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MockcMMt für Pulsnitz, Königsbrück, Radrberg, Radeburg, Mnritzlmrg und Umgegtnb der DrciimdvreiWgster Jahrgang Amtsbtatt der Königlichen Herichtskehörden und städtischen ILehördcn zu Auksnitz und Königsbrück. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Geschäftsstelle« für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasenstein L Vogler u. Jnvalidendank. Leipzig: Rudolph Mosse. "on uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder H Postcinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPKÜiiilM Ü68 ^Mi8dlLiiv8. Erscheint: Mittwoch« und Sonnabends. Abonnementspreis: üioschlicklich de» jeder Sonnabend-Nummer beMe,enden Sonntagsblatt-») Vierteljährlich I Ml. 25 Pfg. Anserrrte erden mit 10 Pfennigen für den aum einer gespaltenen Corpus- .le berechnet u. sind bis spätestens ienstagS und Freitags Vormittags V Uh, hier auszugeben. Sonnabend. 10. Tcccmbcr 1881 Auf Grund der Registratur vom 28. vorigen Monats ist am heutigen Tage die Firma: Friedr. Emil Schurig in Großröhrsdorf und als deren Inhaber Herr Friedrich Emil Schurig daselbst im Handelsregister eingetragen worden. ... Pulsnitz, am 3. December 1881. / Das Königliche Amtsgericht. vr. Krenkel. Oesfentliche Bekanntmachung. Am 27. November dieses Jahres Abends ist aus dem Tanzsaal der «klare'schen Schankwirthfchaft zu Lichtenberg dem Maurer Gärtner daselbst ine abgetragene, silberne, mit bekritzeltem Glas versehene Cylinderuhr ohne Secundenzeiger, im Werthe von 22,50 spurlos entwendet worden. Auf dem Deckel, welcher unmittelbar das Uhrwerk umschließt, war inwendig die Zahl 33027 eingeschrieben, während auf dem äußeren Verschlußdeckel ebenfalls nwendig mehrere Kalendertage eingekritzelt gewesen sind. Solches wird zur Ermittelung des Thäters und Wiedererlangung des Gestohlenen bekannt gemacht. PulSuitz, den 7. December 1881. Der Königliche AmtSanwalt. Wiegand. Der Prozeß Gniteau. Es ist ein widerwärtiges schamloses Schauspiel, elches durch den Prozeß des Präsidentenmörders Gui- ,u in der amerikanischen Bundeshauptstadt Washing- Ij seit Wochen der civilisirten Welt vorgeführt wird nd noch immer kein Ende erreicht hat. Wohl mag es der amerikanischen Rechtspflege liegen, dem Ange- .agten wie seinen Vertheidigern und Entlastungszeugen ^inen möglichst großen Spielraum zu lassen, aber das jenige, was in dem Prozesse Guiteau dem mit Füßen getretenen Rechtsgefühle geboten wird, übersteigt wohl alles Dagewesene und gicbt uns Europäern einen merk würdigen Begriff von dem amerikanischen Rechtsleben. Der Eindruck der öffentlichen Meinung im nordamerikan ischen Freistaate über den Präsidentenmörder ist für uns nfach folgender. Eine Partei vielleicht die zahlreichste, üll mit Guiteau kurzen Prozeß gemacht und ihn so tgsch als möglich gehängt, gespießt oder geköpft sehen, über eine andere Partei Nordamerikas, nennen wir sie die „wilde" die „schamlos sensationssttchtige", will ent weder Guiteau aus Gründen eines falschen patriotischen s bssectS wegen — Wahnsinn?! freigesprochen sehen oder , d, ch so lange als möglich ihn lebend erhalten und zwar " S Gründen der in Amerika riesig entwickelten Skan- 'sucht. Was ist