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Amts- un- Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock ümö dessen Umgebung Eibenstock, Earlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. klel^Kdru Kmtrblatt. Fernsprecher Nr 210. Drucker und Verleger: Emil Hann,bahn, verantworU. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. -- . —— , , HA, Jahrgang. — Somabcnd, dra 20. April ISIS. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Nr. «1 der SchankstLttenverbotSltste und Nr. 12 de- Nachtrag- hierzu find zu streichen. Ttadlrat Eibenstock, den 18. April 1912. Die Losnng-scheine der Militärpflichtigen deS Jahrgangs 1892 sind Sonnabend, dm 2v. Aprit 1912, nachmittag- von 12 Uhr im Nathause (Bil liolhekszimmer) abzuholen. Für Zu stellung nicht rechtzeitig abgeholter Losungsscheine werden je 25 Pfg. Gebühren erhoben. Ttadtrat Eibenstock, den 18. April 1912. Gin italienisches Heschwader in den Dardanellen? Sollten die aus London und Paris kommenden Mel dungen von dem Anfang der italienischen Aktion in den Dardanellen sich bestätigen, dann stehen wir nun mehr abermals vor sehr ernsten Verwickelungen, deLen Ausgangspunkt katastrophal werden kann. Die vor liegenden Nachrichten lauten aber leider so bestimmt und werden noch durch eine dritte aus Konstantinopel erhärtet, daß man kaum noch an deren Richtigkeit zu zweifeln wagt. Hier seien sie wieoergeg^ben: Konstantinopel, 18. April. Hier wird die Nachricht verbreitet, daß 27 italienische Kriegs- fchiffe heute früh vor dem Eingänge der Darda nellen erschienen und oas Bombardement auf die Befestigungen von Kumkalesi begannen. Ein Geschoß der Festung soll ein italienisches Kriegsschiff getroffen haben. London, 18. April. Lloyds Agency teilt ein Telegramm mit, nach welchem bei der Einfahrt in dieDardanellen Kanonendonner gehört wur de Man vermutet einen italienischen Angriff. Eine zuverlässige Information steht noch aus. Auch aus Paris liegen Depeschen vor, wonach die italienische Flotte in Kumkalesi angekommen ist. bin italientsche- Schiff ist gesunken. Paris, 18. April. Hier war heute früh sie Nach richt verbreitet, oaß die im ägäischen Meere gesichteten italienischen Kriegsschiffe sich »»schickte», ge gen mehrere türkis che Inseln in der Nähe der Dardanellen zu operieren. Das erste Angriffsob jekt werde die Insel Skyros sein. Paris, 18. April. Die B? s ch i e ß u u g der Forts in den Dardanellen durch die italienischen Kriegsschiffe hörte halb 4 Uhr nachmittags auf. Das italienische Geschwader dampfte wieder in See. Die in der inneren Meerenge befindlichen schwim menden Milten wurden losgemacht Die Ha« de'-s- schiffahrt ist unterbrochen. Tagesgeschichte. Leutschla»». Die Erhöhung der Mannschaftslöh nung. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: In der Pres se findet sich bei den Besprechungen über die Wehrvor lagen die Bemerkung, daß die Verbündeten Regierun gen eine Erhöhung der Mannschastslühnung nicht vor gesehen hätten und wohl dem Reichstag überlassen woll ten, diese nachträglich in das Gesetz einzufügen Die Bemerkung beweist, mit wie geringer Aufmerksamkeit teilweise die Vorlagen sogar von denjenigen gelesen werden, welche weitere Kreise darüber aufzuklären be rufen sind In der Begründung der Heeresvorlage S. 4 heißt es: „Aus Anlage 2 ist der voraussichtliche Geldmehrbedarf für die Jahre 1912 bis 1919 zu er sehen. Er vergrößert sich vom Jahre 1918 ab aus An laß der Erhöhung der Mannschnftslöhnung noch um jährlich rund 15 Millionen Mark für das Reichsheer." Und die der Flottennovelle beigesügte Kostenberechnung besagt: „Infolge der in Aussicht genommenen Erhöh ung der Mannschastslühnung vergrößern sich die bei den fortdauernden Ausgaben angesetzten Beträge von 1913 ab um je eine Million Mark." In der Denkschrift über die Deckunasvorlagen haben sodann diese Kosten durchweg Berücksichtigung gefunden. Hieraus ergibt sich, daß die Erhöhung der Mannschaftslöhnung von den Verbündeten Regierungen vom 1. April 1913 ab in Aussicht