Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Knnoklütt Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, ! ^UgvVtUtt Neuheide, ivberstützengrün, Schönheide, „ „... r,. öchönheiderhammer,öosa,Unterstützengrün,WUdenthal usw. Lrlcheint täglich abends mit Nnsnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Lüg. Ünzeigenprei;: die tleinjpaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Äel.-Kdr.: Amtsblatt. Zernsprccher Nr. 2IV. Dmcker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. -— —----- — — —— 6«. Jahrgang. —— . » r— LS. Soimabtlid den I. Februar ISLA. Bor dem WiedcrauMttch dcs Gewitters. Wie der Donner auf den Blitz folgt, folgte ge stern such der Meldung vom Abbruch der Friedens- Verhandlungen die Nachricht, daß das Armeehruptqiwr tier anzlrweisen sei, den Waffenstillstand zu kündigen. Und das war keine leere Drohung; denn der An weisung ist die unverzügliche Kündigung gefolgt: Konstantinopel, 30. Januar. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die Verbündeten haben den Waffenstillstand von heule 7 Uhr ab gekündigt. Nun steht die Welt vor der großen Frig?: Wird am Sonntag abend der Schlund der Kanonei, siel' wieder anslun? Wir glauben noch nicht daran. Die Mixtur, welche die Balkanier mit ihren energicvollen Schritten der Türkei zubereitet haben, scheint eine recht heilsame Wirkung selbst aus die heißspornig?» Jung türken ausgeübt zu haben. Schleunigst haben letztere die Antwort auf die Note der Mächte einq-reicht, und die Jungtürken zeigen sich in ihr zahm, so wenig ab weichend von den Beschlüssen des alten Kabinetts, daß man doppelt schwer den Putsch der Jungtürken, der einer Anzahl Personen das Leben kostete, verurteilen muß. Doch das mag zurücktreten hinter die noch glim menden Hosfnungsfunken ans Erhaltung des Friedens: denn nun, da die Türkei sich so überaus entgegenkom mend zeigt, werden die Mächte eine weitere Vermitte lung leicht übernehmen können. Mögejn hier nun die eingelausenen Deveschen über die türkische Antwort note folgen: Konstantinopel, 30. Januar. Die Ant wort der Pforte aus die Note der Mächte ist heute vormittag überreicht worden. Konstantinopel, 30. Januar. Heute vormittag um ll Uhr hat der Großlvejir dem öster reichisch-ungarischen Botschafter die Antwortnote der Türke» überreicht. Die Note ist ausführlich, in ei nem gemäßigten Tone gehalten und füllt vier Bogen- jeiten. lieber den Inhalt verlautet folgendes Dir Pforte besteht darauf, diejenigen Teile von Adria nopel zu behalten, in welchen die heiligen Orte der Mohammedaner liegen. Sie ist bereit, das rech te Ufer der Maritza abzutreten. Was die Inseln im Aegäischen Meere anbetrifft, so wünscht die Tür kei aus strategischen Gesichtspunkten ihre Souverä nität über diejenigen Inseln aufrecht zu erhalten, welche in der Nähe ihrer Küsten liegen. Jedoch überläßt sie den Mächten die Bestimmung des Re gimes, unter welches diese Inseln gestellt werden sollen. Sie nimmt Kenntnis von Zusagen der Mäch te, sie in der Entwickelung des Landes zu unterstützen. Zum Schluß kommt sie noch einmal ans die religi ösen und historischen Gründe zurück, welche dir Türkei zwingen, den Teil von Adrianopel zu be- halten, welcher die den Muselmanen heiligen Orte enthält. Jedoch erklärt sie sich bereit, die Befestig ungen von Adrianopel zu schleifen. Also damit hat sich die Türkei, das neue Kabi nett, ebenfalls zur Abtretung eines Teiles von Adria nopel bereit erklärt und das ist eine gute Vorbedeu tung für die Erhaltung des Friedens. Daß die Mäch te vor wie nach ihre Bemühungen fortsetzen werden, den Wiederausbruch des Krieges, wenn irgend mög lich, zu verhindern, davon ist jeder überzeugt Daß die politische Lage aber immer noch eine bedenkliche ist, darf und kann man nicht abstreiten. Außerordent lich bedauerlich ist cs, daß in dieser ernsten Zeit die Sozialdemokratie mit ihrer hochverräterischen Hetzpo- littk einsetzt Wir sind überzeugt, das kein Erzgebirg ler zur.