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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsvezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M.1.50einschlietzl. des „Illustr. UnterhalMngsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBo ten sowie bei allen Reichspostanstalten. Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr 210. Drucker und Verleger: Emil Hannedohn, oerantwonl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock ISIS —89. Jahrgang. Freitag, den 29. März Die Nrn. 32 und 65 der Schankftättenverbotsliste und Nr. 7 des Nach trags hierzu find zu stretchen. Stadtrat Eibenstock, am 27. März 1912. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Firma 8tr«n»i L Oo in Sosa, alleinige Inhaberin Marianne vereyek. Strunr, verw. gew. Lckudsrt, geb. QSss, daselbst wird zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 3. Aprit 1S12, vormittags 9 Mr vor dem Königlichen Amtsgerichte Eibenstock anberaumt Eibenstock, den 27. März 1912. Königliches Amtsgericht. Tagesgeschichte. Dentschlaud — Zum Tode Albert Trägers. Für die durch den Tod Albert Trägers notwendig gewordene Reichstagserjatzwahl im Kreise Barel-Jever dürften sei tens der fortschrittlichen Volkspartei entweder der frühe re Reichstagsabgeordnete Dr. Wiemer oder Friedrich Naumann als Kandidaten in Aussicht genommen wer den. — Sturm iu der bayrischen Ka m m e r. In der bayrischen Kammer gab es am Mittwoch in der fortgesetzten Etatsdebatte abermals Zank und Streit über die Führung der Geschäfte durch den Präsidenten v. Orterer. Der liberale Fraktionschef Dr. Casselmauu sprach dem Präsidium von neuem das Mißtrauen sämt licher Minderheitsparteien aus und der Präsident kon statierte, daß er die Hoffnung auf eine friedliche För derung der Geschäfte allmählich aufgebe. England. — Der Streik in England. Die Beratung über die MinLestlohnbill im Unterhaus« wurde bis in die frühen Morgenstunoen des Mittwoch fortgesetzt. Schließlich wurde die dritte Lesung mit 213 gegen 48 Stimmen angenom in c n. Die Arbeiterpartei har te gegen das Gesetz gesummt. Macdonald erklärte, daß, wenn der Minimallohn von fünf Schilling in die Bill ausgenommen worden wäre, sie, wie er glaube, dem Streik ein Ende bereitet hätte. Jetzt aber könne er G'n Arbeitern nicht sagen, daß die Bill ihnen genügend biete, um die Arbeit wieder auszunchmen. Die Bill habe ihren Zweck verfehlt. Griechenland. - D c r K r o n p r i » z v o u S a ch s e n b e im g r i e - chischen Königspaar. Der Kronprinz von Sach sen nahm am Mittwoch das Frühstück init der könig lichen Familie im Palast zu Athen ein. Nachmittags besuchte der Kronprinz interessante archäologische Stät ten. Türkei. Eine neue V e r m itt e l u n g s a k t i v n. Wie der „Agence Havas" ans besonderer Londoner Quelle gemeldet wird, setzen die Mächte den Meinungsaustausch über einen in Konstantinopel zu unternehmenden Schritt, wie sie ihn auch in Nom unternommen haben, fort. — Anarchie auf der Inse 1 Samos. Auf der Insel Samos ist seit der Ennordung des Fürsten Kopas sis eine Anarchie ausgebrochen. Eine etwa 12 Mann starke Bande überfiel die Zolldirektion und zwang die Zollbeamten, die Kasse zu öffne», der sie 360 türkische Pfund entnahmen. Die Gendarmerie wurde von den Banden entwaffnet und ihr Kapitän ermordet. Von sein Gendarmericoffizier, den die Banditen vor einem Mo nate ins Gebirge verschleppten, hat man bis jetzt keine Nachricht erhalten, man glaubt, daß er von den Räu bern ermordet worden ist. Türkische Truppen sind in das Gebiet abgegangen. Oertliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. März. Bei ausverkauftrm Hause hielt der hiesige Evangel.-luth. Jünglings- Verein am vorigen Sonntage im Feldschlößchen einen feiner Abende. Nach einem frisch uird feurig vvrge- tragenew Festgruße, der begeistert zur Mitarbeit in der Jünglingssache aufforderte und einem weihevoll gesungenen Liede: „Mit dem Hern» fang alles an; kindlich mußt du ihm vertrauen. . ." bot Pastor Ru dolph als 1 Teil des Abends einen Dortrag Wer christ liche Jugendfürsorge. Derselbe baute sich aus folgenden Grundgedanken auf:-Jesus Christus, der al lein alle Fragen der Zeit und Mvigkeit rastlos beant wortet, löst auch alle Rätsel der rechten Jugendfürsor ge. Darum kann christliche Jugendfürsorge mir nach diesem Grundgesetze betrieben werden. