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Mittwoch, den 14. September 1927 Nummer 215 79. Jahrgang Amtlicher Teil Der Stadtrat an unser Steueramt zu entrichten. Pulsnitz, Sa , am 14. September 1927. Ankündigungen aller Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" sind von denkbar bestem Erfolg. Gewerbekammerbettrag 1927 Die 2. Hälfte des Gewerbekammerbeitrags 1926/27 — Bescheid zugest. in der Zeit vom 27.-30. 12. 1926 — war am 1. September d. I. fällig. Die Pflichtigen werden aufgefordert, die fälligen Beträge zur Vermeidung von Wei terungen nunmehr umgehend spätestens bis 24. ds. Mts. " Nun haben die Sozialdemokraten und Demokraten lange vor der Auflösung des Reichstages den Wahlkampf begonnen. Das Bild, das sich heute schon in scharfen Zügen abzeichnet, läßt uns erkennen, daß der kommende Wahlkampf ein Kampf um dieFarbenSchwarz-Rot-Gold und Schwarz-Weiß-Rot sein wird. Die Rechte wie die Linke glaubt an Erfolge, glaubt an einen Sieg unter den genannten Parolen. Man ist im Lager der Linken der Auffassung, daß es schon in der kommenden Reichs tagstagung im Interfraktionellen Ausschuß zu Auseinander setzungen zwischen den Deutschnationalen und dem Zentrum kommen wird. Ist das richtig? Der Finanzminister vr. Köhler ist Mitglied des Zentrums. Er hat ein Interesse an der Er- ledigung der Besoldungsreform. Das Zentrum will unbedingt die Schulfrage lösen. Mit den Sozialdemokraten ist eine Einigung wohl ausgeschlossen. Im Zentrum wird man also kaum Neigung haben, durch eine scharfe Auseinandersetzung mit der Rechten die brennenden Fragen des Tages zu ge- Die Liquidationsgeschädigten haben nach der Annahme der Erhöhung der Deamtengehälter durch den Reichsfinanz minister darauf hingewiesen, daß das Reich offenbar doch laufende Mittel für dringend notwendige Ausgaben habe. Die Organisation der Liquidationsgeschädigten hat eine neue Denkschrift vorbereitet, in der jährlich 1VÜ Millionen aus laufenden Mitteln für die Erhöhung der Liquidationsentschädigungen gefordert werden neben der von der Reichsregierung bereits vorgeschlagenen Benutzung der Reichsbahnobligationen. Diese Denkschrift ist bereits mit Vertretern der Regierungsparteien behandelt und wird auch Gegenstand der Beratungen der Reichsminister sein. Die französisch-polnische Zusammenarbeit in Genf Die gestrigen Erklärungen Paul Boncours im Abrüstungs ausschuß des Völkerbundes wurden gestern abend in allen Dele- gationskreisen lebhaft erörtert. Allgemein ist die weitgehende Unterstützung ausgefallen, die Paul Boncour dem polnischen Dele gierten in der Forderung auf weitere Sicherheitsgarantien gewährt hat. Bon deutscher Sette muß die von Paul Boncour geltend gemachte Forderung aus Organisierung der internationalen Sicher heit als rin neuer Vorstoß zur Verewigung der durch den Versailler Vertrag geschaffenen Derftückelung Deutschlands ausgesaßt werden. Der von französisch-polnischer Seite während der Genfer Tagung immer wieder geltend gemachte Hinweis aus die Gefährdung des Friedens und im Zusammenhang damit auf den Abschluß von allgemeinen kontinentalen Eicherheitsvcrträgen kann nur dahin verstanden werden, daß der im Versailler Vertrag geschaffene Zu stand und insbesondere die deutschen Grenzsestsetzungen im Osten für die Zukunft verewigt und durch eine Beteiligung Deutschlands an derartigen Sicherheitsverträgen endgültig garantiert werden soll. Die fortgesetzte Betonung der Bedrohung des Frieden» und die Swoffung der internationalen Sicherheitsgarantie kann nur als ein Mittel ausgesaßt werden, um in Genf bereits eine Atmosphäre zu schaffen, die in der Zukunft den Abschluß von weitgehenden Sicher heitsoerträgen mit Deutschland ermöglichen soll. Taifuntatastrophe in Japan London, 13. September. Wie auS Tokio berichtet wird, sind durch riesige Fluten in Kyushu schwere Ueberschwemmungcn verursacht worden und Tausende von Personen ertrunken. Die Verbindungen sind vollständig unterbrochen und man befürchtet, daß die niedriger ge- legenen'Teile der Insel vollkommen weggerissen werden könnten. Die Boote an der Küste