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Erstes Blatt. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbenlehn und die Umgegenden Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Monta-S u. Donnerstags »i« «itt», 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die Ksnigl. Amtshauptmannschast zu Meißen^ das^Köiügl^ Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einun-vierzigfter Sahrgang. Ur. 84. Freitags den 21. October 1881. Bekanntmachung. Der Hausbesitzer und Fleischer Herr Johann Friedrich Böhme in Kesfelsdorf beabsichtigt, in dem unter Nr. 11 des Brandver- sicherungs-CatasterS für Kesselsdorf gelegenen Grundstück ein Schlachthaus zu errichten. Reichsyewerbkvrdmmg vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besondern Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Nerlust binnen 14 Tagen, vom Er scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Meisten, am 14. October 1881. Königliche Amtshanptmannschnft. v. Bosse. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Schnittwaarenhändlcrin IMlivlmino Nrtzt8ednvM<)r in Rothschönberg ist zur Abnahm?der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlustverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Bermögensstücke der Schlußtermin auf den 17. November 1881, Vormittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Wilsdruff, den 19. Octoder 1881. Busch, Gerichtsschrciber des Königlichen Amtsgerichts. Von dem unterzeichneten Königl. Amtsgericht sollen den 1Z. November 188 L die zum Concurse des Mühleubesitzers Carl Wilhelm NoiH in Klipphausen gehörigen Grundstücke Nr. 60 des Catasters, Nr. 58 des Grund- und Hypothekenbuches für Klipphausen und Nr. 27 und 62 für Kleinschönberg, welche Grundstücke am 18. Oetober 1881 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 35,23« Mark -- gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 19. October 1881. Königliches Amtsgericht daselbst. vr. GangloA. Friedrich. Tagesgeschichte. Von unterrichteter Seite wird mitgetheilt, die sächsische Regierung werde ihren Antrag auf „Wiedereinführung von Arbeitsbüchern" kei neswegs aufgeben, sondern ihn im Zusammenhang mit einer andern Novelle zur Gewerbeordnung zur Verhandlung bringen. Berlin. Der Reichstag soll zum 16. November eiuberufeu wer den. Außer dem Etat würden ihm die Vorlagen wegen Errichtung des Reichstagsgebäudes und 'wegen der Kosten des Hamburger Zoll anschlusses zugchen. Mit dem Tabaksmonopol wird er sich, wie ver sichert wird, in der Frühjahrssessiou sicher zu beschäftigen haben, da gegen ist von einer Altersversicherungsvorlage noch nichts zu merken. Der schrecklichen Thalsache gegenüber, daß in den ersten 8 Mo naten dieses Jahres nahezu 24,000 Personen — darunter 800 Kinder — in Berlin zur Haft gebracht wordeu sind, erscheint es dem „Kl. Irl." als eine Pflicht, die letzten Ursachen dieser fast beispiellosen Er scheinung anfzudccken. Das Blatt sieht eine der allgemeinen Ursachen des Anschmellens von Bettlerschaaren in dem aus der Entwickelung des Maschinenwesens hervorgehenden Mißverhältniß zwischen der Zahl der vorhandenen Arbeitskräfte und dem Umfange des Arbeits- bedarfs. Es liegen Aenßererungen vor, welche der dem Reichskanzler so nahestehende Direktor der wirthschaftlichen Abtheilung im Reichsaml des Inneren, Geheimrath Bosse, in einer in Mühlheim gehaltenen Kandidatenrede über die Steuerreform, das Tabakmonopol, die sozialpolitischen Vorlagen und den Kulturkampf gemacht hat. Geh. Rath Bosse führte u. A. aus: Deutschland bedürfe der direkten wie der indirekten Steuer; die Pflicht des Staatsmannes bestehe darin, beide in das richtige Verhältniß zu bringen, damit namentlich der ärmere Mann nicht schwerer belastet werde als der reiche; die