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Amts- und Ünzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und öessen Umgebung Tel^Kdr.: Amtsblatt. L»L 1»L» Fernsprecher Nr. 210. Eibenstock. Drucker und Verleger: «mil Hanneboh», verantwortt. Redakteur: Ernst Lindemann, beide , -— -- tzo Jahrgang. — Dienstag, de» 19. August für Eibenstock, Tarlsfeld, Hundshübel, Neuheide, GbersMtzengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Lricheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschlietzl des „Jllustr. Unterhaltungsblatts' und der humoristischen Beilage „Seifenblasan" in der Expeditton, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bei Erörterungen über mehrere Fälle typischer Serum-Erkrankungen nach dem Ge brauche von Diphtherie-Heilserum hat sich die Kantrallnummer des in den einzelnen Fällen verwendeten, aus Apstheke« bezogenen Serum- nachträglich nicht mehr ermitteln lassen. Das Ministerium de» Innern bestimmt daher, daß in Zukunft in den Apotheken bei Abgabe eines Heilserum- jeweils die Kontrovnnmmer der Fläschchen oder, falls eine solche nicht angegeben ist, die Operation-nummer in das Rezept-Journal einzutragen ist. Dresden, am 13. August 1913. Ministerium des Innern. 3. Demi» Gemeiudecinkommensteuer für 1913 bett. Am IS. August diese- Jahre- ist der 3. Termin Gemeindeeinrommensteuer auf das Jahr 1913 fällig gewesen. ES wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt ge geben, daß zur Zahlung desselben eine vierwöchige Frist nachgelassen ist und daß hiernach gegen säumige Steuerzahler sofort da» Zwang-Vollstreckung-verfahren eingeleitet wer den wird. Gtadtrat Eibenstock, den 16. August 1913. Die Türken marschieren vor. Die unglückseligen Balkanwirren wollen noch Im mer ihr Ende nicht finden. Wie Bulgariens Net am größten war, bemächtigten sich die Türken ocr alten Sultansstadt Adrianopel und sie erklärten dabei, daß die Maritza als natürliche Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei zu betrachten sek. Die Mächte droh ten ob dieses Türkenstreiches mit allem Möglichen, ohne aber irgendwie den Drohungen reale Form zu geben. Und da Schelten und Drohen allein bekann termaßen nicht weh tut, so pfeifen die Türken fetzt auf das sogenannte europäische Konzert und tun, was ihnen gut dünkt. So haben sw, wie wir schon mel deten, jetzt auch die Maritza überschritten und drin gen unaufhaltsam in das neue bulgarische Gebiet ein, sodaß ein neuer Balkantrieg fast unvermeidlich erscheint, wenn jetzt nicht mit aLlen zu Gebote stehenden Mit teln das weltkriegängstliche Europa eingrersr Die neuesten Depeschen melden: > Sofia, 17. August. Die Türken sind be reits achtzig Kilometer westlich vom Maritzaflus- sc vorgedrungen und haben neben Gümüldschina auch das Kirdschaligebiet besetzt. Wien, 17. August. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die türkischen Truppen find, nach dem sic die Maritza überschritten haben, im Nor marsch gegen die südbulgarische Grenze. Enver Bei soll den Vormarsch leiten, der seit Wochen militärisch vorbereitet wurde. Die Armee wird von Adrianopel aus verproviantiert. Der Marsch erfolgt auf Drängen der radikalen Ele mente im Komitee und im Offizierkocps Als Grund für den Vormarsch werden angebliche Tür kenmassakers in Bulgarien angeführt. Tatsächlich .herrscht unter den etwa 100000 türkischen Gefan genen in Bulgarien größte Erregung. In ein zelnen Orten kam es zu Revolten der Gefange nen, die sich Waffen aneigneten und entfliehen' wollten. Konstantinopel, 17. August. Die Tür ken haben Sufli östlich der Maritza besetzt. Petersburg, 17. August. Das Ueberfchrei- ten der Maritza durch die Türken wird hier »lo eine eigenmächtige Aktion der türkischen Generäle ange sehen, die dazu bestimmt sei, die Pforte jedes Einlen ken in der Adrianopeler Frage unmöglich zu machen. In Regierungskreisen ist man der Ansicht, daß nun mehr der Zeitpunkt für Zwangsmaßregeln gegen die Türkei gekommen sei, da andere Mittel kaum mehr helfen würden, die Türkei zur Vernunft zu orknaen. London, 17. August. In hiesigen Krersen hat die Nachricht, daß die Türken die Maritza überschritten haben, große Beunruhigung hervorgerufen. Die otto- manische Regierung