Volltext Seite (XML)
Nummer L7S B^irksmyeiger Bank - Konten : Pulsnitzer Bank, Pulsnitz ui.d ^LAivLDHtAiüILsTLH Commerz» und Prtvat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz 77 —„ — Nvfchotnt an t«d«» «««»tag - - — Zm Kalle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung »es Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrtchtnngen, hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück- »ahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich ü.öb NM bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.55 SM; durch die Post monatlich 2.80 RM freibleibend Anzeigen,Grundzahlen in Die 41 ww breite Zeile (Moffe'S Zeilenmesser 14) 1 mm Höhe 10 O/, in der Amtsh/uptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in KonkurSfällen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis »/,10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Ausnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das Mr Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der GemeinderLte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer AmtSgertchtSbezirkr: Pulsnitz, Pulsnitz M. E„ Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niederstetna, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, KriederSdorf, Thtcmendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg,Klein-Dittmannsdorf GeichSftSstelle: PulSnitz, Albertstraß« Nr. 2 Druck und »erlag von «. L. Körst. ,s Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz 81. Jahrgang Montag, den 23 November IBIS gEMNMmNTTU-,!' »NII !I UI 7 ....... .01. II Das Wichtigste Der deutsche Gesandte in Warschau Rauscher ist am Sonnabendabend aus Warschau nach Berlin abgereist. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist das Urteil im Prozeß gegen die im Nordkaukasus Ende Oktober verhafteten Mitglieder einer Sekte, die angeklagt waren, einen Aufstand gegen die Sowjet Macht vor« bereitet zu haben, am Sonnabend gefällt worden. 13 Angeklagte wurden zum Tode, 3 zu 10 Jahren Znchthaus und 18 Personen zu verschiedenen Zuchthausstrafen verurteilt. Der Norden Portugals wird von schweren Stürmen heimgesucht. Nach einer Mitteilung aus der Grenzstadt Arcos de Bal ist der ganze in der Nähe des Flußes gelegene Teil der Stadt unter Wasser gesetzt. Zahlreiche Familien konnten nur mit größten Schwierigkeiten ge rettet werden. Der Schaden ist sehr grotz. Die in zwei Fabriken aufgestapelten Fcrtigfabrikate und Rohmaterialien wurden trotz aller Anstrengungen der Feuerwehr weggeschwemmt. Menschenleben find, soweit bisher feststeht, nicht zu beklagen. MW Md WM ÄWkgtNhtiW, Pulsnitz. (Totensonntag.) In Pulsnitz zeigte sich am Totensonntag das bekannte ernste und feierliche Straßcubild. Man sah viele Menschen zum Gotteshaus und während des Tages mit Kränzen zu den Ruhestätten ihrer ^.oten zehen Die Gräber der Verstorbenen und die Gedenk steine am Ehrenmal waren reich geschmückt. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren herrschte sonniges, schönes Wetter, das zu Spaziergängen verlockte. Pulsvitz (Volkshochschule.) Heute Fortsetzung des Kursus Kämpfe: Wagners „Lohengrin". Pulsnitz. (Rentenausz ahlung.) Die Heeres- rentcn werden bereits am Donnerstag, dem 28. November, die Invaliden- und Unfallrenten am Sonnabend, dem 30. No vember, gezahlt. — (Keine weiteren Ausnahme-Sonntage ror Weihnachten!) Die Sächsische Evangelische Korre spondenz schreibt: „Die Festsetzung des Volksentscheids auf den 