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Mockrulüstt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radevnrg, Moritzburg «ud Umgegend. Erscheint: und Sonnabends. AbonnementSvreiS: (einschl. des jeder Sonncibend - Nr. beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich lj Karl. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Naum einer gespaltenen Corpus- Zeil« berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittage b Ahr hier aufzugebrn. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Einunddreißigfler Jahrgang. - Buchdruckerei von Ernst L«d»tg Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in PulSnitz. Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann R. Tschersich Dresden: Annoncen- Bureau'S Haasenstein L Vogler, In Validendank, W. Saalbach. Leipzig: Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Eentralannoncenbureau für sämmtliche deutsche Zeitungen. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Sonnabend. .M 88. 1. November 1878. In der Zeit vom 20. zum 25. Oktober dieses Jahres sind von dem dem Gastwirth Großmann in Weißbach gehörigen Krautfelde zu wiederholten Malen Kraut- Häupter, und zwar insgesammt ungefähr zwei Schock, entwendet worden, was zur Ermittelung des Thüters und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit bekannt gemacht wird. Königsbrück, am 28. Oktober 1879. Der Königliche Amtsanwalt. Feine, Rfdr. Erlaß an die Schulvorstände. Diejenigen Schulgemeinden, deren Rechnungsjahr mit dem bürgerlichen Jahre ghMeeßt, haben den Voranschlag über die Erfordernisse der Schule im Jahre 1880 spätestens bis zum 3«. November b. A. in doppelten Exemplaren anher einzEchen. Etwaige Säumnisse werden unnachfichtlich mit einer Ordnungsstrafe VM-Zehn Mark geahndet werden. Kamenz, am 27. Oetober 1879. Königliche Bezirks-Sch ul-Jnspect»on. Schäffer. Flade. Wegen Reinigung der amtshauptmannschaftlichen CanzleMalitäten wird Freitag un^To«nabend, den 7. und 8. künftigen Monat», hier nicht erpedirt. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, ans 27. October 1879. Schäffer. Die auswärtige Lage. Aehnlich wie ein schweres Gewitter, ein furchtbarer Orkan, den Segen einer blühenden Landschaft bedroht, so bringen auch dunkle Wolken am politischen Himmel die Wohlfahrt ganzer Nationen in Gefahr, weshalb die auswärtige Politik das unerschöpfliche Thema in den Zeitungsspalten sein muß, zumal in solchen kritischen Zeiten, wie wir dieselben augenscheinlich durchleben. Die Geheimnisse der Diplomaten bleiben uns zwar der Regel nach verborgen, ob mit Recht oder Unrecht, darüber ließe sich streiten, indessen läßt sich eine eklatante Wendung in den Beziehungen der europäischen Groß- staaten kaum einige Tage verbergen, da diese Bezieh ungen ihre Formen nach ihren Eigenschaften und ihrem Inhalt annehmen und derartige Wandlungen entgehen dem Blick der Kenner nicht. Die wichtige Phase euro päischer Politik, welche nur jetzt zu durchleben haben, scheint nun aber in der Oeffentlichkeit doch vielfach recht falsche Vorstellungen erweckt zu haben oder, was auch erfreulicher Weise der Fall sein kann, einige Staaten haben ihre verhängnißvolle diplomatische Taktik geändert. Man weiß, daß die Krisis zwischen Deutschland und Oesterreich einerseits und Rußland andererseits dadurch erzeugt wurde, daß Rußland die Grundlagen des Ein verständnisses zwischen den drei Kaisermächten verließ und bezüglich der Entwickelung der Dinge im Orient dasjenige mißbilligte und zu hintertreiben suchte, was im engeren Sinne Deutschland und Oesterreich und im weiteren Sinne alle