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Amts- und änzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl.M.1.50einschließl des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübe!, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw Tel.-5tdr.: Kmtrblatt. Drucker und VerlegerEmcl Hannebohn, oeraniworrl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Zeiertagefür den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 psennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 psennige. Fernsprecher Nr. 210. EibenHock ISS» LSN -- 80. Zahr-a«-. Dienstag, den 5 August Die Krupp-Affaire vor dem Kriegsgericht. In der am Sonnabend fortgesetzten Verhandlung im Krupp-Prozeß, erklärten die Angeklagten Tilian, Schleuder und Hintz auf Befragen vcs Berha«d!u«gs- sührers, daß sie zugeben, dem Brandt Material, ins besondere Konkurrenzpreise bei freien Ausschreibun gen gegeben zu haben. Frau Brandt, Vie Vann als Zeugin ausgerufen wird, ist wegen Krankheit nicht erschienen. Die drei Angeklagten sagen weiter aus, daß sie die Familie Brandt in Rahnsdorf ausgesucht hätten Sie haben nicht gewußt, daß Brandt von der Firma Krupp entlassen war, sie hätten auch in keiner Weise einen Beeinflussungsversuch unternommen. Der Vertreter der Anklage findet es ganz ei gentümlich, daß die Angeklagten dies nicht am Frei tag bei der Vernehmung der Frau Brandl erklär ten. Die Angeklagten erwidern, daß sie der Mei nung gewesen seien, dies gehöre nicht zur Sache- — Der Anklagevertreter hält die Sache aber damic noch nicht für genügend aufgeklärt, bemerkt aber auch, daß von militärischer Seite kein Beeinflussungsversuu) un ternommen worden sei. — Es erfolgt sooann die Vernehmung des Zeugen Direktors Eccius von der Firma Krupp in Essen. Ter Vcrhandtungsfüh- rer macht den Zeugen aufmerksam, daß es ihm frek stehe, aus Fragen, durch deren Beantwortung eine strafrechtliche Verfolgung zu befürchten sei, nicht zu antworten. — ' Der Zeuge erlKrt, er sei für die Firma vielfach verreist gewesen und habe deshalb nur tirnge Kornwalzer gelesen. Die Berichte habe er nur als Berichte des Abteilungsvorstehers ange sehen. 1905 sand im Reichstag eine Debatte über die zn. hohen Preise der Firma Krupp statt. Damals hatte der Kriegsminister erwidert, Krupp hätte mehr fach den Zuschlag erhalten, weil die Firma di? bil ligsten Preise gestellt habe. Mus dieser Debatre war zu entnehmen, daß die Konkurrenz von den Krupp schen Preisen unterrichtet gewesen sei. Es war da her auch Krupp darum zu Hun, die Preise der Kon kurrenz zu erfahren. Der Verhandlungsleiter fragt, ob Zeuge der Ansicht sei, daß durch Kenntnis der Konkurrenzpreise eine Schädigung der Heeresverwaltung entstehen könnte. Dies be streitet der Zeuge. Krupp habe auch früher die Preise wesentlich herabgesetzt, ehe er noch Kon kurrenz hatte. Auf weiteres Befragen erklärt Zeu-- ge, daß gegen ihm ein Strafverfahren schwebe. Auf die Frage eines Verteidigers an ocn Zeu gen, ob er der Ansicht sei, daß die Konkurrenzfirmen genau so gehandelt hätten, wie Brandt, erklärt er, er habe die Ucberzeugung. Vertreter der Anklage: Sie haben in einem Schriftsätze Ihres Verteidigers ange geben: Die Konkurrenzfirmen erhalten vo» frühe ren Militärpersonen Auskünfte; worauf gründe« Sie diese Anwürfe? Zeuge: Ich kann diese Behauptung nicht begründen, bin aber dieser Auffassung Ver treter der Anklage: Sind Sie nicht der Ansicht, daß auch bei der Firma Krupp Spionagever sucht worden ist, ebenso wie bei Militärbehör den Spionage für eine fremde Macht versucht werden kann, da es für diese wohl von Wichtigkeit fein hanN, die Neuanschaffungen an Kriegsmaterial etc. zu er- sahren? Zeuge gibt diese Möglichkeit zu. — Der dann vernommene Direktor Dräger bekundet: Brandt wurde hauptsächlich nach Berlin versetzt, weil der da malige Berliner Vertreter von Schütz von einer gre llen Ausschreibung keine Mitteilung nach Essen gemacht hatte Er halte die Kenntnis der Konkurrenzpreise gerade im Interesse der Heeresverwaltung für gebo ten. Er habe in der Betätigung Brandts nichts Un rechtes gesehen, zumal Branot ihm wiederholt heilig versicherte, daß er nichts durch Vertrauensbruch er fahre und niemals Beamte bestochen habe. — Ver teidiger: Ist es richtig, Herr Direktor Eccius, daß Brandt hauptsächlich deshalb nach Berlin versetzt wor den sei, um die Konkurrenzpreise