4. Advent, Sonntag, den 22. Dezember, hat bekanntlich dm Einzelhandclsausschuß des Industrie- und Handelstags veranlaßt, bei n Reichsminister des Innern eine Vermehrung der Ausnahmesonntage vor Weihnachten zu beantragen, da durch das Wahlgeschäft am 4. Advent das Kaufgeschäft be einträchtigt werde. Gegen diesen Plan legen soeben die großen Angestelltenverbände, wie wir meinen mit Recht scharfe Ver wahrung ein. Sie weisen darauf hin, daß der Abstimmungs vorgang eine so geringe Zeit in Anspruch nehme, daß von einer Behinderung der Weihnachtseinkäufe keine Rede sein könne. Auch sei die Vorstellung völlig abwegig, daß jemand an dem neuen Ausnahmesonntag, 8. Dezember (2. Advent) seine Einkäufe besorgt, weil er am 22. Dezember infolge der Wahl vielleicht nicht mehr dazu kommen könnte. Zudem ist noch der 3. Advent, Sonntag, 15. Dezember als Aus nahmesonntag da. Die Angestelltenschaft spricht daher die Erwartung aus, daß mit Rücksicht auf die Gesundheit der in den Wochen vor Weihnachten überaus belasteten Angestell ten und Arbeiter des Einzelhandels von einer Vermehrung der Ausnahmesonntage abgesehen werde. — Wir müssen die sen Gedankengängen zustimmen. Es kann überhaupt kein Grund eingesehen werden, den kaufmännischen Angestellten und Arbeitern noch e'nen weiteren Sonntag vor Weihnachten zu nehmen und dadurch eine Weihnachtsfeier, die noch in etwas anderem als in einem Ausruhen des sinnlos übermüdeten Körpers und Nervensystems besteht, vollends unmöglich zu machen. Unser Volk in allen seinen Schichten kann es sich einfach nicht leisten, die Zahl seiner spärlichen Ruhetage und Feterstunden noch mehr zu verringern. — (Wichtig für Autobesitzer.) Ein Urteil des Reichsgerichts von allgemeiner Bedeutung wurde in folgen der Autoversicherungsangelegenheit gefällt. Ein Autobesitzer hatte ein Personenauto bis 1930 versichert gegen Schaden fälle. Er hat dieses Auto weiterveräußert an eilte Tochter, ohne die Veränderung dieses Besitzes der Versicherungsgesell schaft zu melden. Der Wagen wurde infolge Explosion durch Feuer vernichtet. Die Besitzerin verlangte nun Schaden ersatz von der Versicherung. Diese lehnte ab und das Reichs gericht hat in letzter Instanz entschieden, daß die Versiche rung Schadenersatz nicht zu leisten braucht, weil die Ver änderung des Wagenbesitzes der Versicherung hätte gemeldet werden müssen. In Rücksicht darauf, daß derartige Verfeh lungen in der Nichtbeachtung der Versicherungsvorschriften ElMncm, Ser Mle MWeOHS s- Polen stellt neue Forderungen für den Handelsvertrag — Bayerische Absage an die Reichsregierung Furchtbares Explosionsunglück in Essen Paris. Am Sonntag früh, kurz vor 2 Uhr, nach 60- stündigem schmerzvollem Todeskampf, ist der ehemalige fran zösische Ministerpräsident Georges Clemenceau im Alter von 88 Jahren gestorben. In der Nacht vor dem Tode richtete sich der greise Kranke unter Aufbietung der ihm »och verbliebenen Energie auf, um seinem alten Freunde Pictri mit verlöschender Stimme zu sagen, daß erkeinStaats- begängnis wünsche, sondern in aufrechter Haltung neben seinem Vater in seiner Heimatstadt beigesctzt werden möchte. — Um 3 Uhr morgens begab sich Ministerpräsident Tar dieu, einer der wenigen, denen Clnnenceau restloses Ver trauen cntgegenbrachte, an das Bett des Toten. Bereits um 5 Uhr morgens sah man die ersten Botschafter, Parlamen tarier und Freunde des ehemaligen Ministerpräsidenten in dem kleinen Haus der Rue Franklin. Um 9 Uhr vormittags