der Verlauf des Prozesses bisher ge- en?I Der Vertheidiger Guiteau's, wohl wissend, daß . mit einem andern Argumente seinen Clienten etwas ,vb '>»öcn kann, sucht immer und immer wieder nachzu- W?.sen, daß Guiteau schon seit langen Jahren wahn- r rnig sei. Man hat Leute herbeigebracht, die einmal n Guiteau einen Vortrag gehört haben und die damals der Ueberzcugung gekommen sein wollen, daß Guiteau ahnsinnig sei. Auch eine Schwester Guiteau's sagte ^>s, daß ihr Bruder „verrückt" sei, aber ein Bruder s Mörders meinte, er wisse wohl, daß sein Bruder ' llS zu allen schlimmen Streichen geneigt gewesen sei, ^er wahnsinnig sei er nicht. Einige Aerzte zweifelten >ch daran, daß Guiteau irrsinnig sei, während zwei Were Aerzte meinen, daß Guiteau dem religiösen ^hnsinn verfallen zu sein scheine. Religiöser Wahn- ^?! Wag ist das in der ärztlichen Wissenschaft für zweifelhafter Begriff? Religiösen Wahnsinn könnte Mus auch jeden starken Grad religiösen Fanatis- nennen und danach wären wohl auch die südrusi- Bauern, welche im religiösen Wahne eine Anzahl gir^ todtschlugen, freizusprechen. Freilich Guiteau und Fch die erdenklichste Mühe, wahnsinnig zu erscheinen vorhMgen und Richter zu verplüffen. Als man ihin Schulden^ er es verstände, auf recht rasfinirte Weise theille di. öu machen, schrie Guiteau laut auf und er- iMntachen" seinen Richtern gute Rathschläge im Schul- ri f Guiteö, der Richter Porter von Mord sprach, zu ö"' --Sie scheinen eine Freude daran Mstden-» »von Mord zu sprechen, ich habe nur den ^f göttlichen Befehl beseitigt!" — Da bei wimmert Guiteau fast jeden Tag um Schutz gegen die schändlichen Personen, die ihm nach dem Leben trachten, manchmal macht er aber auch darauf aufmerk sam, daß sein Leben von des Höchsten Hand beschützt werde, denn zwei Mordangriffe auf ihn seien erfolglos gewesen. Wie leicht könnte man doch kiesen Schuft überführen! — Daß er den Präsidenten Garfield ums Leben gebracht hat, giebt Guiteau zu, er ist fich dieser That ganz genau bewußt, also kann von einem wirklichen Wahnsinne bei Guiteau nicht die Rede sein, denn ein Wahnsinniger weiß nicht, was er gethan hat, Guiteau hat aber mit bewußter Absicht den Präsidenten Garfield niedcrgeschossen, deshalb achört er nach den Gesetzen auj's Schaffot. In einem solchen Falle giebt es weder Ausreden noch Entschuldigungen und diese Erkenntniß wird wohl auch bei den Richtern Guiteau's maßgebend sein. Zeitereignisse. — Es dürfte Manchem willkommen sein, in Nach stehendem die Hilfstafel zur Berechnung der Einkommen- steueriätze mit dem diesjährigen auf 20 pCt ermäßigten Zuschlag vor Augen zu haben; wir bringen dieselbe bis zu einem Einkommen von 10,000 Mark: Steuer- mit 20°/g Zuschlag classe. Jährliches Einkommen Mk. Pfg. 1 von über 300 bis 400 — 60 2 - - 400 - - 500 - 1 20 3 - - 500 - - 600 - 2 40 4 - - 600 - - 700 - 3 60 5 - - 700 - - 800 - 4 80 6 - - 800 . - 950 - 7 20 7 - - 950 - - 1100 - 9 60 8 - - 1100 . - 1250 - 13 20 9 - - 1250 - - 1400 - 16 80 10 - - 1400 - - 1600 - 20 40 11 - - 1600 - - 1900 - 26 40 12 - - 1900 - - 2200 - 36 — 13 - - 2200 - - 2500 - 45 60 14 - - 2500 - - 2800 - 57 60 15 - - 2800 - - 3300 - 70 80 16 - - 3300 - - 3800 - 91 20 17 - - 3800 - - 