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für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbeiilch» und die Umgegenden. Amlsölalt für das Königliche Gerrchtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. ^7 3. Dienstag den 10. Januar 1871. " ... Verordnung an sämmtliche Obrigkeiten und Gemeindevorstände, die Ausstellung der Wählerlisten für den Reichstag betreffend. Nachdem gegenwärtig der Zeitpunkt, zu welchem muthmaßlich die Vornahme der Wahlen für den Reichstag des deutschen Bun des erfolgen wird, näher gerückt ist, so ergeht an alle Obrigkeiten und Gemeindevorstände hierdurch Verordnung, die bereits unterm 6. Juli vorigen Jahres angcordnete Aufstellung der Wahllisten nunmehr so zu beschleunigen, daß die letzteren jeder Zeit, sobald Solches ver fügt werden wird, zur öffentlichen Auslegung gelangen können. Dresden, am 3. Januar 1871. Ministerium des Innern. , v. Nostitz-Wallwitz. Fg- Neueste Nachrichten. Berlin, 7. Januar. Officiclle militärische Nachrichten: 1. Aus einem Telegramme Sr. Maj. des Königs an Ihre Ma jestät die Königin: Versailles, 6. Januar. Gestern von 9 Grad Kälte auf 1 Grad Wärme gestiegen, heute völliges Thauwctter, 7 Grad Wärme und schöner Sonnenschein. Die Beschießung hat bereits das Fort Jssy zum Schweigen gebracht. Ueberall scheinbar gute Wirkung. Unser Verlust betrug 3 blessirte Offiziere und 10 Mann, darunter 4 Todte. Wilhelm. 2. Versailles, 6. Januar. Vor Paris lebhaftes Feuer der Belagerungs-Artillerie gegen die Süd-, Ost- und Nordsronl mit guter Wirkung fortgesetzt. Beim General von Werder sanden südlich von Vesoul verschiedene Vorposten-Gefechte statt, in welchen derselbe 200 Gefangene gemacht hat. von Podbielski. 3. MezicreS, 6. Januar. Rocroy ist heute besetzt worden. Es sind 300 Gefangene gemacht, 72 Geschütze, 1 Fahne und viele Waffen erbeutet und sehr bedeutende Vonälhe von Munition und Lebens mitteln vorgesunden worden. In Roeroy find 8 deutsche Gefangene befreit worden, darunter 2 als Spione sestgehaltene Preußen. Der Handstreich wurde gemacht mit 5 Bataillonen Infanterie, 2 Escadrons Husaren, 6 Feldbatterien und 1 Pionier-Compagnie. von Senden. Versailles, 7. Januar, Nachts. Am 6. gingen die gegen die Armee des Generals Chanzy aufgestellten Divisionen, über Vendome vor und stießen hierbei auf zwei im Anrücken befindliche feindliche Armeecvrps; selbige wurden nach heftigem Gefecht über den Abschnitt von Azay zurückgeworfen und demnächst auch diese Position, sowie gleichzeitig Monloir genommen. Die diesseitigen Verluste nicht unbe deutend. — Vor Paris wurde im Laufe des 7. Januar das Feuer der Belagerungsartillerie gegen die Fortificationen im Süden, Osten und Norden lebhaft und mit guter Wirkung fortgesetzt. Fort Jssy und die nebenliegendcn Battterier, sowie Fort Vanvres schwiegen zeitweise. Diesseitiger Verlust heute wie der gestrige etwa 20 Mann. v. Podbielski. Tagesgeschichte. Nur noch wenige Tage scheinen vergehen zu sollen, und Paris ist ringsum von einem Tod und Verderben speienden Gürtel von Batterien umgeben. Nicht nur die Ost- und Südseite der Pariser Bösestigungswerke wird jetzt beschossen, sondern auch auf einen Theil der Nordforts ist nunmehr das Bombardement gerichtet. Auch gegen die eigentliche Umfassungsmauer der belagerten Hauptstadt geht man bereits vor. Dies ist der „Point du Jour", welcher die südwestliche Ecke der natürlich stark verschanzten Umfassungsmauer bildet. Die Meldungen aus dem Hauptquartier haben sich bis jetzt durch große Wahrhaftigkeit ausgezeichnet, ja sie sind weit hinter der günstigen Wirklichkeit zurückgeblieben und so können wir auch als sicher an nehmen, daß, wenn die nur erst kurze Zeit währende Beschießung als von sehr gutem Erfolge