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Amts- un- Anzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Fernsprecher Nr. 210. spreis vierteljähr l. IN. 1.50 einschliehl Ilustr. Unterhaltungsblatts" und der istischen Beilage „Seifenblasen" in der ition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrjcheint täglich abend; mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage sür den folgenden Tag. Rnzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, SchönWderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthalusw. Hel.»L1dr.: Amtsblatt. . Drucker und »erleg« - «mil Hanne bohn, oerantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, be,d. Etbenstock 1»L» — «o. Jahrgang, Dieastag, de« 27. Mai Gemeindeeiukommensteuer für 1913 betr. Am 31. Mit ds«. I». ist der s. Termin «em-inde-ink-mm-nftener auf das Jahr 1813 fällig. ES wird die» hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß zur Bezahlung desselben eine vierwöchige Frist nachgelassen ist und daß hiernach gegen säumige Steuerzahler dar Zmang-vollstreSungtverfahre« eingeleitet werden wird. Gleichzeitig wird letztmalig a« die safortige Bezahlung des 1. Termt«- der obengenannte« Steuer erinnert mit dem Hinweise, daß nunmehr mit dem Gtnziehungsversahren begonnen werde« mutz. Gtadtrat Gibenstock, den 26. Mai )S13. Die Hochzeitsfeier im Kaiserhause. Regenschwers, trübe Wolken bedeckten am Sinn abend seit der frühesten Morgenstunde den Himmel über der Reichshauptstadt. Schon schielt es, als sollte der einzigen Tochter unseres Kaiserpaares zu ihrem Ehrentage kein „Hohen; ollernwetter" beschieden sein: aber der Himmel hatte ein Einsehen mit dem Liebling der Berliner - und nicht nur der Berliner allein, sondern des ganzen deutsches» Volkes - und hellte sich kurz nach Mittag auf. Während der Tcau- ungsfeierlichksiten herrschte jedenfalls ein Wetter, wie man es sich besser nicht wünschen kann. Pünktlich, wie festgesetzt, erfolgte um halb 5 Uhr die standesamtliche und um 5 Uhr die kirchliche Trau ung in der Schloßkapelle. Ein eigenartiger Zufall hat es gefügt, daß die Kapelle just am selben Tage auf ihr 60jähriges Bestehen zurückblicken kann Tie Kapelle war reich mit Blumen geschmückt und Sitze und Bänke waren aus ihr entfernt. Als der Braut zug sich der Kapelle nahte, erscholl feierlicher Orgel klang. Am Eingang der Kapelle wurde das hohe Brautpaar von Oberhofprediger v. Tryandcr uno der Hof- und Domgeistlichkeit empfangen und von 0. Dry ander nach dem Altar geleitet. Hinter dem Braut paar bildeten der Kaiser, die Kaiserin, der Herzog und die Herzogin von Cumberland, das englische Konigs- paar, der Kaiser von Rußland einen Halbkreis u. die übrigen souveränen Gäste stellten sich recht? und links vom Al tar ans Nunmehr vollzog Oberhosprediger v. Dry- ander die kirchliche Trauung, die in der im preußi schen Königshause üblichen Weise vor sich ging. Unmittelbar nach stattgehabter Trauung gab die Leibbatterie des 1. Gardefeldartillerieregiments, welche im Lustgarten Aufstellung genommen hatte, 36 Kanonen schüsse ab und verkündete somit den Tausenden vor dem Schloß Harrenden den Abschluß des Festes. Sodann begann die Gratulationscour, die bis zum Beginn der Zercmonientafel um 7 Uhr dauerte. Bei der Tafel saß das neuvermählte Paar zwilchen den Brauteltern. Nach der Suppe brachte oer Kaiser folgenden Trinkspruch auf das Neuvermählte Paar aus: Meine liebe Tochter! Am heutigen Tage, an dem du unser Haus verläßt, danke ich dir von ganzem Herzen für die Freude, die du mir und deiner Mut ter immer bereitet hast, für die lange Zeit strahlen den Sonnenlichtes, das du meinem Hause gewesen bist. Du hast deine Hand und dein Herz einem Manne aus einem edlen deutschen Fürstenhause, aus einem alte«, deutschen Geschlecht gereicht- Solange oie deutsche Zun ge erklingen wird und soweit sie erklingen wird, wird sie erzählen von Welfen und Ho henzo Ilern, oie so mar kante Rollen in der geschichtlichen Entwicklung des deutschen Vaterlandes gespielt haben. Es ist dir wie wenigen beschieden gewesen, der Nxigung deines Her- zens frei folgen zu können und den Mann zu erhal ten, den du erwählt hattest. Mein lieber Sohn! Ich vertraue dir hiermit un ser Kind an. Wir haben beide zu dir das vollste Ver trauen, daß du