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerech tigkeit, so wird euch solches alles zufallen — Alle Jugend fürsorge ist eine Erziehungssrage und Erziehung muß, den ganzen Menschen bceiiiflussend, immer von innen nach außen erneuernd zu wirken sich mühen. Dies Ziel kann die einseitige Pflege des Körpers oder des Gei stes, oder auch beider, — so anerkennenswert sw an sich sind nicht leisten. Die Schlagworte, mit des- nen bei diesen Bestrebungen oft gearbeitet wird: „msn^ kann, in corpore «mm" (Gesunder Geist im gesunden Körper) und Bildung macht frei" sind inhaltlich, in ihrer alt- gemeinen Fassung wenigstens, falsch. Von inn^n er neuernd und völlig umwandelnd wirkt nur Jesus und der Glaube an ihn. Darum bleibt iu der christlichen Jugendsürsorge die grundlegende Kraft und Arbeit, Got teswort, Gebet, Glaube und Jesuslebe». ?. i>. von Bo delschwingh: „Das Wort Gottes ist auch gerade für die zwischen dem 14. und 20. Lebensjahr stehende und iu diesen Jahren für das Evangelinm besonders em pfänglichc männliche Jugend kein Freudeustörer, fon der«, richtig dargeboteu, ein Freudemneister ohne glei chen: es adelt erst alle übrigen Freuden und verklärt recht alles Gute und Schöne, das diese Erde bietet. Alle- anderen Hilfsmittel, so trefflich sie fein mögen, erwei sen sich doch, losgetrennt von« Worte Gottes, als schöne Blüten, die der Wind zerstreut, ohne daß sie reise Früch te tragen." Deshalb sollen diese anderen Hilfsmittel durchaus nicht etwa ansgeschaltet, sondern ganz im Gegenteil bei völliger Wertschätzung in den Dienst §er christlichen Jugendfürsorge beremgenommen werden. Nur müssen eben Turnen, Leibesübungen, Sport, Gesang, Musil, Pflege der Vaterlandsliebe und Erholung in den Dienst Jefn und des Glaubens gestellt werden, um ander Veredlung der jungen Wildlinge mithclfen zu können. Nur oculierte Wildlinge können gute Früchte tragen. Unter der Begründnng: die christliche Jugendfürsorge ist unsere, unserer Gemeinde, unserer Kirche, unseres Voltes, unseres Heilandes Sache, klang der Vortrag in den Ausruf an die Jugend aus, wieder und neu ein- zntreten in den Jünglingsverein und in ci^en zu grün dendeu christlichen Verein junger Männer, und in den Aufruf an alle: Helfe ein jeder durch Gebel und Mit urbeit in dieser heiligwichtigen Sache mit, was er kann. Nach kurzer Panse ging dann, von Jünglingsvereuiler» und 2 Mitgliedern des Jugendbundes für cntfchievenes Christentum trefflich und lebenswahr dargebotc», das erschütternde und Ewrgkeitskräfte in den Herzen aus- lösendc Drama: „Die Wahrheit" von Peter No scgger über die Bühne. Das Stück spielt ltE. P^ter Mayr, ein Held aus den Befreiungskämpfen Tirols, ein Genosse Andreas Hofers, wird vom Kriegsgerichte Napoleons 1. zu Pulver und Blei verurteilt, weil er eingestandenermaßen eine künstliche Lawine oder Muh re in den Eisakschluchten hat niedergehen lassen, die 1500 einziehcnde französische und bayrische Schutztruv Pen lebendig begraben hat. Drese Tal aber bat er trotz des vorhergegangenen Friedensschlusses von Preß- burg, der ihm bekannt war, also in Friedenszeitek». getan. Sein Weib Notburga, die Frau General, die Gemahlin des Kriegsgerichtsvorsitzenden und mit ihnen zuletzt der General, auf den Mm und Wahrhaftigkeit dieser Tiroler Helden einen tiefen Eindruck gemacht ha ben, suchen ihn damit zu retten, daß sie ihm an die Hand gaben, in einer neuen Verhandlung zu sage», er habe nicht gewußt, daß der Friede schon geschlossen war. Dann könne er nicht als Rebell behandelt und gerettet werden. Sein Weib bittet und beschwört ihn: ein Rechtsanwalt sucht ihn mit aller List und Neber redungsknnst dahin zu bringen: vom Verhanslungs tisch wird das Kruzifix entfernt: Es soll ihm leicht gemacht werden; das Kriegsgericht selber schiebt ihm die Lüge ordentlich in den Mund, aber Peter Mavr bleibt Sieger in diesem schmieren Kampfe gegen alle diese Versuchungen, er hält durch, er bleibt unerschütter lich der der Wahrheit: „Ich hab's gut gewußt, das ischt die Wahrheit und anders kann ich nit reden." So bleibt das Urteil aufrecht, aber aufrechter dieser Held, und aufrechter die Wahrheit, die mit der Drangabe des Lebens und dem schweren Scheiden von Weib und Kind wohl teuer, aber nicht zu teuer erkauft ist. Das Leben ist der Güter höchstes nicht; der Uebel größ tes aber ist die Schuld, auch die Schuld einer Notlüge. Gott walt's in Gnaden, daß dieses köstliche Drama in unserem Herzen und Leben der Wahrheit, der unbe dingten Wahrheit bis zum Tode wieder zum Siege verhelfe und »ns das Jesuswort verstehen und aus leben lasse: (Matth. 