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Als- M AWWblatt für den Sezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung L»L« Abonnement oiertelj. I M. 50 Pf. einschließl. deS .Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen ReichSpostanstalten. Telkgr.-Adrestr: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. InsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchkr Nr. 210 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 57. Jahrgang. — -- —n-. —— Soüvtiig, dc» 13. Februar Di- Nr«. 1» und 12! d-S I. Nachtrag-- zur Schankstätt-nv-rbotslist- find z« str-ich-n. Dtadtrat Eibenstock, den 12. Februar 1910. H-fi-. M. II. Der gute Ton in allen Lebenslagen. Die Sturmszenen im Berliner Abgeordnetenhause, in deren Mitte der deutsche Reichskanzler und preußische Ministerpräsident von Bethmann-Hollweg stand, müssen im Auslände einen merkwürdigen Eindruck machen. In Paris, in London, sind von den leitenden Staatsmän nern schon manche unpopuläre Gesetzentwürfe einge bracht worden, aber das ist noch nie dort Mode gewe sen, daß man den Premierminister mit Beleidigungen überschüttete, bevor er nur den Mund ausgetan hatte. Neulich kam etwas ähnliches im ungarischen Reichstage vor, als der Ministerpräsident Graf Muen das Wort zum Klarlegen seiner Politik ergriff, aber man sollte doch meinen, daß sich deutsche Volksvertreter, und wenn sie zur äußersten Linken gehören, nicht mit den Magya ren auf ein und denselben Fuß stellen! Eine weitere Außerachtlassung des „guten Tones in allen Lebens lagen" könnte für das Volk selbst von Nachteil sein, denn was sich im preußischen Landtage ereignete, kann sich ebenso gut auf den Reichstag und andere deutsche Landesvertretungen übertragen. Politischer Kampf führt zur politischen Reife. Jede Zeit bringt ihre Fragen und Forderungen, um die keine Nation sich 'Herumdrücken kann, sie müssen geprüft und gelöst werden. Aber kein Kampf darf nun so weit füh ren, daß der Eine im Anderen einen Volksverräter und Todfeind sieht. Denn mit solchen Ausstreuungen und Uebertreibungen wird die gemeinsame bürgerliche Ar beit erschüttert, und der Nationalwohlstand wird un tergraben. Wir dürfen nicht vergessen, daß alle Ge setzes-Arbeit nur dem Endzweck Alt, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sich gedeihlich entwickeln zu lassen, und namentlich die letzteren sind es doch, die heute alles beherrschen. Seit mehreren Fahren klagen wir über eine wenig günstige wirtschaftliche Kon- sunktur, die sich in der allerletzten Zeit erst wieder et was zu bessern beginnt; feit vorigem Sommer wird über die neuen Steuern debattiert, and alte Welt bemühte sich, auf Erleichterungen und Milderungen in den Er werbs-Gelegenheiten hinzuwirken. Wenn aber nun eine Verbitterung Platz greifen soll, dann werden wir nicht vorwärts kommen, sondern es wird mit Macht rückwärts gehen. Wir können uns dann bei den Unruhestiftern dafür bedanken, wenn uns die besten wirtschaftlichen Trümpfe vom Auslande aus den Händen genommen werden. Und die Straßen- und Streikdemonstrationen, von denen immer wieder geredet und geschrieben wird, müs sen erst recht Oel ins Feuer gießen. Der arbeitsame und tätige Bürger, dem damit Betriebsstörungen und Verdruß gebracht wird, muß an seiner Unterneh mungslust und an seinem Wagemut, die die Arbeits gelegenheiten schaffen, verlieren. Jeden Tag kann man es ja hörew wie gutsituierte Kreise ihre Müder einer Beamten-Karriere sich zuwenden lassen^, damit diese! bem nicht den Aerger und die Kalamitäten des Ge schäftslebens erfahren sollen. Und wir sollten mei nen, alle Kreise, die in der Arbeit oder ihr nahe ste hen, sollten das gleiche Interesse haben, auf die Stär kung des Nährstandes hinzuarbeiten. Hat der nichts, haben auch alle Arbeiter nichts, denn aus der Luft kann nun einmal beim besten Willen nichts gegriffen wer- dqn. Ein Verlassen des guten Tones in allen Lebens- lagen muß sich bitter an denen rächen, die meinen, den Ton der Straße voranstellen zu können. Tagesgeschichte. De«1schla»P. — Ein nationalliberaler Antrag gegen Frankreich. Wie Hirsch's Telegr.