europäischen Großmächte für gut befunden hatten. Rußland blieb aber nicht bei seinem Mißmuthe und seinen einfachen Jntriguen stehen, es suchte nach einer Coalition gegen Deutschland und Oe sterreich und dies war eine gefährliche Bahn, welche Rußland einschlug, einfach die Bahn zu einem großen europäischen Knege, über besten Folgen man sich zunächst nur schlimme Vorstellungen machen konnte. Ob Rußland mit dieser furchtbaren Jntrigue nur ein Scheinmanöver gegen das Deutsche Reich ausgeftthrt und den chauvi nistischen Panslavismus zu diesem Manöver benutzt hat, um das mächtige deutsche Reich für seine Pläne zu ge winnen, mag dahin gestellt bleiben, der erprobte Leiter unserer auswärtigen Politik, Fürst Bismarck, mußte mit der Thatsache rechnen, daß erstens die russische Politik eine deutschfeindliche geworden war und zweitens Ruß land seine Angel nach Frankreich hinübcrgeworfen hatte, und russischer Panslavismus und französische Nevanche- lust waren derartig bedenkliche Foctoren im europäischen Völkerleben, daß das durch Deutschland und Oesterreich getragene Germanenthum entschieden Front dagegen machen mußte. Ein deutsch-österreichisches Bündniß kam zu Stande oder vielmehr das bestehende wurde enger geschlossen und aus diesem Bündniß sprach der ernste Wille heraus, gegen die europäischen Friedensstörer und nur gegen diese das wuchtige Doppelschwert zu heben. Diese kühne und deutliche Antwort unsers Reichskanzlers auf die bekannten Gelüste in Rußland mag dort nach gerade nun doch recht abkühlend gewirkt haben, denn Frankreich war offenbar auch verdutzt und unschlüssig geworden und Rußland saß auf einem Jsolirschemmel, von welchem aus sein Einfluß in Europa recht unbe deutend werden mußte. Es kommen daher auch jetzt aus Rußland Nachrichten, die eine vollständige Umkehr der russischen Politik zu enthalten scheinen. Die russische Regierung habe demnach in Berlin erklären lasten, daß sie niemals ernstlich daran gedacht hätte, sich in einen Gegensatz zu Deutschland und Oesterreich zu setzen, und daß sie sogar bereit sei, sich dem engeren Bunde zwischen Deutschland und Oesterreich anzuschließen. Wie viel Wahres an diesen Nachrichten ist, muß vorläufig noch dahingestellt bleiben, wahrscheinlich wird die Wendung in Rußlands Politik aber dadurch, daß man thatsächlich von einer Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Rußland festhält und sogar weitere Monarchenbe wegungen in der deutschen Hauptstadt in Aussicht stellt. Es Wären dies gewiß recht erfreuliche Triumphe für die friedliche Hegemonie unseres Vaterlandes. Jeiierelgniffe. Pulsnitz, 30. October. Heute Sonnabend, den 1. November feiert der Gartennahrungsbesitzer Johann Gottlob Hübler in Lichtenberg seinen 90. Geburtstag. In diesen 90 Jahren durchlebte er einen 66-jährigen Ehestand. Möge Gott dem ehrwürdigen Greise einen heiteren Lebensabend beschieden sein lasten! PulSnitz. Unzureichend frankirte Postkarten, die innerhalb einzelner zum Weltpostverkehr gehöriger Länder nicht befördert werden, gelangen im Weltpostvereinsver kehr zur Absendung und zwar lediglich unter Vorzeichnung des doppelten Betrags des fehlenden Portotheils. Nun ist es aber häufig vorgekommen, daß die Einziehung einer Nachtaxe für derartige Postkarten nicht möglich war, weil der Empfänger nach flüchtiger Kenntnißnahme der auf der Karte befindlichen schriftlichen Mittheilung die Annahme verweigerte und der Absender nicht ausfindig gemacht werden konnte. Die schweizerische Postverwalt ung hat deshalb bereits ihrerseits verfügt, daß die Em pfänger, ehe ihnen dce Besichtigung der