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WoömMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzbmg «ud Umgegend. Erscheint: NUittVoeb« und Sonaabenb« früh 8 Nhr. Abonnementspreis: Vierteljährlich lj Mark. Anse-ate «erde« mit 10 Pfennigen für den kaum einer gespaltenen EorpuS- Zetle berechnet u. find bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Ahr hier aufzugeden. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Einunddreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ludwig Körfter in PulSnitz. Verantwortliche Redactioy, Druck und Verlag von Paul Weber in PulSnitz. GefchäftafteUe» für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich. Dresden: Annoncen- Lureau'S Haasenstein L Vogler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig Rudolph Moste, Haasenstein L Vogler. Berlin: Tentralannoncenbureau für s Smmtliche deutsche Zeitungen. Nuswärttge Annoncen-Austräge -b —i > - > > > von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Wxpvet. ck»« : : —»— 4. Januar 187S. Sonnabend. AeitemgMe. PulSnitz Außer Kurs gesetzte Noten. Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß die Noten nachstehen der Banken außer Cours gesetzt sind: Anhalt-Dessauische Landesbank, bayrischeHypotheken-und Wechselbank, Bremer Bank (st 20 kommunalständischc Bank für die preußi sche Oberlausitz, Geraer Bank-Gothaer Privatbank, Leip ziger Bank, Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie, Lü becker Privatbank, niedersächsische Bank zu Bückeburg, preußische Bank (100 Nitterschaftliche Privatbank in Pommern, Rostocker Bank, Weimarische Bank. Pulsnitz, 2- Ian. Am gestrigen Tage beging der Kammerdiener des Herrn Klostervoigt von Posern, Herr Gottlieb Garten, sein 50jähr. Dienstjubiläum. Der Jubilar wurde seitens der von Posern'schen Familie aufs reichlichste beschenkt. Möge cs Herrn Garten ver gönnt sein, noch recht lange seines Amtes walten zu können. Kamenz. Am 28. Decbr. fand ein Bezirkstag im Sitzungssaale der hiesigen königl. Amtshauptmannschaft vor dem Hrn. Amtshauptmann Schäffer statt. Die Tagesordnung betraf: Wahl zweier Kommissare für Quartierleistungsangelegcnheiten und der Stellvertreter für dieselben; Bericht über ein Reservistendarlehn; Be schlußfassung über Prämiirung von Dienstboten; Bericht über die Bezirksarbeitsanstalt; Ablegung der Jahres rechnung pro 1877/78 und die Feststellung des Haus haltplanes für 1879. Kamenz. Am 30. December früh Uhr ist auf bis jetzt noch unermittelte Weife.in Röhrsdors in der Scheune des Gutsbesitzers Friedrich Sicker Feuer ausge brochen, wodurch dieselbe, die Häuslernahrung Gottlieb Haase's und das Wohnhaus mit Scheune des Schmieds Gotthelf Anders total niedergebrannt sind. — Der Raubmörder Kluge, welcher zu lebensläng licher Zuchthausstrafe begnadigt worden war, ist in diesen Tagen in Waldheim an der Lungenschwindsucht verstorben. (D. N) Berlin. Wie bekannt, tritt mit dem 1. Januar 1879 ein neues Frachtbriefformular in Kraft. Diese Anordnung hat, wie man der „N. A. Z." von zuständ iger Seite mittheilt, zu mehrfachen Anfragen Veranlaß- ung gegeben. Es erscheint daher zur Vermeidung von Mißverständnissen angezeigt, darauf aufmerksam zu machen, daß durch die Bekanntmachung des Reichs kanzlers außer dem Formulare selbst und der damit zu sammenhängenden Bestimmung wegen der Stelle, an welcher der Ausdruck der Firma des Absenders gestattet ist, — Aenderungen der betreffenden Vorschriften des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands UM eingetreten sind und insbesondere die auf die Stempelung der Frachtbriefe bezügliche Bestimmung da- selbjt in Kraft geblieben ist. Ueber den Herzog von Braunschweig heißt es in einem »Braunschweig und Preußen" überschriebenen Ar tikel der „A. A. Z ». Herzog nun ist viel zu gerecht, unparteiisch und objektiv in seinem Verhalten dem Lande gegenüber, um unbeliebt zu sein; er ist aber wieder zu unsichtbar und zu zurückhaltend/ um populär zu sein. Diese seine Zurückhaltung hat er auch auf die Regelung der Erbfolge ausgedehnt und darüber sind feine Unter- thanen unzufrieden. Er hätte bei seinen intimen Bezieh ungen zu der hannoverschen Familie nach dem