-Bureau erfährt, hat die nationalliberale Fraktion des deutschen Reichs tages einen Antrag eingebracht, worin der Reichskanz ler ersucht wird,, die Frankreich gegenüber durch Bundesrats - Beschluß zwg-standenen Er Mäßigungen für Schaumwein, Branntwein, Arrak, Rum, Kognak, Parfümerien und kosmetische Mittel bei Inkrafttreten des französischen Zolltarifs wieder auf zuheben. — Ferner hat die Fraktion beantragt, daß der Reichskanzler durch Herbeiführung eines entsprechen den Bundesratsbeschlusses dafür Sorge tragen möge, daß diejenigen französischen Einfuhrartikel, welche nicht handelsvertraglich gebunden sind, für den Fall, daß der französische Zolltarif wesentliche Erschwerungen für di? deutsche Einfuhr nach Frankreich enthalte, in entspre chender Weise erhöht werden. — Für die inganzPreußenamSonntag bevorstehenden Wahlrechts-Demonstratio nen hat die Polizei die umfassendsten Maßnahmen getroffen. In Groß-Berlin sollen nicht weniger als 44 Protestversammlungen abgehalten werden. Unge wöhnliche Anstrengungen hat die Parteileitung auch für Demonstrationen im rheinisch^westfälischen Kohlen reuier gemacht. Ueber die Schiffahrtsabgaben wird die preußische Regierung mit Vertretern Oesterreichs und Hollands in den Ostertagen eine Konferenz ab halten. Bisher verhalten sich die beiden Auslandsstaa ten dem preußischen Projekte gegenüber noch scharf ablehnend Dafür ist eine neue zustimmende Kund gebung aus Bayern zu verzeichnen, das natürlich die Erfüllung seiner speziellen Wasserstraßen-Wünsche zur Voraussetzung seiner Zustimmung zu dem preußischen Anträge macht. Bayern und die Schiffahrtsabgaben. Im zweiten Ausschuß der bayrischen Reichsratskammer hat der Verkehrsminister von Frauendorfer erklärt, daß auch die Rücksicht auf die starke and noch steigende finanzielle Belastung des Reiches und der EimHelstaateu die bayrische Regierung bewogen habe, mäßigen Schiff- fahrtsabgabcn zuzustrmmen. Allerdings werde Bayern von seinem mit dem Vorgehen Preußens übereinstim menden grundsätzlichen Standpunkt zur Abgabenfrage, von deren positiver Lösung die Fortführung der Main kanalisation bis Uschaffenburg abhängt, nicht abgehen können. Im übrigen erklärte der Thronfolger Prinz Ludwig sich mit den Ausführungen des Ministers ein verstanden; auch er wünsche, daß die Angelegenheit friedlich-schiedlich geregelt werde. Das Entscheidende werde sein, wie die Schiffahrtsabgaben festgesetzt wür den, ob sie rückwirkende Kraft hätten und bis zu wel chem Zeitpunkte, ob sie für künftig auszubauende Strö me gelten, ob sie sich nur auf bestimmte Stromteile be ziehen oder ob sie auch auf Nebenflüssen erhoben werden sollen. Erfreulich sei, daß man jetzt den Unterschied fallen gelassen habe zwischen natürlichen und kanali sierten Flüssen, denn auch ein kanalisierter Strom habe nicht aufgehört, eine natürliche, verbesserte Wasser straße zu sein. Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. Februar. Es ist eine Aktion im Gange, um eine einmütige Kundgebung des Abgeord netenhauses gegen die Einführung der Schiff fahrts-Abgaben zu veranlassen. In der Eröff nungssitzung soll ein Dringlichkeitsantrag eingebracht werden, der von allen Vertretern aus dem Wassergc- biet der Elbe und der Donau unterzeichnet wird, und der die Regierung zu einem energisches Veto auffvrde.n werde. Holland. In ganz Holland hat die Erklärung des Ministers des Auswärtigen, daß der deutsche Kaiser nie mals und nirgends unter Androhung der Besetzung von Gebietsteilen die Ausgestaltung der Verteidigungs mittel Hollands gegen England gefordert habe, groß? Befriedigung hervorgerufen Nur ganz vereinzelte Nörgler nehmen an den Zustimmungskundgebungen angesichts der bevorstehenden Verhandlungen über die Schiffahrtsabgaben nicht teil. Frankreich. - Betrügereien bei Armeelieferungen. Die Staatsanwaltschaft hat in einer großen Betrugs affäre bezüglich Lieferungen für das Militär zwei Ver haftungen vorgenommen. Der dem Militärfiskus durch diese