genommen ist. — Zur Verhaftung des Hauptmanns Dreßler. Zu der gemeldeten Verhaftung des preu ßischen Grenzkommissars Hauptmann Dreßler auf der russischen Grenzstation Dirballen durch die dortigen Polizeiorgane erfährt der Berliner L -A., daß die deut sche Regierung die geeigneten Schritte in dieser An gelcgenheit eingeleitet hat. Italien. — B a u e r n r e v ölte. Nach einer Meldung der „Stampa" aus Todi griffen die wegen der beschlösse nen Steuererhöhungen orbltlerlen Bewohner mit Aexten Sensen, Mistgabeln und Dreschflegeln bewaffnet, das Gemeindehaus an, vertrieben die Gciwinderäte und zwangen die Mehrheit zur Demission Die Menge, die von berittenen Anführern befehligt wuroe, geriet in ein Treffen mit 14 Gendarmen, die alle unter schwe ren Verletzungen den Kampfplatz räumen mußten. Da raus befreite das Volk zwei Verhaftete und rüstete sich zum Widerstand gegen die militärischen Verstärkungen, die aus der Nachbarschaft herbeigerufcn worden waren. Auch Frauen und Kinder beteiligten sich lebhaft an der Rebellion. Nach Eintreffen von zwei Kompagnien Mi litär sind etwa 50 Bauern, von denen viele verletzt sind, verhaftet worden. Frankreich. Der Spionagefal 1 von Toulon. Zu der Spionageangelcgenheit Zimmerle wird ans Toulon ge meldet, daß auch bei mehrere» Arjcnalarbeltern, di? im Schiffbau beschäftigt sind, Haussnchuugen vorge nommen wurden. Einige weitere Verhaftungen sollen nnmittelbar bevorstehcn. lieber die Verhaftung Zim merles wird noch gemeloet, daß oer französische Gc genspionagedicnst Zimmerle in eine Falle gelockt ha be unter der Vorspiegelung, daß italienische Agenten ihm ein Schriftstück abkaufen wollten. Griechenland. Die griechische K ö n i g s f a m il ie aus Korfu. Der deutsche Kaiser in griechischer Ma rineuniform begab sich am Mittwoch mit dem Prin zen, den Prinzessinnen und Gesalge im Automobil nach der Stadt und ging in das königliche Palais, wo die Herrschaften won der Terrasse aus zusammen mit der Kronprinzessin von Griechenland das Einlaufe^ des griechischen Kreuzers „Gcorgios-Awerosf" beobachteten, der den König und den Kronprinzen von Griechenland an Bord hatte. Die „Hohenzollern" und die „Kolberg" hatten Flaggengala angelegt. Die Mannschaften pa radierten. Die „Kolberg' salutierte. Die Musik der „Hohenzollern" spielte den griechischen Königsmarsch. Die „Georgios-Aweroff" salutierte ebenfalls: seine Äa pelle spielte die deutsche Hymne. An der königlichen Landungsstelle hatten sich die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden, das Osfizierkorps und die Geistlichkeit eingefunoen, ebenso der Gesandte Frhr. von Wangenheim und der deutsche Konsul Spengelin. Der Kaiser und die genannten Herrschaften erschienen dann ebenfalls an der Landungsstelle. Der König undder Kronprinz von Griechenland gingen an Land und wurden vom Kaiser aus das herzlichste be grüßt. Nachdem der König sodann die Huldigung der Behörden entgegcngenommen hatte, schritten oer Kai ser, der König und die anderen Fürstlichkeiten zu Fuß zum Palais hinauf, vom Publikum stürmisch gefeiert. Vor dem Palais setzten sich die Ovationen fort. In zwischen war die königliche Jacht „Amphitrite" eingc- laufen mit der Königin, der Prinzessin Maria und dem Prinzen Andreas Nikolaus an Bord. Der Kaiser und der König hatten sich wieder zur Landungsstelle be geben. Der Kaiser geleitete die Königin am Arm zum Palais. Das Publikum brach andauernd in Hochrnfe aus Der Kaiser begab sich später nach dem Achille, on «frUa. Meuterei in Fez. Der Korrespondent der Londoner „Times" meldet aus Tanger vom 17. d. M., daß erneut Unruhen in Fez ausgebrvchru seien. Aus einer späteren Meldung geht hervor, daß die marokka nischen Truppen gemeutert hätten und daß ein Teil der Bevölkerung sich ihnen angeschlossen habe. - Ge gen einen Unteroffizier vor französischen Militärmission habe ein Anschlag stattgesunden. Die funkcntelegra phische Verbindung mit Fez sei unterbrochen. Lhtua. Der mongolisch chinesische Streit. Wie der Petersburger Telegraphcnagentur