Wunsche der Braunschweiger auf den Prinzen Ernst August einen energischen Druck ausüben, ihm womöglich, für den Fall, daß derselbe nicht mit Preußen pactiren wolle, mit Ent erbung auch in Bezug auf das Privatvermögen drohen, möglicherweise selbstständige Verhandlungen mit Preußen versuchen sollen. Da dies alles aber dem Charakter des Herzogs widerstrebt haben würde, vielleicht auch, weil er selbst noch nicht alle Hoffnung auf eine Wiederher stellung des Königreichs Hannover aufgegeben hat, so ist von alle dem nichts geschehen. So erlebt die Welt das sonderbare und gewiß seltene Schauspiel, daß wir einen Souverän und seinen Staat vor uns haben, deren beider seitiger heißester Wunsch die Gewinnung einer geord neten Thronfolge ist, daß auch ein berechtigter und völlig geeigneter Thronfolger vorhanden ist, der noch dazu sehr gern succediren möchte, und daß dennoch sämmtliche be- theiligte Factoren nicht das Geringste thun wollen oder können, um diese Thronfolge wirklich herbeizuführen. Und was wird die Folge sein? Der Erbprinz Ernst Au gust wird durch fortgesetzte Nichtanerkennung der Reichs- Verfassung sich als deutscher Bundesfürst unmöglich machen und — Preußen wird das Herzogthum über nehmen müssen. Wenigstens neigt die Entwickelung der Dinge nach dieser Seite." Wien, 30. Decbr. Das in London erscheinende, von hier inspirirte officiöse „Easternbudget" vertheidigt in seiner jüngsten Nummer die Politik des Grafen An- draffy bezüglich der Ablehnung der gemischten Besetzung Ostrumeliens. „Daß eine solche nothwendig werden mag, beweist, wie unvermeidlich Oesterreichs Vorgehen gegen Bosnien war; Angesichts der Ereignisse in der Türkei seit dem Kongresse ist es klar, daß Oesterreich selbst mörderisch übereilt gehandelt hätte, seine Macht zur Er haltung einer Staatsorganisation zu gebrauchen, die zu schützen ganz Europa sich vergeblich bemüht." In hies. politischen Kreisen interpretirt man dieses Kommunique dahin, daß die Okkupation Bosniens erst ein Anfang der österreichischen Aktion und daß diese erst bei Salonichi eine Grenze finden werde. Roms 30. Dec. Durch ein Dekret wird die Einfuhr von Rindvieh aus Deutschland verboten. Bern. Der Berner „Bund" sagt am Schluffe einer Skizziruug des Zoll- und Steuer-Reformprojectes des deutschen Reichskanzlers: „Das neue Zollproject Bis- mark's zielt ab auf die Einführung allgemeiner Einfuhr zölle nach dem Gewichte der Waaren, also desjenigen Zollsystems, welches die Schweiz bei ihren Grenzzöllen von jeher zur Anwendung gebracht hat und auf welchem auch der neue schweizerische Zolltarif beruht." Paris. Bei einem Banquet, welches Angehörige des Handelsstandes am Dienstag Abend in Paris zu Ehren Gambettas veranstal»eten, hielt derselbe eine Rede in der er die Zuversicht aussprach, daß die republikanische Partei bei den Neuwahlen für den Senat am 5. Januar d. I. den Sieg davontragen werde. Am Schluffe der Rede bemerkte Gambetta noch: „Wir haben uns nur damit zu beschäftigen, eine französische Republik herzu stellen. Wir wollen nicht unsere Theorien m das AuS- and tragen (tairs exxortation), wir sind nicht damit betraut, für den übrigen Theil des Erdballs zu denken und zu handeln. Lassen sie uns eine Musterregierung Herstellen, die in keiner Weise den früheren Negierungen gleicht, die zum Wohle der Fra'.zoscn und nur für diese allein da ist. Petersburg. Ueber die Verluste des russischen Heeres während des letzten Feldzuges werden folgende Angaben gemacht: Auf der Balkanhalbinsel sind 129,471 Mann den Waffen des Feindes oder Krankheiten erlegen. 120,950 Mann sind als krank oder verwundet nach Rußland zu rückgeschickt worden, von denen 42,950 gestorben sind. Die Gesammtzahl der Todten beträgt sonach 172,400 Mann, wobei die gleichfalls sehr schweren Verluste der Russen in Kleinasien nicht mit in Rechnung gezogen sind. London, 30. Decbr. Laut amtlichen Telegramms des Vicekönigs vom heutigen Tage meldete Cavagnari am Freitag von Jellalabad, über Schir Ali oder Jakub Khan sei nichts weiter bekannt. Die „Times"-Nachricht von Jakub's Eintreffen in Jellalabad ist daher wohl ver früht. Der Vicekönig meldet weiter, der Khan von Khelat habe den Wunsch ausgesprochen, sich an der Be wegung gegen Kandahar zu betheiligen, und werde seinen Sohn als seinen Vertreter ins englische Lager absenden. London. