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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Die,, Zeitung erschein, täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrag, bei Abholung wöchentlich 45 Nps.. bei Lieferung frei Haus 50 Npr Postbezug monatlich 2.80 NM. Im Falle höherer Kemal! odn 'mistiger Betriebsstörungen ha, der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Leitung oder Rüctmhlung des Bezugspreises. — Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs und Zwangsvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfällig. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster'- Erben. Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Nntcrhaltungsteil. Spor, u. Anzeigenteil Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. XII.! 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 550. Dar zur Veröffentlichung der amtlichen Dekannimachnngen der Amtshauptmannschast und »es Finanzamtes zu Kamen, der Sladtrales zn Pulsnitz und des Gemeinderates z« Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 15 Sonnabend, den 18. Januar 1936 88. Jahrgang Eden verteidigt seine WM Vorsichtige Außenpolitik Englands Seine erste Rede als Außenminister, die allgemein mit Spannung erwartet wurde, hielt Eden vor seiner Wähler schaft in Leamington. Die Rede enthielt keinerlei aufsehen erregende neue Mitteilungen zur Lage, ist aber bezeichnend für die gegenwärtige vorsichtige Außenpolitik der englischen Regierung. Eden erklärte, es sei ein Fehler, sich einzu bilden, daß die Regierung über das Volk Englands gegen oder für ein Land eingenommen sei: Die englische Politik richte sich nicht gegen eine Einzelnation sondern nur gegen Verletzungen der Völkerbundssatzung. England werde im mer auf der Seite des Kollektivsystems gegen jede Regie rung oder jedes Volk stehen, das durch eine Rückkehr zur Gewaltpolitik den Frieden breche, den England durch dieses System zu schaffen suche. Das britische Volk wünsche nichts so sehr wie den Frieden. England wünsche mit allen Völ kerbundsmitgliedern aus vollem Herzen zusammenzuarbei ten. Außerdem heiße England, wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft, ein gutes Verstehen mit den Völ kern willkommen, die gegenwärtig nicht Mitglieder des Völ kerbundes seien. Er wiederhole, daß das britische Volk seine auswärtige Politik auf der Mitgliedschaft beim Völkerbund zu begründen wünsche. Es sei nicht der Fall, daß England gegenwärtig die großen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nationen gering zu schätzen wünsche. Aber es glaube, daß diese Meinungsverschiedenheiten bereinigt werden könn ten, ohne daß es zum Krieg komme. Ede» verteidigt feine Politik Zusätzliche Rüslungsausgaben in höhe von vielen Millionen Pfund. Der britische Verteidigungsausschuß, der in dieser Woche bereits viermal getagt hat, hat nach den Auslassungen der Londoner Presse auch Vorschläge für die Ausfüllung der noch bestehenden Lücken im englischen Rüstungsprogramm beraten. Nach den Mitteilungen der Presse sind die Vor arbeiten für dieses Aufrüstungsprogramm, das zusätzliche Ausgaben in Höhe von vielen Millionen Pfund erfordern wird, bereits so weit gediehen, daß nähere Mitteilungen im Rahmen der Unterhaüsdebatte nach dem Wiederzusammen tritt des Parlaments am 4. Februar erwartet werden. Wie die Londoner Zeitungen annehmen, wird die englische Re gierung ähnlich wie im März 1935 die neuen Aufrüstungs vorschläge durch ein Weißbuch begründen. In diesem Weiß buch wird der „Morning Post" zufolge auf die Entwicklun gen im Mittelmeer, im Fernen Osten und auf dem europäi schen Festlande hingewiesen werden, die eine beträchtliche * Verstärkung des englischen Verteidigungssystems erforderlich machten. Das neue britische Aufrüstungsprogramm soll folgende Punkte umfassen: 1. weitgehende Modernisierung und Mechanisierung nebst einer zahlenmäßigen Erhöhung der Berufstruppen; 2. eine weitere große Erhöhung der Lufkstreitkräste; 3. ein großes Aünfjahrs-Ersahprogramm für die eng lische Flotte, das u. a. den Neubau von mindestens 70 Kreu zern vorsehen wird. 4. Eine „Gleichschaltung" und engere Zusammenarbeit zwischen den gesamten Streitkräften des britischen Welt reiches unter der Leitung des Reichsverteidigungsausschusfes. 5. Modernisierung und voller Ausbau strategischer Stütz punkte wie Malta und Singapore. Wie der „Daily Telegraph" meldet, wird die britische Flotte durch das neue Programm in den Stand gesetzt wer den, in allen Schiffsklassen auf die volle Vertragsstärke auf zurüsten. In der Kreuzerklasse wird England sogar über die Grenzen des Ende dieses Jähes ablaufenden Londoner Ver trages, der 50 Kreuzer für England vorsah, hinausgehen. Schuschniggs Besuch in Prag Freundschaftspakt Prag—Wien Der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg stattete in Prag dem tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Hodza einen einstündigen Besuch ab. Ein Besuch bei Kardinal-Erz bischof Kaspar schloß sich an. Hierauf folgte der österrei chische Bundeskanzler einer