erschien der Präsident der Republik, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen, die Präsidenten des Senats und der Kammer. Clemenceau am Arbeitstisch (letzte Aufnahme). Zum Tode Clemenceaus. Aus der Vendee stammte Georges Clemenceau, aus jenem Landstrich Frankreichs, dessen Söhne sieben Jahre lang die erbittertsten Gegner der französischen Revolution von 1789 waren. Die Zähigkeit, die Verbissenheit im Be kämpfen des Gegners, das sind die Eigenschaften, die Cle menceau von seinen Landsleuten her im Blute trug und die ihn zu einem echten Sohne seines Volkstums machten. Wir Deutsche haben das kennengelernt, der ganze Has;, den der fanatische Greis in sich aufspeichern konnte, er galt unserem Polke, und die ganze ungeheure Energie dieses un- versönlichen Hasses entlud sich, als es galt, Deutschland in Versailles den Frieden zu diktieren. Als man ihm im Juni 1919 von der Annahme des „Friedensvertrages" durch Deutschland Nachricht gab, sprach er nur die Worte: „Meine Herren, aus diesen Augenblick habe ich neunundvierzig Jahre gewartet!" So lange war es her, daß Frankreich unter den deutschen Streichen zusammenbrach und die Ueberlegenheit des östlichen Nachbarn anerkennen mußte —welche Genug tuung für Clemenceau auf Deutschlands Kosten, daß er bei Besprechung der Waffenstillstandsbedingungen in der fran zösischen Kammer im November 1918 darauf Hinweisen konnte, daß er der letzte überlebende Politiker sei, der die Protestkundgebung von Bordeaux im Jahre 1871 unter zeichnet habe. In diesem greisenhaften Körper wohnte immer noch die gleiche Fähigkeit zu tödlichem Hassen, die den Mann während seines ganzen Lebens erfüllt hatte. Sie richtete sich auch gegen die eigenen Landsleute, wenn sie ihm in seinem Wirken entgegentraten, Clemenceau war der Minister» kürzer in der Vollenduna — ibm kielen u. a. Gambetta. Freycinet, Goblet zum Opfer —' den „Tiger" nannten ihn deshalb die Franzosen. Aber den größten Tigersprung seines Lebens tat Clemenceau doch gegen die Deutschen, die ihm als Erbfeinde erschienen, denen er mit 78 Jahren den sogenannten Frieden diktieren konnte. Das ist die Periode aus Clemenceaus Leben, die aus diesem wechselvollen Lebens schicksal im Grunde für uns allein von Interesse ist. Am 15. November des Kriegsjahres 1917 übernahm Clemenceau, nach Briands Sturz, die Aufgabe, das Kabinett neu zu bilden. Er wurde Ministerpräsident und übernahm auch das Ministerium des Krieges. Es war — in französischer Beleuchtung gesehen — eine schwere Zeit, Frankreichs Stern war im Sinken, Deutschlands Lage keineswegs hoffnungs los. Es war die Zeit der deutschen Offensive nach Italien hinein, des völligen italienischen Zusammenbruchs. „Auf alles zu verzichten, was nicht zum Vaterlande gehört", dies Leit wort gab er damals seiner Nation, es gelang, die amerika nische Hilfe abzuwarten, die die riesigen deutschen Angriffe zum Scheitern brachte. So konnte sich für Frankreich er füllen, worauf Clemenceau ständig hingearbeitet hatte, auch in der Zeit seiner ersten Ministerprüsidentschaft von 1906—1909, da manche Deutschen sich gerade von diesem ärgsten Feinde unseres Volkes — der später das Wort von den zwanzig Millionen Deutschen zu viel auf der Welt prägte — Verständnis gegenüber den deutschen Lebensnot wendigkeiten erhofften. Es genügt, daran zu erinnern, daß am 26. August 1908 Clemenceau in Marienbad eine Zu sammenkunft mit dem englischen König Eduard VII. hatte, die Einkreisung