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MockeMAtt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg «ud Nmgegend. Erscheint: »tittw«»» und «onnadend« früh 8 Uhr. AbonnementSpreiS: Vierteljährlich Mark. Anserate werden mit 10 Pfennigen für den Roum einer gespaltenen CorpuS- Zeile berechnet u. find bis spätestens Dienstag» und Freitags Vormittags 9 Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Dreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von «rnft ikudwig Förster in PulSnitz. - Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. MeschäftrsteNea für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich. Dresden: Annoncen- Bureau'S Haasenstein L Vogler, In» Validendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler. Berlin: Tentralannoncenbureau für sämmtliche deutsche Zeitunzen. von uns unbekannten. Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ü«8 ^n»t8R»L«tt«8. 33. Mittwoch. 24. April 1878. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll -en H Juni 1878 das dem Grundstücksbesitzer Carl Gotthold Mauksch z. Z. in Bretnig auf Großröhrsdorfer Flur zugehörige Feld- und bez. Wiesen-Grundstück Nr. 1019a, 10190 des Flurbuchs und Fol. 857 des Grund- und Hypothekenbuchs für Großröhrsdorf, welches Grundstück am 22. März 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1875 Mark -- gewürdert worden ist, nothwendigerWeise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. PulSnitz, den 26. März 1878. . DasKöniglicheGerichtsamt. Jahn. . - Mayer. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Localitäten des unterzeichneten Gerichtsamts werden Montag und Dienstag, -en E». und 7 Mai -iefes Jahres, nur ganz dringliche Geschäfte exvedirt. Königsbrück, den 20. April 1878. Königliches Gerichtsamt. Leitzring. Einige Lehre« de» rust. türkischen Krieges. Wenn wir einmal von den nächstliegenden Sorgen, welche die orientalischen Wirren heraufbeschworen haben, unsern Blick sortwenden und eine Betrachtung darüber anstellen, welche Wirkung der russisch-türkische Krieg auf die weitere Entwickelung der beiden bis vor kurzem in blutigem Kampfe befindlichen Mächte üben wird, so ist dies ein Thema, das, was Rußland betrifft, schon durch die neuerdings dort zu Tage getretene Gährung der Geister im Vordergründe des Interesses steht. Wie immer sich die Verhältnisse gestalten werden, so hat Rußland mit Europa noch zu verhandeln, nicht aber mit dem Sultan, mit welchem es, nachdem das Blutvergießen fast ein Jahr gedauert, einen hoffentlich langdauernden Frieden geschlossen hat. Nach dieser Richtung hin ist es nun in der That eine naheliegende Frage: Wird aus all den schrecklichen Kriegsgräucln von den beiden Betheiligten eine ernste Lehre gezogen werden? Die Türkei wird vielfach so beurtheilt, als wenn sie nach dem Frieden von San Stefano ein Faktor wäre, mit dem Europa nicht mehr zu rechnen hätte. Es ist dies aber durchaus falsch. Wie immer das endgültige Resultat des russisch-türkischen Krieges wird festgestellt werden, so wird, selbst wenn die äußersten Ansprüche Rußlands durch Europa ratifizirt werden, für die Türkei noch genug übrig bleiben, um ihr eine machtgebietende Stellung zu sichern und ihr auch in Europa einen nicht unwichtigen Einfluß zu belasten. Außerdem bleiben der Türkei in Asien und Afrika weite Länderstrecken, welche wie das Thal des Euphrats in früheren Zeiten die Kornkammer der Welt waren, den Sitz mächtiger Mo narchien abgaben und welche bei richtiger Verwaltung