ückstehen mag, dem Vatcrlandc zu dienen mit Gut und Blut, wenn es in Gefahr ist; trotzdem die in Chemnitz erscheinende „Erzgeb. Volksstimme" sich Nicht schämt, im Falte eines Krieg», Arbeiterschaft aufzufordern, gegen das Vaterland sich zu erheben. Was das genannte Blatt in ihrer Nummer ^4 vorn Donners tag schreibt, ist ausgesprochenste Aufforderung zur Re volution im Kriegsfälle. Da» Blatt schreibt wörtlich: „Einstweilen freilich scheinen die Großmächte einig da rin zu sein, jedes unmittelbare Eingreifen in die Bal- lanwirren abzulchnen. Wenn sie daran konsequent wei ter fkstbalten, ivird die kiassenbe wußte Ar beiterschaft nicht nötig haben, in Ak tion zu treten." Nun bitten wir, uns zu jagen, in was sür eine Aktion man zu treten gedenkt? Bruch des Fahneneides? Verweigerung des Schutzes von Haus und Herd im ei genen Vaterland ? Wir wollen der Bolksstimm? sagen, daß eine Revolution, zu der sie in den paar Zeiten geradezu ausfordert, entsetzlicher, verderbenbringrn der ist für alle, als ein Verteidigungskrieg für? Va terland. Tagesgeschichte. — Aus den« Reichstag. Die Reichstagskom Mission hat den Gesetzentwurf über die Monopolisierung des Verlaufs von Leuchlöl in erster Lesung abgelehnt. Die WahlprufungSlommission des Reichstages be schloß heute einstimmig dre Wahl Kölsch (natwnall.) Baden 7, Offenburg, Kehl für ungültig zu erklä ren Konserenz zur Ermittelung derfür die Preisbildung auf dem Fleischmarkt maßgebenden Faktoren. Die Kon,erenz zur Ermittlung Ler Faktoren, die sür die Preisbildung auf dem Zleischmarkt maßgebend sind, trat an« Don nerstag nach einmonatiger Pause im ReichstagsgebSu ds wieder zusammen. Den Vorsitz führte Staatssekre tär Delbrück. Die Resultate der Ermittlungen gaben Anlaß zu erneuten Anfrage«« und A-«regu»g?n und veranlaßten das Auftauchen »euer prinzipieller und ma terieller Streitfragen, so daß man den Eindruck ge wann, noch iminec keinen realen Bodcfn zur ichlüsji- gen Beantwortung des hier zur Ergründung gestell ter« Problems gefunden zu haben. Abwehr des französischen Boykotts? Gegenüber den Maßnahmen der französischen Regier ung bezüglich der Beschäftigung vor« Ausländern in französischen Unternehmungen fordert die „Kölnische Zeitung" zu Gegenmaßnahmen aus, da sich die Spitz? dieser Bewegung gegen Deutschland richte. Arif dieses gehässige Treiben müsse deutsch'rütts eine gebührende Antwort erteilt und französische Waren boykottiert werden. Sozialdemokratische Gewalttaten. Ein Bäckergeselle in Bad Reichenhall, ein bejabrtcr, verheirateter Mann, Vater von neun Kindern, ist i» folge eines Gewaltaktes der sozialdemokratischen Ge werkschaft brotlos gewordei« und steht vor seinem wirt schaftlichen Ruin. Die sozialdemokratische Gewerkschaft verschickte an dortige Bäckermeister ein Schreiben, des sen Hauptteil lautete: „Um Sie vor einer Geschästs- schädigrng zu schützen, bi«« ich beanftragt, Ihnen die Er klärung der organisierten Arbeiterschaft mitzuteilen, da hin lautend, daß dieselbe beim Einkauf von Brot nur mehr oie Betriebe berücksichtigen wird, in denen organi sierte Gehilfen beschäftigt sind." Der Bäckergehilfe Stallinger verlor lediglich aus diesem Grunde sein? Arbeitsstelle und belain keine andere inehr, weil sich kein Meister traute, ihn zu nehmen Stallinger ver klagte dcn Gewerkschaftsvertreter der Roten, und dieser wurde vom Amtsgericht Rcichenhall zu 28,50 Mk. Scha denersatz (Wochenlohn u. Naturalien) verurteilt, weil das Vorgehen der Roten gegen die guten Sitte» verstößt. - - Wenn ein derartiges Vorgehen allgemein würde, wären die Rotei« nicht entsernt jo herausfordernd Auf alle Fälle «st es höchste Zeit, daß dem grenzenlos?«« Uebermut der Umsturzpartc« eininal energisch ein Rie gel vorgeschoben werde. Dieser brutale Terrorismus, der von der Sozialdemokratie ausgeübt wird, um re den, der nicht den roten Oeoanisationea« sich beugt, um sein Brot zu bringen, schreit förmlich danach, daß die kürgerlicye Gesellschaft iich zusammenschließt, um eine solche himmelschreiende Tyrannei «nit allem Nachdruck abzuweyren. Frankreich. F r a««z ö j is ch e r M «nisterra«. Minister präsident Briand hat am Donnerstag Vormittag einen Kadinettsrat abgehalten, der sich über die Stellung dec Regierung zu dem Wahlrefornwniwurf der Kom mission des Senats schlüssig gemacht hat. Der Mini ster dec Auswärtigen berichtete über die äußere Lage. Der Kabinettsrat billigte len Amnestiecntwurs, den Briond am Donnerstag Nachmittag in der Kammer eingcbracht hat. Der Entwurf sieht eine Amnestie für- alle im Jahr >012 abgeurteilten politischen Vergehen, insbesondere für die durch d«e Presse begangene«« sowie für Vergehen gegen das B-rsaminlungsrccht, das Ver- einsrccht und die Bestimmungen über die Teilnahme Kundgebungen vor. Das französische