Volltext Seite (XML)
Nr. 74 Freitag, den 29. März 1940 Neutralitötsbrecher in Nöten Hin und her um die Achtung der norwegischen Hoheitsgewässer slerle Grütze» herüber und hinüber nimmt kein Gnve mevr. Was müsse» diese Männer empfinden, die sich viele Monate lang, »»r aus sich selbst »»gewiesen, südlich und nördlich des Aegualors hernuigciriebe» bube» Die Wellen der Begeiste rung, die ihnen hier enigeaenschlage» und die Henie und morgen noch nichi verebb, sei» werden, gebe» ihnen die gluck liche Gewißheit. daß sie wieder^ heinigekebri sind zu einem Voll, das mehr den» ie würdig,, was im Dienste des Vater- landes an männlichen Taten vollbracht wird." Der Pulsnitzer Anzeiger ist Las zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Landrates zu Kamenz, der Bürgermeister zu Pulsnitz und Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Pulsnitz, sowie de« Finanz amtes zu Kamenz —- Die Passivität gewisser Regierungen fälschte den eigent lichen Sinn der Neutralität, und die Aktiv» der Alliierten be schränkt sich daraus, das so in Frage gestellte Gleichgewicht wiederherzustellen. Mr die Länder, die eine aktive Neutrali- betreiben und darauf bedacht sind, geachtet zu werden und sich Achtung zu verschaffen, besteht die französische wie die bri tische Haltung in Verständnis und Sympathie. (Diejenigen Länder aber, die diese „aktive" Neutralität zugunsten der Westmächte nicht betreiben, haben dann eben statt „Verständ nis und Svmpathie" den Einbruch in ihr Hoheitsgebiet durch die Weltmächte als „Polizisten" zu erwarten. Schaukel hin, Schaukel her, Schaukel hin und jetzt noch einmal Schaukel her. Denn etwas später meldet Havas: „Aus autoritärer Quelle wird gemeldet: Die gestern in den Abendblättern erschienene Information über die Neu tralität der norwegischen - Gewässer war notwendigerweise falsch, denn sie spielte auf den möglichen Beschluß einer Ver sammlung «wohl des Kriegskabtnetts) an. die noch gar nicht stattaekunden hat." Dieses Spiel mit ernstem, sehr ernstem Hintergrund of fenbart zweierlei: Es zeigt, wie Herr Rcunaud. vollkom men abhängig von der Plittokratenkaste Londons regiert. Er sucht ihr gefällig zu sein — wie immer gleichgültig um das Schicksal und Ansehen seines Landes. Des weiteren wird erneut bewiesen, wie sich die Kriegshetzer Neutralität vorstel len. Wer ihnen gefügig ist, steht unter ihrem Schutz — wenn dieser Schutz zwar auch nur in schönen Worten und nie zu erfüllenden Versprechungen besteht. Wer dagegen seine Rechte zu wahren gewillt ist, unab hängig von den Londoner Unruhestiftern, der ist noch stets in britische Ungnade gefallen. Rechtsbrüche sucht man dann zu vertuschen mit dem Wort: Wiederherstellung des Gleich gewichts. Es gibt dann zweierlei Neutralität: aktiv heiß, ne in London, wenn sie sich für die Partei der Kriegshetzer ent scheidet. Und durchlöchert so das Recht, um jederzeit hindurch- schlüpsen zu können, wie es Verbrecherart ist. Neutralität hört bei solcher Unterscheidung aus, Neutralität zu sein — und das ist Ziel und Zweck der ewigen Kriegstreiber. erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzliche« Sonn- vnd Feiertage. 7^ «ezugSprei» beträgt bei Abholung wöchentlich 50 Rpf., bei Lieferung frei Haus ZS Rpj. Postbezug monatlich 2.50 RM. Di- B-Hinberung b-r Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Zeitungeaukgabe sür Abholer nachmittags. Preise und Nachloßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. - — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmte» Nummern und an Die „Altmark" wieder zu Haufe! Ein Freudentag im Heimathafen Die zahlreichen Verletzungen norwegischer und dänischer Neutralität, der „Cossack"-Fall vor allem, und die Bomben abwürfe auf dänisches Gebiet bei den mißglückten Angriffen auf Sylt haben England schwer kompromittiert. Jetzt schickt man Frankreich vor, das sich niehr denn je stolz fühlt ob der Hörigkeit, in die es den britischen Kriegshetzern gegenüber geraten ist. Zumal es Herr Reynaud nötig hat, sür sich zu werben und dem französischen Volk Hoffnung zu machen. So bringt der „Temps" die Mitteilung, „daß man in zuständigen Kreisen erklärt, die Alliierten sähen es in Zukunft alS ihr Recht (!) an, die Neutralität der norwegischen Ge- wäfscr nicht mehr zu respektieren". Kaum war die