erhöhte Finanzkraft des Staates aber würde zugleich dem Kanzler das Mittel bieten, den Feinden des Reiches mehr und mehr den Mund zu stopfen. Der Tabak müsse stärker zur Steuer heraugezogeu werden, und mau komme da auf das Monopol, für Viele ein Wort des Willkommens, für Viele des Schreckens, beide Auffassungen seien übertrieben. Der Kanzler stelle die Form vollständig in den Hintergrund, cs gehe ihm "ur um die Sache. Möglich sei, daß er beabsichtige, die Fabrikation Lu nronopolisiren, dann würden selbstverständlich die Tabakmdustriellen Mchädigt und die Tabaksarbeiter würden vom Staate übernommen verden. Auf eine bestimmte theoretische Form des Monopol wird steifen, die Sache aber wird nicht wieder von 'Bildfläche verschwinden, die Mouopolvorlage wird dem Reichstage w-s'der zugch Dem Arbeiter müsse geholfen und eine men- schenwurdige Existenz gegeben werden. Er spreche aus, daß mau olme praktisches Christeuthum die Arbeiterfrage nicht lösen könne; legten wir jetzt nicht die Hand an, so könnten wir die Revolution nicht mehr aufhalten. Herr Bosse tritt für das Unsallgesetz, zunächst für die Fabrikarbeiter ein. Tie Privatversicherungen seien auszuschließen, denn es sei nicht moralisch, aus dem Unglück des Arbeiters eine Privat spekulation zu macheu, der Staatszuschuß werde erforderlich werden. Was die Jnvaliditäts- nud Altersversorgung betreffe, so sei diese Materie äußerst schwierig, man könne aber Vertrauen in die Pläne des Kanzlers legen, der ja bisher immer das Praktischste ergriffen habe. Die Armenpflege sei nicht das Mittel, den invaliden Arbeiter zufrieden zn stellen. Betreffs des Jnnungsgesetzes glaubt Redner, daß mit dem derzeitig bestehenden auszukommen fei: die Regierung lasse ein Normaliunungsstatut ausarbeiten, worin das Lehrlings-, Gesellen-, Fortbilvuugs- und Genossenschaftswesen gebührende Berücksichtigung finden wird. Betreffs des Kulturkampfes äußerte Herr Bosse, man möge tolerant sein gegen die Katholiken, um sie für die gemeinsamen Arbeiten zu gewinnen. Wiederholt bemerkte er, dem Reichskanzler sei ein sachgemäßer Widerspruch allezeit willkommen, bloße Jasager könnten einem solchen Manne nicht gefallen. Das meinen bekanntlich auch die sächsischen Konservativen, die mit der Parole: „Entweder — oder" nicht einverstanden sind und in nicht unwesentlichen Dingen, ganz be sonders bezüglich des Tabaksmonopvls und der direkten Reichsunter stützung in der Juvalidenversorgungsfrage, vom Reichskanzler abwei chender Meinung sind. Am 14. Oktober Nachts brauste ein furchtbarer Sturm über Laud und Meer. Er hat überall iu Deutschland Unglück ange richtet, wie mag er vollends unter den Schissen, die das Meer furchen, gewüthet haben, Au der Wesermünduug hat er den im Bau begriffe nen Leuchtthurm weggerissen. In Hamburg hat er die niedrig gele genen Stadttheile unter Wasser gesetzt, die Deiche hielten zum Glück, aber bei Cuxhafen soll der Secdeich gebrochen sein und großes Un glück angerichtet haben. Das Rettungsboot „Bonn" in Wilhelms haven hat 14 Personen aus den Fluthen gerettet, 7 ertranken. Nachdem seit längerer Zeit fortwährend von einem neuen fran zösischen Ministerium die Rede war, wirv die Welt jetzt plötzlich mit der Nachricht überrascht, daß im Rathe der Götter beschlösse» sei, das Ministerium beizubehalteu und ruhig abzuwarteu. Sollte das nicht eine Frucht der Reise Gambettas iu Deutschland sein? Mögen die sogenannten maßgebenden Kreise iu Berlin es auch noch so belächeln, ohne politische Absicht ist diese Reise nicht gewesen. Ein Mann wie Gambetta (und noch dazu in einer so stürmisch bewegten Zeit) reist nicht 14 Tage wie ein zahmer Engländer im Lande herum, nur um nachzusehen, ob die Städte auch mit den Reisehandbüchern überein- st NN m ? n Nil?!* 1N11