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Amts- Md Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl.M. 1.50 einschließ! des „ollustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Ueichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthalusm Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die tleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Hel.-Kdr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibrnstock. L»8 —-s—i SV. Iahpga»-. ' Mittwoch, de« 18. Ium 181» Mittwoch, den 18. Juni 1913, nachmittag- 2 Uhr sollen in der Restauration .Zenlralhalle' hier folgende Sachen, nämlich: 17 Bände vrockhau- Konversation-lertk»«, 1 Pfeilerspie-el, 1 Tisch, 1 DoppelprUt, 1 Ardeit-tafet und 1 Copterprcsse an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 17. Juni 1913. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgericht-. Kaiserjubiliinmsseierlichltiten. Das prächtige Wetter hatte am gestrigen Mon tage, am Haupttage der Jubiläumsseieclichfeiten, schon in den allersrühesten Morgenstund-n Tausende auf die Beine gebracht, die nach dem Schlosse unter -?n Linden pilgerten, um etwas von oen Feierlichkeiten zu erspähen. Gegen 7 Uhr früh oersammelte sich im Keinen Schloßhof die Kapelle der „Maikäfer" mit ilh- ren Spielleuten, verstärkt durch die Spirlleut? des 2. und 4 Garderegiments. Ein Blick nach den Fenstern des Schlosses zeigte, daß lin Schlosse bereits reges Treiben herrschte. Mit dem Glockenichlag 7 Uhr setz te der Trommelwirbel ein und sie Kapelle spielte dm Choral: „Lobet den Herren, den mächtigen König dir Ehren!" In der Kuppel der Schloßkapell? Hatten die Trompeter des 2. Garde-Ulanen-Regiments Aufstel lung genommen, und bliesen vom Turme herab den Choral: „Nun danket alle Gott!" Nach dein Abzug der Musilkorps fanden sich etwa 7000 Schulkin der ans allen Volksschulen Groß-B?riinS, Knaben und Mädchen verschiedenen Alters unter Führung ih rer Lehrer auf dem Schloßhofe ein, um ihrem Kaiserein Ständchen zu bringen. In lautloser Stille harrte die groß? Kinderschar des Zeichens zum Beginn des Gesan ges Plötzlich geht ein Flüstern durch die Reihen der Kinder: der Kaiser und die Kaiserin hatten sich an einem Fenster gezeigt, während au einem anderen Fen ster die Prinzessin Viktoria Louis: und ihr GemaHl erschienen Des weiteren bemerkte man die Prin zen Oskar, Joachim und Adalbert von Preußen. Nach Beendigung des Ständchens drückte L"r Kaiser der kleinen Sängerschar seinen Dank mit solaenden Wor ten aus: „Ich danke Euch, liebe Kinder, Ihr habe Eure Sache gut gemacht, ich habe große Freude ge habt! Nach dem Ständchen nahm der Kaiser tue Glückwünsche der engeren Kamilien-Mitglieder entge gen Hieran schloß, sich eine Gratulationscour der Herren und Damen aus der nächsten Umgebung des Kaiserpaares. Später empfing der Kaiser die Deputation der Abordnung des deut schen Heeres unter Führung des Generalfeldmarschrlls Grafen Har- seler, die dem Monarchen den von sämtlichen Offizie ren des Heeres gestifteten Feldmarschallsstab über reichte Der aus Gold angefertigte Marschallstad trägt die Inschrift: „Dem deutschen Kaiser das deittsche Heer" Im Anschluß hieran empfing der Kaiser eine Abordnung des pommerschen Grenadierregiments Kö nig Friedrich Wilhelm IV., die eine Bronze, einen Gre nadier in alter Uniform darstellend, überreicht? Ih nen schloßen sich die Amerikaner unter Führung von Andrew Carnegie und die Abordnung des britischen vereinigten kirchlichen Komitees zur Pflege freund schaftlicher Beziehung zwischen Großbritannien und Deutschland an. Um 11 Uhr fand im Rittersaal-: Les Schlosses die große Gratulation scour statt Während dieser überreichten die noch nicht in besonderer Audienz empfangenen Abordnungen ihre Geschenke und Adressen. An der Spitze einer Deputa tion der verschiedenen Offizierlorps und der Beam tenschaft der Marine überreicht' Prinz Heinrich von Preußen dem Kaiser als Geschenk einen silbernen Ad ler zum Flaggenstock der Kaiserlichen Jacht „Hohen- zoNern" mit einer prächtig ausgestattetrn Adresse, in der der Dank der gesamten Marine für alles, was der Kaiser in den vergangenen 25 Jahren an der