sie hegen und pflegen wirst und daß dieser Sonnenschein nun in dein Haus einzreqen wird. Mögest du nach oen bewährten Vorbildern deiner ?lh- nen deinen Hausstand führen in echter alter einfacher Art und auf Gott den Herrn bauen, und, wie es .in eurem Wahljpruch heißt, alles aus seiner Hand empfangen, das Gute und das Böse, bereit, Schweres zu tragen und die schönen Tage des Glückes und der Freude dankbaren Herzens anzunehmcn. Vor allen Dingen aber, trotz eurer Jugend, wird es wohl bald euch beschieden sein, anoeren zu die- nc" für ankere zu sorgen. Möge diese Aufgabe, die schönste, euer ganzes Leben erfül len, und möge die Liebe zu anderen Mcnschcpi eure Herzen erwärmen. Möget ihr beide, und du vor al lem, meine liebe Tochter, ein treues Kind im neuen Hause sein. Ich bitte euch beide (zu dem Herzog und der Herzogin von Cumberland) von ganzem .verzen, unser Kind gnädigst in euren Schutz nehmen zu wol len und in eure Liebe einzuschließen Alles übrige fasse ich in den Wunsch zusammen: Gott segne euch auf eurem Lebenspfad, den ihr heut gemeinsam an tretet Das Brautpaar Hurra, Hurra, Hurra! Nach beendeter Tafel fand im Weißen Saale der historische Fackeltanz statt. Nach den. Fackel tanz wur den die Neuvermählten von Pagen mit Fackeln iin ihre Gemächer geleitet, wo die Abnahme der Priu- zessinnen-Krone erfolgte. Die Oberhofmeisterin der hohen Braut nahm darauf die Verteilung des Strumpf bandes vor, worauf der Kaiser den Hrf entließ. Da mit hatten die Hochzeitsfeierlichkeiten ihr Ende er reicht Die Neuvermählten waren bereits um 7 Uhr nach Schloß Hubertusstock abgereist, wo sie rne Flit terwochen verbringen werden. Tagesgeschichte. Deutschland. Der Kaiser an Cosima Wagner. Am Freitag ist bei Frau Tr. Cosima Wagner anläßlich des hundertsten Geburtstages Richard Wagners von Seiner Majestät dem Kaiser folgendes Telegramm ein- gelaufen: „Den heutigen hundertjährigen Geburts tag Richard Wagners will ich nicht vorübergehen las sen, ohne Ihnen, gnädigste Frau, eich Zeichen meines Gedenkens zu senden In der ganzen Nation wird der heutige, für oie deutsche Kunst und deutsche Kul tur so bedeutungsvolle Tag gefeiert, uno dankbaren Herzens wandern auch meine Gedarrtem nach dem stil len Bayreuth, wo der vor hundert Jahren Geborene vom Kampfe seines Lebens ruht, der Stätte, von wel cher die Größe und der Ruhm seines unsterblichen Schaffens u. Wirkens in alle Welt getragen wurde, zum Heile und zum! Segen deutscher Kirnst. Ich habe ich mei nem Opernhaus« am heutigen Tage mein Lieblrngswerl „Die Meistersinger" für die Schüler der Berliner Gym nasien aufführen lassen, um auf die Heranwachsemde Generation erzieherisch im Geiste Richard Wagners ein- zuwirken. Ferner fand eine Gedächtnisfeier in mei nem Schauspielhause statt, wo seinerzeit „Der fliegen de Holländer" zum ersten Male gegeben wurde. Wil helm 1. R. " — Abreise des Zaren. Kaiser Nikolaus von Rußland ist am vergangenen Sonnabend abend 10 Uhr 32 Minuten programmgemäß vom Anhalter Bahnhof zu Berlin abgereist. Die Absperrungen wur den in viel milderer Weise gehandhabt als denn Ein zug des Zaren in Berlin. Der Kaiser und der Zar unterhielten sich auf dem Bahnsteig noch längere Zeit sehr aufgeräumt. Beide Herrscher umarmten sich und küßten sich wiederholt auf die Wangen, worauf der Zar den Hofzug bestieg. Der Kaiser trat an das geöffnete Fenster, an dem der Zar stand, und reich te ihm nochmals zum Abschied die Hanc. Auch nach dem der Zug die Halle verlassen hatte, zog der Kai ser noch eine Zeit lang seine Umgebung «ns Gespräch. - Tie silberne Hochze.t des Prin zen Heinrich. Anläßlich der silbernen Hochzeit des Prinzen und der Prinzessin Heimlich fand am Sonnabend morgen im Kaiserhof in Berlin Famili enfrühstiickstafel statt, an welcher außer dem Priu. zen, der Prinzessin und den Prinzensöhncn Waldemar und Sigismund, der Grohherzog und die Großher- zogin von Hessen, Prinz Friedrich Karl von Hessen, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Meiningen teilnahmen. Die Kaiserin war kurz vor 11 Uhr er schienen Es folgten im Laufe des Vcrm.ttags zur Gratulation Großherzogin Luise von Baoen, der Her zogregent von Braunschweig nebst Gemahlin, oei Fürst von Hohenzollern, Prinzessin August Wilhelm von Preußen, der Herzog von Cumberland