Karten gestattet wird, zu einer bestimmten Erklärung veranlaßt werden, ob sie die Sendung gegen Entrichtung der Nachtaxe an nehmen wollen oder nicht. Ein ähnliches Verfahren scheint man auch im Neichspostgebiete bei der Aushändig ung unzureichend frankirter Postkarten und Drucksachen einführen zu wollen. Unzureichend frankirte oder un- frankirte Postkarten sind im inneren Verkehr des deutschen Reiches bekanntlich von der Beförderung ganz ausgeschloffen. Kamenz, 28. October. Bei der heute im Saale der Bürgerschule unter dem Vorsitze des Herrn Bezirks- schulinspector Flade tagenden Bezirkslehrerconfcrenz hielt Herr Kirchschullehrer Tzschaschel-Großrvhrsdorf einen Vortrag über den Gesangunterricht in der Volksschule nach Sach und Fach, Herr Kirchschullehrer Richter-Haus- Walde einen solchen über die Schulprüfungen, ihren Zweck und ihre Einrichtung. Beide Vorträge waren nach Inhalt wie nach Form vortrefflich und wohl ge eignet, als Zeugniß für die Tüchtigkeit und Strebsam keit unseres sächsischen Lehrerstandes zu dienen. Bedau erlich hingegen war es, daß in der an die betr. Referate sich anschließenden Discussion das staatlich sanctionirte Institut der OrtSschulinspection einerseits geflissentlich ignorirt, andererseits mehrfach verunglimpft wurde, in dem unter Anderem die alten Phrasen vom „Ungeschick junger Pastoren, geistlichem Zelotismus rc." ziemlich un verhüllt zum Vorschein kamen. — An der landwirthschaftlichen Schule zu Bautzen nahm das Wintersemester 1879—80 am 20. d. seinen Ansang. Die Schülerzahl beträgt 90-, darunter befinden sich 33 Schüler, welche neu ausgenommen wurden. Nach der Hennath vertheilen sich die Schüler: auf die Lausitz 67, das übrige Sachsen 16, Preußen 3, Baden 1, Böhmen 3. Zittau. Noch immer ist die Duellangelegenheit Billig-Roscher das Tagesgespräch der alten Lausitzer Reichsstadt Zittau. Kein Wunder auch, denn seit dem 30jährigen Kriege, also seit bald 250 Jahren, weiß die Chronik Zittau's nichts von einem Duelle zu belichten. Noch immer aber erzählt hier der Volksmund von den beiden schwedischen Offizieren, welche eines Mädchens halber mit Pistolen auf sich schossen; noch weist man die Steine, auf welchen beide Nebenbuhler beim tödt- lichen Zweikampf gestanden; noch zeigt man die Gräber, in welchen beide Gegner, denn Beide fielen, ruhen. Er klärt sich also recht gut, warum dieses neue Duell so viel Aufsehen erregt und immer von Neuem besprochen wird, so erklärt sich auch, daß mehr gesprochen wird, als wahr ist. Von allen bis jetzt gebrachten Berichten entspricht noch kein einziger der Wahrheit völlig. Vor Allem gehen über die Entstehungsursachen alle Berichte auseinander. Der wahre Sachverhalt ist: In der Freihandelskorrespondenz sowie in verschiedenen sreihänd- lerisch gesinnten Blättern erschienen von Zeit zu Zeit Berichte: „von der sächsisch-böhmischen Grenze", welche in sreihändlerischem Sinne sowohl den Vertreter des Zittauer Wahlkreises im Reichstage, als auch die her vorragenden Parteiführer dieses Kreises heftig befehdeten. Die „Zittauer Morgenzeitung", ebenfalls fchutzzöllnerisch gesinnt, wie die Majorität des Zittauer Wahlkreises (letz teres beweist die beinahe einstimmige Wahl des Schutz zöllners Dr. Rentzsch zum Vertreter im Reichstage), hatte sich zur Aufgabe gemacht, den Verfasser jener Korrespon denzen ausfindig zu machen. Eine Menge Spuren deu teten darauf hin, daß der ehemalige Handelskammer- secretair, jetzt Regierungsrath Dr. Roscher, der sich schon früher als heftiger Gegner (in politischer Beziehung) des Chefredakteurs der „Z. M. Z." gezeigt hatte, auch da-