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Bis '/-ID Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S-, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, FriedcrSdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L- Försters Erben (3uh. Z. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Nummer 126 Montag, de« 2. Juni 1SIK 82. Jahrgang Amtlicher Teil. Oeffenüiche Stadtverordneten - Sitzung am Mittwoch, de« 4. Juni 1930, abends ^/,8 Uhr im -rotzen Sitzungssaal« de» Rathause». Tagesordnung: l. Kenntnisnahmen, ll. Beratungen und Beschlußfassungen: 1) Beihilfe aesuch des Verein» für das Deutschtum im Auslande. 2) Beihilfegesuch des Saaroereins. S) Nahrungsmittelltontrolle betr. III. Eventuelle Anfragen und Anträge. Hieraus nichtöffentliche Sitzung. Pulsnitz, den 30. Mai 1930. Karl Zimmerman«, Vorsteher Ankündigungen aller Art in dem „Pulsnitzer Tageblatt" find von denkbar bestem Erfolg. Das Wichtigste Reichskanzler Dr. Brüning empfing am Sonntag Vertreter der christ» lichen Gewerkschaften au» dem westdeutschen Industriegebiet. Am Sonntag ist, wie »in Berliner Blatt aus Lübeck meldet, wieder ein mit dem Calmetteverfahren behandelte» Kind gestorben. Die Zahl der Toten hat sich damit auf 23 erhöht. Dem Düsseldorfer Massenmörder sind bisher 25 Verbrechen, darunter S Morde und 15 RaubüberfSlle nachgewiesen worden. Kürten hat zugegeben, daß er «ine neue Reihe von Morden und anderen Ver brechen geplant habe. Die gemischte deutsch-polnische Kommission in Neuhöfen hat sich aus Dien»tag vertagt. Inzwischen sollen die Sachverständigen au» Ber lin und Warschau Erhebungen anstellen. An der Danzig-polnischen Grenze hat sich durch die Verhaftung eine» Danziger Ehepaare» durch polnische Beamte ein Zwischenfall ereig net. Die Danziger Regierung hat in Warschau einen diplomatischen Schritt eingeleitet. Der schwedische Reichstag hat die von der Regierung geforderte Er höhung der Getretdezölle abgelehnt. Da» Kabinett wird infolgedessen heute, Montag, zurücktreten. Snlliche and MW« AiMikgenyttlen Im Brachmond. Den lieblichen Wonnemond haben wir hinter uns gebracht und find in den Juni eingetreten, den wir im Deutschen auch den Brachmonat nennen, weil in ihm — bei Drei felderwirtschaft — das Brachfeld bearbeitet wird. Auch der Brachmond zeigt die Natur in voller Entwicklung und aus der Höhe ihres Schaffens. Bis jetzt können wir zufrieden fein, das Wachstum läßt sich gut an, und Hoffnung auf Segen erfüllt die Herzen. Doch mahnt uns leise schon der Juni an den Abstieg, an das Absterben — wir haben am 21. Iuni Sommersanfang und den längsten Tag, gleichzeitig mtt ihm auch die Sommer- und Sonnenwende, die den Ab- stieg einleitet: .Nuri die Sonne soll vollenden ihre längste, schönste Bahn, Wie sie zögert, sich zu wenden nach dem Stillen Ozean! Ihrer Göttin Iugendneige fühlt die ahnende Natur, Und mir dünkt, bedeutsam schwelge rings die abendliche Flur/ So wird denn auch schon mit einem Teil der Ernte we nigstens begonnen, die Heuernte setzt gegen Ende des Monats ein, und man darf hoffen, daß nach dem jetzigen Stande der Wiesen ein Futter von besonders guter Nähr- kraft erzielt wird. Vorläufig aber zwitschert noch die Lerche fröhlich über den Feldern, steigt zum blauen Himml empor, und erfüllt das Menschenherz mit Lust. Nennt man die Lerchen doch auch Letterkünder für die Jahreszeit. Außer dem Getreide blüht nun auch die Weinrebe, die uns mit ihrem aufdringlichen, aber süßen Duft erfreut. Die Zeit der Rebenblüte