Marin? getan hat, ausgesprochen wird. Die Nationalspende sür die christlichen Missionen in den oeutschen Kolo nien und Schußgebieten wurde dem Kaise»' durch eine Deputation überreicht. Das vorläufige Ergebnis der evangelischen Sammlung, die bis zum 00. Juni fort gesetzt wird, beträgt 2503 486 Mark, das bereits ab geschlossene Ergebnis der katholischen Sammlung 130000t Mark, sodaß dem Monarchen rund 3800000 Mark zur Verfügung gestellt werden konnten. Di? Glück Wunschadresse der Stadt Berlin überbrachten vir fünf Vertreter der Reichshauptstadt Oberbllrarrmckst.'r Mer muth, Bürgermeister Dr. Reicke, Geheimrat Straß mann und die beiden Stadtverordnetenvorsteher Mi- chelet und Cassel. Der Kaiser schüttelt? dem Oberbür germeister Wermuth kräftig die Hand und beauftrag te >hn, der Berliner Bevölkerung .herzlichen Daut za sagen für die rege Anteilnahme an der Jubiläums feier und drückte auch seinen wärmsten Dank iür die Huldigung der Schulkinder und die schöne Ausschmük- kung der Straßen aus. Namens des Deutschen Städte tages und zugleich im Namen des Reichsverbanses der deutschen Städte sprach ebenfalls Oberbürgermeister Wermuth dem Kaiser die Glückwünsche iller deutschen Städte aus, so die Einigkeit der deutschen Städte auf das markanteste zum Ausdruck brinuenv Die von dem Städtetag überreichte Adresse zeigt tue Form ei nes Buches, das auf einem mit zwei Leocrpolstern ver sehenen Tisch ruht. Die Platte und Hüße dieses Tl- sches, auf dem der Sockel der Adresse festgeschraubt ist, sowie die leicht abnehmbare Schutzhülle für Vie Adresse sind mit dunkelrotem Maroquinleser überzo gen, das überall mit goldgepcoßten Rändern ringe- iänmt ist. Der Rektor der Technischen Hochschule, Ge heimrat von Foerster, Dresden, überreichte dem Kaiser das D okto r-E h re n d i p l v m der Technischen Hochschulen mit einer Ansprache. Der Kaiser erwiderte mit folgenden Wortm: „Ich danke den Technischen Hochschulen sür die inic zuteil gewor bene Ehrung. Ich hätte die Erfolgs in meinem Le ben nicht erreichen können, wenn ich nicht die Hil se der technischen Hochschule gehabt hätte, deren Ar beit und Entwickelung der technischen Forschung den Schwung verliehen und mir das Menfchenm iterial aus gebildet und zur Verfügung gestellt haben, das mir zur Erreichung meiner Ziele notwendig war." Dem Führer der britischen kirchlichen Delegation Bischof Loyd Carpenter antwortete der Kaiser auf dessen An frage: „Es gewährt mir ein großes Vergnügen, Ihre Deputation zu empfangen und ich kann Ihnen nur die Versicherung geben, daß ich sortkahren werde, mein Bestes zu tun, um den Frieden zu erhalten und di«, freundlichen Beziehungen zu fördern, die zwischen den beiden Nationen bestehen." Auf die Glückwünsche Car negies erwiderte der Kaiser: „Ich hoffe, es werken noch weitere 25 Jahre des Frie dens werden." Kurz vor halb 1 U!hr erscholl die Linden entlang ein brausendes Hurra, das ankündigt». saß der Kaiser den Weg zum Zeuzhuuse an getreten hatte Hochaufgerichtet, den Feldmarkch rllsta'o fest in der Hand, von seinen Söhnen und einem großen Ge folge begleitet, schritt der Monarch über di' Schloß brücke dem Zeughause zu. Die Loibbattene, die am Lustgarten Paradeaufstellung genommen hatte, be grüßte den hohen Jubilar mit schmetternden Präsen- tiersansaren. Die Grüße der Menge erwiderte der Kaiser mit dem Feldmrrschallstab. Am Eingang des Zeughauses nahm der Kaiser sie Meldung des Kom mandanten von Berlin, Generals von Bonin, entgegen. Ein begeistertes dreifaches Hurra oer Offiziere emp fing den Herrscher beim Betreten des Lichthofes im Zeughanse. In demselben Augenblick siel im Lustgar ten der erste Salutschuß, dem in rascher Folg? weite re hundert folgten Die ausaeg.