Meldung in die Welt geschickt, da ließ Angst vor der eigenen, wenn auch von England eingeflößten Courage, die Bitte folgen, die Meldung zu „annulieren". Es war nicht geschickt, denn die Welt hatte eine Bestäti gung mehr, wohin die Wünsche der Kriegstreiber gehen. So versuchte man das Glück mit einer Verklausulierung, weil man den Fehler hat, andere sür dümmer zu halten als man selbst ist. Die neue Meldung, in, Außenministerium, wohl gemerkt im Außenministerium, abgefatzt, sah dann so aus: „Eine Abendzeitung (der Temps) veröffentlichte unter dem Anschein der Halbamtlichkeit eine Nole, derzufolge die Alliierten sich von nun an berechtigt hielten, die Neutralität der norwegischen Gewässer nicht niehr zu respektieren In Wirtlichkeit wurde keine Erklärung dieser Art abgegeben." (Man pflegt solche Absichten ja auch nicht in Erklärungen kund zutun. Uns genügt der „Temps" vollkommen.) Der englische rind französische Standpunkt habe sich seit dem „Altmark"- Fall nicht verändert. Sowohl in Paris wie in London ist man der Meinung, daß es eine» unerträglichen Zustand darstellt, daß die Neutralität eines solche» Landes tatsächlich fortge setzt durch den Mißbrauch, den deutsche Schiffe damit treiben (indem sie gemäß dem Völkerrecht in der norwegischen Ho- heiisarcnze fahren) verletzt wird und daß die Alliierten folg lich entschlossen sind, selbst die Nolle des Polizisten zu über- uehmcn. Die Sehnsucht der Kriegshetzer hat einen neuen Westfalischen Frieden zum Inhalt. In seiner „Geschichte zweier Völker" schrieb der französische Hifftoriker Jacques Bainville: „Der Westfälische Friede ist das Vorbild jedes ernst haften und dauernden Friedens mit den deutschen Läu- der»; er enthielt vier wesentliche Bestandteile, die Deutsch, land daran hinderten, wieder ein großer Staat zu werden. Diese waren: die territoriale nnd politische Zerstückelung, die Wahl, das parlamentarische Regime nnd die Garantie der Sieger, das System in Kraft zn halten ... Dcutfchland schien als Nation sür immer erstickt!" Was also feiert man in Frankreich als große Tal? Tie Zerstörung Deutschlands im Dreißigjährigen Krieg und die Erstickung der deutschen Nation durch den Westfälischen Frie den! Diese Politik ist bereits rinmat gescheitert. Trotzdem fin» Frankreich und England abermals angetrcteu, um Deutsch- land zck vernichten und wahnwitzige alte Methoden wiedcr- zubeleben. Darum gilt es jetzt, allen Plänen dieser Art ei« sür allemal ein Ende zn machen. Was den Franzose« »ach dem Westfälischen Frieden nicht gelungen ist, die völlifte Erstickung Deutschlands, das wird ihnen jetzt nach der deut schen Wiedergeburt erst recht unmöglich sein. Unsere Glücke und unsere Einheit garantieren den Gies bestimmt« Plätze» kein» S-mLhr. Anzeige» find an den SrscheinungStag« k»««» 10 Uhr anfzuaeben. - «erlag- Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann m «evrE Mohr. HauptschrtfÜetter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hosfmanm PulStU« Verantwortlich für den Heimattetl, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Puwnttz« Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. — D. N. VI.- Geschäftsstelle: Nnr Adolf - Hitler - Straß, 2 — Fernruf nur . . ., 28. März (P. K.) Die deutsche „A llmar k". die Lurch die schändliche Tat englischer Piraten tagelang im Mit telpunkt des Weltinteresses stand, ist überraschend in einem deutschen Hafen eingelaufen. Die Fahri durch den Hasen ge staltete sich sür die „Altmark" zu einem Triumphzüg. Dutzende von Fahrzeugen kamen ihr entgegen, und brausende Hurras vermischten sich mit dem Heulen der Dampfsirenen zu eine», freudigen Akkord. Gegen 2l Uhr machte die „Alt- mar'" fest. ÄII Deck ist die gesamte Mannschaft der „Altmark" angetre- te» Kapitän Dau begrüßt feine Gäste. Wir über, die wir zum Fragen an Bord gekommen sind, werden nun zu Aus- gcsragten. Denn alles wollen die Männer wissen, die so viele Monate von der'Heimat abgeschnitteü. waren. Schiff ohne Ruder. Endlich sind wir mit Fragen an der Reihe. „Nun erzählt mal, wie ihr euer Schiss so schnell repariert habt?" — „Repariert? Wir haben gar nicht repariert. Die eine Schraube existiert nur noch zur Hälfte, und die andere hat auch ihre Mucken weg." — „Ja, und das Ruder? Hattet ihr nicht das Ruder im Jössingsjord