M il i t ä r f l u gw? - ! sen. Der französische Budgetausschuß beauftragt- jei- ! nen Obmann Cochery und den Berichterstatter des Kriegsbudgets, Clementel, eine genaue Untersuchung über die gegenwärtige Lage des französische» Militär slugnesens vorzunehmen. Cochery und Clementel er suchten infolgedessen den Kriegsministcr, alle ersor derlichen Weisungen zu erteilen, damit sie diese Prä sangen an Ort und Stelle in möglichst gründlicher Wei se vornehmen könnten. Holland. Todesnachricht. Der frühere Kriegs»«« niste« nnd namhafte Schriftsteller auf dein Gebiete dec internationalen Seekriegsrechts General van de» Beer Poortugael ist gestorben. Er war Mitarbeiter der Genfer Konvention von 186k, Delegierter bei den Haa ger Friedenskonferenzen und ein eifriger Verfechter der Souveränität der Niederlande über die Scheid' England. Der englische Flotte netat. Nach den „Times" erwartet man, daß der Flottenetat des ton« inenden Jahres sich zwischen 46 u. 47 Millionen Pfnnd Sterling bewegen wird. Das würde eine Zunahm? von ungcsähr 2000000 Pfund Sterling bedeuten. Die lieben Frauenrechtlerinnen. Während der Feierlichkeit aus Anlaß der Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Dundee an den Pre mierminlster Asquith kam es zu Tumulte». Asquith wurde, als er aus kine an ihn gerichtete Ansprüche er widerte, andanernd von Anhängerinnen des Frauen stimmrechtes unterbrochen Eine Frau, die Asquith einen Verräter nannte, wurde unter großen« Lärm hinausbefördert. Als ma«« dann sortfuhr, eine d'r Demonstrantinne» nach der cmderen hinauszuiveisen. packte die Frauen der Schrecken, sie ergriffe» vor ih re» Verfolgern die Flucht und wollten von einer Ga lerie 20 Fuß tief herabspringen. Man hielt sie re- dock« noch im letzten Augenblick zurück. Schließlich ließ der Tumult nach, nnd Asquith konnte weiterspr? cben. Ocrtliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 31. Januar. Am kommenden Sonn tag wird in allen Kirche«« Sachsens eine Kollekte für die kirchliche Jugendpflege tingesammelt werden. Die oberste Kirchenbehörde deS Lande» weist dabei zur Be gründung der Kollekte darauf hin, wie die Notwendigkeit der Jugendpflege immer mehr erkannt wird und wie dadurch die Richtigeit dessen erreicht werde, was die Kirche schon in jahrzehnletanger stiller, unermüdlicher Weise getan hat. Ueber dem aber, was neuerdings auch von anderen Seiten geschieht, ist die Arbeit der Kirche auch jetzt nicht überflüssig geworden. Im Gegenteil bedarf die Jugendbewegung einer kraftvolle» christlichen Mitarbeit, damit nicht unter äußerem Spiel- und Sportbetrieb das beste der Jugend — ihre Seele vergessen wird. Um organisatorisch wirke»« zu können, um Berufsarbeiter anzustellen, um Jugendheime, Jugendbüchereien gründen und ausbauen zu helfen, bedarf es so großer Mit tel, daß das Landeskonsistorium eine ständige jährliche Kol- lekte einzuführen beschlossen hat. — Möchten auch in unserer Gemeinde viele Herzen und Hände zur Mithilfe bereit sein. Es handelt sich um das Beste und Größte, was ein Volk hat: l«m seine Jugend! — Sosa, 29. Januar. Das diesjährige Winterver gnügen des hiesigen ErzgebirgSzweigvereinS wurde gestern abend im Saale deS Gasthofs .zum Ring' durch Konzert und Ball begangen. Das vortreffliche Konzert bot die Auer Stadtkapelle unter persönlicher Leitung des Herrn Kapellmeister Säckler. Die Glanznummer bildete daS An dante mit Variationen aus dem A-ckur Quartett von Beet hoven. Während des Balls wurden ein .Tschumperliedl' und ei» anderes erzgebirgisches Lied gemeinsam gesungen. Herr Förste« Güttler brachte nach kurzer Ansprache auf Kaiser Wilhelm II. anläßlich des Geburtstag« deS Monarchen ein begeistert aufgenommenes Hoch au«. — Dresden, 30. Januar. Seitens des Sächsischen Finanzministeriums wird bestritten, daß die Reichsregierung mit der sächsischen Regierung verhandelt habe, um sie einer VermögenSzuwachS steuer geneigt zu machen. Wie der Korrespondent der .Franks. Zeitg.' von besonderer Seite erfährt, würden derartige Verhandlungen voraussichtlich auch zu keinem Herrn von Bethmann-Hollweg befriedigenden Re sultate führen — Zwickau, 30. Januar. Heute früh ist in einem Hause der Reichenbacher Straße hier eine unbekannte Frau im Treppenhaus zum Waschhaus tot aufgefunden worden. Sie ist vermutlich im Finstern die Treppe hinabge stürzt und hat das Genick gebrochen.