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Wochenblatt für Pulsnitz und Nmgrgrnd Inserate für denselben Tag sind bis vormittags zo Uhr aufzugebcn. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum ;o Reklame 20 Bei Wiederholungen Rabatt. Alle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend. Beiblätter: Jllnstr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50 , vierteljährlich 4.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. SS02 i.HO. Amts-Blatt * -es Kömgl. gmksgeplckts un- -es Sta-tnatkes 2ri pulsnit». kelegramm-kl-resse: (vockenblaisfililsliilL. Pepnspneckei' -x- H No. 18. H -x- Amtsblatt sür den Besirk des Aonigl. Zlnrtsgericbts Pulsnits, umfasiend die Ortschaften: ^Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ohorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Ulein-Dittmannsdorf Druck und Verlag von L. k. Försters Erben. Expedition: Pulsnitz, Bismarckplatz Nr. 2S5. Verantwortlicher Redakteur Vtto Vorn in Pulsnitz. M. 122. Dienstag, den 13. Kktokkr 1903 55. Jahrgang. Bekanntmachung. Zu der Montag, Sen 19. Otto-er 1W3, vormittags 11 Uhr stattfindenden Einweihung des neuen Ktadtschnigebkudes ladet die unterzeichnete Vertretung der Schulgemeinde Pulsnitz die Eltern der Schulkinder und Freunde der Schule hiermit ergebenst ein. Gleichzeitig richten wir an unsere Einwohnerschaft die Bitte zu dem Feste ihre Häuser mit Flaggenschmuck versehen zu wollen. PulSnitz, am 12. Oktober 1903, DerStadtrat. DerSchulausschuß. vr. Mtcheal, Bürgermeister. Reinhold Borsdorf. Feftordnung. »/p l Uhr vormittags Versammlung der Schulkinder zum Festzuge auf dem Kirchplatz. 11 Uhr vormittags Zug der Schulkinder über den Marktplatz vor das alte Schulgebäude. Abschied vom alten Schulgebäude. Zug durch die Langestraße, BiS- marckplatz, Kamener- und Bischofswerdaer Straße nach dem neuen Schulhause. Einweihungsfeier des neuen Schulgebäudes in der neuen Schul» turnhalle. 2 Uhr nachmittags Festessen im „Hotel zum grauen Wolf". (Gedeck ä 1,50 Mk. ohne Wein. Zeichnungslisten liegen im Rathause und im Hötel grauer Wolf aus) '/,6 Uhr nachmittags Abendunterhaltung in der neuen Schulturnhalle (Aufführungen von Schulkindern. Eintritt 20 Pfg ä Person). Um einer größeren Anzahl von Einwohnern Gelegenheit zu geben, den Aufführungen der Schulkinder beiwohnen zu können, ist in Aussicht genom- men, diese im Laufe der nächsten Woche zu wiederholen. Bekanntmachung. Die am 30 September dss. I«. fälligen Staats- und Kommunal - Abgabe« sind spätesten« bis zum 21. Oktober dieses Jahres an unsere Stadtsteuereinnahme in der Zeit von vormittags 8 bis 12 Uhr zu bezahlen Nach Ablauf dieser Frist wird das Mahnverfahren eingelcilet werden. PulSnitz, am 29. September 1903. Der S t a d t r a t. vr. Michael, Bürgermeister. U Neueste Ereignisse. Am 18. Oktober wird in Berlin bei großer mili tärischer Feierlichkeit die Enthüllung der Denk mäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich stattfinden. Die türkische und die bulgarische Regierung haben sich in der Frage einer Abrüstung verständigt. Im Prozeß gegen den Hauslehrer Dippold wegen tödlicher Mißhandlung des Schülers Heinz Koch wurde der Angeklagte zu acht Jahren Zucht haus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Offiziell wird jetzt kundgegeben, daß König Leo pold von Belgien am 17. Oktober in Wien zum Besuche des Kaisers Franz Joseph eintrisft. Der Besuch des Zaren in Rom ist wieder fraglich geworden wegen der Befürchtung feindlicher Demonstrationen. In Petersburg ist das Gerücht verbreitet, daß am Sonntag die Kriegserklärung Rußlands an Ja pan zu erwarten gewesen sei. Mit dem Wage« in de« Graben. Wir sind im Herbstbeginn, im Anfang der regsten Ge schäftstätigkeit der Jahre»! Aber als ob es von verschiedenen Leuten nur darauf abgesehen wäre, nachzuweisen, daß e» gar keinen Wert hat, sich Mühe in der Erlangung von Aufträgen und Bestellungen zu gebe», deren Erledigung einen geregelten Betrieb und dauernden Verdienst für die Angestellten verbürgt, so kommen au» einer ganzen Reihe von Orten Mitteilungen über wieder lebhaft erwachte Streitigkeiten zwischen Arbeit geber und Arbeiter. Auch von der Eröffnung von neuen Streik» ist die Rede, di« zum Teil mit einem Uebermaß von Erbitterung au»gefochtrn werden, trotzdem bekannt ist, daß wir ein« ganze Zahl von Ausstände« in Deutschland haben, dir «nicht leben und nicht sterben können", um diesen AuS» druck zu gebrauchen, au« welchen nur diejenigen, die damit begonnen haben, den größten Schaden ziehen. Wozu das alle» ? Dieser gewerbliche Zank in einer Zeit, in welcher di« Amwendigkit von Verdienst eine gebieterisch« ist, ist eitel Torheit; die Geschichte ist ungefähr gerade so, als ob man sich im Schornstein einen saftigen Schinken nur zu dem Zweck räucherte, um in letzter Stunde einem anderen zu sagen: „Bitte