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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Hmi-t- imd Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgertchtsbezirk Pnlsnttz und die Gemeinde Ohorn ^iese Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzliche« Ennn» HW» FrierMge. Der BeMgLprei» beträgt bet Abholung wöchentlich 45 Stpf., bet Sirfenmg frei Hau» ^0 Rpf., Postbezug monatlich LSO RM. Im Falle höherer Gewalt stmsttger BetriebSstSrungeu hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreise«. — Preise und Nachlaßsütze Lei Wiederholungen »ach Preisliste Nr. S — Für baS Erscheinen von Anzeigen in bestimmt« Nummern und an Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts- gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kadenz Nr. 270 Donnerstag, den 19. November 1936 88. Jahrgang bestimmt« Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den TvscheinungStag« bi» oorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr k Hoffman». Druck: Karl Hoffmann m Gebrüder Mohr. Hauptschristletter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv^ Walter Hoffmann, PulSnttz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSuitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnttz. D. A. X-: 2250. Geschäftsstellen: Albertskaße 2 und Adolf-Httler-Straße 4. Fernruf 518 und 5t» Regierung Franco anerkannt Der deutsche Geschäftsträger in Alicante abberufen ' Nachdem die Regierung des Generals Franco vom größten Teil des spanischen Staatsgebietes Besitz ergriffen hat, und nachdem die Entwicklung in den letzten Wochen immer deutlicher gezeigt hat, daß in den übrigen Teilen Spaniens von der Ausübung einer verantwortlichen Re- gierungsgewalt nicht mehr die Rede sein kann, hat sich die Reichsrcgierung entschlossen, die Regierung des Generals Franco anzncrkenncn und zur Aufnahme der diplomati schen Beziehungen einen Geschäftsträger bei ihr zu be stellen. Der neue deutsche Geschäftsträger wird sich als bald an den Sitz der Regierung des Generals Franco be geben. Der bisherige deutsche Geschäftsträger in Alicante ist abberufen worden. Der Geschäftsträger der früheren spanischen Regierung hat Berlin aus eigenem Entschluß bereits Anfang November verlassen. Italien folgt dem Beispiel Deutschlands Inzwischen hat auch die faschistische Regierung Ita liens beschlossen, die Regierung des Generals Franco anzuerkennen und sofort einen Geschäftsträger zur Auf nahme der diplomatischen Beziehungen zu entsenden. Der gegenwärtige Geschäftsträger ist abberufen worden. * Mit der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in dem weitaus größten Teil Spaniens hat die nationale Regierung den Beweis erbracht, daß sie Willens und auch fähig ist, dem bolschewistischen Schreckensregiment ein Ende zu machen. Alle aufbau- und ordnungsliebenden Elemente des spanischen Volkes haben sich um die Fahne Francos gesammelt und den Kampf gegen das rote Untermenschentum erfolgreich ausgenommen. Ein Bollwerk nach dem andern wird den Roten entrissen, und auch die Hauptstadt wird in kürzester Frist befreit sein. Ohne sich um das Schicksal der dem Terror der roten Milizen Preisgegcbenen Bevölkerung Madrids zu kümmern, hat sich die „Regierung" Caballero schon vor Tagen aus dem Staube gemacht. Von einer verantwortlichen Regierungs gewalt kann also in dem von den Nationalisten noch nicht besetzten Teil Spaniens keine Rede mehr sein. Indem Deutschland und Italien die Regierung Franco anerkannt haben, tragen sie der Entwicklung der Lage in Spanien Rechnung. Im Interesse der vielgeprüften Bevölkerung Spaniens wäre es zu wünschen, daß es der Regierung von Burgos so rasch wie möglich gelingen möge, den bolschewistischen Brand in der Südwesteckc Europas end gültig zum Erlöschen zu bringen. Blusige StrabenlSuWse Muster-Gefängnis und Montana-Kaserne in Flammen. Nach den von der Madrider Front vorliegenden Mel dungen haben die nationalen Truppen bei ihrem Angriff auf die Innenstadt weitere Fortschritte gemacht. Am frühen