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Fsür Pulsnitz, M Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Blatt Amts und des Stadtrathes -es Königl. Amtsgerichts Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mofsc und G. L. Daube L Comp. Zu Uutsnih Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Druck und Vertag von E. L. Für st er's Erven in Pulsnitz. MchtuudvieMgKer Jahrgang. B---nwor,»ch-r 22. Januar 1886. Mittwoch. Gemäß 8 24 der Statuten der BrauGenossenschaft zu Pulsnitz, Genossenschaft, wird hiermit bekannt gegeben, daß Herr Bäckermeister Oskar Tobias Thomas daselbst in der am 3. December 1895 abgehaltenen Generalversammlung als Vorstand dieser Genossenschaft für die nächsten 3 Jahre wieder gewählt worden ist. Pulsnitz, am 14. Januar 1896. Königliches Amtsgericht. Weise. Auf dem die Firma T- F. Gebler in Brettmg betreffenden Folium 106 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute Herr Carl Paul Gebler daselbst als Mitinhaber der Firma eingetragen worden. Pulsnitz, am 15. Januar 1896. Königliches Amtsgericht. . Weise. Mittwoch, den 22. Januar 1896, Abends 7 Uhr: öffentliche Stadtverordneten - Sitzung im Sitzungssaal. Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. Pulsnitz, am 20. Januar 1896. Der Stadtverordnetenvorsteher. vl. moä. Sauen Bekanntmachung. Das von den städtischen Collegien, der Nittergutsherrschaft allhier, den Gememdcn MeltznischrPulsUitz und BöhUNschrVollUNg unter Mitwirkung des Bezirksausschusses aufgestellte, vom Königlichen Ministerium des Innern genehmigte Statut, die Pensioninmgen der Hebammen betreffend, liegt zu Jedermanns Einsicht auf hiesiger Rathsschreiberei aiA und tritt sofort in Kraft. Pulsnitz, am 15. Januar 1896. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Die Jubelfeier der Neubegrüudlmg d Deutschen Reiches. Wie immer, so ging auch der Feier ou -I. Januar in Berlin ein Gottesdienst für die z:- clbrn geladenen Personen, sowohl in der Schloßt le, als in der St. Hedwigslirche, vorauf, nach dem d^e Geladenen sich im Weißen Saale des Königl. Schlosses versammelten. Die Reichstagsmitglieder nahmen dem Throne gegenüber Auf stellung, während die Generalität an die Kapellenseite, die Minister uud die sonst eingeladenen Personen gegenüber an die Fenstelseite des Weißen Saales — nach dem Lustgarten — traten. Die Mitglieder des Bundesrathes hatten sich nach dem Gottesdienste im Marine-Saal neben der Bildergalerie versammelt und von dort nach dem Weißen Saal begeben, wo sie sich links vom Throne aufstelllen. Die Kaiserin Friedrich, die P inzessinnen des Königlichen Hauses und die fürstlichen Damen hatten sich in der Ro'en Sammetkammer versammelt und betraten nach dem Gottes dienst mit ihren Gefolgen die Tribüne auf der Kapellen- feite des Weißen SaaleS, während die Prinzen des Königl. Hauses, sowie die Prinzen aus souveränen altfürstlichen Häusern nach dem Gottesdienst sich nach der Roten Sammet kammer begeben hatten. Der Kaiser und die Kaiserin wohnten dem Gottesdienste in der Schloßkapelle bei. Nach diesem betrat der Kaiser mit dem Gefolge die Kapellen- Tribüne. Die Personen des großen Vortritts, sowie die zum Tragen der Reichs-Insignien befohlenen Personen hatten sich nach dem Gottesdienste in der Bildergalerie eingefunden, wohin schon vorher durch Gardes du Corps die gedachten Insignien geleitet worden waren. Nachdem der Reichskanzler dem Kaiser die Meldung erstattet hatte, daß die Versammlung im Weißen Saale geordnet sei, begab sich der Kaiser unter großem Vortritt dorthin. Der Weiße Saal des Königlichen Schlosses, nach seiner prächtigen Renovation mit dem herrlich ausgeführten Plafond und den meisterhaft bergestellten Statuen der preußischen Könige, bot durch die heutige illustre Ver sammlung ein Bild dar, wie es sich wohl kaum glänzender jemals dem Auge gezeigt hat. unvergeßlich wird es Jedem bleiben, dem es vergönnt gewesen ist, dem heutigen fest lichen Akte beiwohnen zu dürfen. Nachdem der Kaiser aus dem Throne Platz genommen hatte, hatten sich auch inzwischen die übrigen im Zuge befindlichen Personen zu ihren Plätzen begeben. Die Prinzen des Königlichen Hauses und die hier anwesenden Prinzen aus souveränen altfürstlichen Häusern waren zur Rechten des Thrones vor die dort aufgestellten Fahnen und Standarten getreten. Die Fahne des ersten Garde- Regiments z. F. und die Standarte des Regiments der Gardes du Corps standen unmittelbar hinter Sr. Majestät unter dem Thronhimmel. Der andere Theil der Fahnen I und Standarten hatte links vom Throne hinter dem Bundes- jrathe Aufstellung genommen. General-Oberst Fchr. v. Los batte sich mit dem Reichspanier rechts, der Kciegs- mmister Bronsart von Schellendorf mit dem Neichsschwert links hinter dem Kaiser auf die mittlere Thronstufe gestellt. Lautlose Stille herrschte im Weißen Saale, als der Kaiser die unten wiedergegebene Botschaft verlas, die allseitig einen tiefen E'ndruck hervorrief. Nach derselben verließ der