gebrochen?" — „Doch, das haben wir Wohl, und es liegt auch noch dort, wo es keiner mehr Herauf bolen kann " — „Ja, wie in drei Teufels Name» seid ihr hier- yergekommen?" — „Das ist ganz einfach", »lischt sich der Erste Ingenieur ein, „wir haben mit denSchrauoen ge steuert: wenn wir nach steuerbord drehen wollten, haben wir die Backbordschraube vorwärts und die Steuerbord- schraube rückwärts lausen lassen, wenn wir nach backbord woll, 1en, machten wir es umgekehrt " - „Donnerwetter, hat da das Maschinenpersonal aber schwitzen müssen." — „Das können Sie glauben, was Männer und Maschinen aus dieser Reise ge leistet haben, das kann sich sehen lassen." „Böllige Besetzung Deutschlands" Französischer Manlstratege fordert einen „Sieg ohne Frieden". In einem „Von der Reichsgrenze" datierten Artikel des „Lyon Nepublicaine" schreibt der französische Publizist Jean Bardanne u. a.: Um diesen Krieg zu beenden, müsse Deutschland besiegt werden; und um Deutschland zu besiegen, müsse man es besetzen. Dieser Krieg müsse mit der totalen Besetzung Deutschlands beendet werden. „Wenn dies Volk erst einmal, um etwas zu essen und seinen Hunger zu stille», vor unseren Feldküchen wird Schlange stehen und unter der Bewachung französischer und englischer Bajonette vorbeimar schieren müssen, an diesem Tag wird es zu verstehen beginne» . . . und an diesem Tag wird der Deutsche fügsam und ge horsam sein." (!!) Zwar würde dies nicht sür lange Zeit bleiben, meint der Artikelschreiber, „aber wenn wir es richtig zu machen verstehen, wenn wir das pangermanistische Mo» strnm zu zergliedern wissen, dann wird dies trotzdem sür einige Generationen anhalten. Die Franzosen-Bri- len (!) werden dann ein lobenswertes Werk vollbracht haben..." Zum Schluß des unter der Ueberschrist „Der Friede oh« Sieg würde für die Westmächte schlimmer sein als eine Nieder lage..." (d. h. also, die Kriegshetzer wollen einen Sieg ohne Frieden! D. Schriftltg.) langen Artikels heißt es dann: Es bliebe also nur eine Lösung, die alle Länder wün schen müßten, und zwar die Neutralen mehr noch (!) als die Weltmächte: die Niederlage Deutschlands. * Der französische Maulstratcge, der hier unverblümt die „völlige Besetzung und Zergliederung Deutschlands" fordert, wird auf seine Unverschämtheit eine Antwort erhalten, die „Generationen" davon abhalten wird, zu neuen Kriege» z» Hetzen. Den Tommies eine Rase gedreht. Gern besichtigen wir die Kammer» Ei» Heller Fleck an der Wand reizt unsere Neugier „Hier hing eiiimal ein Füh rerbild, die verfl Tommies haben mir's abgehängi. Daß sie meine Anzüge und meinen Mantel ebenfalls geklaut haben, Hai mich nicht so geärgert wie gerade dieses Bild Es war das schönste an Bord Eine knappe Stunde waren die Engländer hier, aber kaum eine der vielen Kammern ist nicht von oben bis unten geplündert worden Zigarettenetuis. Uhren. Anzuge, Mäntel, Wäsche, alles haben sie mitgehen heißen, sogar die Photos von Angehörigen der Besatzung wur den nicht verschont. Bezeichnenderweise sind nicht etwa nnr „lleine Andenken" mitgenommen worden, nein, die Auswahl wurde ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Verwend barkeit getroffen, und damit haben die Soldaten ,c>k Uis lEsjestv sich ihr Urteil selbst gesprochen" Jetzt Hai agch Kapitän Dau einen Augenblick Zeit für uns. „Was mir gelang", äußerte sich unser alter „Seebär", „ist das Verdienst meiner Männer, die vorbildlich und einsatz- freudig den uns gestellten Ausgaben gerecht geworden sind." Nur aus die Frage, wie er den» den Engländern doch zuletzt noch eine Nase gedreht habe, weicht er mit einem seinen Lächeln aus. „Wir sind ausgelaufen", sagt er, „und dann langsam hierher geschippert." - „Ja, und die Engländer?" — „Die haben sich ein paarmal durch Flieger überzeugt, daß wir noch im Jössingsjord liegen, aber als sie merkten, daß wir nicht mehr da waren, da war es zu spät." Wellen der Begeisterung. Sind das nicht Hurra-Rufe? Wir gehen hinauf auf die Brücke, da rauscht gerade ein Kreuzer an uns vorbei. Die Besatzung steht angetrelen an Deck. Brausende Hurras schal- len zu uns herüber Die Antwort von uns bleibt nicht aus. Immer mebr Scbisfe komme» uns entacaen. und das beaei- 92 Jahrgang Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbeztrk Pulsnitz und die Gemeinde Ohm«