nehmen Sie vorlieb I" Streit in einer Zeit, in der der Ver dienst ohnehin nicht gerade flott ist, ist der Gipfel der Ver kennung der eigensten Interessen, ein Fehler, der voll nie wieder gut gemacht werden kann. Aufgeregte Gemüter sind, besonder« aus Grund des sozialdemokratischen Stimmen zuwachse» bei den letzten ReichStagSwahlen, dahin gekommen, daß sie von einem Mißtrauen der Arbeiter gegen den Arbeit geber als selbstverständlich sprechen; jeder hat daS Recht, seine eigene Existenz so gut wie möglich zu gestalten, wenn er aber auf dem Wege zu diesem Ziel zu einer totalen Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse gekommen ist, soweit, daß er in Prinzipal und Angestellten nur Gegner, nicht natürliche Ver bündete erblickt, dann soll er die Sache lieber sein lassen resp. e« mal selbst al» Arbeitgeber versuchen. Jeder kann denken, was er will; aber sollen z. B. ernsthaft all« Gedanken des Dresdner sozialistischen Parteitages in die Praxis umgesetzt werden, dann brauchen wir keine Handelsverträge mehr, dann ist der Wettbewerb mit fremden Nationen zu Ende, dann liegt der Wagen mit der deutschen Nationalwohlfahrt regel recht und gründlich im Graben. Keine Arbeiterschaft leistet mehr, wie die deutsche. In der Betätigung individuellen Geschmacks, in der Erfindung wertvoller Vervollkommnungen sind wir in sehr vielen Bran chen der fremden Konkurrenz über, namentlich di« Vereinig ten Staaten von Nord-Amerika und England kommen uns in dieser Beziehung oft nicht nach, wenn sie un« auch noch in der Massenhaftigkeit überlegen jcheinen. Aber bei der un geheuer verschiedenen Ausgestaltung deS Weltmärkte» wirkt nicht immer die Masse, da» Eingehen auf einen jeglichen Geschmack hält bereits die Spitze, «S wird-immer mehr ob siegen. Und darin, das sei rühmlich anerkannt, steht die deutsch« Arbeiterschaft auf der Höhe, geht sie Hand in Hand mit den Ideen de« Arbeitgebers. Aber nicht auf der Höhe steht sie, indem sie oft das Rechnen vergißt und einen Stein zwischen die auswärts rollenden Räder de« Wagen« de« Er folge» wirft. Wenn der Erfolg da ist^ dann soll man sich auSeindersetzen, dann wird e» auch im Guten gehen; aber der Erfolg soll nicht verkümmert werden dadurch, daß die ausländische Konkurrenz darauf hingewiesen wird, wie sie die mühsam ausgearbeiteten Kreis« deutschen Erfindungsgeistes stören kann. Da« mache» di« Arbeiter w«der in Amerika, noch in England; sie kennen den Zank um da» Bärenfell, bevor der Bär erlegt ist, al» verhängnisvoll. Tausende von deutschen Arbeitern sind kürzere oder län gere Zeit im Auslande tätig gewesen; Hunderte waren, um ein ganz nahe liegende» Beispiel zu nennen, 1900 bei der letzten großen Weltausstellung in Pari», große Arbeit haben sie gehabt, voller Anerkennung gearbeitet. Zahlreich« Mä«n«r de« praktischen Leben« sind als Monteure, Werkmeister, Unter weiser heute noch in der Fremde zeitweise tätig; auf da«, wa» sie in ihren Erfahrungen sammelten, sollten ihre Kollegen hören. Leicht ist e», zu behaupten: „Da» muß kommen!" In Wahrheit steht e» ander«. Der Erfolg ist ein Luftballon, der sehr sorgsam befestigt sein muß, wenn er halten soll. vertttche mrd sächsische ««gelegeuhetteu. PulSnitz. Zu der am Sonntag Nachmittag im Herrnhau» stattgefundenen ersten Sitzung de« land» und forst» wirtschaftlichen Verein« hatte sich erfreulicherweise eine recht zahlreiche Teilnehmerschaft eingrfunden. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden wurde «in Dankschreiben de« Wirklichen Geheimen Rate« Kühn, Excellenz, Halle zur Kenntnis gebracht, worauf mehrere Eingänge Erledigung fanden. Von einigen gefaßten Beschlüssen sei erwähnt di; Stiftung eines Ehren preise« für selbstgezüchtete« landwirtschaftliche« Nutzgeflügel im Betrage von 10 Mark zu der vom 1.—4. Januar 1904 stattfindenden Geflügel-Ausstellung des Geflügelzüchterverein« zu PulSnitz M. S. Den interessantesten Teil der Sitzung bildete der Vortrag de« Herrn LandtagSabgeordneten B. Rentsch au« Kamenz. Er berichtete über die Einteilung im Landtag, über die Stärken deS HauShaltLetat» in den vergangene» Jahren, sowie über seine Tätigkeit in der Finanzdeputation. Im Weiteren sprach er von den Bahnbauten, von dem stei genden Reingewinn der Staatsforsten, von dem Zuschlag zur Einkommensteuer, der Steigung der an da« deutsche Reich zu zahlenden Matrikul »beitrüge. Auch berührte er in seinen Ausführungen den Sturz des vormaligen Finanzminister«, die Reform der Steuergesetzgebung, da« von der Regierung vorgeschlagene Wahlgesetz. Ferner gab der geschätzt« Redner seine Stellung zu den verschiedenen Gesetzen bekannt, wie u. a. zum Schlachtvieh» und Fleischbeschaugesetz und zum Ver- ficherungSgesetz. Der über verschiedene Fragen Aufschluß gebende Vortrag fand den lebhaftesten Beifall der Zuhörer, welche ihren Dank durch Erheben von den Sitzen zum Au«-