in Erfahrung zu bringen, weil Direktor Budde mit einer gewesen Zä higkeit an den von ihm festgesetzten Preisen festhielt? — Direktor Eccius: Ich kann nicht genau sagen, warum Brandt nach Berlin oerstzt wurde, da ich zur Zeit verreist war. Es ist aber richtig, daß der ver storbene Direktor Budde mit einem gewissen Eigen sinn an den vo« ihm festgesetzten Preisen festgebalten Hot. — vr. meä. Wangemann bekundet, er habe Brandt, der sich eine schwere Kopfwunde zu- gezrgen habe, behandelt. Brandt habe eine Gehirnerschütterung davongetrogen Und leide stark an Gedächtnisschwäche. Frau Brandt befinde sich in einem Zustande, daß sie heute nicht vor Gericht erschei nen könne, es sei aber möglich, daß sie am Montag wieder erscheinen könne. — Direktor Mouts, von der Firma Kpupp in Ulm, sagt aus, Brandt sei ein sehr tüchtiger Beamter gewesen, der in allen, auch iu den technischen Fragen genau Bescheid wußte, und mehr als seine Schuldigkeit tat. Er wurde haupt sächlich deshalb nach Berlin versetzt, weil der verstor bene Berliner Vertreter von Schütz von großen Lie ferungen die Firma nicht unterrichtet habe, es aber für die Firma von größter Wichtigkeit sei, möglichst zeitig von den bevorstehenden Lieferungen, wenn an gängig, schon Monate vorher, zu erfahren. Selbst verständlich sei Brandt eingeschärft worden, daß ec nicht' unlautere Mittel, insbesondere nicht Bestechungsver suche verwende, um die Nachrichten zu erhalten. Die Kornwalzer seien teils unerheblich, teils glcichgiltig, teils geheimen Charakters gewesen. Er habe nicht die Auffassung gehabt, daß Brandt seine Informatio nen auf unlauterem Wege erreicht habe. — Ver treter der Anklage: Wenn eine Firma von der Be deutung Krupps über Lieferungen etwas erfahren will, so kann sie dies doch in ganz »offizieller Werse erfahren. Sie hat es doch nicht notwendig, Hinter treppen zu benützen. — Zeuge: Das rst wohl richtig. Wenn man aber nicht weiß, welche Liefer ungen bevorstehen, so läßt sich eben nichts machen. Man kau« doch nicht wissen, welche neue Lieferun gen bevvrstehen und man kann auch nicht alle Tage oder jede Woche in die Ministerien gehen und fragen: Haben Sie für mich Aufträge? Aus Befragen eines Verteidigers bekundet Zeuge, er hatte es wohl für möglich, daß Brandt einen al- ten Freund durch Geldgeschenke auch zu Weihnachten unterstützt habe, ohne hierbei die Absicht gehabt zu haben, etwas Unrechtes zu verlangen- — Es tritt hierauf eine halbstündige Pause ein. In der Nachmittagssitzung bekundete Handlungs bevollmächtigter von Dewitz: Lie Kornwalzer haben der Frrma Krupp nicht Veranlassung gegeben, eine Preiserhöhung vorzunehmen. Major Wurtzbacher vom 14. Fußartillerie-Regiment in Straßburg erklärt, er sei früher im Kriegsmini sterium gewesen, es sei nicht ausgeschlossen, vaß je mand aus einem in feigem Zimmer gelegenen Schrift stück eine Abschrift entnommen habe. Der Angeklag te Pfeiffer war ein sehr tüchtiger und pflichttreuer Be amter, der eine gute Auffassungsgabe hatte. Einige Rechuungsräte aus dem Kriegsministerium geren die Möglichkeit zu, daß die verschiedenen Berichte aus dxin Kriegsministerium durch Fahrlässigkeit zur Kenntnis Brandts gekommen seien. Geheimer Rechnungsrat Werner: Es sei ihm ausgefallen, daß Pfeijfer sich einmal sehr eingehend über den Unterschied eines Ka nonenrohres und eines Haubitzrohres erkundigt habe. Zcngfeldwebel Hockenwardt gibt die Möglichkeit zu, daß die Forderungszettel von Jedermann, der die Berechtigung habe, in der Feldzeugmeisterrl zu ver kehren, eingesehen werde« könnten. — Hailptman" Ebeling begutachtet: Sowohl die Forderungszettel als auch das Bestellbuch seien als geheim zu behandeln. Man könnte durch ei«e Einsichtnahme Rückschlüsse zie hen, die die Sicherheit des Staates gefährden könn te. Verteidiger: Gr sei der Ansicht, daß der Firma Krupp gegenüber das Bestellbuch und der ForLerungs- zettel nicht geheim zu halten waren. — Haupt mann Ebeling: Wenü auch die Firma Krupp kein Interesse au die Bestell- und Korderungszettel hat, so sind sie doch im militärischen Interesse geheim zu hal ten. Es sollen darauf einige grhrime Kornwalger ver handelt werden. Auf Antrag des Vertreters der An klage wird infolgedessen die Ocfsentlichleit im Inte resse der Landesverteidigung ausgeschlossen. — Fort setzung der Verhandlung findet Mo«tag vormittag 9'/. Uhr statt. Klippen