Kaiser den We'ßen Saal, sich nach allen Seiten huld voll verneigend. Die Thronrede hatte folgenden Wortlaut: „Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen thun kund und fügen hiermit zu wissen : Nachdem fünfundzwanzig Jahre verflossen sind seit dem Tage, an welchem Unseres in Gott ruhenden Herrn Großvaters Majestät, der einmüthigen Aufforderung der Deutschen Fürsten und Freien Städte und dem Wunsche der Nation entsprechend, die Deutsche Kaiserwürde ange- genommen hat, haben wir beschlossen, das Gedächtniß dieses denkwürdigen Ereignisses feierlich zu begehen, welches dem langen Sehnen des deutschen Volkes endliche und glänzende Erfüllung brachte und dem wieder errichteten Reiche die Stellung schuf, die ihm nach seiner Geschichte und kultu rellen Entwicklung in Mitten der Völker des Erdreichs gebührt. Wir haben dazu die Bevollmächtigten Unserer Hohen Verbündeten und die Vertreter des Volkes sowie diejenigen Männer entboten, welche in jener großen Zeit an dem Werke der Einigung der deutschen Stämme hervorragend mitgewirkt haben. Umgeben von den Fahnen und Standarte .uhm reicher Regimenter, den Zeugen des Todesmuthes unserer Heere, die an jenem Tage den ersten deutschen Kaiser grüßten, erinnern Wir Uns tief bewegten Herzens des erhebenden Bildes, welches das in feinen Fürsten und Völkern geeinte Vaterland den Zeitgenossen bot. Im Rückblick auf die verflossenen fünfundzwanzig Jahre fühlen Wir Uns zunächst gedrungen, Unserem de- müthigen Danke gegenüber der göttlichen Vorsehung Aus- druck zu geben, deren Segen sichtlich aus dem Reiche und seinen Gliedern geruht hat. Das bei der Annahme der Kaiserwürde von Unseres unvergeßlichen Herrn Großvaters Majestät abgegebene und von seinen Nachfolgern an der Krone übernommene Ge- löbniß, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, Frieden zu wahren, die Un abhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft des Volkes zu stärken, ist mit GotteS Hilfe bis dahin erfüllt. Von dem Bewußtsein getragen, daß es berufen sei, Niemandem zu Liebe und Niemandem zu Leide im Rate der Völker seine Stimme zu Gunsten des Friedens zu erheben, hat das junge Reich sich ungestört dem Ausbau jeiner inneren Einrichtungen überlasten können. In freudiger Begeisterung über die heiß ersehnte und schwer errungene Einheit und Machtstellung, in festem Vertrauen auf die Führung des großen Kaisers und auf den Rath berühmter Staatsmänner, insonderheit seines Kanzlers, des Fürsten von Bismarck, stellten sich die werkthätigen Kräfte der Nation rückhaltlos in den Dienst der gemeinsamen Arbeit. Verständnißvoll und opferbereit, belhätigte das Reich seinen Willen, das Erworbene fest- zuhalten und zu sichern, die Schäden des wirthschaftlichen Lebens zu heilen und bahnbrechend den Weg zur För derung der Zufriedenheit der verschiedenen Klassen der Bevölkerung vorzuzeichnen. Was in dieser Beziehung geschehen und geschaffen ist, dessen wollen wir uns freuen. Neben der Ausbildung unserer Wehrkraft, welche zum Schutze der Unabhängigkeit des Vaterlandes auf der Höhe der Leistungsfähigkeit zu erhalten Unsere Kaiserliche Pflicht ist, haben Gesetzgebung und Verwaltung in deutschen Landen die Wohlfahrt auf allen Gebieten deS öffentlichen Lebens uud der wirthschaftlichen Thätigkfit zu pflegen sich angelegen sein lassen. Freie Bahn für die Entfaltung der geistigen und materiellen Kräfte der Nation, Hebung des durch diese Entfaltung bedingten Wohlstandes, Herstellung einheitlichen Rechts, Sicherung unparteiischer, achtunggebietender RechtS- pfleg und Erziehung der Jugend zur Gottesfurcht und Treue gegen das Vaterland, das sind die Ziele, welche das Reich unablässig erstrebt hat. So werthvoll aber die bisher erreichten Erfolge auch sein mögen, nicht müde wollen wir werden bei der Fort setzung des uns vorgezeichneten Weges. Der weitere Ausbau der Reichseinrichtungen, die Festigung des Bandes, welches die deutschen Stämme umschlingt, die notwendige Abwehr der mancherlei Gefahren, denen wir ausgesetzt sind, erfordern neben den Ansprüchen einer schnell voraus schreitenden Entwickelung aller Zweige menschlicher Thätig- keit dauernd unsere rastlose und hingebende Arbeit. Wie Wir selbst von Neuem geloben, dem Vorbild Unseres in Gott ruhenden Herrn Großvaters in treuer Pflichterfüllung nachzueifern, so richten Wir an alle Glieder des Volkes unsere Kaiserliche Aufforderung, unter Hintan setzung trennender Parteiinteressen niit Uns und Unseren Hohen Verbündeten die Wohlfahrt des Reiches im Auge zu behalten, mit deutscher Treue sich in den Dienst des Ganzen zu stellen, um so in gemeinsamer Arbeit die Größe und das Glück des geliebten Vaterlandes zu fördern. Geschieht dies, so wird, das hoffen Wir zuversichtlich, auch ferner der Segen des Himmels uns »nicht fehlen, dann werden wir, wie in jener großen Zeit, geeint und fest allen Angriffen auf unsere Unabhängigkeit begegnen und ungestört der Pflege unserer eigenen Interessen uns hingeben können.