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Amts- un- ÄNMgeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, kjundrhübel, Neuheide, Oberstützengrün, Zchönheide, Zchönheiderhammer,5osa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 210. Drucker und Verleger: Smil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. de; „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage ..Seifenblasen" in der Expedition, bei uuserenvoten sowie bei allen Ucichspastanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. LV. Jatzr-aag. Dienstag, 8ca 3. September tVLS Mittwoch, den 4. Leptember 1S12, nachmittags 2 Uhr sollen in Carl-feld im Gasthof zum grünen Baum als Verfteigerungslokal 1 Hand wagen, 2 HandfchUtten, 1 Leiterwagen und etrka iS Etr. Heu an den Meiftbie- tenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 2. September 1912. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Die Wohllungssrngc. Im Reichstage besteht seit längerer Zeit eine ,Woh ii'.tiigslommission", die sich eingehend mit der Woh nungsfrage beschäftigt hat. Das Resultat dieser Be ratungen wird in einem Bericht zusammengestellt, der erfreulicherweise jetzt der Oeffentlichkeit zur Kritik u:i verbreitet wird, damit weite Kreise Gelegenheit ha ben, an den Vorschlägen Kritik zu üben nnd Verbes serungen anzubringen. Der Entwurf sieht unter an derem folgendes vor: „In allen Gemeinden soll eine ständige Wohnungsaufsicht eingeführt werden, die sich auf die Beschaffenheit, Einrichtung und Benutzung der Wohnungen in gesundheitlicher oder sittlicher Beziehung erstreckt. Die Wohnungsaufsicht soll beschränkt wer den auf 1. Wohnungen, die einschließlich Küche aus vier oder weniger Räumen bestehen; 2. größere Wohnun gen, welche in Mansarden, Dach- oder Kellergeschossen liegen oder in denen Fremde, nicht zur Familie ge hörige Personen ständig oder gegen Entgeld beher bergt werden; 3. Schlafstellen, Ledigenheime und Lo gierhäuser; 4. Wohn- und Schlafräume der Angestellten (Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge, Arbeiter, Gesinde.) Die Wohnungsaufsicht soll den Gemeindevorständen oblie gen, außerdem haben die Landesregierungen besonde re Wohnungsaufsichtsbeamte zu bestellen. Den mit der Wohnungsaufsicht betrauten Personen sollen bei Aus übung dieser Aufsicht alle amtlichen Befugnisse der Ortspolizeibehörden zustehen, insbesondere sollen sie befugt sein, die der Wohnungsaufsicht unterliegen den Räume innerhalb der vom Bundesrat oder den Lan- deszentralbehörden festzusetzenden Stunde« zu besich tigen. lieber ihre amtliche Tätigkeit haben die von den Landesregierungen bestellten Wohnungsaufsichts beamten Jahresberichte zu erstatten, die zusammenfas send bearbeitet, in regelmäßigen Zwischenräumen dem Bundesrat und dem Reichstag vorzulegen sind. Der Bundesrat soll Vorschriften erlassen könne«, denen die zum dauernden Aufenthalt von Mensche« dienenden Räume hinsichtlich ihrer Beschaffenheit, Einrichtung und Benutzung in gesundheitlicher oder sittlicher Bezieh ung zu entsprechen haben, ebenso sonstige Anordnun gen zur Durchführung der Wohnungsaufsicht. Die zu treffenden Vorschriften können verschieden geartet sein für die einzelnen Landesteile, ferner die für Stadt und Land, endlich für bestehende Wohnungen und Neu bauten. Weiter enthält der Kommissionsentwurf Be stimmungen über die Befugnisse der Aufsichtsbeamtsu zur Anordnung und Durchführung der auf Grund der erlassenen Vorschriften notwendigen Maßnahmen Zur Räumung von beanstandeten Wohnungen soll die Polizeibehörde nur befugt sein, wenn die weitere Be nutzung erhebliche Nachteile oder Gefahren herbeizu- sühren geeignet Hst. Die Ausführung der erlassenen Anordnungen soll durch Geldstrafen bis zu 300 Mark er zwungen werden könne«." Man wird zugeben müs sen, daß diese Vorschläge im Großen und Ganzen das richtig treffen und manchen Fortschritt gegenüber den bisherigen Zuständen geben wird. Mit Recht ist die hygienische und ethische Seite vorangestellt und sie ge rade sind ja auch bei einer vernünftigen Wohnungs aussicht die Grundlage des Ganzen. Man wird viel leicht hie und da Bedenken gegen die verlangte Woh- nungsaufsicht haben, von dem