aus Urga ge meldet wird, hat Juanschikai au die mongolische Regie rung telegraphiert, er lehne die Einmischung von Mit telspersonen in den mongolisch chinesische» Streit ab. Er forderte Hutuchta a»f, der Unabhängigkeit zu ent sagen und teilte mit, daß er zu der Verhandlung Be vollmäcbtigte »ach Urga sende» werde. Oertliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 19. April. Der Bezirks lehrerverein Eibenstock Schö » heide hielt an: Mittwoch im Schützenhauss seine Monatsversammlmig ab, in deren Mittelpunkt ein Vortrag des Herrn Amtsgerichtsral Papsdorf über: Jugend sürsorge stand. Nach herzlicher Begrüßung des Herrn Referenten, der als Gäste erschienene» Her ren Gemeindevorstünde und Gcmeindrvertretcr und der Konfercnzmitglieder erteilt» der Vorsitzende, Herr Lehrer Schöne, den: Vortragende» das Wort Herr Anttsgerichtsrat Papsdorf führte ,» seinem fes selnden Vortrag folgendes aus: Der Ruf nach Ju geudsürsorge ertönt heute deshalb so laut, weil man jetzt die sozialen Pflichte» und Gedanken mehr und mehr erkennt und betont, und die großen Schäden »» serer Zeit auf körperlichen:, geistigem und sittlich'»: Gebiete sich immer verderblicher bemerkbar machen Die Ursachen der relativ fortschreitende» Entartung und Verwahrlosung unserer Jugend liege» i» der neuzeit lichen, schnelle» Entwickln,lg unseres Vaterlandes vom Landwirtschafts zum n o u s> ricstaat, beglei - tet von einer bedeutenden Znirahmc unserer Veröl lerung. Das Zusammenpserchen vieler Menschen auf kleinen. Raume dringt viele gesundheitliche und sitt liche Schäden mit. Mit dem Zunchme» des wirtschaft lichen Erfolges >' das materielle Streben, oas soe ben nach Reichtum gediehen und in dessen Schatte» die Srziakoemckrotie. die ihr „topisches Ziel zu erreiche» sucht, indem sie alle Stützen des bestehenden Staar-s untergräbt Gr ß sind die an die heutige Jugend her aulreteude» Bcrjuchunge», die eine sittl'chc Gefahr düng sowohl unserer schulpflichtigen als auch der schweuttasjenen Jugend bedeuten Um das herawrach sende Gcschiech, vor Verwahrlosung zu bewahre», ist lür dasselbe eine lörperliche und sittbche Ertüchtigung unbedingt notwendig und mit allen Mittel» zu erstre ben Die sittliche Ertüchtigung erfordert die Bekämp simg der materialistischen Weltanschauung >» jeder Korm und die Einpflanzung der Ueberzeugung, daß das Aus leben der Enlzelpersonlichkeit beschränkt^ werden muß durch die Rücksicht auf die Gesamtheit. Zunächst sind die vorhandenen Erziehungsfattoren, Elternhaus, Schule und Kirche, auszubauen: vor allem muß auch die bürgerliche Gesellschaft zur Mithilfe bei der Jugendpflege gewonnen werden. An bereits bestehende Unternehmungen dieser Art muß angeschlos sen, und alle Fürsorgebestrebungen müssen zentralisiert werden. Bei den Jugendfürsorgebestrebungen muß die Verfolgung parteipolitischer Zwecke unbedingt ausge schlossen bleiben. . Aus letzteren, Grunde ist die sozial demokratische Jugendpflege zu verurteilen, deren Ei ser und Leistungen der bürgerlichen Gesellschaft ein Vorbild und zugleich eine ernste Mahnung sein können. Wo die Wirksamkeit der genannten Faktoren Lücke» läßt, da m»ß der Staat eingreifen, wie dies ja seit einigen Jahren durch das Fürsorgegcsetz geschieht: er muß auch die privaten Unternehmungen durch Geldc mittel unterstützen, um oen Kaanps gegen die Verwahr losung der Jugend wirksam betreiben und letztere vor allem auch gegen die Gefahren des Alkohols und der Mnos bewahren zu können. Letztere reizen und ver giften die Phantasie oft ungeheuerlich: es muss daher die polizeiliche Prüfung der Films streng gehandhabt und für gute Films gesorgt werden. Die Zul rssung von Kindern und Jugendlichen zu ungeeignete» Vorstellun gen wäre an den Kinobesitzern zu strafen. Sodan» be leuchtete oer Herr Vortragende die Tätigkeit des Ju gendrichters als Vornrnndschafts und Strafrichter. Ju gendliche im Sinne des Strafrichters sind Menschen im Alter von >2-18 Jahren. Neuerdings find Ju gendgerichtshöfe eingerichtet worden, die mehr die er-