besteht oaruuf, oaß das Leben Und Gut der Muselmänner in Thrazien geschützt wer den müsse, und nur aus diesem Grunde habe sie de» jüngsten Schritt unternommen- Diese Erllärung ruft hier umsomehr Erstaunen hervor, als die Pforte bei der Wiederbcsetzung von Adreauopel erklärte, daß sie unter keinen Umständen die Maritza überschreiten wer de. Mait hegt die Befürchtung, daß die ottomanische Regierung nicht mehr Herr über das Adrianopeler Heer ist, und daß sie sich genötigt sieht, dte Truppen ihren Weg ziehen zu lassen. Paris, 17. August. Der „Matin" meldet aus Petersburg: Der türkische Botschafter überreichte ge stern Ssäsonow eine Note seiner Regierung, in der es heißt, baß, wenn die Bulgaren fortfahren, die tür kischen Kriegsgesangenen zu malträtieren, die -vürke« den Krieg an Bulgarien erklären weroe. Ssasonvw hat den türkischen Botschafter mit energischen Worten auf die Gefahr eitles solchen Vorgehens aufmerksam ge macht. Eine gleichlautende Note wuror auch der öster reichisch-ungarischen Regierung unterbreitet. Ssaso- now sandte an den russischen Botschafter in Sofia ein Telegramm, worin er diesen ersucht, die dortige Re gierung zu veranlassen, daß energische Institutionen erteilt werden, damit jede weitere Mißhandlung der Muselmänner verhindert wird und damit der türkischen Regierung jeder Vorwand zu einer etwaigen Interven tion genommen ist. — Ssäsonow wird wahrschein lich schon am nächsten Sonnabend Petersburg verlas sen, und sich einige Zeit aus sein Landgut begeben, alsdann wird er sich einer dreiwöchentlichen Kur in einem Badeorte unterziehen. Ssäsonow wird dann, ehe er nach Rußland zurückkehrt, einen Besuch in Pa ris abstatten. Kokowzew wird eine Automobiltvur durch Italien unternehmen und ebenfalls vor seiner Rück kehr in Paris vorsprechen. Tagesgeschichte. Deutschland. -- Gäste beim Kaisermanöver. Wie die „Tribuna" aus Berlin erfährt, wird der Ehef des italienischen Generalstatus, Generallsutnaur P-l- lie, mit seinem Adjutanten an den deutschen Kaiser- manövecn teilnehmen. — Deutschland stellt nicht in San Fran zisko aus. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die Einladung der Vereinigten Staaten vvn Amerika zur Beteiligung an der Weltausstellung in San- Franzisko ist deutscherseits nunmehr abgelehnt wor- :en, nachdem eine von der Reichsverwaltung veran- taltcte Umfrage ergeben hat, daß sich die deutsche Jn- 'ustrie und die sonstigen deutschen wirtschaftlichen Krei- e in überwältigender Mehrheit von einer Beschickung ns Unternehmens keinen Nutzen versprechen. Bei deU guten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Be ziehungen, die zwischen Deutschland und den Berei nigten Staaten bestehen und deren Pflege und wei tere Ausgestaltung sich das Deutsche Reich weiter ange legen sein lassen wird, hat die kaiserliche Regierung, welche die Möglichkeit einer deutschen Beteiligung wohl wollend und eingehend geprüft hat, ihre Entschließung nicht leichten Herzens gefaßt. Sie hätte es gern ge sehen, wenn sie, wie seinerzeit bei den Ausstellun gen in Chicago und St. Louis, der amerikanischen Re gierung und dem amerikanischen Volle durch oie An nahme der Einladung einen neuen Beweis der Sympa thie und der Freundschaft hätte geben können. Auf der anderen Seite mußte sie mit der Abneigung der deutschen Wirtschaftskreise, die auch aus die in Deutsch land herrschende Ausstellungsmüdigleit zurückzuführen rst, als mit einer Tatsache rechnen, und sie konnte sich mit ihr um so weniger in Widerspruch setzen, als eine deutsche Beteiligung, die der Bedeutung der deut schen Industrie und des deutschen Wirtschaftslebens nicht entspräche, dem Ansehen des Reiches schädlich wäre und somit den deutschen Interessen zuwiderlau^ fen würde. Da die Ausstellung m San Franzisko dreifach mit der Eröffnung des Panamakanals in Zu sammenhang gebracht wird, so ser noch daraus hin gewiesen, daß Deutschlands Stellung zu diesem welt historischen Ereignis durch die Entscheidung tn der Ausstcllungsfrage nicht berührt wird. Die feierliche Einweihung des neuen, die Völler verbindenden Ver kehrsweges wird voraussichtlich Gelegenheit bleien, das Interesse Deutschlands an diejw gewaltigen Errun- genschast, welche die Welt