wurden durch die Fluten in die Stadt getrieben. Hunderte von Fischerbooten sind verloren. Die Katastrophe wird auf ein Meeresbeben einige Meilen von der Küste zurückgeführt. Nagasaki und einige andere Städte wurden von einem schweren Taifun heim gesucht. Zahlreiche Häuser sind zusammengebrochen und die telefonischen Verbindungen sind unterbrochen. Der kommende Reichstag. Ueber dis innenpolitische Lage gehen uns von unserem parlamentarischen Mitarbeiter folgende Ausführungen zu: . Der Reichstag sollte ursprünglich am 26. September zu- Anmentreten. Nun hat aber der Reichsrat die Besprechungen »ver das Reichsschulgesetz noch nicht beendet. Darauf man in verschiedenen Zeitungen lesen, die Herbsttagung überhaupt in Frage gestellt. Diese Nachricht ist wenig ^aubwürdig, weil der Finanzminister vr. Köhler dem Reichs- A versprochen hatte, die Besoldungsreform beschleunigt zu Ledigen. Der Beginn der Sitzung wird also nur um einige Me verschoben werden. Wir wissen, welche Bedeutung das ?°anitentum in der Republik hat. Die Parteien konnten die ^lß berechtigten Wünsche der Beamten nicht übersehen und sM, übergehen. Auch die Ausländsdeutschen, deren Ent- >M>igungsansprüche gleichfalls im Finanzministerium be- Leitet werden, drängen, damit die Festsetzung und Aus- Mung der im Kriegsschädenschlußgesetz vorgesehenen Sum- cLi baldigst erfolgt und nicht bis nach den Neuwahlen im "ghre 1928 verschoben wird. -Es ist eigenartig, daß wir schon mehrfach um die Weih- rMszeit Kabinettskrisen hatten. Auch in diesem Jahre rüsten die Oppositionsparteien zu starken Vorstößen. Es ist noch hM ersichtlich, ob sie mit ihren Wünschen, die Regierung zu zum Ziele kommen werden. Bekanntlich tritt man in K uschen Kreisen für eine Zusammenlegung der Wahlen im hd'ch und in Preußen schon aus Ersparnisrücksichten ein, der Auffassung, die man nur begrüßen kann. Es wird von gi° Haltung der Deutschnationalen abhängen, ob die Re- ^Ungskoalition gefährdet werden wird. Zwar sind die vi^Muationalen mit den Ergebnissen von Genf Zufrieden und erklären, Deutschland hätte nicht die diirk ativklausel des Schiedsgerichts im Haag unterzeichnen kok man betont auch, der Außenminister hätte in seiner Rede die deutschen Ansprüche auf Rheinlandräumung M °?^meine Abrüstung schärfer formulieren müssen, wir der Anschauung, daß solche Fragen mehr das Ka- als den Reichstag beschäftigen werden, wenn auch wohl l^Autschnationalen im Reichstag zu gegebener Zeit die Cz rWn Forderungen an das Ausland herausheben werden. d^,^°as eine Frage der Taktik. Wir vermuten, daß der dlivNt Zonale Angriff eher die Entente als den Außen- Ar treffen wird. «pg,^lch nach dem Zusammentritt des Reichstages wird sich Interfraktionelle Ausschuß wieder zusammensetzen. Dix/ dieser Tatsache kann man keine Rückschlüsse ziehen. Ausschuß wird von den Regierungsparteien zu vor- Z^enden Arbeiten beschickt, damit Deutschnationale und ^issw Deutsche Volkspartei und Bayern in den Kom- °Nen nach gemeinsamen Richtlinien arbeiten können. Die neue Beamtenbesoldung wird wohl kaum zu Schwierigkeiten Anlaß geben. Die Sätze, die der Reichs finanzminister vr. Köhler in seiner Magdeburger Rede be kannt gab, haben in ihrer Höhe die Opposition überrascht, da wohl kaum mit einer größeren Erhöhung als durchschnittlich 10 Prozent gerechnet wurde. Ernsthaft wird der Kampf da gegen in den Landern sein, die die Lasten für die Besoldungs erhöhung auf das Reich abwälzen möchten. Zwischen dem Zentrum und der Dolkspartei besteht eine gewisse Spannung in der Schulfrage. Wir wissen aber, daß die Unstimmig keiten in wochenlangen Beratungen zwischen den in Frage kommenden Instanzen schon vor den Reichstagsferien so weit behoben waren, daß es wohl auch hier eine Einigung geben wird. Die Lösung des Reichsinnenministers ist jedenfalls der Versuch, dem Entwurf eine Fassung zu geben, die die Wünsche aller Beteiligten berücksichtigt. Das wird auch von den Granern des Schulgesetzes anerkannt. Die Deutsche Reichspost plant — wenn möglich, noch in diesem Jahr —, in ihren gesamten Betrieb erhebliche Verbesserungen