-bene Parole laute te: „Berlin 1871.'" Nach Emaegeuuahme verschiede ner Meldungen nahm der Kaiser vor dem Zeughanse Ausstellung und es erfolgte der Vorbeimarsch der Eh- rcnkompagnie und der Leibbatrerie. Darauf kehrte d?r Kaiser mit den Prinzen und dem Gefolge nach dem Schlosse zurück Dem Reichskanzler oon Bethmann- Hollweg hat der Kaiser auf dm Glückwunsch zum RegieanngSfubiläum in einem überaus anädigen Hand schreiben geantwortet und ahm sein Bildnis in Form einer Plakette zugehen lassen. Gleichzeitig hat der Kaiser dem Reichskanzler den Charakter als Generalleutnant verlieh»« Die Handelshochschule Berliu veranstaltete aus Anlaß des Regierungsjubiläums eine Ferer, bei der Professor Dr Georg Wegener die Festrede hielt Bei der Jubiläumsfeier der Umorrsität Berlin teilte der Professor für preußische Versassungs und Vcrwaltungswissenschaft, Dr. Otto Hintze, in seiner Festrede auf Grund einer schon vor Jahren erteilten kaiserlichen Ermächtigung mk. daß der Kaiser ein politisches Testament Königs Friedrich Wilhelm IV., das den Tlhrouf ckger in den stärk sten und beweglichsten Wendungen ausforderte, die Verfassung noch vor der Beeidigung um zu sto ßen. bei seinem Regierungsantritt hab: vernach tem lassen. Das Testament war -on Friedrich Wilhelm IV. mit der Verfügung hknterlaisen, ?s je dem Thronfolger unmittelbar bei semem Regmrungs- antritl zu übergeben. Kaiser W'sheim I*. habe aber erwogen, daß die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, daß in Zukunft einmal ein junger unerfahrener Herr scher zur Regierung kommen könnte, ruf den dieses Testament doch vielleicht einen verhängnisvollen Ein druck würde machen können Seitdem sei ?S ihn: ge wesen. als ob er ein Pulverfaß .in Hause hatte, und es habe -hm keine Ruhe gelassen, als bis das Te stament vernichtet war. Neber die Feier.am heutigen Dienstag geht uns folgender Drahtbericht zu: Berlin, 17. Juni. Eine rmvosaute Huldig ung brachten heute vormittag die Haudwerüer Berlins dar in einem Kestzugs, wie ihn farben prächtiger die Reichshauptstadt bisher kaum gesehrn haben dürfte. An dem Auge nahmen etwa 10000 Peksonen und 500 Wagen teil und die mitgeführten Fahnen und Banner verstärkten das bunte Bild des Zuges, in den zwanzig Musikkapellen den nötigen Takt brachten. Die einzelnen Innungen waren zum Teil mit Künstlern in Verbindung getreten, welche die künstlerische Ausgestaltung oes Zuges in die Hand genommen hatten. So hatte zum Beispiel die Schlos- serinnnng zum Entwurf ihrer Btstvpe Bruno Paul gewonnen. Diese Gruppe cst insofern noch bemer kenswert. als mit ihr der 101 Jahre alte Meister Fritsch on dem Zuge teilnimmt. Die Teilnehmer erschienen in ihrer Arbeitstracht und jede Gruppe führte die Em bleme des betreffenden Handwerkes mit sich Als Sammelplatz war der Königsplatz, die Als.mstraße, die Straße in den Zelten und Vie Zelten alle? bestimmt, von wo aus sich der Riesenzug in Bewegung setzte. Er nahm seinen Weg durch vas Brandenburger Ter, Unter den Linden entlang über die Schl.'ßvrücko, wv die Spitze um 11 Uhr eintras. Der Zug bestand aus 17 Gruppen, die wie solgt rangierten: 1 Gruppe Bäcker. 2. Gruppe Brunnenbauer, Bar biere, Bauleute, Bildhauer und Stukkatcurr. Bött cher 3. Gruppe Buchbinder, Bürstenmacher, Dach decker, Drechsler, Gelb-, Kunst- und Metallgießer. 4. Gruvye Damenmäntelschneider-Innung. 5. Grup pe Zengschmiede, Damenmäntelschneidec (Verein,. 6. Gruppe Fischer, Friseure und Perückenmacher, Nad.or und Siebmacher. 7. Gruppe Gastwirte, Perrückenm»- ck'er und Friseure 8. Grupp: Glaser. Goldschmiede, Gürtler. 9. Gruppe Klempner. Konditoren, Kupfer schmiede, Lackierer. 10. Gruppe Köche, Kürschner. Töp fer, Schornsteinfeger, Vergolder. 11. Gruppe Maker, Seiler, Steinsetzer, Tapezierer. 12. Gruppe Schlosser mit dem Ehrenmitglied« Herrn Fritsch (101 Jahr alt). 13. Gruppe Schmiede, Schuhmacher. 14. Gruppe Tisch ler. 15. Gruppe Schneider, Sattler. 16 Gruppe Wa- acnbauer und Stellmacher, Korbmacher, Handschuhma cher und Bandagisten, Hutmacher. 17. Gruppe Da menschneidermeisterinnen, Fuhrcherrn, Personon-Lohn- suhrwerl, Droschkenbesitzer. Der Vorbeimarsch nahm über eine St mde in An spruch Die Kriegsgefahr noch nicht beseitigt. Wer der Ansicht war, daß durch da» Telegramm de» Kaiser» von Rußland an die Könige von Serbien und Bul garien der Balkankonflikt unbedingt seinem Ende entgegen gehen müßte, wird, wenn er den neuerlichen Meldungen Be achtung schenkt, seine Ansicht notgedrungen revidieren müßen. Man hat nicht mehr die Auffassung, daß König Ferdinand» Antworttelegramm in Petersburg volle Befriedigung au»ge<