Volltext Seite (XML)
Radeberg, Radeburg, Montzburg und Umgegend Blatt und des StadLrathes des Aönigt. Amtsgerichts WuLsnrh Erscheint: Mi twock und Ivun-rben''. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescH äfts stellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureausvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp Als Beiblätter: l . Jllustrirtes Sonntagsblei! (wöchentlich): 2 zandwirtbschaftlicheBeilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 2b Pf. Auf Wunsch unentgeltliche ()u sendung. MchtuuömsVzigKsV Aahegaug 3. Oktober 1896 Sonnabend. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Druck un Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben des Zwg-leibesitzers Karl August Schellmann in Pulsuilz M. L. sollen die zu dessen Nachlasse gehörigen beiden Ziegeleien mit Ringöfen, Fol. 179 und 142 des Grund und Hypothekenbuches für Pulsnitz M. S. onsgenchtlich geschätzt auf 48 500 und 30 000 Mark, sowie die beiden zur Lehmgewmnung der ersteren Ziegelei dienenden Grundstücke Fol. 360 und 363 des Grund- md Hypothekenbuches für Lichtenberg, ortsgerichtlich auf 7300 und 3000 Mark, geschätzt, Montag, den 12. Oktober 1896, 9 uhr Vormittags an hiesiger Amtsstelle freiwillig öffentlich zur Versteigerung gelangen Die Versteigerungsbedingungen sind aus den am Amtsbrett aushängenden Bekanntmachungen zu ersehen. Pulsnitz, den 21. September 1896. Königliches Amtsgericht. Weise. Bekan n t m a ch u n g. Die auf das II. Halbjahr, am 30. September 1896 fälligen . Staats- und KomnrunaL - Abgaben sind bis spätestens den 21. Oktober 1896 in der Zeit von Vormittags 8 — 12 Uhr an unsere Stadtsteuereinnahme abzusühren. Gleichzeitig wird anvurch bekannt gegeben, daß zur Deckung des bei der Handels- U«d GtWerbckttMlNer ZU Zittau entstehenden Aufwandes in diesem Jahre von den betreffenden Handels- und Gewerbetreibenden ei» Beitrag Vo» drei Und emhalb PscUMg auf jede Mark desjenigen Einkommens erhoben wird, welches nach der im Einkommen steuergesetze enlpaltenen ^kaln auf das rn Spalte <1 des Einkommenstruerkatasters eing stellte Einkommen entfällt Diese Beiträge sind bis zu der oben angegebenen Zeit zu entrichten und liegt das hierüber aufgestellte Heberegister bis dahin zur Einsicht aus. Wester können für die m hiesiger Sladt im Monat September stattgefundene C'MquarticrMlg die Verpfleg- nnd ServiSgelder »UV gegen Abgabe der Quartierzettel bei unserer Stadlkasse erhoben werden. Vis zum 31. Dezember nicht erhobene Verpfleg- uno Servisgelder verfallen zu Gunsten der Stadtkasse. Pulsnitz, den 29. September 1896. Der Stadtrat h. Schubert. Brgrmstr. Sounabeuö, den 3. Oktober 1896, Nachmittags ^3 Uhr gelangen in Höhuels Restauration „zum Feldschlöszcheu" IN Grossröhrsdorf 120 Stück eiserne Gartenstühle und 24 Stück eiserne Gartentische gegen Baarzahlung zur Ver steigerung. Pulsnitz, den 30. September 1896. Sekr. Kunath, Gerichtsvollzieher. Am eisernen Thor. Mit glänzenden Festlichkeiten erfolgte am Montag die Eröffnung der fast 2'/2 Kilometer langen Stromenge zwischen Orsova und Turn-Severin. Die Bedeutung, die die Donau- reguliruNg gerade an dieser Stelle, die der Schifffahrt un endliche Schwierigkeuen und Hindernisse bot, für die künftige Entwickelung des Verkehrs mit den unteren Dvaaulündern hat, ist seitens der betheiligten wortsühienden Monarchen mehlfach betont worden. Was soll man aber dazu sagen, wenn reichsdeutsche