Dienstagnachmittag befanden sich die Nationalisten im Stadtviertel von Arguelles. Die nationalistischen Tanks rückten daraufhin bis zur Ruperto Chapi vor. Beim Morgengrauen des Mittwoch begann sodann der weitere Vormarsch, und dauernd finden blutige Straßenkämpfe statt. Die Lage der Stadt wird von Stunde zu Stunde unhaltbarer. Sämtliche Eisenbahnlinien befinden sich in Händen der Nationalisten, und der einzige Ausweg, die Eisenbahnverbindung mit Valencia, liegt unter dem Feuer der Artillerie des Generals Franco. Die heftige Beschießung der Widerstandsnester der Marxisten, die sich in zahlreichen Häusern und zum Teil in den geschichtlich berühmten Palästen der spanischen Hauptstadt verbarrikadiert haben, dauert unvermindert an. Gleichzeitig führen die nationalistischen Bombengeschwa der fortgesetzt neue Luftangriffe aus die spanische Haupt stadt durch. Sie warfen auf mehrere Stadtteile schwere Bomben, die zahlreiche Explosionen und Brände ver ursachten. An der Puerta del Sol, einem der Hauptplätze Madrids, und in den Straßen der Innenstadt stehen meh rere Gebäude in Flammen. Auch die stärksten marxisti schen Bollwerke im Nordwesten Madrids, das berüchtigte sogenannte Muster-Gefängnis und die Montana-Kaserne, standen bei Sonnenuntergang in Flammen, was nicht nur auf die Granaten und Fliegerbomben der nationalen Truppen, sondern auch auf Dynamitsprengungen der Roten zurückzuführen war. Die Verluste der roten Horden werden allein am Dienstag auf 2000—3000 geschätzt. Wie verlautet, konnten die Kolonnen des Oberstleut nants Ascencio, des Majors Barron und des Majors Batomau den Manzanares überschreiten und sich jenseits der Segovia-Brücke und der Pucnte-del-Rey-Brücke fest setzen. Nationaler Kreuzer beWebt tatalanWe Hälen Wie das „Journal" berichtet, ist der nationale Panzerkreuzer „Canarias" vor dem Hafenstädtchen Pala- mos an der katalanischen Küste erschienen und hat ein kleines spanisches Handelsschiff beschaffen und zum Aus laufen gezwungen. Anschließend hat der Kreuzer die kata lanischen Häfen Palafrugell und Escala beschossen. Die nationale Regierung in Burgos hat die auslän dischen Regierungen aufgefordert, ihre Schiffe aus dem Hasen von Barcelona zurückzuziehen, da die Burgos- Regierung entschlossen sei, mit allen Mitteln die Lan dung von Kriegsmaterial in diesem Hafen zu verhindern. Die Kämpfe um Madrid Nach den von der Madrider Front vorliegenden Mel dungen befanden sich die nationalen Truppen am frühen Dienstagnachmittag im Stadtviertel von Arguelles. Die nationalistischen Tanks rückten daraufhin bis zur Ruperto Chapi vor. Beim Morgengrauen des Mittwoch begann so dann der weitere Vormarsch, und dauernd fanden blutige Straßenkämpfe statt. Der Verkehr im Zentrum der Stadt ist fast unmöglich geworden. Die Lage der Stadt wird von Stunde zu Stunde unhaltbarer. Sämtliche Eisenbahnlinien befinden sich in Händen der Nationalisten, und der einzige Ausweg, die Eisenbahnverbindung mit Valencia, liegt unter dem Feuer der Artillerie. General Franco hat jedoch ange ordnet, daß die zahlreichen Flüchtlingskotonnen, die die Stadtoerlassen, verschont bleiben. Selbstmord Salengros Gastod des französischen Innenministers Der französische Innenminister Roger Salcngrv hat sich in seiner Wohnung in Lille durch Gasvergiftung das Leben genommen. Salcngrv, der in der Regierung der Volksfront erstmalig einen Ministerposten innchatte, Ivar wohl die am meisten umstrittene Persönlichkeit des fran zösischen Kabinetts. Er wurde bekanntlich seit Monaten von der Rechten wegen angeblicher Fahnenflucht vor dem Feind stark bekämpft. Die Beisetzung Salengros findet am Sonnabendnachmittag in Lille statt. Ministerpräsident Löon Blum hat sich nach Bekanntwerden des Todes Sa- lcngros entschloßen, unverzüglich nach Lille zu reisen. Als die Haushälterin des Innenministers am Mitt wochmorgen die Wohnung betrat, um ihren Dienst auf zunehmen, wurde sie auf starken Gasgeruch aufmerksam. Sie eilte sofort in das Schlafzimmer des Ministers, wo sie ihn tot im