Deutschlands fand in ihm jederzeit ihren Förderer. Zu Ende ging's, der greise Tiger starb! Auch er, der selbst von Hause aus Arzt war, mußte erkennen, daß gegen den Tod kein Kraut gewachsen ist. Das Leben ist ein Kampf — ein Wort des Verstorbenen, der damit seinen Landsleuten zurufen wollte, daß der Friede nur die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln sei —, wenn wir Deut schen uns aus dem Leben des mit 88 Jahren Verstorbenen eine Lehre nehmen wollen, so sei es die der unverbrüchlichen Verbundenheit mit der Nation! Die Stellungnahme der Pariser Presse Pari«, 24. Februar. Der Tod Clemenceaus wird, da er in vorgerückter Nachtstunde erfolgte, in den Morgenblättern nur von der großen Jnformationspreffe und einigen Rechtsblättern gebracht und besprach n. Die meisten Blätter hatten zu einer Stellungnahme keine Möglichkeit mehr^ Die große Presse ist sich darin einig, daß mit Clemenceau ein Staatsmann aus dem Leben scheide, der die bewegteste Laufbahn hinter sich habe. Das „I 0 urna l" erinnert an die schweren Tage Frankreichs während des Krieges. Als im Februar 1918 keine Möglichkeit für den Transport der amerikanischen Soldaten nach Europa vorhanden gewesen sei, habe Clemenceau gesagt: Frankreich braucht 300 000 amerikanische Soldaten im Monat. Nicht die verfüg, baren Transportmittel dürfen die Zahl der amerikanischen Soldaten bestimmen, sondern ihre Zahl die notwendigen Transportmittel, koste es was es wolle. Bei den Versailler Friedensverhandlungen habe er betont, daß er den Krieg schon seit Jahren habe kommen sehen und daß er die Ueberzeugung gehabt habe, der Krieg bedeute das Ende für Frankreich. Der radikale „M atin" verweist auf die Worte Clemen- ceaus, die er einem seiner politischen Freunde gegenüber aussprach. Clemenceau sagte damals: Dian muß im Leben immer boshaft sein. Der parteilose „Petit Parisien" betont, daß die Jahrhunderte nur selten Manner, wie Clemenceau hervorbiächten, Männer, vor denen sich jeder verbeugen möchte. Es gebe keine höhere Bestimmung, als zur gegebenen Stunde derjenige zu sein, den das Land suche und brauche. Clemenceau sei während des Weltkri ges einer dieser wenigen gewesen, den Frankreich nie vergessen werde und nie vergessen dürfe Der „Exzelsior" hebt hervor, daß Clemenceau als Unterzeichner des Protestes gegen die Loslösung Elsaß-Lothringens von Frankreich im Jahre 1871 vom Schicksal dazu bestimmt gewesen sei, den Friedens- vertrag zu verhandeln, der diese Gebietsteile wieder Frankreich einver- leibte. Der radikaisoztalistische „Gauli 0 s" verteidigt den Staats mann gegen die Angriffe wegen seiner Haltung während der Friedens- Verhandlungen. DaS Blatr schreibt, daß man von einem einzigen Menschen selbst für das Vaterland nicht alles verlangen könne. Cle menceau habe nicht den Krieg und den Frieden gewinnen können. Der „Vater des Sieges" sei kein Friedensdiplomat gewesen und hätte es auch nicht sein können. Das gemäßigtrepublikanische „Petit Jour» nal" wirftdem französischen Volke Undankbarkeit vor, weil eS den Sieger deS Weltkrieges nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages nicht zum Staatspräsidenten gemacht hat. Englisches Beileid zum Tod Clemenceaus London, 24. November. Die britische Regierung hat der französischen Regierung eine Beileidskundgebunq zum Tode Clemenceaus übermittelt. Großbritannien werde dem Verstorbenen Dankbarkeit be wahren und sein Andenken ehren. Ministerpräsident Macdonald hat