immer wieder sich zu ertragsreichen Provinzen gestalten könnten. Außer ihren Tributstaaten behält die Türkei Kleinasien, Syrien mit dem heiligen Lande, den größeren Theil Armeniens und Kurdistan, den westlichen Theil von Arabien, das östliche Gelände des persischen Golfes, Mesopotamien und Tripolis in Afrika, ein Landkomplex, welcher der Macht des Sultans noch immer die Bedeut ung eines großen politischen Faktors sichert. Es wird aber darauf ankommen, ob der Sultan und seine Paschas, durch die jüngsten Lehren gewitzigt, diese Länder mit einem Regiment beglücken werden, das sie so prosperiren läßt, als ihre sonstigen Vorbedingungen es gestatten. Leider sind die Erfahrungen, welche die bisherige Geschichte uns nach dieser Richtung hin bietet, keine ermuthigenden, und auch die Anläufe, welche zur Herstellung eines konstitutionellen Regiments im Drange einer kritischen Zeit gemacht worden, sind bereits in Ver gessenheit gerathen. I» gewissem Sinne sind die jetzigen Sultane und ihr Nachwuchs noch schlimmer als frühere Kalifen. Sie sind passive Werkzeuge in der Hand We niger, welche nur das eigene Interesse, aber nicht das der Allgemeinheit beseelt. Rußland andererseits dürfte auch kaum große po litische Erfolge aus dem Kriege ziehen: der Zar ist sie gesberauscht aus Rumelien in seine Hauptstadt zurück gekehrt, noch ist aber nirgends davon die Rede, daß er seinem Volke den Dank in greifbaren Zugeständnissen antragen wird. Von der Absicht, daß Rußland nach dem Kriege in die Reihe der konstitutionellen Staaten eintreten würde, ist es ganz still geworden, wie über haupt nach keiner Seite hin verlautet, daß das russische Volk für seine großen Opfer einen größeren Antheil an politischer Macht und eine Herabminderung des Despo tismus, unter dem es jetzt zu leiden hat, zugebilligt er halten solle. Die Affaire Wjera Saffulitsch, welche neuerdings die öffentliche Meinung in Rußland in athem- loser Spannung erhält, hat vielmehr dazu beigetragen, bei der russischen Regierung reaktionäre Tendenzen auf kommen zu lassen, um mit denselben das unverhoffte Ausschäumen der bisher niedergehaltenen Mißstimmung bester vernichten zu können. Man will den Wirkungs kreis der Schwurgerichte einschränken und die Beamten durch einen noch größeren Aufwand von Polizeimacht mit einem stärkeren Schutz umringen. Die Panslavisten, welche gehofft haben, von ihrer Argonautcnfahrt an den Hellespont einen Widerschein der Freiheiten, welche sie sür die Slaven errungen, auch sür Rußland zu erlangen, werden bitter enttäuscht sein, wenn anstatt des herbei- gesehntcn Liberalismus die Reaktion in ganz Rußland ihren Einzug halten wird. Mehr als die beiden in Frage kommenden in Krieg verwickelten Mächte dürfte Europa an Lehren aus dem jüngsten Feldzuge profttiren. Derselbe hat an sich und in seinen Nachwehen erwiesen, daß Ruß land im Innern angefault, nach außen hin in Anbe tracht der Kräfte, welche es in die Arena schicken kann, keine militairische Macht ersten Ranges ist. Das russische Heer traf einen unebenbürtigen Feind, dessen Kräfte, zwar aus guten aber schlecht genährten und gekleideten und vielfach unvollkommen bewaffneten Soldaten bestehend, von unzulänglichen Führern kommandirt wurden, deren Aktion überdies von eifersüchtigen intriguirenden und schurkischen Ministern durchkreuzt wurde. Trotz dem wurde dem Russen, so lange die Türken einigermaßen entschlossenen Widerstand leisteten, die Kriegsarbeit sehr schwierig gemacht und es ist keine Frage, daß