4300 ' - 112 80 18 - - 4300 - - 4800 - 136 80 19 - - 4800 - - 5400 - 163 20 20 - - 5400 - - 6300 - 194 40 21 - - 6300 - - 7200 - 226 80 22 - - 7200 - - 8400 - 259 20 23 - - 8400 - - 9600 - 302 40 24 - - 9600 - - 10800 - 345 60 rc. rc. — Im Verkehr zwischen Nord- und Süd-Deutsch land werden häufig Briefmarken als Ausgleichsmittel verwendet, oder es werden dieselben zur Frankirung von Rückantworten eingeschickt. Dieses Verfahren ist nicht zu empfehlen. Für solche Zwecke eignen sich am besten Wechselstcmpelmarken, welche im ganzen Deutschen Reiche Geltung haben und sowohl von norddeutschen als von süddeutschen Häusern leicht wieder verwerthet werden können. Dresden. Der diesjährige Christmarkt hierselbst beginnt Sonntag, den 11. Dec., Vormittags 11 Uhr, und endigt Sonnabend, den 24. December, Abends 10 Uhr. Dresden. Laut der Schulchronik, welche dem Amts kalender für sächsische Geistliche und Lehrer auf das Jahr 1882 angesügt ist, sind innerhalb der letzten zwölf Monate in Sachsen nicht weniger als 84 Lehrer zumeist in den besten Jahren der Kraft verstorben, und nur 4 derselben, die Kirchschullehrer Geißler, Glaß und Kirchner, sowie der Grimmenser Professor und Kantor I)r. Peter sen, haben es zu dem Alter von über 80 Jahren ge bracht. Während des letzten Jahres sind 18 neue Schul gebäude eingeweiht worden, von denen allein auf Dres den 6 kommen. Oschatz. Der Stand oer Wintersaaten ist hier fast durchgängig, abgesehen von dem Schaden, den die Mäuse durch ch: zahlreiches Auftreten angerichtet haben, ein guter, ganz besonders gilt dies vom Raps. — Aber mals hat hier ein Mädchen, um schnell Feuer anzu zünden, Petroleum aufs Holz gegossen. Die Folge dieser unverständlichen Handlungsweise war selbstver ständlich die Explosion der Fla che und eine damit ver bundene starke Beschädigung des Gesichtes. — In Großschepa bei Wurzen hat der Rentier W. einen 17jährigen Knecht erschossen. W. probirte einen Revolver, den er nicht geladen wähnte und der sich bei diesem Versuch entlud. Der Knecht war sofort tobt. W. ist 59 Jahre alt. Er stellte sich freiwillig dem Gericht. Hartmannsdorf bei Limbach, 7. December. Eine schwere Heimsuchung hat die Familie des Fabrikbesitzers Aurich hier betroffen. Letzterer erwartete vorgestern seine Gattin, welche mit dem Abendzuge von Chemnitz kam, an der hiesigen Haltestelle, und Beide traten hierauf den Heimweg an, kamen aber vom Wege ab und stürzten den Damm so unglücklich herab, daß Herrn Aurich so fort der Tod ereilte, während Frau Aurich schwer ver letzt und transportunfähig noch in dem dortigen Bahn restaurant liegt. Leipzig, 5. December. Der Schuhmacher Fried rich Bünger, aus Berlin ausgewiesen und zuletzt in Bockenheim bei Frankfurt wohnhaft, wurde heute vom Reichsgericht wegen Handlungen zum Hochverrath, Be leidigung des deutschen Kaisers und Vertreibung ver botener Druckschriften zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurtheilt. Berlin, 5. December. Nach einer, dem Reichs kanzler als Chef des Auswärtigen Amtes zugegangenen Mittheilung der türkischen Regierung sind in Konstantin opel in einer Postsendung aus Wien nachgemachte türk ische Silbermünzen (Medjidies) entdeckt und mit Beschlag