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, daß die englische Regierung fortwährend die Möglichkeit größerer Kämpfe ins Auge faßt, so kann man diesen Be ¬ weis in ihrem Verfahren bei der jetzigen Truppenwer bung finden. Die Rekrutirungsberichte melden, daß die vom Parlament festgesetzte Zahl Soldaten sich schon ge stellt hat. Gleichwohl ist unter' Anderem Befehl an die Werber ergangen, die Listen nicht zu schließen, son dern noch weitere Angebote entgegenzunehmen, obgleich dadurch eine zeitweilige Vermehrung des Heeres über das gesetzlich bestimmte Maß hinaus erfolgen würde. Streng genommen ist dies unzulässig: man wird indessen ohne Zweifel eine Form der vorläufigen Rekruten - An nahme wählen, die der Verfassung entspricht. Da das Parlament auf den 13. Februar vertagt worden ist, vielleicht aber noch früher wieder einberufen wird, so kann diese Sache leicht richtig gestellt werden. Auch die konservative Partei hält auf genaue Wahrung der Gesetzesbe stimmungen ; kein Minister dürfte es wagen, nach Art gewisser festländischer Kabinete in die Verfassung Bresche zu legen. Disraeli selbst sagte einst 1859: „Wenn das Unterhaus seine Macht gegenüber der Vollzugsgewalt des Landes verlöre, was geschähe dann? Wir fielen in ein bureaukratisches System zurück und wir fänden uns, nach all unseren Kämpfen, in derselben Lage, aus der wir uns 1640 herauszuarbeiten hatten. Die Regierung würde unter solchen Umständen durch einen Hofminister, vielleicht durch einen Günstling des Hofes, geführt wer den." Dies sind Worte, die in manchem Staat jenseits des Kanals liberal klingen mögen; in England verstehen sie sich auch bei einem Tory von selbst. — Die afghanische Verwickelung ist doch noch nicht zu Ende. Nach einem Telegramm des „Standard" aus Bombay vom 30. d. bereitet der Gouverneur von Kan dahar eine energische Vertheidigung des Platzes vor und hat eine Massenaushebung der Einwohner angeordnet. Der Tanz kann also von Neuem losgehen. — In London ist eine Tombola (Verloosung) zu Gunsten der Familien der ausgewiesenen deutschen So zialisten und Jnhaftirten veranstaltet worden, die gegen 1300 Franks eingebracht haben soll. Bekanntlich sind dort. bereits ähnliche Verloosungen für die nach Neukale donien deportirten Pariser Kommunards veranstaltet worden. — Schon wieder ist von einem jener betrübenden Unfälle zu berichten, an denen das vergangene Jahr so reich war. Der Schauplatz des Unglücks war der nördl. Theil der Dardanellenstraße. Am 17. Dec. Nachts stieß nämlich während eines heftigen Sturmes, der sich über das ganze Marmara-Meer erstreckte, der der Marseiller Schifffahrtsgesellschast „Frayssinet" gehörige Dampfer „Byzantin" mit dem englischen Dampfer „Rinaldo" aus Hull zusammen und ist der „Byzantin" alsbald gesunken. Von den an Bord befindlichen 150 Personen sind nur 14 gerettet, darunter der Arzt, der erste Lieutenant und ein Maschinist. — London bedeckt gegenwärtig einen FiLchenraum von 3 deutschen Qu.-M. und hat nahezu 4,000,000 Ein wohner, darunter 100,000 Ausländer aus allen Ländern der Erde. Man behauptet, daß es in London mehr Ka tholiken gebe als in Rom, mchr Juden als in Palästina, mehr Irländer als in Dublin, mehr Schotten als in Edinburg. In London findet im Durchschnitt in je 5 Minuten eine Geburt, in je 8 Minuten ein Todesfall statt. London. Der afghanische Krieg ist so gut wie zu Ende. (?) Der Emir, Rußlands Alliirter, befindet sich in Gesellschaft der russischen Mission auf der Flucht nach Balkh, also auf dem Wege nach Turkestan, die Armee Schir Ali's hat sich aufgelößt, und die afghanische Be völkerung denkt nicht daran, ihren Fürsten zu unter stützen. Sie erhebt sich vielmehr gegen die Autorität des Emirs und komnit den siegreichen Kolonnen der Eng länder überall freundlich entgegen. Das Prestige Groß britanniens, das durch die Maul Wurfsarbeit der russischen Regierung in Central-Asien bereits kompromittirt war, erglänzt aufs Neue, und die Kaiserin von Indien kann beruhigt ihre Hand zur Wiederherstellung des Friedens