begleitet bezeichnet wird, auch die Wirkung auf die Forts eine bedeutende gewesen sein muß. Man denke sich dieses Bombardement viele Tage anhaltend und der Fall von Paris dürfte in Kurzem unvermeidlich sein. Die neuesten Nachrichten über den Fortgang des Bombardements der Pariser Befestigungswerke lauten alle sehr günstig, bei geringem Verluste an Mannschaften sind nun auch die zwei nach Westen zu gelegenen Förts der Südfront, Fort Jssy und Fort Vanvres, zum Schweigen gebracht worden, während die Beschießung der Ost- und Rordfränl mit guter Wirkung fortgesetzt wird. Das sind Resultate, die nicht wenig Eindruck auf die Pariser machen werden, welche bis her so vollständig von der Superiorität ihrer Artillerie überzeugt waren, daß sie ein Bombardement seitens der Deutschen fast gär nicht mehr zu den Möglichkeiten rechneten und nun tritt es zu einem Zeupunkie em, an dem die Pariser durch Mangel an Lebensmitteln und Feuerungsmaleriat bei anhaltender Kälte jedenfalls viel Nvlb leiden nnd morattfch niedcrgebeugt sind. Selbst die den Franzosen io günstig gestimmten belgischen Blätter müssen das in Paris aus gebrochene Clend zugestehen. Es ist dies also der Moment, der von vornherein ans dem Hauptquartier als der einem Angriff auf Paris günstige bezeichnet wurde. 'Man war eben in Versailles von den Vorgängen in der cerninen Hauptstadt genau unterrichtet. Der Theil der Manteuffelschen Armee, welcher bei Rouen stehen geblieben war und die Franzosen im Walde von La Lande auf dem Unken Seine-User am 4. Januar so energisch schlug, hat noch wei tere Vorteile auf d.r Verfolgung errungen, da General von Bent heim den Feind von Neuem überfiel und im Ganzen 4 Geschütze und 3 Fahnen nahm, sowie über 000 Gefangene machte. Das Betagerüngscvrps von Meziercs hat nach Einnahme dieser Festung ebenfalls einen schönen Erfolg gehabt, indem es die 3 Mei len nordwestlich von Mezieres dicht an der belgischen Grenze gelegene Festung Rocroy durch einen Handstreich überrumpelte und besetzte. Dies ist der erste Fall dieser Art in dem gegenwärtigen Kriege. Rocroy ist eine Festung von 4000 Einwohnern, an der Maas gele gen, es deckte die Eisenbahn von Givet nach MezicreS. Auch bei Belfort ruckt die Entscheidung näher. Ein franzö sisches Heer ist von Lyon und Besancon aus gegen Norden marschirt, um die Festung Belfort zu entsetzen. Der Preuß. General TreSkow, dem sich von Westen das Werdersche Corps und von Osten neue Landwehrlruppen nähern, ist über Delle dem franz. Entsatzheere cnt- gegengerückt. Ein entscheidender Kampf ist täglich zu erwarten, von ihm hängt das Schicksal der großen Festung ab. . 3" Fvlgc der mehrfach vorgetommenen Entweichungen von fran zösischen Kriegsgefangenen ist von dem General-Gouvernement in Dresden bei dem Ministclium des Innern beantragt worden, es möchte den Orlsbehörden, vornehmlich der Grenzdistricle, zur Pflicht gemacht werden, auf flüchtige Kriegsgefangene ein wachsames Auge zu haben und namentlich dirccle oder indirecte Unterstützungen der Flüchtlinge Seitens der Ortsbewohner zur Anzeige zu bringen. Dem gemäß sind die Ortsbehörden mit gemessener Anweisung versehen worden. Am I. Januar 1871 ist das Strafgesetzbuch für den Nordd. Bund vom 31. Mai 1870 im ganzen Umfange des Bundesgebietes in Kraft getreten. Mit demselben Tage ist das Bundes- Und Lan desstrafrecht, soweit dasselbe Materien betrifft, welche Gegenstand des Strafgesetzbuches für den N. B. sind, außer Wirksamkeit gesetzt worden. Aus Wilhelmshöhe wird der „Times" geschrieben, daß der Kaiser Napoleon eine vergleichende Beurtheilung der französischen und l deutschen Armeen vorbereitet, die, wenn veröffentlicht, ohne Zweifel l in militärischen Kreisen Sensation erregen und als eine werlhvolle