Zeitungen, die sonst nationale Sillen und Gefühle zur Lchau tragen, solchen Mangel an natio naler Gesinnung und ruhiger Utberlegung an den Tag legen, lndledlthyramblsche Behandlung des Slaales Ungarn anläßlich eines Ereignisses cmzustimmen, welches außerdem 80^, wUlswlitische, sondern, im Interesse der kleinen Balkanstaaten, vor allem eine antitürkische Bedeutung von vornherein gehabt Hal! Die antstürkische und in gewissem Sinne auch antiruffsiche Bedeutung der Feier wurde noch erhöht durch den Besuch, den der österreichisch-ungarische Staatschef soeben in Bukarest und Sinaia dem rumänischen Königspaar abstattete. Die politische Bedeutung dieser Reise lst nicht zu verkennen. Verstand es sich fast von selbst, daß die Könige von Rumänien und Serbien zur Eröffnung der neuen Wasserstraße kingeladen wurden — der Fürst von Bulgarien ist übergangen worden — so kann man du Fahrt Kaiser Franz Joses's nach Rumänien mcht als eine reine Formsache betrachten. N cht als ob in der Hauptstadt Rumäniens neue Abmachungen getroffen werden sollten, man kann wohl mst Sicherheit annehmen, daß es sich bei dieser Zusammenkunft nur um eine für jedermann verständ liche Bekräftigung eines seil Jahren bestehende herzlichen Verhältnisses handelt. Dabei dar) man mcht vergessen, daß der Besuch des österreichischen Kaisers schvn vor Monaten amtlich angekündigt wurde. Es gab eine Zeit, wo die Verhältnisse zwischen Oesterreich-Ungutn und Rumänien nicht besonders f-eundliche waren. Die nach Siebenbürgen und Ungarn hiuüberi'pieleuden Bestrebungen einer sogenanten „Uomuniu il-roäenta'h die ungerechifeil'gten Verfolgungen rumänischer Politiker und Zeitungen in Ungarn hatten bis >» die jüngsten Monate einen scharfen Zug in die Erörte rungen der beiderseitigen Presse gebracht. Der wirthschaft- liche Wettbewerb, die Sperre der ungarischen Grenze gegen das rumänische Schlachtvieh hatte schon im Jahre 1886 den Zollkrieg veranlaßt, welcher der österreichischen Indu strie schweren Schaden, Rumänien große Verluste brachte. Aber trotz all' dieser Verstimmungen, die leicht zu dauern der Entfremdung hätte führen können, besaßen die Politiker in Bukarest und an ihrer Spitze der König, genug kaltes Blut, die Verhältnisse nüchtern zu beurtheilen. Was den heißblütigen Söhnen der Steppe, den Magyaren, nicht ge lingen wollte, das fanden die erst in die europäische Diploma- tenschulung eingetretenen Nachkommen der alten Daker und Romer — die Ueberlegung. Die wüstesten Agitationen der russisch-moldauischen Bojarenpartei, die Kundgebungen der Flcva'ichen Studentenbewegung waren nicht im Stande, die rumänische Regierung aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie blieb ihrer seit der erzwungenen Abtretung Bessarabiens an Rußland nach dem großen Feldzüge von 1877/78 ein genommenen Haltung treu: Anschluß an die mit eleuropäi- ichen Mächte, selbst unter Aufopferung gewisser Ideale, die wäten Volkskreisen werth und theuer sind. Ob Rumänien förmlich durch den Abschluß eines Ver trages dem Dreibund beigetreten ist, oder ob der Anschluß des jungen Königreichs an der unteren Donau an den mitteleuropäischen Friedensbund nur auf mündlichen Ab machungen beruht, ist gleichgültig, denn die politischen wie wirthschasllichen Bedürfnisse weisen Rumänien so bestimmt auf eine Anschlußpolitik hin, daß keiner seiner Staatsmänner es gewagt hat, sich von ihr zu trennen, wie häufig auch Verstimmungen