ist da und wir wollen hoffen, daß — wie des Landmannes — so auch des Winzers Müh' versüßt rmrd. Beide lebensnotwendigen Berufsstände haben heutzu tage schwer zu kämpfen, und so sei der Wunsch für unsere Winzer, daß ihr Erzeugnis auch freudige Abnehmer findet, damit ihre Mühe gelohnt wird. Noch einige andere Ramen hat der Juni, man hat ihn den Johannismonat genannt, weil in ihm der Johannistag am 24. fällt, dem manche wirtschaftliche Bedeutung zukommt. Eine besonders schöne Bezeichnung aber ist die des Rosen man a t: „Noch sind die Tage der Rosen / schmeichelnde Lüft chen umkofen / Busen und Wangen uns heut. / „Brüder, genießet die Zeit!" GenGießt sie, solange Mutter Natur in ihrer ganzen Fülle und Kraft uns so nahetritt, wie im sechsten Monat des Iahreslaufes, dem Juni oder Brachmonat. Pvlsvltz. Obstbau. Der Schädlings- und Krank- heitsbesall unserer Obstbäume ist in diesem Jahre nach dem milden Winter überaus groß. Die nur wenig ausgeführte Winterbehandlung der Obstbäume mit Obstbaumkarbolineum war gegen das Heer von Raupen sFrostspanner, Knospen wickler, Blattschab«) in der Wirkung nicht ausreichend, so daß Der Zeppelin-Besuch in Lakehurft Der „Los Angeles" fliegt dem Luftschiff entgegen — Unheurer Jude! der Bevölkerung Lakehurst. Das Luftschiff „Gras Zeppelin' ist am letzten Sonnabend um 12.26 Uhr mittags Berliner Zeit aus dem Flugplatz Lakehurst glatt gelandet und wurde in die Halle gezogen. Angesichts der frühen Morgenstunde (6.47 amer. Zeit) und der Tatsache, daß die Zeppelin-Landung erst für Sonntag vorgesehen war, war nur eine verhältnis- mähig kleine Menschenmenge auf dem Flugplatz, die in ganz unbeschreiblichen Jubel ausbrach, als das Luftschiff, von den Strahlen der Morgensonne übergossen, am Horizont er schien. Die Landungsmannschasten befanden sich die ganze Zett in Alarmbereitschaft. Die Halle und der Flugplatz wur den die ganze Nacht von Scheinwerfern erleuchtet, um dem Zeppelin den Weg zv weise« und ihm eine sofortige Lan dung zu ermöglichen. Das Luftschiff „Las Angeles" war in der Nacht zum Sonabend aufgestiegeu und dem „Graf Zeppelin" entgegengesloge«. lieber der Stadt Pinewood begegneten sich die beiden Luftschiffe und senkten zum Gruß voreinander ihre Spitzen. Eine Ehreneskorte von fünf ame rikanischen Flugzeugen geleitete de« „Gras Zeppelin" nach Lakehurst. Die Fahrtroute Pernambuco — Lakehurft. In 69 Stunden von Pernambuco nach Lakehurst. Nach seinem Eintreffen über dem Flugplatz von Lake hurst ging der Zeppelin sogleich zur Landung über. Die Landungsmannschaften, Matrosen in kakifarbenen Unifor men, ergriffen die Seile und brachten das Luftschiff 200 Meter vor der Halle zum Halten. Die Zuschauer brachen in brausende Hochrufe auf das Luftschiff und seine Besatzung aus. Beim Ablassen des Wafserballastes wurden einige Zu schauer, die sich zu nahe an das Schiff herangewagt hatten, bis auf die Haut durchnäßt. Jedoch konnte dieser Zwischen fall die Begeisterung nicht abkühlen. Um 1.09 Uhr Berliner Zeit erreichte der Bug des Luftschiffes die Halle. Der Zep pelin hat für die Strecke Pernambuco—Lakehurst 69 Stun den benötigt. Der Zeppelin wird am Montag 22 Uhr ame rikanischer Zeit zum Weiterflug starten. Wie vr. Eckener mitteilte, hat der Zeppelin eine schwere Sturmfahrt hinter üch. Ueber dem Atlantik brausten schwere Regenstürme, die die Fahrtgeschwindigkeit des Zeppelins stark verhinderten. Kurz vor dem Anbringen des Luftschiffes „Graf Zep pelin" an den Ankermast trug sich ein schwerer