Standpunkte ausgehend, daß hierin ein Eingreifen in die Rechte der Hausbe sitzer liege, indessen steht es außer Frage, daß bei einer einsichtsvollen Handhabung derartiger Vorschrif ten in sozialer Hinsicht wirklicher Segen gestiftet werden kann. Es gibt bereits einige große Städte, die durch Drtsstatut Wohnungsämter mit ähnlichen Befugnissen errichtet haben, wie sie der Entwurf vorsieht, und tat sächlich fungieren sie dort, wo sie zu vollster Zufrieden heit azufgenommen werden, ohne für die Hausbesitzer ein Schickjal zu bilden. Es steht daher zu hoffen, daß der Entwurf, der dem Reichstage im Winter un terbreitet werden soll, auch Annahme finden wird, den« seine Grundtendenzen sind in jeder Weise zu billigen, und man darf hoffen, daß mit dieser Regelung wieder eine wichtige Aufgabe auf dem Gebiete der sozialen Politik nach Möglichkeit gelöst ist. Tagesgeschichte. Geütschlavd. — Der Kaiser an die Märker. Anläßlich der großen Manöver fand Sonnabend im Weißen Saale des Schlosses die übliche Paradetafel statt, an der mit dem Kaiser auch die Kaiserin teilnahm. Im Vertan fe des Mahles hielt der Kaiser eine Rvde, in der er u a. folgendes ausführte:- „Ich hoffe, Sie sind gern u. frohen Herzens gekommen u. nicht wie jene Abgeordne ten der Mark zu Kaiser Sigismund mit begründeten Klagen und Bitten um durchgreifende Abhilfe. Den« ich meine, wir können mit den heutigen Verhältnissen trotz der Unvollkommenheiten, die nun einmal allem Jr dischen anhaften, zufrieden sein. Vor feindlichem Ueber- mut und kriegerischen Ueberfällen durch ein schlag fertiges Heer und eine wachsende Flotte geschützt, kann in unserem geordneten Staatswesen der La«dman« sei nen Acker bestellen, der Kaufmann, Fabrikant u»d Handwerker seinem Geschäfte nachgehen und der Ar beiter seines wohlverdienten Lohnes gewiß sein; sie alle können sich der Früchte ihrer Arbeit und der Ga ben unserer Knltur erfreuen. Wer aber glaubt, Grund zu Klagen zu haben, oder wer neue Kraft und Freu digkeit zu weiterer Arbeit — sei es fü,r den eigenen Herd, sei es für das Gesamtwohl — sucht, der mache mit mir hin und wieder auf seinem Wege Halt und schaue zurück auf die Zeiten, wo es nicht so wie jetzt in unserem Vaterlande aussah." Die Ansprache klang aus in ein Hoch auf die Provinz Brandenburg. — Diplomatischer Empfang beim Kai fe r. Der Kaiser empfing am Sonnabend um 6',^ Uhr im Schlosse in Gegenwart des Staatssekretärs von Kidcrlen-Wächter den neuernannten russischen Bot schafter Swerbejew zur Ueberreichung feines Beglau bigungsschreibens und später die dänische Mission zur Ueberreichung der Notifikation der Thronbesteigung, sowie die luxemburgische Mission aus dem gleichen Anlaß. Unfall des Luftkreuzers „Z. 2." Als der Lustkreuzer „Z. 2", der in Köln stationiert ist, um Sonnabend mittag zu einer Fernfahrt aus der Halle gebracht wurde, erfaßte ihn ein Windstoß, der ihn ge gen das Tor der Halle drückte, wobei die Steuerung einen Defekt erlitt. Infolge des starken Windes muß ten die Bedienungsmannschaften die Haltetauc loslas sen, das bemannte Luftschiff, dessen Motorc angekur belt waren, erhob sich vom Erdboden und stieß einen Schornstein um, konnte aber daun wieder zum Len ken gebracht werden. Das Luftschiff hat einigen Scha den erlitten. Oesterreich-Ungarn. — Ein Besuch des Reichskanzlers in Wien Das Wiener Fremdenblatt meldet: Dec deutsche Reichskanz ler von Bethmann Hollweg wird am 7 September in Wien einlreffen und sich von dort zum Besuch des Graten Berchtold nach Buchlau begebe«. Der Reichskanzler verläßt am 8. September abeitds Buchlau und begibt sich nach Berchtesga den zurück. In Buchlall werden zur selben Zeit auch der deutsche Botschafter in Wie« Herr von Tschttschky und der österreichisch-ungarische Botschafter als Gäste anwesend sein. Frankreich. — Spanisch-französischer Grenzzwi- schcnfall. Von einer Grenzverletzung spanischer Truppen wird aus Ceret berichtet: Eine aus drei Offizieren und vier Soldaten bestehende spanische Mi litärabteilung, die sieben Pferde und Maultiere mit sich führte, hatte den Paß Lasfalguerres überschritt ten und unweit des Dorfes Lamanert einen dreistü« digcn Aufenthalt gemacht, worauf sie über den