unc Gemah len und Prinzessin Olga von Cumberland, Pli»; Max von Baden und Gemahlin und der Graßl,'erzog von Ba den mit Gemahlin, der Großherzig von Mecklen burg-Schwerin, sowie Fürst zu Solms Um zwölf Uhr erschien die Kronprinzessin, traf jedoch oas Prinzen- pair, das bereits nach Charlottenburg zu d-r Kirch- wo sie vor fünfundzwanzig Jahren gttraut wurden' gefahren war, nicht mehr an. Tie Kronprinzessin gab einen prächtigen Blumenstrauß ab. Später vcreinig- tcn sich die prinzlichen Herrschaften mit ihren Gastein zu. einem Diner. Ein Prozeß Wettert es. Vor dem Schöffengericht in Colmar (Elsaß) stand am vergan genen Sonnabend die Beleidigungsklage des Abgeord neten Wetterlß gegen den Chefredakteur d?r „Straß burger Post", Haßmüller, zur Verhandlung Ter Be klagte soll Wetter!« nach seinen Goctragsreisen in Ar tikeln durch oen Vorwurf der Feigheit öffentlich be leidigt haben. Nach mehrstündiger Verhandlung er ging das Urteil, daß der Angeklagte zu zwanzig Mart Geldstrafe und zur Tragung der Kosten verurteilt wer de. In der Begründung wurde gesagt, daß der Vor wurf der Feigheit gerade für den Kläger äußerst schwer war, und daß der Wahrheitsbeweis dafür nicht er bracht werden konnte, wenngleich nach Ansicht des Ge richts die Vorträge des Klägers durchaus unangebracht waren. Als mildernder Umstand in weitestem Sin ne kam in Betracht, daß der Angeklagte in seiner Er regung, von der alle Deutschen ergrisfen waren, sich im Ausdruck vergriffen habe, sodaß eine Geldstrafe als ausreichende Sühne zu betrachten war. Drck«kreich. - Versöhnung zwischen Clemenceau und Poincare. Ein Besuch, welchen Clemenceau am Freitag dem Präsidenten der Republik auf des sen Einladung abstattete, wird in politischen Kreisen lebhaft besprochen. Man weist darauf hin, oaß die se Begegnung um so bemerkenswerter sei, als infol ge der Versailler Wahl die Beziehungen zwischen Cle menceau und dem Präsidenten Poincare ziemlich ge spannt waren. „Figaro" schreibt: Tie Unterredung der beiden Staatsmänner, die über eine halb? Stun de dauerte, war überaNs- herzlich. Was auch immer diejenigen, die sich der Kämpfe im Januar erinnern, glauben oder wünschen mögen, kein Zeuge hat die ser Unterredung beigewohnt, aber oie Lage ist klar, und die Sorge des Landes wird im Elysee zu leb haft mitgefühlt, als daß wir nicht mitteilen könnten, daß der Präsident der Republik Herrn Clemenceau für die machtvolle Unterstützung gedankt hat, welche die ser unermüdlich dem Gesetz über die dreijährig? Dienst zeit, diesem Hauptprogrammpunkt des Ministeriums, hat angedeihen lassen. Clemenceau ist in der Tat in dieser Frage einer der wichtigsten Stützen des Ka binetts Man könnte nur schwer das gleiche von Herr» Caillaux behaupten. G«Mla«d. - Die Frredensarbeit in London. Ain Sonnabend nachmittag hatten die türlischcn Telegirr ten mit den griechischen Friedensunterhämdlcrn rine lange Konferenz. Zwischen diesen bcid'n Gruppen be stehen die Hauptschwierigkeiten, die sich der Unterzeich nung des Frieoensvertrages entgegenstellcui. Tie Griechen, die die vor 1887 bestanoenen Konzessionen wieder in Kraft gesetzt sehen möchten, gaben neuer dings die Erklärung ab, daß sie den Friedensvertrag nicht unterzeichnen könnten, wenn -licht in den Paragraphen 3 und 5 des Vorfricdensvertragcs die Worte „und die alliierten Souveräne" gestrichen werden Tie übrigen Delegierten sind weniger un nachgiebig Sie wollen ihre Reserve nur in ei nem Nachtrage festgestellt sehen; einige sind sogar ge neigt, die Worte „und die alliierten Souveräne" als wünschenswert zu bezeichnen. In politischen Kreisen betrachtet man hier diesen Kampf um Worte als sehr überflüssig; aber er ist bezeichnend und zeigt zwei Gruppen, die sich jetzt gebildet haben, nämlich Dulgan'- en und die Türkei einerseits und Serbien und Grie chenland andererseits. Diese Tatsache ruft vier -i- nigr Beunruhigung hervor, da, falls die Balkan st aaren unter sich einen Krieg beginnen, es leicht möglich ist, daß oie Kriegspartei in Wien die Oberhrnt gew-nnt. Es wird dafür eingetreten, daß die Mächte jetzt ein greifen müßten, um einen Bruch unter den Alliier ten, der nahezu unvermeidlich erscheint, zu verhüten. Eine Vermittelung der Mächte würde aber nur dann möglich sein, wenn Rußland erklären würoe, daß es