Bett ausfand. Innenminister Salengro hatte Tür und Fenster verstopft und dann einen Gas hahn geöffnet. Der Bruder des Innenministers gab der Presse fol gende Erklärung ab: „Mein Bruder war seit langer Zeit sehr mitgenommen, zunächst durch den Tod seiner Frau im Mai 1935, dann aber auch durch verschiedene Todes fälle, die sich kürzlich in unserer Familie ereignet haben. Sein Gesundheitszustand hat sich in der letzten Zeit noch verschlechtert. Der allgemeine Lügenfeldzug, der letzthin gegen ihn unternommen wurde, hat ihn verzweifeln lassen, obgleich nichts davon übriggeblieben ist. Er hat sich das Leben genommen." * Roger Salengro wurde 1890 in Lille geboren. Er besuchte die Gymnasien in Dünkirchen, Lille und später in Paris. An schließend studierte er die Rechte an der Pariser Universität. Sehr früh schloß er sich der Sozialistischen Partei in Lille an. Bei Kriegsausbruch ging Roger Salengro als Radfahrer des 235. Jnsanleric-Regiments an die Front. 1915 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschafi und kam kurz vor Beendigung des Weltkrieges über die Schweiz mit einem Transport Schwer verletzter nach Frankreich zurück. 1925 wurde er als Vertreter der Sozialistischen Partei zum Bürgermeister von Lille und im April 1928 erstmalig in die Kammer gewählt. Kurze Zeit später trat er als Mitglied in den Ständigen Verwaltungsausschuß der Sozialistischen Partei ein. In dieser Eigenschaft wurde er auch im Mai dieses Jahres in das Kabinett Leon Blum als Innenminister berufen. Als solcher hatte er mehrfach die Lohn- streitigkeiten zu regeln, die vor wenigen Monaten in Frankreich zu außergewöhnlich langwierigen Streiks führten. Bekanntlich wurde er seit Wochen von den Rechtsparteien wegen angeblicher Fahnenflucht im Oktober 1915 stark bekämpft. Dieser Vorwurf führte am vergangenen Freitag zu einer er regten Aussprache in der französischen Kammer. Dabei kam es zu einer Saalschlacht. Die Auseinandersetzung endete schließlich mit einer Entschließung der Kammer, in der zum Ausdruck kam. daß die Kammer den Feldzug gegen Salengro verurteile. Trotz dem setzte die französische Rechtspresse den Feldzug gegen Sa lengro fort. Sie vertrat dabei die Ansicht, daß noch eine ganze Anzahl dunkler Punkte im Soldalenleben Salengros unausge- klärt geblieben seien. Der deutsche Geschäftsträger in Paris hat sofort nach Bekanntwerden des Ablebens des französischen Innen ministers der französischen Negierung das Beileid der Reichsregierung ausgesprochen. Zum Selbstmord Salengro; Die Beisetzung Salengros findet am Sonnabend in Lille statt. Bei Kriegsausbruch ging Salengro als Rad fahrer des 235. Infanterie-Regiments an die Front. 1915 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam kurz vor Beendigung des Weltkrieges über die Schweiz mit einem Transport Schwerverletzter nach Frankreich zurück. 19W wurde er zum Bürgermeister von Lille und im April 1928 in die Kammer gewählt. Im Mai dieses Jahres wurde er in das Kabinett Leon Blum berufen. Bekanntlich wurde er seit Wochen von den Rechtsparteien wegen angeblicher Fahnenflucht im Oktober 1915 bekämpft. Dieser Vorwurf führte am vergangenen Freitag zu einer erregten Aussprache in der Kammer. Die Auseinandersetzung endete mit einer Entschließung, in der zum Ausdruck kam, daß die Kammer den Feldzug gegen Salengro verurteile. Trotzdem setzte die französische Rechtspresse den Feldzug gegen Salengro fort. Der deutsche Geschäftsträger in Paris hat fofort nach Vekanntwerden des Ablebens des französischen Innenmini sters der französischen Regierung das Beileid der Reichs regierung ausgesprochen. Kom; Absage an Paris Keine Beteiligung am Protestfchritt Geschäftsträger Blondel ist vom italienischen Außenminister Grafen Ciano empfangen worden Auf die Frage des französischen Geschäftsträgers, o^ Folien bereit sei, an einem kollektiven Protest gegen u-»! Kündigung der internationalen Flußschiffa'hrts- bestimmungen des Versailler Vertrages teilMnehmen, hat Graz Ciano eine verneinende Antwort erteilt.