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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prWiiiimvranä». Ämeiger für Inserate werden bis spätesten« Mittags de« vorhergehenden Tages des Erscheinen« erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2S.Sonnabend, den 6. März 1880.5. Jahrg. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Viehmarkt wird Freitag den IS. März e. abgehalten. Stättegetd wird nicht erhoben. Zwönitz, am 1. März 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Bekanntmachung. Die diesjährige Frühjahrs-Control-Bersammlnng für die Mannschften der Stadt Zwönitz erfolgt am I«. März v. Bormittags IO Uhr im Hnßler'schen Garten in Stollberg. Da Gestellungs-Ordre nicht mehr ausgeschickt werden, so hat jeder Mann vorstehender Bekanntmachung gleich einer Ordre Folge zu leisten, widrigenfalls er sich die Bestrafung nach den Militärgesetzen zu gewärtigen hat. Zwönitz, am 1. Mürz 1880. Schönherr, Bürgermeister. Bekanntmachung, Schntz der Sing- und Waldvögel betr. Nach Eintritt der wärmeren Jahreszeit und erfolgten Rückkehr der Bögel dürfte voranszufetzen sein, daß das unbefugte Weg- und Einfangen von Sing- und Waldvögel auf hiesigen Fluren sich wiederholen wird. Um diesem zeither alle Jahre wiederkehrenden Unfug mit Nachdruck entgegentreldn zu können, richte, ich an Jedermann das dringende Ersuchen, mir jede wahrgenominene Uebertretung umgehend mitzutheilen. Nur unter Mitwirkung des Publikums ist es der Polizeibehörde möglich, Zuwiderhandelnde zur gehörigen Bestrafung ziehen zu können. - Zwönitz, am 1. März 1880. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Deutschland. Das Beglückwünschungsschreiben des Kaisers Wilhelm an den Kaiser Alexander zu seinem Negierungs-Jubiläum wird sehr verschieden ausgelegt. Während einige Blätter in dem selben ein Zeichen der innigen Freundschaft beider Monarchen und die Befestigung der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland erblicken, legen andere Blätter ein Gewicht darauf, daß das Schreiben von dem Fürsten Bismarck zwar contrasignirt ist, aber von freundschaftlichen Beziehungen beider Reiche in diesem Schreiben nicht die Rede ist. Die Wiener „Presse" meint dazu: Wir haben hier also ein ziemlich unverblümt abgefaßtes, vom deutschen Kaiser eigenhändig uiedergeschriebenes, vom deutschen Reichskanzler gegen gezeichnetes, im russischen „Negierungs Boten" publizirtes Document, aus dem sich heraus lesen läßt, daß die alte Freundschaft beider Kaiserreiche nunmehr „auf vier Augen" ruhe. Italien. Die Antworts-Adresse der italienischen Deputirten- kammer auf die Thronrede enthält folgende bemerkenswerthe Stelle über die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten: „Die Kammer empfängt mit Vergnügen die Nachricht von der Freundschaft, welchen die übrigen Mächte Italien entgegen bringen. Wir werden uns darum mit „rascher Entschlossenheit, ohne Prahlerei und ohne Be fürchtungen mit den Gesetzvorschlägen zur Vollendung der militäri schen Rüstungen" befassen können. Italien will stark und klug bleiben: stark um die eigenen Rechte geachtet zu erhalten, klug, weil es durch die Achtung der Rechte Anderer, durch das Erfüllen feiner Ver sprechungen und der auf das Land gesetzten Hoffnungen forisahren wird, ein Element der Eintracht und eine Stütze der Sicherheit für Europa zu sein." Die Negierung läßt die Grenzen recognosciren, als wenn die österreichische Armee bereits in Anmarsche wäre. General Pianell berichtet, daß die südtirolischen Terrainverhältnisse das Vorrücken großer österreichischer Heeresmassen nicht gestatten, und daß Oesterreich seine Operationsbasis nicht im Etschthale suchen kann. General Pianell räth um so dringender die Sicherung der Ostgrenze an, damit der strategische Aufmarsch der italienischen Armee ungestört vollzogen werden kann. Belgien. Während Aller Blicke nicht ohne Beängstigung gen Petersburg gerichtet waren, wo der Festtag von den Verschwörern verwegen als Datum neuer Greuelthaten im Voraus bezeichnet wor den, ohne daß indeß die Kunde irgend eines Gewaltactes bekannt geworden, kommt aus Belgien, dem glücklichen Lande, von dem so wenig gesprochen wird, die gänzlich unerwartete Kunde von einem Attentat auf die Königin. Der Telegraph meldete lakonisch, daß am Dienstag Abend nach Schluß der Vorstellung im Dlioatro äs la inomraiö eine heftige Detonation in dem Augenblicke erfolgte, in welchem der Hofwagen, in dem sich die Königin befand, um die Ecke der Nue Ecuyer bog. Es verbreitete sich das Gerücht, daß auf den Wagen der Königin geschossen worden sei. Die sofort angestellte ! Untersuchung ergab, daß es sich um die Explosion einer Petarde ! handelte, welche von einem Individuum geworfen worden war. Es ivar im Vorhinein kaum auzunehmen, daß man es hier mit einem Mordanschlage politischer Natur zu thun habe, da die Königin dem politischen Leben völlig fernsteht und sich einer außerordentlichen Popularität erfreut. Jetzt hat der belgische Justizminister der belgi schen Kammer erklärt, daß kein Anschlag auf das Leben der Mo narchin vorlag, keine Orsinibombe, keine Petarde geworfen wurde. Wir sind gespannt auf die Aufklärung dieses Unglücksfalles, der eine so frappante Aehnlichkeit mit einem Attentat hatte. Rußland. Die Attentate in Petersburg nehmen kein Ende, am Mittwoch ist wieder in Petersburg geschossen morden; der zweite März ist ruhig vorttbergegangen, aber der dritte hat nachgeholt, was die Nihilisten am zweiten versäumt haben, wozu sie am Tage des Regierungsjubiläums keine Gelegenheit fanden. Nicht der Kaiser, sondern Derjenige, auf den die volle Gewalt des Czaren überge gangen ist seit dem letzten Ukas, ist dieses Mal das Ziel eines Revolvers gewesen. Aus der Straße hat man auf den Grafen Loris-Melikoff Mittwoch Nachmittag in der vierten Stunde geschossen, als dieser vor seinem Hause aus dem Wagen stieg. Der Graf ist unversehrt, die Kugel durchstreifte nur den Paletot. Der Graf er griff den Attentäter selbst, der noch einen Fluchtversuch machte, bei dem sich ober ein Junge ihm entgegenwarf, so daß er zu Boden stürzte, worauf die Verhaftung erfolgte. Der Großfürst-Thronfolger, die Großfürsten, der Fürst von Bulgarien, der Herzog von Edinburgh und zahlreiche Würdenträger haben dem Grafen Loris-Melikoff so fort ihren Besuch abgestattet. Das Attentat auf dem Grafen Loris- Melikoff ist die erste Frucht des neuen Schreckensregimentes. Wie