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Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Rr. 92. 1879. Freitag, den 21. November Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonncmentspreiS vierteljährlich I Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannalime Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshauptmannschaft zn Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Neununddreißigster Jahrgang. BckamMrmchrmg. Mit Rücksicht auf den eingetretenen Sckineefall sieht sich die Königliche Amtshauptmannschaft veranlaßt, den Gemeinden und Guts herrschaften des hiesigen Bezirks das unverzügliche Auswerfen der öffentlichen Communicationswege in Erinnerung zu bringen. Müssen die Winterbahnen auf die Felder gelegt werden, so sind dieselben in Abständen von höchstens 20 na auf leicht erkenntliche Weise zu bezeichnen. Unterlassungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mk. geahndet. Meißen, am 17. November 1879. Königliche Amtöhauptmannschaft. von Bosse. Bekamt tmächnn^ Hierdurch wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die mit Rücksicht auf die Vorschrift in Z 19 Absatz 2 und 3 des Gesetzes über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 im Falle einer Ausschreibung von Landlieferungen für die bewaffnete Macht im Kriegszu stände für deren Vergütung in der Zeit bis zum 1. April 1880 maßgebenden Durchschnittspreise der letzten 10 Friedensjahre in dem Haupt marktorte Meißen wie folgt festgestellt worden sind: 9 Mark 39 Pf. für 50 Kilo Roggen, 11 - 89 - - - - Mehl, 7 - 99 - » - - Hafer, 4 - 64 - - - - Heu, 2 - 73 - - - - Stroh. Meißen, am 17. November 1879. Königliche Amtshauptmannschaft. von Bosse. Wer Schnee aus den Gehöften auf Straßen oder öffentliche Plätze schafft, wird mit der in Z 366 Punkt 10 des Reichsstrafge- setzbuchs angedrohten Strafe belegt. Wilsdruff, am 20. November 1879. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Der russische Thronfolger nebst Gemahlin ist am Sonntag Vormittag zu eintägigem Besuch in Berlin eingetroffen. Da der selbe größeren offiziellen Empfang sich vorher verbeten hatte, fand bloS kleiner Empfang durch die Spitzen der Behörden am Bahnhof statt, und begaben sich die Angekommenen im kaiserlichen Wagen sofort ins russische Gesandtschaftshotel. Nach den üblichen Besuchen und Gegenbesuchen fand ein Gala-Diner am kaiserlichen Hofe statt. Der Verkehr soll gegenseitig ein sehr freundlicher und familiärer gewesen sein, und der Besuch keine politischen Zwecke zu verfolgen gehabt ha ben, sondern nur die Bestätigung des Fortbestehens freundlicher Fa milienverhältnisse feststellen sollen, wie dis meisten Nachrichten be haupten. Bismarck ist gleichsam der deutsche Papst, er bindet und löst. 1864 und 1866 hat er die unglücklichen Zwillingskinder Holstein und Schleswig von Dänemark gelöst und sie dann wieder verbunden mit >— Preußen. 1866 hat er Deutschland gelöst von Oesterreich; sie waren auch wie Zwillingskinder an einander gewachsen und ganz hübsch entwickelt, konnten aber als Ein Stück weder Hand noch Fuß frei und kräftig gebrauchen. In diesem Jahr hat er sie wieder verbunden — durch freien Vertrag. 1870 hat er Elsaß und Lothringen von Frank reich gelöst und eng mit Deutschland verbunden, auch jetzt einen guten Doctor zur Nachkur geschickt. Auch die Lösung aus der russischen Umarmung scheint ihm gelungen zu sein. Straßburg i. E., 12. November. Wie der „Str. Ztg." „von der preußi chen Grenze" berichtet wird , stürzte vorgestern ein Schacht der Königsgrube bei Neunkirchen ein; es sind 10 Arbeiter verun glückt. Die Ausgrabung wurde sofort begonnen. Die „Kattowitzer Zeitung" schreibt: Welche Unmassen von Ge treide aus Rußland nach Deutschland jetzt eingesührt werden, davon giebt die Bahahofstation Sosnvwice einen Beweis. Daselbst sind sämmt- liche vorhandene Gleise mit Getreidewagen geradezu verstopft, so daß ein Rangiren der Wagen seit einigen Tagen gar nicht vorgenommen werden kann und andere Güter dadurch dort liegen bleiben. Das Wetterglas in Paris steht auf gut Wetter. Was für ein Wetterglas ist das? — Die