Paß von Malrems den Rückweg antrat. Eines der Maul tiere war mit einer Mitrailleuse beladen. Eine stren ge Untersuchung seitens der französischen Behörden ist kingeleitet worden. England. — Ein Kaiser besuch in England? Nach einer Meldung der „Daily Post" aus Birmingham soll Kaiser Wilhelm beabsichtigen, in diesem Jahre noch einen privaten Besuch in England abzustatten. Der Kaiser habe den Aufenthalt an der Südküste als sehr wohltuend empfunden. Er werde dort seine erschüt terte Gesundheit wiederherstellen können. Bisher bat man von solchen Reiseplänen nichts gehört. Vermut lich beruht auch diese Meldung nur auf Kombination. Türkei. — Der Zwischenfall in Konstantinopel. Die tückische Regierung beobachtet auch den fremd ländischen diplomatische« Kreisen gegenüber Stillschweigen über die Vorgänge in der Nach: vom 28 zum 29. August, so daß Authentisches darüber nicht zu erfahren ist. Gewiß scheint indessen zu sein, daß ein Putschversuch von ketten des Komitees vorgelegen hat, der die Haltung der Regierung diesem gegenüber noch verschärfen w:r>. Afrika. — Ein französischer Vorstoß in Marok ko. Nach einem Telegramm aus Mechra el Abrolt hat der Colonel Mangin am 30. August euren Vor stoß auf Ben Guarir ausgeführt, der von großem Er folg gekrönt war. Die Truppen kamen gegen Abend an diese Stelle; nachdem sie die Truppen El Hibas ge schlagen und zum Rückzüge gezwungen hatten. El Hiba soll beträchtliche Verluste erlitten haben. Man gin verbrachte mit seinen Soldaten die Nacht an die sem Orte und wurde am Sonnabend in Suk el Arba erwartet. — Vom Kriegsschauplatz in Tripolis. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Misratah vom 31. August: Heute früh hat der Feind, während er die Be festigungen der Italiener angriff, den Versuch gemacht, die Karawanen der Italiener, welche von Misratah nach der italienischen Operationsbasis zogen, anfzuheben. Die italie nischen Truppen, welche die Karawane eskortierten, schlugen nach heftigem Kampfe die Feinde zurück und brachten ihnen erhebliche Verluste bei. Die Feinde hatten über 100 Tote und Verwundete, die Italiener 1 Toten und 10 Verwundete. Amerika. S ch w e r e U n ru h e n i n e i n e r b r a s i l ia n i schon Stadt. Wie aus Belem gemeldet wird, ist es dort infolge lokalpolitischer Gegensätze zu Unruhen ge kommen. Die Anhänger des Senators Lauro Sadrö steckten das Gebäude der Zeitung „Provinzia do Para" und das Haus des Führers Antonie Lamos in Brand. Es soll zahlreiche Tote und Verwundete gegeben ha ben. Der Handel steht still, die Bureaus sind ge schlossen. Nach den letzten Nachrichten ist in der Stadt wieder Ruhe eingetreten. Sibirien. Prinz Heinrich in Wladiwostok. Prinz Heinrich von Preußen ist am Sonnabend nachmittag in Wladiwostok eingetroffen. Nach der Begrüßung durch die Ehrenwache, die von sibirischen Flottenmannschaf- ten gestellt war, und der zum Empfang erschienenen Vertreter der Behörden unternahm Prinz Heinrich eine Automobilsahrt durch die Stadt, wobei er dem Festungs kommandanten, dem Gouverneur und dem deutschen Konsul Besuch abstattete. Daraus begab sich der Prinz an Bord des deutschen Panzerkreuzers „Scharnhorst" auf dem er seine Reise fortfetzte. Oertlichc und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 2. September. Wie alljährlich zur Begehung der ruhmreichen Tage von Sedan, leg ten auch gestern abend die beiden hiesigen Militär- Vereine am Kriegerdenkmal je einen Kranz «jeder. Herr Strobelt hielt am Denkmal eine kurze, aber marki ge Ansprache, die in ein Hoch aus Kaiser König und Vaterland ausklang und bei präsentierten: Gewehr, Flaggensalut und Tusch erfolgte die Nieder lcgung. Heute morgen von lO Uhr ab wurde auf dem Neumarkt von einer großen Anzahl Knaben und Mäd chen eine größere turnerische Aufführung geboten, über die wir in nächster Nummer berichten werden. — Dresden, 30. August. Der bekannte Führer der nationalen Arbeiterbewegung in Sachsen, Herr Pastor Rich ter, Königswalde, hat sein A m t,. als Vorstandsmitglied de» LandeSverbandeS evangelisch - nattonaler Arbeitervereine im Königreiche Sachsen, sowie auch als Agitationsleiter dieses Verbandes niedergelegt. Wie verlautet, waren zwischen