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Wochenblatt pennspn ecben ^eleqesmm-klöi'esse. r'^ l)0. t8. » (Oochenblasssililsmk: 2 für Pulsnitz und Nmgrgrnd Inserate für denselben Tag sind bis vannittags xn Ukr anszngeben. Preis für die einspalt. Zeile oder deren Raum I» Reklanie 20 <z. Bei Wiederholungen Rabatt. Blle Annoncen Expeditionen nehmen Inserate entgegen. Amts-Blatt -es König!. 8mksgei»!ckts und -es Sta-kratkes su pulsnits Erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Beiblätter: Illustr. Sonntags blatt und landw. Beilage. Abonnement: Monatl. 50^, vierteljährlich x.25 bei freier Zustellung ins Haus, durch die Post bezogen unter Nr. 3602 z.-zo. Arntsblatt für de« Besirk des Aönigl. Amtsgerichts Pulsnitz, umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Böhmisch-Nollung, Großröhrsdorf, Bretnig Hauswalde, Ghorn, Gbersteina, Niedersteina, Weißbach, Oberlichtenau, Niederlichtenau, Zriedersdorf-Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, RleinDittmannsdorf Druck und Verlag von E. «. Försters Lrben. Expedition: Pulsnitz, ^ismarckplaß Nr. 2ss. Verantwortlicher Redakteur Gtto Dorn in Pulsnitz. 55. Jahrgang- Donnerstag, den 3. September 1903 daselbst. Bekanntmachung. Mittwoch, den 9. September 1993 Kotz- und Uirhmarkt in Radeburg und am darauffolgenden Donnerstag Krummarkt Z) e v Staötrat. Mannschatz. Neueste Greigniste. Die seil längerer Zeit erwarteten Veränderungen in den höheren Kommandostellen der Marine sind nunmehr durch Kabinetsordre vom 29. August verfügt worden. Der Präsident des evangelischen Kirchenrats vr. Barkhausen ist am Montag in Berlin plötzlich verstorben. König Eduard von England ist am Montag nach mittag in Wien zum Besuche Kaiser Franz Jo sefs eingetroffen. Die Pariser Presse macht Vorschläge, wie den Wir ren auf dem Balkan ein Ende gemacht wer den könne. Auf Kuba ist eine Epidemie ausgebrochen, gefähr licher als das gelbe Fieber und die Beulenpest. Das Gude der national-sozialen Partei. Aus dem am 29. uud 30. August zu Göttingen statt- gefundenen letzten Parteitage der Nationalsozialen ist das eigenartige Parteigebilde des Nationalsozialismus endgiltig zu Grabe getragen worden. Einstimmig wurde zunächst der Antrag deS Pfarrers a. D. Naumann auf Auflösung der bis herigen Organisation der Nationalsozialen angenommen, wo rauf nach zeitweiliger Entf-rnung der Gegner der vorgeschla genen Verschmelzung der national-sozialen Gruppe mit der freisinnigen Vereinigung au« dem Versammlungssaale die zurückgebliebenen 111 Delegierten ihre Zustimmung zu der Fusion aussprachen. Dann kehrten die Gegner der Fusion zu rück und eS kam zu mehrmaligen Auseinandersetzungen zwi schen ihnen und den Anhängern de« Zusammenschlusse« der nationalsozialen Gruppen mit dem „Tiergarten-Freisinn" der Herren Barth und Schrader, bis mit einem „letzten Wort" Naumanns diese politische Totengräberversammlung ihren Ab schluß fand. Die» ist daS ziemlich klägliche Ende einer Partei, di« vor sieben Jahren unter großen Hoffnungen ihrer Begrün der in« Leben gerufen worden war. Bunt genug waren di« Elemente der neuen Partei zusammengesetzt, Christlich-Soziale und Konservative, Liberale von jeder Schattierung, Boden- reformier, Schutzzöllner und Freihändler und sogar verein zelte Sozialdemokraten hatten sich in ihr zusammengefunden. Al» Ziel hatten sich die Führer der neuen Partei gesetzt, eine Bewegung herbei zu führen, die in positiver sozialer Arbeit ihr« wahren Zwecke sah und sich die Aufgabe stellte, die Arbeitermaflen dem internationalen Phrasentum zu ent reißen, ,L mit nationalem Geiste zu erfüllen. Aber die Wir kung blieb au«. Denn ein« Bewegung, die die Masse mit sich sortreißen soll, muß eben in dieser Masse entstehen, sie kann nicht von außen, vor allen Dingen nicht von oben in sie hineingetragen werden, sie muß in der Tiefe nicht oben im Flugsande wurzeln. Eine Bewegung andererseits, die