Börse? Nein, dasmal nicht, sondern es sind eigentlich zwei Wettergläser, ein Barometer und ein Thermometer, mit einem Wort: Grevy, der Präsident der Republik und Gambetta, der Präsident der Kammer. Nach mancher bedeutenden Abweichung frühstückten sie neulich zusammen „ostensibel", und dann gingen sie zusammen auf die Jagd. Daraus schließen die Pariser und die Fran zosen, daß sie in der nächsten Kammer-Campagne ein Herz und eine Seele sein werden auf ein paar Wochen; denn man weiß, Wetter- und . Wettergläser schlagen schnell um und namentlich ist das bei Gambetta „der Fall, der ein Mann der „Konjunktur" ist und die Conjunktur her beisehnt, wo er selber Präsident der Repulik werden kann. — Neben bei. Die Franzosen halten etwas auf neue Leute, die alten kommen so schnell aus der Mode, wie alte Kleider. Zürich, 17. November. Am Sonnabend hat ein großer Berg sturz am Vitz na u erst ock stattgefunden. Das Dorf Vitznau ist gefährdet. Die englische Aktion in der Türkei und in Egypten ist vor läufig mit Erfolg gekrönt worden. Wie Telegramme aus Wien und aus London melden, hat die Pforte entschieden eingelenkt und sämmt- lichen Botschaftern, nicht nur dem englischen, wurde seitens der türki schen Regierung die Versicherung gegeben, daß das Reformwerk unver weilt beginnen solle und zwar (zur Beruhigung Englands) zuerst in Asien, hernach in Europa. Die englischen Forderungen in Betreff Kleinasiens verlangen unter Anderm vom Sultan eine gut organisirte Miliz einzurichten und neue Regulative für die Provinz-Gouverneure, welche dieselben vor Serailintriguen schützen. Der Sultan soll ferner eine gewisse Verpflichtung übernehmen, daß die Reformen auch all- mälig durchgeführt werden. Vorläufig hat der Sultan den als Türken naturalisirten Engländer Baker Pascha zu seinem persönlichen Ver treter bei der Ueberwachung der Einführung der Reformen in ganz Kleinasien ernannt und im Prinzip die Verantwortlichkeit der Minister anerkannt. Bemerkenswerth ist übrigens, das Oesterreich und Deutsch land sich bei der ganzen Angelegenheit ziemlich Passiv verhalten haben. Den Zeitungen in Petersburg werden wochenlang drei Spulen, die sie seither täglich abgehaspelt, leer laufen. Die drei Spulen sind die Länder Deutschland, Oesterreich und Frankreich. Ueber diese sollen sie kein. Wort bringen, der Kaiser Alexander hat's ihnen ver boten, weil sie seine Politik gar zu oft kreuzen und stören. Es wird wahrscheinlich nur eine Anstandspause sein, so lange der russische Thronfolger seine Freundschafts- und Friedens-Flöte in Wien und Berlin spielt. Dazu paßt das Spiel der urwüchsigen und undiplo matischen russischen Maultrommel nicht. Oertliches und SichsifcheS. Wilsdruff. Es dürfte für Manchen, der künftig vor Gericht in Civilstreitigkeiten thätig werden muß, der Hinweis darauf nicht überflüssig sein daß, — gegenüber der bis zum 1. October d. I. in Sachsen für Bagatellprocesse gültig gewesenen Vorschrift, daß für eine Partei erst dann die Folgen des ungehorsamen Ausbleibens im Ter mine eintreten sollen, wenn sie nicht spätestens bei dem peremtorischen Namensaufrufe, welcher erst nach Ablauf einer Stunde vor dem in der Ladung festgesetzten Zeitpunkte ab geschehen durfte, sich melde — nach der am 1. October d. I. in Kraft getretenen Rffchscivilproceß- Ordnung schon dann gegen eine Partei (auch der Kläger) auf An trag des erschienenen Gegners ein Versäumnißurtheil erlassen werden könne, wenn sie sich bei Aufruf der Sache zu dem vom Richter fest gesetzten Zeitpunkte nicht meldet, was insbesondere sür den ausge bliebenen Kläger die Wirkung hat, daß er mit seiner Klage abge wiesen wird, zwar hierauf neue Klage anstellen kann, jedenfalls aber die in der früheren Klagsache erwachsenen Kosten zu bezahlen, event. dem Beklagten zu erstatten hat. — Dresden. Se. Majestät der König wird sich in Folge einer Jagdeinladung Sr. Majestät des deutschen Kaisers, Königs von Preußen, heute Freitag nach Berlin begeben und am 23. d. Abends hierher zurückkehren. — Diejenigen sächsischen Landtagsabgeordneten, welche eine Bör sensteuer für Sachsen,ins Auge gefaßt hatten, sind von der beab-