Einladung des Staatspräsidenten Dr. Benesch zu einem Essen auf der Burg. Im Anschluß daran erwiderte Ministerpräsident Hodza den Besuch des Bundeskanzlers Schuschnigg auf der österreichischen Ge sandtschaft. Die „Wiener Zeitung" schreibt zu dem Besuch Schusch niggs in Prag, bei dieser Gelegenheit habe sich ein „starker geistiger Kontakt" ergeben. Die englische Nachrichtenagentur Reuter meint, die Auslassungen der amtlichen Presse Oester reichs und der Tschechoslowakei lassen keinen Zweifel dar über, daß dem Besuch Schuschniggs in Prag größte Bedeu tung beigemessen werden müsse. Man erkläre, daß der Be such der Beginn einer völlig neuen politischen Einstellung sein könnte, wonach sich Oesterreich der Kleinen Entente und den Westmächten England und Frankreich nähern und seine bis herigen engen Beziehungen zu Italien und Ungarn aufgeben werde. Schuschniggs Verhandlungen abgefchloffen Die politischen Verhandlungen, die zwischen dem tsche choslowakischen Ministerpräsidenten und Außenminister Dr. Hodza und dem österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg geführt wurden, sind am Freitagabend abgeschlossen worden. Die Uebereinstimmung in allen Fragen, ms- besondere auf die Politik im Donauraum, wurde fest- gestellt und bekräftigt. Die Erneuerung und Erweiterung des sogenannten Schiedsgerichtsvertrages von Brünn, der im Mai 1936 nach zehnjähriger Dauer abläuft, wurde be- schlofsen, seine Ergänzung zu einem Freundschaftspakt ver einbart. In wirtschaftlichen Fragen wurden zunächst Vereinba rungen nicht getroffen, sondern die Durchführung der aus der grundsätzlichen Uebereinstimmung sich ergebenden Maß nahmen den beiderseitigen Fachmännern überlassen. Ein Gegenbesuch tschechoslowakischer Staatsmänner in Wien wird stattfinden, doch wurde eine Frist dafür noch nicht festgesetzt. Neue Kampfansage gegen Laval <z.aris, 17. Januar. Di« radikalffozialistisch« Kammergruppe hat am Freitagnachmittag eine Sitzung abgehalteu, ° in der — bei einer Gruppenstärke von etwa 160 Abgeordneten — 62 Abgeordnete anwesend waren. Es wurde folgende Mitteilung ausgegeben: Die Mehrheit der radikalsozialistischen Kammergruppe hat beschlossen, Herriot und den radikalsozialistischen Mi nistern folgende Entschließung zu unterbreiten: „Die radikal- sozialistischen Abgeordneten, die der Mehrheit der Gruppe angöhören, die unter keinen Umständen der Regierung Laval ihr Vertrauen einräumeu kann, versichern Herriot ihrer ausdrücklichen Sympathie. Sie sind aber einstimmig der Auffassung, daß die An wesenheit der radikalsozialistischen Minister in dieser Regie rung nicht mit den radikalsozialistischen Grundsätzen in Uebev- einstimmung steht sowohl im Bezug auf di« inner« wr« auf die auswärtige Politik." Die Kammergruppe hat eine Abordnung von fünf Mit gliedern zu Herriot entsandt, um diesem den Wortlaut der Entschließung zu unterbreiten. Nach den Erfahrungen der letzten Zeit braucht dies« Ent schließung den Bestand der Regierung Laval nicht unbedingt zn gefährden Denn erstens kommt es darauf an, was Herriot und sein« radikalsozialistischen Ministerkollegen antworten wer den, und zweitens, ob die regierungsfreundliche Minderheit der Radikatsozialisten stark genug ist, um diesen außerparlamentarischen Vorstoß gegen das Kabinett auf zufangen. Bisher war die Rede von einem Einzelrück-- tritt Heriots, der kein« Aenderung im Bestand der Re- gieruna zur Folg« zu haben braucht. Wenn aber mehrere radikaksozialistische Minister dem Druck der Mehrheit der radikalsozialistischen Gruppe folgen sollten, wäre eine Re gierungskrise kaum zu vermeiden. Herriot bei Laval Wie am Freitag abend aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, soll H«rriot Ministerpräsident Laval seinen Rücktrittsentschluß mitgeteilt haben. Die beiden Minister seien jedoch übereingekommen, d«n Rücktritt zu ver schieben, bis Laval aus Genf zurück ist, um einerseits Lie Genfer Beratungen nicht zu hindern und andererseits «ine Kabinettskrise zu vermeiden. v . Verschwörung gegen GiaUn? Gerüchte um ein Flugzeugunglück. Lharbin, 18. Januar. Am 29. November vorigen Jahres stürzte über dem Moskauer Flugplatz ein gerade in den Dienst gestelltes sow jetrussisches Spezialflugzeug ab, wobei die amtliche Ab nahmekommission und die gesamte Besatzung den Tod fanden. Zu diesem schweren Unfall will die „Charbinskoje Wremja" aus sowjetrussischen Kreisen erfahren haben, daß es sich in Wahrheit um einen gegen Stalin geplanten Anschlag gehandelt habe, der durch ein technisches Versehen 48 Stun den zu früh ins Werk gesetzt worden sei. Das Blatt weiß zu melden, daß das abgestürzte Flug zeug für Stalin persönlich und die höchsten Spitzen der Sow- ietunion hätte in den Dienst gestellt werden sollen. Einzelhei ten über die Ursache des Unglücks seien nicht bekanntgcwor- den, doch dürfte es sich um einen besonders gefährlichen Explosivstoff gehandelt haben. 3m Verlauf der von der GPU. durchgeführken Untersuchung seien Massci^verhaftun- gen und angeblich auch bereits zahlreiche Erschießungen vor genommen worden.