Betrügereien entstandene Schaden soll sich auf meh rere Millionen Franken belaufen. Mehrere Offiziere des 22. Dragoner Regiments hatten bemerkt, daß die ihnen gelieferten Quantitäten Fourage nicht den durch das Gesetz vorgeschriebenen Bedingungen entsprachen. Durch eine Untersuchung wurde festgestellt, daß zwei der Lieferanten, Bassigny und Jacmi, bedeutend weni ger geliefert haben, als vorgeschrieben. Allein bei die sem einen Regiment belaufen sich die Minderlieferungen auk 22 Millionen Kilo. Schwarze Truppen. Die Bevölkerungsab nahme zwingt die Franzosen immer wieder dazu, Trup penabteilungen aus Eingeborenen ihrer Kolonien zu bilden und die anfechtbare Fremdenlegion beizubehal ten. Schon 1870/71 spielten die Turkos eine groß? Rolle, die den deutschen Regimentern den von den nai vem Franzosen erwarteten Schrecken freilich nicht ein zuflößen vermochten. Der Budgetausschuß der Depu tiertenkammer bewilligte soeben wieder 2 Millionen Francs zur Bildung eines 800 Mann starken Bataillons schwarzer Truppen in Algerien. Spanien. — KönigAlfons richtete anläßlich des Hmschei- dens des deutschen Botschafters Grafen von Lat ten b a ch an den deutschen Kaiser ein Beileids telegramm. England. Begegnung König Eduards mit dem Zaren. Aus London wird für diesen Sommer eine Begegnung des Königs Eduard mit dem Zaren in den finnischen Schären angekündigt. Schweden. Stockholm, II. Febr. Der Genesungs prozeß beim König Gustav verläuft andauernd normal. Der König ist ohne Schmerzen, aber infolge des ihm nach der Operation reichlich gegebenen Vero- nals ungeheuer müde und liegt den ganzen Tag in schlafähnlichem Zustand. Auf Anordnung der Aerzte er hält außer der gestern hier angekommenen Königin und dem Kronprinzen niemand Zutritt Min Krankenge mach. Von der Müdigkeit abgesehen ist der Zustand des Königs verhältnismäßig befriedigend. Amerika. Die größten Kriegsschiffe der Welt werden zwei bei einer amerikanischen Werft bestellte argentinische Dreadnoughts sein, ihr Tonnengehalt beträgt je 27 940. Auf jedem der Schiffe finden 36 Geschütze, davon zwölf schwersten Kalibers, Aufstellung. Japan. — Ein Vorbild für andere! Der deutsche Botschafter Freiherr Mummvon Schwarzen st ein hat am Donnerstag auf der Rückreise von Formosa, wohin er zur Wahrnehmung deutscher Handelsinteres- sen gereist wav, in Kobe vierzig Chefs deut scher Firmen zum Diner eingeladen, an das sehr wichtige Besprechungen anschlossen. Lokale und sächsische Wachrichten. — E t b e nst ock, 12. Februar. GabelSbergerS Geburtstag galr die am Freitag abend vom Stenographenoerein 1895 im „Deutschen Hause" veranstaltete Feier. Nach einer auf die Verdienste GabelSbergerS hinweisenden Rede des Herrn Lehrer Mahn wurden den Teilnehmern in bunter Reihe Klavier-, Zither-, Gesangs-, Xylophon- und humoristische Vorträge geboten. Ein Tänzchen, das die Versammelten noch lange zusammenhielt, beschloß die hübsche Veranstaltung. — Dresden, II. Februar. Da im Elbquellgebiet andauernd große Schneemassen niedergehen, wird Hoch wasser befürchtet. — Dresden, II Februar. Ein LiebeSdrama hat sich heute früh in einem Gasthofe der Seevorstadt abge spielt. Dort kehrte gestern abend der 30 Jahre alte Fabrik besitzer Freund aus Neusalza in der Lausitz mit seiner Ge liebten Danach aus Gröda bei Bautzen ein. Die beiden gaben sich als Mann und Frau aus und wiesen sich mit Radfahikarten aus. Heute früh, als beide Kaffee getrunken hatten, hörte man in dem Zimmer einen Schuß fallen. Man drang in das Zimmer ein, wo Freund auf seine Geliebte einen Schuß abgegeben hatte, der sie erheblich an der Brust verl.tzte. Er selbst brachte sich in dem Augenblick, als daS Hok-lpersonal in das Zimmer drang, einen Schuß bei, der den sofortigen Tod herbeiführte. Das Mädchen ist 17 Jahre al'; es wurde ins Krankenhaus überführt. — Dresden, II. Februar. D>e diamantene Hochzeit feiert morgen der bei der Kgl. Brandoerstcher- ungSkammer noch immer tüstg seines Amtes waltende Kanzlist Karl Rupf mit seiner Gattin — Leipzig, 10. Februar. Tine VerbandSoer-