16, 25, denn, wer sein Leben erhal ten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leb?,» verliert um meinetwillen, der wirds finden. Das Stück soll, so Gott will, am Palmsonntag gegen Abend im Deutschen Hause wiederholt werden. st. Eibe n st ock, 28. März Mit dein Avschiedneh- me» hat es oft eine eigenartige Bewandtnis: sie wird herbeigesehnt die Abschiedsstunde lange vor ihrer Zeit, und ist sie dann endlich gekommen, fühlt man doch, daß das Herz schwer und die Auge» naß werden. Diesen Eindruck erweckte auch die gestrige Entlassungs feier der Schüler und Schülerinnen, die ihrer 8jäh- rigen Schulpflicht genügt haben. Mit Gesang und Gebet wurde die Feierlichkeit eröffnet, worauf Herr Schuldi rektvr Petzold in kurzer Ansprache darauf hiuwies, daß Herr Lehrer Schmidt nunmchr auf eine 25;ährige Amtszeit, Herr Lehrer Ficker auf-eine 25jährige Tätig keit hier in Eibenstock zurückbliüen könnten. Glecchzei tig könnten Herr Organist Neumerkel und Herr Lehrer Rausch das 30jährige Jubiläum ihrer Amtstätigkeit in Eibettstack begehen. Auch diese Herren nähmten gewis jermaßen Abschied an diesen« Zeitabschnitt, sie müßtet« Abschied nehmen von ihrem erste» Vierteljahrhuudert Arbeit. Es fei allerdings gegenwärtig nicht die Zeit über die Hehrheit des Lehrerbernfes ausführliche Schil derunoen zu geben, die Herren möchten es sich deshalb genüge» lassen nur einem offenen Dank 'ür ihre Arbeit und einem kräftigen Druck der Hand Alsdann teilte He>r Schuldirektor Petzold »och mit, daß die von Herrn Fi sche> innegehabte Hilfslehrer-steile in eine stäiioige LA: «erstelle »mgelvandelt und Herr Fischer damit hier als ständiger Lehrer angestellt sei. Die abgehenden Schü ler batten auch in diesem Jahr der Schul--' als Aude» ken ein Bild die Aehrenseserinnen dediziert und eine der abgehenden Schülerinnen begleitete dies«. Ga be mit Worten des Dankes an Elternhaus und Schul'. Nach dem Liede „Bis hierher hat uns Gott gebracht" er felgten dann die üblichen Deklamationen seitens der abgehenden und bleibenden Schüler, ein Schuler sprrch dem Lehrerkollegium den Dank für seine Mühewaltung aus, nno dann widmeten die Bleibenden den Konsir manden ein stimmungsvolles Abschiedslied, das der Fei er etwas besonders Weihevolles verlieh. Nunmehr er ariff Herr Schuldirektor Petzold das Wort zur Abschieds rede, der er die Worte Ev. Joh. 2l, 15 17, 'mit denen Jesus Simon Petrus fragt: „Hast du mich lieb ?", zu Grunde legte. Diese Frage möge die nun aus dem Schul verbände Entlassenen auf dem ganzen Lebenswege auf Schritt und Tritt begleiten. Ein Blick zurück müsse die Scheidenden davon überzeugen, daß ihr bisheriges Le ben eine ttnunterbrochene Kette von Liebeweij^K seitens des Heilands gewesen. Alle Segnungen mid Kulturerrmigenschaften seien aus seinem Geiste gekom men, alle Gesetze sozialer Fürsorge aus der Herlands liebe aeboren Sollte da nicht jedes Wort, jeder Ge danke, jede Handlung klare Antwort geben auf die Frage: Hast du mich lieb'? Redner warnte dann mit warmen Worten vor den Verführungen des Lebens und forderte die auf, die den vermögenden Schichten angehören, Gutes zu tun auch für unsere sozialen Bestrebungen im Orte. Wir brauchten ein Bersorgungsheim für alte Personen und ein Heim für Wanderer, wir brauchten auch einen gve ße» freien Platz, auf dem unsere Jugend, die Turnver eine usw. den Körper stählen könnten. Wir brauchten auch einen Stipendienfonds, um den begabteste» aber mittellose» Schülern eine abgeschlossene Bildung zuteil werden zu lassen. So ließe sich also noch vieles schaffen dem Drang zur Wohltätigkeit feie« inithin keine Schran ken gezogen. - Wie die Feier begonnen, so schloß sie auch unter Gesang und Gebet in würdiger Weise. — Schönheide, 27. März. Die Zahl der Kon firmanden, die am Palmsonntage in unserer Kirche ein- gesegnet werden, beträgt 226, davon 99 Knaben und 85 Mädchen auS Schönheide, 12 Knaben und 12 Mädchen auS Schönheiderhammer und 7 Knaben und 5 Mädchen auS Neuheide. — Jin Vorjahre waren eS 93 Knaben und 86