dieselbe vollständig gescheitert wäre, wenn Rußland einen Gegner, etwa wie Deutschland, Oesterreich oder Frankreich sich gegenüber gehabt hätte. Die Russen ahmten uns Deutschen freilich nach, ohne aber unser sestgefügtes System und die weise Voraussicht der mit der Durchführung des selben betrauten leitenden Persönlichkeiten zu besitzen. Fast nichts war zur Zeit fertig, wo es gebraucht wurde. Die Transporteinrichtungen erwiesen sich als unvoll kommen, bis man aufs Gerathewohl vor Plewna ge kommen war, wo Osman Pascha, mit verhältnißmäßig geringer Truppenmacht, sämmtliche russische Heeressäulen monatelang festbannte. Diese militärische Unzulänglich keit beweist, daß der Riese Rußland noch immer auf thönernen Füßen steht und um so unbeweglicher ist, als auch die politische Gährung, wie solche die Affaire Sassu- litsch so drastisch dargethan, noch fortdauernd an seinem Marke zehrt. Zeitereignisse. Pulsnitz, 23. April. Am 2. Osterfeiertage Nach mittags ist ein hiesiger Schmiedelchrling, der sich auf hiesigem Nittergute unberufener Weise um eine Häcksel schneidemaschine zu thun gemacht hat, mit einem Fuße ins Getriebe gerathen und ihm der Fuß in arger Weise zerquetscht worden. Man brachte den Verunglückten in das Barmherzigkeitsstist zu Kamenz. Königsbrück, 18. April. Heute wurden hier 25,000 Stück künstlich gebrütete Lachse aus der Fischzüchterei in Zeisholz, dem Herrn Graf von Wilding gehörend, durch den Fischmeister Herrn Le Petit im gräflichen Park in die Pulsnitz gesetzt. Der Laich war genannter Fisch züchterei zur Äusbrütung vom Deutschen Fischer-Verein zur Verbreitung der Lachse übergeben worden. Es sind überhaupt von 30,000 Stück Eiern über 29,000 ausge brütet worden. Der übrige Rest soll ins Schwarzwasser an der preußischen Grenze, welches in die schwarze El ster mündet, gesetzt werden. Hoffentlich werden sich seiner Zeit recht erfreuliche Mittheilungen über den Fortbestand der Lachse machen lassen. Königsbrück, 12. April. Die am 7., 8., 9. und 10. d. M. in Gegenwart vieler Zuhörer hierselbst statt gefundene öffentliche Prüfung in der Fortbildungs- und Stadtschule bot insofern ein bedeutsames Interesse, als dieselbe das erfreulichste Resultat erzielte. Was die Fortbildungsschule anlangt, so ist in derselben: System, Disciplin, Aufmerksamkeit und daher auch eine gute Haltung der Schüler durchweg erkennbar. Bei der Prüfung, welche Deutsch, Rechnen, Formenlehre und Gesetzeskunde zum Gegenstand hatte, wurden recht be- sriedigende Kenntnisse an den Tag gelegt, so daß man wohl annehmen darf, daß dieses wichtige Institut, wel ches unter einer umsichtigen Leitung eine greifbare, feste Basis gewonnen hat, segensreich wirken wird. Dresden. Das k. Ministerium des Innern macht in einer im „Dr. Journ." und der „Leipz. Ztg." ver öffentlichten Bekanntmachung bei dem Herannahen der Frühjahrsbestellung die Gutsbesitzer auf die Möglichkeit des Auftretens des Koloradokäfers und auf die damit für den Kartoffelbau verbundene Gefahr aufmerksam. Zur Abwendung dieser Gefahr ist es erforderlich, daß gegen das Jnsect, schon bei dessen Auftreten, die kräftig sten Vertilgungsmaßregeln angewandt werden. — Es kommt daher zunächst darauf an, daß ein etwaiges Auf treten des Käfers sofort festgestellt werde, zu welchem Zwecke es der sorgsamsten Aufmerksamkeit der Besitzer von Kartoffelfeldern bedarf. Bei der außerordentlichen raschen und starken Vermehrung des gefährlichen Jn- sectes erscheint dessen Vernichtung nur dann ausführbar,