jene Wirkung haben soll, muß einheitlich, ja sie muß sogar ein seitig sein, weil nur der Fanatiker da« Volk emporreißen kann und jeder Fanatismus ist einseitig. Der Gedanke war sicherlich schön, die Arbeiterschaft, soweit sie der sozialen De mokratie verfallen war, zurückzugewinnen für die Monarchie und für d«n nationalen Gedanken, und die Kraft daS Feuer, daS Naumann beseelte, mochte die Hoffnung beleben, daß gerade er, der gründlich gebildete, rednerisch hochbegabte und warmfühlende Mann, der ersehnte Messias s«i. Und denn noch hat ihm jene» letzte gefehlt, da» erst wahrhaft schöpfe risch wirkt, vielleicht weil er zu sehr Theoretiker ist, um «in Volksmann zu sein, vielleicht auch weil die Zeit noch nicht reif ist, um mit der ungeheuren Lüge des Sozialismus auf- zuräumen, vielleicht auch nur, weil er selbst über den Weg und daS Ziel nicht klar gewesen ist. Jedenfalls haben die sieben Jahre der Existenz d«S Na tionalsozialismus al» eine selbständige politische Partei hin länglich gezeigt, daß derselbe infolge der Unklarheit und Schwankungen in seinen Bestrebungen keine tieferen Wur zeln im deutschen Volke zu fassen vermochte, und diese Kennt nis hat denn auch die Partei der Herren Naumann und Maurenbrecher zu ihrem politischem Selbstmord« bestimmt; die jetzt ausgesprochene Auflösung der Partei ist in vollstän diger Verwirrung erfolgt. Eine Anzahl bisheriger National- sozialer, unter ihnen geistig zweifellos bedeutende Männer, wie vr. Maurenbrecher sind zur Sozialdemokratie hinüber geschwenkt, eine weitere Gruppe möchte -in ganz neues Par teichen bilden, wieder andere Anhänger der aufgelösten Par tei scheinen gesonnen zu sein, Unterschlupf bei dem Jungna» tionaliümu» zu suchen, der Rest der Anhängerschaft de« Na tionalsozialismus endlich ist mit Pfarrer Naumann und Pro fessor Sohm in daS Lager des „weiblichen" FreisinrS ein gezogen. Ob die freisinnige Vereinigung besondere Ursache haben wird, auf dies« Vermehrung der Zahl ihrer Mitglieder recht stolz zu sein, daS muß sich erst noch zeigen, schließlich dürfte durch d'esen Vorgang zu einem Offizierskorps ohne Truppen nur noch ein zweites Offizierskorps ohne Heer kommen. Vertltche uuv sächsische Augelegeuhetteu. PulSnih. ES wird hiermit zur allgemeinen Kennt nis gebracht, daß die VerkaufSläden von nächsten Sonnabend ab wieder um 9 Uhr abends geschloffen werden müssen. Pulsnitz. An hiesiger Polizeistelle sind im Monat Aupust 1903 al« gefunden abgegeben und noch nicht abge holt worden ein schwarzer Kopsshwal, zwei Schlüssel, vier klein« Schlüssel an einem Ring. — In Pilzfammlerkreisen ist die Meinung weitverbrei tet, daß da» HerauSrcißen der Pilze di« Pilzarmut der Wäl der verursache. Dem ist aber durchaus nicht so, wie in dem bekannten Michaelschen „Führer für Pilzfreunde" dargetan wird. Herr Oberlehrer Michael schreibt in dem genannten Buche über dieses Thema: Diele Pilze wird man nie ab- schnciden, wie z. B. die Gelbschwämmchen, die Kraterellen- arten, Täublinge usw., denn diese sitzen so lose am Pilzlager, daß sie sofort abgehen; andere hingegen, die fester mit der Unterlage verwachsen sind, dreht man einfach ab. Schneidet man die Pilze nicht tief genug ab, so bildet der überbleibende Stilstumpf «in KäulniSherd, der oft verderblicher wirkt, als die Schädigung de« PilzlagerS durch daS Heraurdrehen der Pilze. In Ländern, wo die Pilze viel mehr gesucht und ge nossen werden al« bei uns, wie z. B. in Böhmen, Ungarn, Italien, schneid-t niemand die Pilze ab. Trotzdem bemerkt man keine Abnahme, weil «ben der vorhandene Wildreichtum genügend für Nährstoffe sorgt. Wer Pilze in Menge im Walde hcrvorzaubern will, braucht nicht« anderes zu tun, al« den Waldboden zu jauchen und zu düngen, besonder» mit tierischen Abfällen; er wird über den großen Reichtum an Pilzen seine Freude haben können. — Die Einstellung der Rekruten beim 12. (1. König!. Sächs.) AimeekwpS erfolgt wie