und wirthschastliche Streitigkeiten zwischen Rumänien und Oesterreich-Ungal n entstanden. Man würde sich übrigens von dem Einvernehmen zwischen Rumänien und Oesterreich-Ungarn ein ganz falsches Bild machen, wenn man sich ersteres nur als den empfan genden, letzteres nur als den gebenden Theil vorstellen wollte, denn ein verbündetes Rumänien ist für Oesterreich- Ungarn in militärisch r Beziehung von höchster Wichtigkeit. Bei einem direkten Angriffe Rußlands würde es die rechte Flanke des Angegriffenen decken, während es bei einem Versuche des nordischen Nachbars, Konstantinopel abermals auf dem Wege über Rumänien und mit Benutzung Bul gariens zu ecreihen, wirksamen Widerstand leisten und so einen großen Theil der russischen Streitkräfte, die sich sonst gleichfalls auf Oesterreich-Ungarn werfen könnten, festhalten würde. Rumäniens Waffenruhm ist im türkisch-russischen Kriege gesichert worden, ohne fein Eingreifen wären die Russen vor Plewna verloren gewesen. Es ist sehr heilsam für überschäumende Gemächer an der Newa wie an der Seine, daß die Welt hieran erinnert wird wenige Tage bevor die große Komödie in Paris ihren Anfang nimmt! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat September 1896 328 Einzahlungen im Betrage von 27 807 Mk. 55 Pfg. geleistet, davon erfolgten 127 Rück zahlungen im Betrage von 18 470 Mk. 50 Pfg. — Lernt stenographiren! Dieser Ruf erschallt aller Orten und von allen Seiten her als eindringliche Mahnung, deren Bedingung und Berechtigung zugleich in den Ver hältnissen der Gegenwart liegt. Diese haben sich so ge staltet, daß alles Streben darauf hinausgeht, Zeit zu ersparen, wo es nur immer möglich ist, um diese für andere, lohnendere Berufszwecke desto mehr verwerthen zu können. Eine solche Zeitersparniß — und darin begründet zugleich Erhöhung der Erwerbsfähigkeit — gewährt auch die Kurzschrift, denn ihre Verwendung bedeutet: „Vereinfachung und Abkürzung des mechanischen Schreibgeschäftes." Zunächst freilich und im höchsten Maße ist dieser Nutzen der Kurzschrift für die jenigen ersichtlich, deren Werkzeug die „Feder" ist (Gelehrte, Lehrer, Beamte, Kaufleute, Schüler u. s. w.); aber die Kurzschrift bietet ihre Dienste auch überall im Erwerbsleben, selbst in der Werkstatt des einfachen Handwerkers zur schleunigen Niederschrift eiliger Bemerkungen. Zu den Syste men, die mit größter Berechtigung auf allgemeine Vorbe reitung Anwartschaft haben, gehört das Gabelsberger'sche. Es ist für den praktischen Gebrauch eines der verwendbar sten und am leichtesten von allen zu erlernen. Der hiesige Stenographenverein hält seine Uebungsabende, geleitet von Herrn Lehrer Heinrich regelmäßig Dienstags im Vereins- zimmer des Rathskellers ab. — Die Wintergeister senden ihre iVorboten. Nebel wallen auf und nieder und verhüllen das sterbende Antlitz der Natur. Des Hauses trauter Herd erhält nun seine heilige Weihe und seine anziehende und bannende Kraft wieder; die Tage der Rosen und die Tage der Reisen sind vergangen. „Wie das so kommt, mahnt dann und wann — Mich ein Lied der Sommersreude, — Das süß und wunderbar begann — Und mählich sich verlor im Leide. — Das ist das Glück, das schwebt vorbei; — Drum falte betend deine Hände, — Daß dir der Herrgott gnädig sei — Sonst klingt dein Sommer auch zu Ende." — Mit der Ruhe der Hasen ist es wieder einmal vorüber, am 1. Oktober hat die Jagd auf sie wiederj ihren Anfang genommen.