsvollmachten erteilt wurden. Die Vollmachten der Kommissare beziehen sich auf das kurz nach Kriegsbcginn in Kraft getretene Gesetz zur Verteidi gung des Landes. Dieses Gesetz sieht vor, daß die eigens hierfür eingesetzten Kriegskommissare im Falle eurer bevorstehenden Gefahr bevollmächtigt werden, alle Befugnisse auszuüben, die sonst deni Innenministerium zustehen. Ab Montag können die Kommissare in Zusammenarbeit mit den örtlichen Militärstellen Straßen sperren, ein Ausaehverbot für die Bevölkerung erlassen, die Benntzung von Wasserwegen verbieten usw. Bisher hatten diese Vollmachten nur sür gewisse Küsten streifen bestanden. Schließlich fällt auf, daß man in London Wert aus die Feststellung legt, die Bevollmächtigung der Kom missare sei besonders wichtig sür den Fall, daß der Feind die Verbindungslinien zwischen London und der Provinz zer störe. Lächerliche Großsprechereien Der britische Versorgungsministcr Morrison hat wieder eine seiner üblichen Rundfunkreden gehalten und wie^ immer den Stand der britischen Produktionstätigkeit als> durchaus zufriedenstellend dargestellt. Neu an seinen Dar stellungen ist lediglich die Tatsache, daß er als den Grund-! zug der zukünftigen britischen Produktion die „Vor-i bereit» ng einer Offensive in der ganzen! Welt" nennt. Er macht dabei allerdings die Einschränkung,I daß zunächst die unmittelbare Gefahr der nächsten Lage und! f Wochen vorüber sein müsse. Ganz nebensächlich gibt er auch zu, daß die Versorgungslage Englands auch heute „noch! nicht ganz zufriedenstellend« sei, und daß das, was bis jetzt erreicht wurde, nur durch die Hilfe der „ameri- konischen Fre »nde« erzielt werden konnte, die freigebig gewisse unmittelbar drohende Lücken in den britischen Bc ständen anfgesüllt hätten. Morrison hat die Btoüade ver-effe« In einem Zeitpunkt, in dem Deutschland die totale Blockade gegen England verhängt und das Bild der nächsten Tage und Wochen sich von Stunde zu Stunde kritischer ab zeichnet, wirkt die Ankündigung einer britischen Offensive in der ganzen Welt geradezu lächerlich. Die Welt hat im Verlauf dieses Krieges schon eine Reihe britischer Offensiven gesehen, die sich bei objektiver Beirachtung st.ets als Rückzüge her- ausstellten. Auch die neu geplante Offensive Morrisons wird kein anderes Endergebnis zeigen, vor allem schon deshalb nicht, weil eine Aufrichtung und Steigerung der britischen Produk- lionstätigkeit in dieser Richtung völlig unmöglich erscheint. Die vollständige Blockade der britischen Insel wird nicht nur die Aufuhr aller für di« Aufrechterhal- tung der britischen Produktion notwendigen Rohstoffe ad- schneiden, sondern darüber hinaus auch dir Liefernngen der amerikanischen Freunde erheblich kürzen. Auch die stolze Ankündigung Morrisons, daß sein Mini sterium hinsichtlich einiger Metalle und dir Wolle dr« ge«anit« Erzeugung ganzer Länder zur Auffüllung der hrttisHn W- stände ansgekaust habe, trägt völlig platonischen Charakter, da die britische Regierung diese Waren und Hüter in ihren über seeischen Besitzungen zwar sicherstellen, jedoch nicht nach Eng- land transportieren lassen kann. Berbers besetzt Die Hauptstadt von Britisch - Somaliland in italienischer Hand. — Feindliche Truppen in Gallabat zersprengt. — Unbekanntes U-Boot einer italienischen Minensperre zum Opfer gefallen MW. Rom, 20. Angust. Der italienische Wehrmachtberichl vom Dienstag hat folgenden Wortlaut: Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: Rach Ucbcrwindung der letzten Widerstände der feind lichen Nachhuten habe» unsere Truppen am gestrigen 19. August, nachmittags, Berber«, die Hauptstadt von Britisch Somaliland, besetzt. Die Engländer haben vor ihrer Flucht auf die Schiffe einen Teil der Stadt in Brand gesteckt. Eine ganze Kompanie des Kamclkorps hat sich mit voller Bewaffnung und Ausrüstung bei unserem Kom mando in Hargcisa eingefunden und sich unterworfen und die Waffen abgeliefert. In Gallabat hat eines unserer Bataillone über raschend seindliche Formationen angegriffen und zer spreng«, Munition, Pferde und Gefangene erbeutet. Feindliche Luftangriffe aus Ncghelli, Mogadiscio, Bordia, Merca und Gcnale hnb»n weder Opfer noch nennenswerten Schaden verursacht In Nordafrila bombardierte der Feind das Krankenhaus von Derna; von den Insassen wurden einer getötet und 22 verwundet. Ein U-Boot unbekannter Rationalität stieß gegen eine! unserer Minensperren im Dodekanes. Ein ausgedehnter Oelfleck an der ExplofionSstelle läßt den Untergang des U BooteS annehmen. Der Du« M kkiimahme von Berbera Der Duce hat anläßlich des Sieges in Somaltland als Oberbefehlshaber der operierenden Wehrmacht an den Vize könig Herzog von Aosta nach Addis Abeba folgendes Telegramm gerichtet: „Nachdem heute mit der Besetzung von Berbera die Er- oberunq von Somaliland »in« vollendete Tatkacke ist. über sende ich Ihnen, Hoheit, zusammen