nachstehend. SS sind ein- zustellen: Am 1. Oktober die Rekruten für die BezirkS- Kvmmando'S, die al» Oekonomiehandwerker und Militär krankenwärter ouSgehobenen Rekruten, am 3. Oktober die Rekruten für die Kovollerk, reitende Artillerie und Train, am 1b. Oktober die Rekruten für die Regimenter 101, 103, 108, 177, 178, Felbartillerie,Regimenter 12 und 64, am 16. Oktober die Rekruten für die Regimenter 100, 102, Fetoarlillerie-Regimenler 12 und 48, Jäger-Balaillon 12 und 13, Pionier-Bataillon 12. Die Rekruten de» In fanterie-Regiment» Nr. 105 in Straßburg kommen am 1b. Oktober zur Einstellung. — Postalische» Kuriosum. Am 1. September konnte man bei dem Datumstempel der Post lesen: 1. 9. 03. oder die Jahreszahl 1903. — Durch dar am 1. Januar 1904 in Kraft tretende neue Krankende,sicherungSgesetz werden olle Handlungsge- hülfen mit nicht mehr als 2000 Mark Einkommen und alle Handlungslehrlinge, die freie Wohnung, freie Bekösti gung oder eine Vergütung in Geld erhalten, dem Versi- cherungkzwange unterstellt. Wer nicht vorher Mitglied einer vom Kassenzwange befreienden kaufmännischen HülfS- kosse geworden ist, wird ohne weitere» einer Ortskranken kasse zugeführt. — Eine Schußprämie von 3000 Mark für Abschie- ßen und Fangen von Wanderfalken, Hühnerhabichten und Sperberweibchen sitzt der Verband deutscher Brieftauben- Liebhaber-Bereine für das laufende Jahr au» Diese Summe gelangt Anfang Dezember zur Verteilung und zwar 2400 Mk. noch dem Verhältnis der eingelieferten Fän^e, wäh rend 600 Mk. zu Sonderprämien an die höchstbcteiligten Schützen verwendet werden. Außerdem wird für jede» Paar Wanderfalken eine Zusotzprämie von 1 Mk. vorab gezahlt. Oberlichtenau. Der Turnplatz des hiesigen Turn - Vereins erhielt »am vergangenen Sonntag Nachmittag seine Weihe. Vorau» ging in den Morgenstunden ein Wettturnen, bei welchem die Herren Erwin Zachmann, Edwin Weber und Edwin Gräfe Preise erhielten. Nachmittags 3 Uhr begaben sich die Turner im festlichen Zuge nach dem schönen, geräumigen Platz, woselbst der Vorsitzende des Vereins die Erschienenen begrüßte und alsdann Herr Kantor SpannauS eine schwungvolle Rede hielt. Im Saale de» Guhr'schen Gasthofes fand Tafel und Ball statt. Viel Beifall und Aufsehen erregten die abends auf dem Turnplätze auSgesühr- ten Urbungen mit Fackeln. Die einfache aber schöne Feier verlief in der harmonischsten Weise und erbrachte von Neuem den Beweis, daß die Mitglieder des Verein« treu und fest zusammen halten eingedenk ihre« Wahlspruche«: „Frisch, fromm, fröhlich, frei!" Dresden, 2. September. Der Kaiserliche Sonder zug fuhr gestern nachmittag 5 Uhr lb Min., wie festgesetzt war, auf dem Hauptbohnhose zu Dresden ein. Der König und die zum Empfange anwesenden fürstlichen Herrschaften schritten dem Kaiser entgegen, der seinen königlichen Freund in überaus herzlicher Weise begrüßte und dann die Vor stellung der anwesenden Herren sowie militärische Mel- düngen entgegennahm. Eine ESkadron deS Garbereiter regiments ritt alSbald in zwei Zügen vor und hinter der Kaiserkarosse, einem Viergespann a la Daumont, auf. Währenddessen nahmen Ihre Majestäten der Kaiser und der König Georg den Paradevorbeimarsch der Ehrenkom pagnie ab und begaben sich sodann zu Wagen nach dem Residenzschloß, woselbst alsdann um 6 Uhr im Eckparade saal, Bankettsaal und anstoßenden Kaffeezimmer eine König liche Tafel zu 300 Gedecken stattsand. Die Tafeln boten ein blendendes Bild, farbenprächtig belebt durch die ver schiedenen Militäruniformev, Orden und Sterne und die breiten, in leuchtenden Farben gehaltenen Ordensbänder. Während der Tafel konzertierte die Kapelle deS König!. EchützenregimentS. Nachdem die Tafel aufgehoben war, wurde im sog. Porzellanzimmer, das ebenfalls mit reichen Blumen- und Palmenarrangement» geschmückt war, Cercle abgehalten. Nach der Tafel wohnten die Majestäten und übrigen Fürstlichkeiten mit den Umgebungen und den Würden-