Unfall zu, bei dem bedauerlicherweise ein Marinefoldat von der Landemannschaft schwer und mehrere andere leicht verletzt wurden. Eine heftige Bö riß das Luftschiff sieben bis acht Meter in die Höhe. 15 Marinesoldaten wurden dabei an den Haltescilen mit hochgerissen und schwebten so eine ganze Zeitlang in der Luft, bis sie sich nicht mehr halten konnten und absprangen. Für Revision der Poung-Zahlungen. Weimar. In dieser Woche wird die nationalsozialistische Fraktion des Thüringer Landtages drei wichtige Anträge einbringen, die, wenn irgend möglich, noch vor der Sommerpause des Landtages beraten werden sollen. In dem ersten Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, sich im Reichsrat dafür einzusetzen, daß angesichts der fort schreitenden Wirtschaftskrise in Deutschland die Reichsregie rung mit den Ententestaaten VerhandlungenzurRe- vision der Young-Zahlungen aufnimmt, bevor die Wirtschaftskrise in Deutschland zum Chaos führe. In dem zweiten Antrag wird die Regierung aufgefordert, Ver handlungen mit der Kirche zu dem Zweck aufzu- nehmen, daß die Kirche etwa ein Drittel der Beträge, die sie vom Lande Thüringen erhält, für Zwecke der christlichen Liebestätigkeit, soziale Fürsorge und Steuerung der wachsen den Not verwendet. Schließlich wird gefordert, daß die Thüringer Landesspende zu einer dauernden Einrichtun gemacht wird. Thüringen poteftiert gegen Sperrung der Reichszuschüffe Weimar. Das von dem Reichsinnenminister vr. Wirth angedrohte Schreiben mit dem Ersuchen, den Beschluß über die Anstellung der Polizeidirektore« rückgängig zu machen, ist in Weimar eingetroffen. Da in der Presse unrichtige Mitteilungen ge macht wurden, nahm Minister Baum Gelegen heit, zu den vom Reichsinnenministerium herausgegebenen Mitteilungen über die Länderkonferenz Stellung zu nehmen. Nach Ansicht des Thüringer Staatsministeriums ließe die Rechtslage eine Sperrung der Reichszuschüsse aus dem von Minister Wirth angegebenen Grunde nicht zu. Einmal würde das den klaren Bestimmungen des 8128 Absatz 1 der Reichs- Verfassung widersprechen. Dann aber würde die Sperre auch gegen die zwischen dem Reich und den Ländern vereinbarten „Grundsätze über die Gewährung eines Reichszuschusses für polizeiliche Zwecke" verstoßen. Es bestehe auch kein Anlaß, daran zu zweifeln, daß die vom Reich beanstandeten Be amten ihre Aemter entsprechend den Grundsätzen un parteiisch verwalten würden. Der von den Beamten auf die Reichsverfaffung ge leistete Eid biete die Gewähr dafür, daß sie ihr Amt gemäß 8 130 der Reichsverfaffung als Diener der Gesamtheit, nicht einer Partei, führen werden. Den Ländern stehe ein Recht auf Reichszuschüsse zu. Eine Aenderung oder Ergänzung der Vereinbarung könne nur mit ihrem Einverständnis erfolgen. Der Anlaß, aus dem das Reich das Recht zur Sperrung der Zuschüsse an Thüringen herleite, sei auch viel zu unbedeutend, als daß man in ihm eine Gefahr für die Sicherheit des Landes und des Reiches erblicken könne. Sollte die Sperrung wider Erwarten doch erfolgen, würde sich das Staatsministerium gezwungen sehen, die Entscheidung des Staatsgerichtshofes^ herbeizuführen. Im Zusammenhang mit der Erklärung, daß der Anlaß, aus dem das Reich die Sperrung der Zuschüsse an Thüringen' herleitet, viel zu unbedeutend sei, stellte Staatsminister Baum außerdem fest, daß von den sechs für die Stellen der Polizei direktoren in Aussicht genommenen Beamten nur einer ein getragenes Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei sei. ,