im Friedenshafen. Tie Hoffnungen auf eine« baldigen Friedcusschluß am Balkan haben eine« starken Riß erhalten durch die immerhin recht hohen Forderungen der Serben und Griechen. Man rechnete deshalb in oen letzten Tagrn deshalb fast mit einem Scheitern der Frieoens- verhandlungen. Heute sieht die Situation wieder et was günstiger aus. Die Bulgaren haben ihre For derungen denen der Gegner gegenübergestellt und mau glaubt, daß eine Einigung zwischen Serbien und Bul garien bevorsteht. Ziemliche Schwierigkeiteu bietet allerdings noch der Zankapfel „Kawalla", sodaß sich oie Verhandlungen Mische« Grieche« und Bulgaren noch in oie Länge ziehe« dürfte«. Uns wird gemel det : Wien, 3. August. Aus Bukarest wird hierher gemeldet: Gestern abend berieten die vulgäriseben Delegierten bereits mit den serbischen und griechischen! über die bulgarischen Gegenvorschläge zu oen Forder ungen der Verbündeten. Die bulgarischen Gegenvor schläge wollen, 1. daß auf bulgarischem Gebiet Egci- Palanka, Kratowa, Kotschana, Jstip und Radowischte, Strumitza, Doiran, Serres, Demirhissa und vor al lem Kawalla bleiben, 2. daß Bulgarien oie Entschei dung über die Inseln der Botschafterkonferc«; vor behält, 3. daß die Einwohner nicht entschädigt wer den, 4 daß eine internationale Militärkommisjivn die Streitigkeiten über die alte serbisch-bulgarische Gren ze entscheidet, 5. daß Bulgarien auf seinem Gebie te den Nationalitäten volle Schul- u«d Kirchenfreihcit gewährt — Die nächste Sitzung findet Montag statt. Wien, 3. August. Der Korrespondent der „Neuen Freien Presse" meldet seinem Blatt- aus Bukarest folgendes: Wie ich aus gutuntcrrichteter Quelle erfahre, gilt die Einigung zwischen Bulgarien und Serbien als nahe bevor stehend. Bulgarien wird Radostiwa und Stru- mitza bekommen, auf die es großen Wert legt. Dagegen erhält Serbien Jstip und Kotschana. Zwischen den serbischen u«d bulgarische« Delegier ten findet morgen früh ei«e Beratung statt, die die Entscheidung bringe« dürfte. Tie rumänischen und bulgarischen Delegierten treten morgen zu eener Sitzung zusammen, in der ihr Abkommen endgültig festgestellt wird. Wien, 3. August. Der „Zeit" telegraphiert man aus Bukarest: Eine hochgestellte diploma tische Persönlichkeit äußerte sich gegenüber einem Korrespondenten der „Zeit", daß Serbien u«d Griechenland von de« gegenüber Bulgarien erho benen territorialen Ansprüchen sehr viel Nach lassen werden wird, damit sie eine Grundlage für die Verhandlungen schaffen können. In der Adrianopel-Krage gibt dir „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" der Türkei die Stellungnahme des deutschen Reiches bekannt, u«d gleichzeitig der Tür kei folgenden „guten Rat": Berlin, 3. August. Die „Norddeutsche Allge meine Zeitung" schreibt in ihrer heutigen Wochenrund schau: Die dauernde Wiederbesetzung Adrranopels würde den Anlaß zu einem neuen Waffengang zwischen der Türkei und dem an seiner Zukunft nicht verzwei felnden Bulgarien fortbestehe« lasse«. Sie wü.de ein Hindernis für die von beide« Regierungen gewünschte gute Nachbarschaft sein. Sie würde die Türkei zu un ablässigen militärischen Anstrengungen in Thrazien und, für solche Zwecke, zum Verbrauch von Mitteln zwingen, die das osmanische Reich, mit mehr Nutzen für seine Zukunft, andere« Ausgabe« zuwendcn könn te. Ties ist die Ansicht aufrichtiger Freunde der Türkei, und sie deckt sich mit dem Urteil türkischer Pa trioten, die über die gegenwärtigen Umstände hinaus die innere Erstarkung ihres Vaterlandes ins Auge fassen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der neue amerikanische Botschafter. Der vom Präsidenten ernannte und vom Senat der Ber einigten Staaten von Nordamerika bestätigte neue amerikanische Botschafter am Berliner Hof, Mr. Gelard, ist Sonnabend nachmittag über Paris in Berlin eingetroffen. Der Bot schafter benutzte den Tag dazu, um sich nach einem neuen Botschafterpalais umzusehen, da die bisherigen Räumlichkeiten in der Rauchstraße 18 unzureichend sind. Im Laufe der nächsten Woche kehrt der Botschafter noch einmal nach Amerika zurück, um dann cm September seinen Berliner Posten end gültig zu übernehmen — Die Leipziger Freisinnigen gegen das »Berliner Tageblatt". Der Fortschrittliche Verein zu Leipzig hat an das „Berliner Tageblatt" folgendes Schrei ben gesandt: .Herr Theodor Wolff, der Chefredakteur de»