dec Tatkraft der Vereinig ten Staaten zu verdanken haben wird, rn würdiger Weise zu bekunden. — Neue Schwier igle iten beim Werst arbeiterausstand. In einer Versammlung der norddeutschen Gruppe des Gesamkverbandes Deutscher Metallindustrieller, Abteilung Seeschiffswerftcn in Hamburg, wurde dazu Stellung genommen, daß in einer Reihe von Werftorten die Arbeiterschaft entge gen der Beschlußfassung des Deutschen Metallarbeiter- Verbandes die Arbeit nicht wieder ausgenommen hat. Es wurde ein Beschluß gefaßt, in dem die Arbeit geber darauf hinwiesen, daß die seit dem 13. Au gust au den Werftorten geöffneten Arbeitsnachweise am 20. August wieder geschlossen werden würden, wenn sich nicht bis zum 19. August die Arbeiter an allen Wcrftorten den Anforderungen der Arbeitsnachweise entsprechend zur Wiederaufnahme der Arbeit melden. — Kriegerdenkmal in Vionvitle. Am Svnnabend mittag wurde bei Vionville dicht an der Grenze ein Denkmal zum Gedächtnis der Gefallenen des Infanterieregiments von Vvigts-Rhetz, 3. hanno versches Nr. 79, eingeweiht, Vas auf Anregung von Veteranen des Regiments errichtet worden ist. Das Denkmal besteht aus einem einfachen Granitbloa von vier Meter Höhe, einem Findling aus dem Brvcken- gebirge. Neben einstigen Kriegsteilnehmern, d^n ehe maligen Angehörigen sowie aktiven Offizieren und Mannschaften des Regiments war unter den Anwe senden besonders die Metzer Garnison stark vertreten. Gemralleutnant von Uechtritz und Steinkirch hielt ei ne Ansprache, worauf die Hülle fiel. Ter Komman deur des 79. Infanterieregiments, Oberst Rößler, über gab das Denkmal dem Schutz der Lanvcsverwaltung, in deren Namen es Kreisdireltor von Löper über nahm. — Tie Bestattung Bebels. Tie Toten feier am Sonntag für August Bebel gestaltete fich zu einer Trauerlündgebung, wie sie an gewaltiger Wir kung der Massen die Schweiz nie zuvor gesehen und wohl auch kaum je wieder zu sehen bekommen wird. Schon die beiden vorhergehenden Tage ließen auf einen Riesenmarsch der internationalen Sozialdemo kratie am Leichenzuge schließen. Tie Eisenbahnzüge aus dem Auslande brachten seit Freitag zahlreiche De legationen nach Zürich. Am Sonntag trafen im Lau fe des Vormittags dreißig Extrazüge von allen Sei ten mit tausenden von Passagieren in Zürich dm, so aus Baden vierhundert, Elsaß-Lothringen fünfhun dert, Bayern dreihundert. An die 60000 Personen al ler Stände sinv in den beiden Tagen, an denen die Leiche Bebels im Züricher Volkshause aufgebahrt war, vorbei defiliert. Um 1 Uhr wurde die Leiche vom Volkshause nach dem Familientrauerhause oer Toch ter Bebers überführt, vor welchem sich der erste Teil der Leichenfeier, ein Massenchor ocr Züricher Arbei- tersängcr, abwickelte, dann formierte sich der Leichen zug nach dem Zentralfriedhvfc. Dem Leichenwagen voran schritten etwa tausend Kranzträgrr, die Fülle der Kranzspenden war gleichwohl noch so groß, daß weitere drei Kranzwagen folgen mußten. Ter Sarg- wagen war ohne jeglichen farbigen Schleifenschmuck, mit lebenden Palmenarrangements ausgeschmückt, dann folgten 17 Trauerwagen, in denen Verwanotc des Ver storbenen und ihm nahegestanddne Freunde, darun ter auch Parteimänner anderer politischen Richtun gen Platz genommen hatten. Daran schloß sich nun der endlose Leichenzug. Voran die Delegierten der internationalen sozialistischen Partei, des deutschen Parteioorstandes und etwa scchszig deutsche Reichs- tagsabgcordnete, Delegierte der sozialdemokratischen Parteien anderer Länder, fchweizerische Parlamenta rier, Vertreter des Züricher Stadtrates u. a. Vor der Uebergabe der Leiche an das Krematorium spra chen namens des deutschen Parteivorstandes Reichs- tagsubgcordneter Molkenbuhr, namens der Neichstags- fraltion Fischer, Berlin, namens der Gewerkschaften Legien, im Auftrage des Bebelschen Wahlkreises Ham burg I Grünwald, dann folgten dre Revncr der ver schiedenen Länder. Die Feier dauerte volle zwei Stunden, Männerchöre der Stadt Zürich und ein Or chester umrahmten die Reden mit musikalischen Vor trägen. Gegen halb sechs Uhr schloß sich die Tür hinter dem ins Krematorium hineingerollten Sarge. Oesterreich-Ungarn. — Zum Rücktritt des Grafen Berch told Im Zusammenhänge mit den Gerüchten vom