durchzuführen. Der Reichspostmini ster hat vor einigen Tagen eine Verfügung an alle Oberpost, direktionen erlassen mit der Auffaserung, die Frage der Verkehrserweiterung zu prüfen und entsprechende Vorschläge bis zum 1. Oktober dieses Jahres vorzulegen. In der Verfügung heißt es u. a., daß durch die am 1. August in Kraft getretene Gebührenerhebung ja eine wesentliche Mehreinnahme zu erwarten sei und daß die Post dadurch die Möglichkeit habe, viele vor u^> nach dem Kriege vorgenommene Einschränkungen wieder fallen zu lassen. Die Verbesserungen sollen sich insbesondere auf die Briefzustellung, die Paketannahme und den Schalterdien st beziehen. Auch für die Bestellung ans dem Lande sollen wesentliche Verbesserungen geschaffen werden. In allen Orten, wo bisher nur eine Zustellung erfolgte, sollen unbedingt wieder zwei eingeführt werden. Dazu will man die Kraftwagen mit heranziehen, um weitere Personalem- stellung zu vermeiden. Die Oberpostdirektionen in der Pro vinz haben auch die Frage zu prüfen, ob eine Aufstel lung von Briefmarkenautomaten in den kleinen Orten zweckmäßig erscheint. Neuorganisation der Landesarbeitsämter. Verminderung von 22 auf 13 Aemter, Nach der Neuregelung der Erwerbslosenfürsorge durch das vor einigen Monaten im Reichstag angenommene Gesetz wird die Organisation der Landesarbeitsämter im Deutschen Reich neu geregelt. Statt der bisher in Deutschland bestehen den 22 Landesarbeitsämter werden künftig nur 13 Lan desarbeitsämter bestehen bleiben, die so organisiert sind, daß im allgemeinen auf die Landesgrenzen Rücksicht ge nommen ist. Für Berlin wird gleichzeitig mit der Provinz Brandenburg ein einziges Landesarbeitsamt mit dem Sitz in Berlin begründet. Nie Liqui-aiLonsgeschädigien fordern Erhöhung der Entschädigungen. Besprechung der Reichsminister. Berlin. Am Dienstag nachmittag fand eine Be- sprechung der Reichsminister über alle schwebenden Fragen, vor allem über das Postfinanzgesetz und über die neuen Ansprüche der Li quid ations g esch äd i g ten statt. Das Wichtigste Alle die »Tägliche Rundschau- meldet, wird Dr. Stresemann zu . Beginn nächster Woche nach B rlin zurückkehren. Die Reichrpost plant erh. bliche Verbesserungen des Betriebes. Ari Flugzeugwracks find aus dem Ozean gesunden worden. Alle verlautet, wollen stch Chamberlain und Briand einer Konferenz - der Locarno Mächte entziehen. Der Bürgermeister von Muyork, Walker, ist gestern mittag aus - Italien kommend in Paris eingetroffen. Die Ankunst des französischen Ministers des Aeußern, Briand, aus Dens in Paris ist offiziell für Freitag abend seftgeietzt. Briand wird bereits an dem Miniftrrrat, der am kommenden Sonn abend statlfindet, teilnehmen. Die spanische Botschaft in Paris dementiert offiziell di« Gerücht« — über rin Attentat aus König Alfons von Spanien. Aiehrere italienische Kommunisten, die in Paris ihr Asyl gesunden hatten, baden gestern den Ausweisungsbesehl erhalten. Unter ihnen befinden sich zwei Direktoren bekannter italienischer Kom munistenblätter, der Schriftsteller Cilla und die früheren kom munistischen Abgeordneten Gnudi und Di Vittorio. In sran »öfifchen Ltnkskieisen haben diese Ausweisungen große Erregung heroorgerusen. Ne RkWM Illit «MW NlltkWerWcimei Vermehrung der Bestellungen auf dem Lande Die französisch-polnische Zusammenarbeit in Genf — Taifunkatastrophe in Japan Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt bauptblatt unt älteste Zeitung in den Ortschiften de- Pul-nttzer AmtSgerichtSbezirkS: PulSnitz, Pulrnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, HauSwalde, Ohorn, Obersteina, Niederstein«, Weißbach, Ober- und Niederlichtrnau, griedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Slein-DittmannSdors Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße N». > Druck und Verlag von E. L. Förster« Erben sJnh. I. W. Moyr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Anzeigen-Grundzahlen in RM: Die 42 mm l RM 0.25, in der Amtshauptmannschast Kamenz RM and RM 0.60. Reklame RM 0.60. 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