mit meinem de» Bei- fall des ilalicnischen Volkes, das mi, absoluter Siegesgewitzheit die Phasen der harten Schlacht verfolgte, llebermittel» Sie in e l » Lo b dem General N a s i, den Kom mandeuren der Kolonnen, de» Offizieren, Unteroffizieren so wie den nationalen nnd kolonialen Truppen. Alle haben einen prächtigen Beweis von Mui und Zähigkeit erbracht, würdig der Soldaten des faschistischen Italiens. Nach der notwendigen Ruhe werde« ihr den unerschöpflichen Kampfes- willen der Truppen, die das Imperium beseht hallen und seine Grenzen und Macht erweitern, anderen Zielen z n l e n k e n. 9ez. Mussolini." Der -ulen Berbera Bei der durch die italienischen Truppen besetzten Haupt« stad« Britisck-Somalilands handelt es sich um einen äußerst bekannten und vor allem durch seine Liefe von lv bis 20 Meter bedeutenden Naturhafen. Berbera ist ferner Ausgangs- pnnki bedeutender Karawanenstraßen nach Somaliland und Aethiopien, mit dem es stets einen lebhaften Handel batte, ehe dieser Verkehr nach der Erbauung der Eisenbahn Addis Abeba—Dschibuti zum großen Teil nach Dschibuti abgeleitet wurde. Berbera ist Hauptmarkt der Produkte des Landes (Straußenfedern, Gummi. Häute nnd Elfenbein) mit einer bedeutenden Ausstellung, die alljährlich von Oktober bis April dnrchgeführt wird. Die Stadt hat einen beträchtlichen Handel mit Aden, der sich aus rund 50 Millionen Lire jährlich be läuft. Die Bevölkerung, die zum Teil keinen festen Wohnsitz hat, erreich« im Herbst und Winter 30 000 Einwohner. Mil der Einnahme von Berbera kann die Besetzung von Vritisch-Somaliland als praktisch abge schlossen gelten. Der östliche Teil des Landes von Ber bera nach der Grenze Jtaltenisch-Somalilands bietet keine wesentlichen Widerstandsmöglichkeiten mebr, so daß es sich dort nur noch um eine Polizeiaktion handeln kann. Die erste der italienischen Ueberseesronten ist damit verschwun den, und Italien hat nunmehr die Möglichkeit, die englische Ausfahrt anS dem Roten Meer auf dem Weg nach Indien zu bedrohen. Vie Inder wollen nicht für England kämnlen Zur Emschuldigung ihrer feigen Flucht aus Somaliland machen die Engländer vor allem das mörderische Klima gel lend. das sür die englischen Soldaten ungewohnt gewesen sei. ' Die britische Propaganda vergißt dabei allerdings zu erwäh nen, daß die siegreichen italienischen Truppen ebenfalls aus Weißen bestanden, die doch unter den gleichen Witlerungsver- hältnisscn kämpfen halten und trotzdem den Sieg über die britischen Streitkräfte errangen. Die Engländer stützten sich im übrigen in der Haupisache auf indische Truppen, für die der Entschuldigungsarund Churchills kaum gelten dürste. Anderer seits ist eine Feststellung des diplomatischen Mitarbeiters der Agenzia Stefani bemerkenswert, daß gerade die indische» Abteilungen b»i Mandera in Somaliland sosori nach dem Angriff der Italiener die Flucht ergriffen hätten. Diese Tatsache finde vielleicht zum Teil ihre Erklärung in militärischen Gründen — die Italiener hatten nämUch die britische Verteidigungsstellung in beiden Flanken umgangen und dadurch unhallbar gemacht —, darüber hinaus habe aber die Flucht noch eine politische Bedeutung. Die Inder kämpften natürlich nicht gern-für die Macht, von der sie unterdrückt würde». Sie kenne» aus Erfahrung die britische Faust, und man könne ihnen nicht unrecht geben, wenn sie es nickt der Mühe wer, hielten, ihr Leben für den bvitischen Sieg binzu- geben, der nur die Fortsetzung Ihrer eigenen llnterdrückung bedeuten würde. Ein ähnliches-Erlebnis könnte, so meint die Agenzia Stefani, den Engländern in Aegypten widerfahren, wo ebenfalls starke indische Abteilungen zusammengrjogen worden sind. "- ' Rational« Trappen erfochten den Sier Zu der Eroberung von Britisch-Somaliland, die nack An sicht italienischer militärischer Kreise mit der Besetzung vor Berbera praktisch abgeschlossen wurde, erfährt man tnteres sante Einzelheiten. Hiernach wurde die große Offensive am 5. August von dre. verschiedenen Kolonnen, die von verschiedenen AusgangSpunk, ten vorstießen, auf drei verschiedene Ziele gleickszeltig unter nommen. Wie groß die Schwierigkeiten waren, beweise alleir die Tatsache, daß fast ganz Britsch-Somaliland größten Man gel an Wasser habe, und daß die italienischen und eingebo renen Truppen dort bei 50 bis 60 Grad im Schatten kämpfe« mußten. Die nördlichste der italienischen Kolonnen habe aw 5. August die Grenze überschritten und am 8. August ZeU« erreicht, das allein von der Grenze 70 Kilometer entfernt sei von den Ausgangsstellungen noch wett mehr. Im Zeniruw habe die zweite Kolonne am S. August Hargeisa besetzt, da? ebenfalls siebzig Kilometer von der Grenze entfernt sei. Di, dritte östliche Kolonne sei aus der Straße von Aduelna vor gedrungen, das trotz größter Geländeschwierigkelten aa 10. August erreicht wurde, nachdem von der Grenze aus nick»