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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnemcntspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prronnmorLnäo. ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz unS Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 131. Sonnabend, den 6. November L880. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Die diesjährige Herbst-Control-Versammlung für die Mannschaften der Stadt Zwönitz erfolgt Freitag, den 12. November v., Vormittags V^O Uhr, in HWer's Garten zu Stollberg. Da Gestellungs-Ordre nicht mehr ausgeschickt werden, so hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu geben, widrigenfalls er sich der Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Zwönitz, am 3. November 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr Das Lotteriespiel. Als 1866 die Nationalliberalen die tonangebende Partei des Norddeutschen Bundesstaates geworden waren, war eine ihrer ersten Handlungen, das Spiel in den Bädern als etwas Unsittliches zu be kämpfen und aufzuheben. Gleichzeitig mit der Aufhebung der Spielbäder wollte man da mals auch die Staatslotterien ausheben. Dieser Plan scheiterte je doch au dem Widerstande der Negierungen. Nach diesen Thatsachen dürfte die Lösung der Frage ein besonderes Interesse für sich bean spruchen können und man ivird gut thun, zu untersuchen, ob die be stehenden Staatslotterien wirklich so verwerfliche Institute sind, als welche dieselben damals von gewissen Seiten dargestellt wurden? Wir müssen hierzu die thatsächlichen Verhältnisse speciell in Er wägung ziehen, bevor wir uns ein objectives, d. h. jede Richtung mit dem Maße der Gerechtigkeit messendes Urtheil gestatten können. Es ist zunächst richtig, daß, wie die Gegner der Lotterien an geführt haben, dieselben mehr von Personen aus dem Mittelstände und von armen Personen ihre Einlagen empfangen, als von reichen Personen, welche lieber an der Börse speculirem Es läßt sich aber auch nicht verkennen, daß der Mittelstand und der arme Stand selten mehr an Einsätzen wagt, als ihm zu ent behren gerade möglich ist. Es ist eine Hoffnung und ei» Trost, den dieselben sich mit diesem geringem Einsatz kaufen und den wir vor Allem den au Glücksgütern wenig Gesegneten gern gönnen; denn was ist das Leben ahne Hoffnung? Als etwas wirtlich Bedenkliches erscheint dagegen die privilegirte Stellung der Lotterieeinnehmer, - welche für ihre sehr geringfügige Mühe nicht nur einen verhültnißmäßig hohen Procentsatz beziehen; sondern welche auch mit dem Verkauf der Loose, namentlich in der Preußischen Lotterie, weil die Zahl der Loose in derselben die Nach frage nicht deckt, einen Zwischenhandel treiben, der ihnen zuweilen bis zu 100 Peocent abwirft. Es ist deshalb schon ein Mal ein nicht zu unterschätzender da hingehender Vorschlag gemacht worden: daß man entweder diese Stellen ganz aufheben und den Verkauf der Loose der Post oder den Steuerbehörden übertragen möge, oder daß mau diese Stelle» »ur mit solche» Personen, welche jeder wucherischen Ausnutzung der Stell ung fernbleibeu würden und mühte», besetzen sollte, und man hat letzteren Vorschlag näher dahin präcisirt: Beamte oder ausgediente Offiziere damit zu betraue», um gleichzeitig i» der Gewährung solcher Stellung einen gute» Theil der Pensicmen erspare» zu könne». Das Publikum würde die Loose alsdann ohne irgend welchen wucherischen Aufschlag, d. h. billiger bekommen und die zu ersparen den Pensionen würden auf der andern Seite auch noch die Möglich keit von Steuererlassen darbiete». Wichtiger noch als diese vorgeschlagene Verwaltungsmaßregel erscheint aber eine Veränderung der innere» Organisation der Lotterie selbst, die wir auf das Wärmste befürworten möchten; weil wir die selbe geradezu als eine Förderung der volkswirthschaftlichen Interessen, als eine Möglichkeit zur Hebung und Belebung des Verkehrs be trachten. Die Anzahl der Gewinne müßte vermehrt, die Höhe derselben verändert, der Preis der Loose vermindert werden. Durch eine Vermehrung der Gewinne würde sich alsdann eine weit größere Vertheilung der Lotteriegelder nnter das Publikum dar bieten, durch eine Veränderung der Höhe der Gewinne und durch geringere Einsätze würde sich jene Vertheilung namentlich unter die Klassen des Biittelstandes, des Gewerbestandes und des Arbeiterstandes erstrecken, welchen auch ein kleiner Gewinn eine ganz hübsche Hilse bietet und von wo das Geld am leichteste» wieder dem allgemeinen Verkehr zufließt. Würde außerdem der Staat auf eine der oben angeführten Arten jährlich die 540,000 Mark ersparen, welche jetzt de» Lotterie- Collekteure» zufließen, so könnte derselbe seinen Gewinnantheil an der Lotterie auch noch herabsetzen, die auf diese Weise ersparten Gelder dein Gewümfonds zulegen und durch Vermehrung der Ge winne zur Hebung des Wohlstandes der Bevölkerung beitrage». Tagesgeschichte. Deutschland. „Die Nordd. Allg. Ztg." erklärt die Nachrichten, wonach Fürst Bismarck das Handelsministerium wieder abgeben wolle, weil er sich überzeugt habe, daß die Geschäfte desselben mit seinen sonstigen Aufgaben nicht verträglich seien, für irrthümlich und un richtig und erfährt gegentheilig aus sicherer Quelle, der Reichskanzler erblicke nach wie vor eine Erleichterung seiner Gesammtaufgabe darin, daß er die Leitung des Handelsministeriums in seinen Händen habe. Er sei entschlossen, dieselbe, soviel an ihm liege, zu behalten und die Veranlassung dazu, daß er nur jetzt eine Verminderung der Geschäfte durch theilweise Vertretung gewünscht habe, liege in dem hoffentlich bald vorübergehenden Unwohlsein, welches ihn in vergangener Woche befallen habe. Er hoffe, sobald seine Gesundheit dies erlaube, seine Arbeiten, namentlich die Vorbereitung der für die Neichsgesetzgebung betreffenden Geschäfte bald wieder aufzunehmen. Hamburg, 2. November. In heutiger Seuatssitzung ist über die Ausweisungen entschieden worden. Wenn auch die Zahl sehr verschieden, von 35 bis 80 Personen angegeben wird, so ist doch die Thatsache der Ausmeisungsordreö nicht zu bezweifeln. Die von Berlin ausgewiesenen und nach Hamburg übergesiedelten Socialdemo kraten stehen in erster Linie auf der Liste, außerdem ist die Aus weisungsordre heute an fast sämmtlich? Redacteure, einige Expedienten und einen Theil der Setzer der Gerichtszeitung ergangen. Das „Hamburger Fremdenblatt" nennt hente die Redacteure Praast, Bloß Oldenburg, Hillmann, Auer und den Verleger des Blattes Dietz. Auch der Hamburgische Neichstagsabgeordnete, Wirth Hartmann, befindet sich unter den Ausgewiesenen. Alle haben die Weisung, innerhalb dreier Tage Hamburg zu verlassen. Aus Altona sollen dem Vernehmen nach 22 Personen, aus Wandsbeck ein Cigarren händler Namens Cölte ausgewiesen sein. Oesterreich-Ungarn. Der „Pester Lloyd" bringt eine un gemein scharfe Auslassung gegen Gladstone. In einer Widerlegung der Behauptung der „Daily News", daß Oesterreich keinen Einfluß in Europa besitze, sagt der „Pester Lloyd" unter Anderem: „ . . . .