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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock unb dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. IN. l.SO einschlietzl.! des „ollustr. Unterhaltungsblatts" und der < humoristischen Vellage „Seifenblasen" in der ! Expedition, bei unseren Loten sowie bei allen ! Reichrpostanstalten. l für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhommer,Zosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiqe Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. HeU-Kdr.: Amtsblatt, Zernfprecher Nr 21V. Drucker und Verleger: Emil Hannedohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. «I —59. Jahrgang. —— Freitag, dea 15. März IVIS LtsfnW 8enti»ltr«Isßtzms za EMM "V-Lm?" Tagesordnung: I) Geschäftliche Mitteilungen. 2) Schreiben der Landesversicherungs anstalt, Zinsfußänderungen früherer Anleihen belr. :>) Beivilligung einer Grunddienstbarkeit für eine Privatwasserleitung. 4) Befreiungsgesuch von der Krankenversicherungspflicht. 3) Ge such um käufliche Ueberlassung von Gemeindeareal. — Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Attentat ans den König von Italien. Nach einer mehrjährigen Pause durcheilt di.; Welt wieder einmal die Nachricht von einer jener fluchwür digen Handlungen, die politisch verhetzte Fanatiker in ihrer Verblendung begehen. Uns wird telegraphiert: Rom, 14. März. Der König Viktor Emanuel begab fich anläßlich des Geburts tage- des KSutgs Humbert nach dem Pantheon. Auf dem Wege dahi« wurde auf de« König gefchosfen. König Viktor Emanuel blieb unverletzt. Der Täter wurde verhaftet. Den Umständen entsprechend, wird dies Attentat sich ohne Frage ebenfalls als ein anarchistisches heraus stellen. Schon der Tag des Attentats - der Gevurts tag des ebenfalls durch Meuchelmord ums Leben ge kommenen König Humbert - deutet daraus hin Daß das Attentat glücklicherweise ohne jeden Erfolg blieb, wird in den Herzen aller menschlich Denkenden ein Ge fühl befriedigender Ruhe auslösen Wir Deutschen aber, sie wir dem durch die Dreivundsbande befreundeten König besonders nahcstehen, haben vor allem Grund zur Freude, daß der in seinem Lande jo überaus belieb te König vor des feigen Mörders Kugel verschont blieb. Der BerMveiterstreil. Immer wieder muß über schwere Ungesetzlichkeiten und Angriffe der Streikenden auf die zum Schutze der Arbeitswilligen tätigen Polizeimannfchasten berichtet werden. So ist es in Obermarzloh zu j ch w eren A u s- schreitungen gekommen Diesbezügliche Meldun gen besagen: Als eine Anzahl Arbeitswilliger von einem Po lizeiaufgebot nach ihren Wohnungen begleitet wurde, entwickelte sich ein Kampf zwischen Streikenden und den Polizeimannschaften. Die Polizei wurde mit Steinen beworfen, aus den Fenstern der Häu ser wurden zirka 200 Schüsse auf sie abgege ben. Die Ladenbesitzer wurden gezwungen, die Lä den zu verbarrikadieren. Der Mob zertrümmerte die Straßenlaternen, eine Laterne wurde umgcworfe» und das ausströmende Gas angezündet. Erst nach mehreren Zusammenstößen gelang es der Polizei, die Ruhe wieder herzustellcn. Biele Polizeibcamte, da runter zwei Kommissare, wurden durch Steinwürfe erheblich verletzt. Unter den Verletzten befindet sich ein lOjähriger Knabe. Dienstag nachmittag weilte der Regierungspräsident Dr. Kruse aus Düsseldorf ruf dem Kampfplatze der gestrigen Krawalle. In > iner außerordentlichen, dringenden Stadtverordnetenver sammlung wurde beschlossen, zu gestatten, daß für die Dauer des Streikes auf der Gewerkschaft „Deutscher- Kaiser" eine Schutzwehr von 52 Mann und auf der Zeche „Neumühl eine solche von 22 Mann eingerich tet werde, die aus Beamten der Gewerkschaft „Deut scher Kaiser" gebildet sein sollen. Die Schützwehren haben Polizeirechte und werden mit Pistolen und Po lizeiknütteln ausgerüstet. Ihre Aufgabe ist, die Ze chenanlagen und Arbeitswilligen zu schützen, doch sollen sie nur mit Polizeibeamten auftreten. Es wurden wiederum zahlreiche Verhaftungen vorgenom men. Herne, 13. März. In der Rottbruchstraße auf dem Grenzgebiet zwischen Herne und Holthausen ist es heute morgen zu einem folgenschweren Zusammen stoß zwischen einer zahlreichen Volksmenge nnd einem Polizeiaufgebot gekommen. Die Exzedenten griffen die Beamten tätlich an, sodaß der Polizeitommijsar sich genötigt sah, vonderSchußwaffeGebrauch ma chen zu lassen. Ein 15 jähriger B ur sche wurde durch einen Karabinerschuß tödlich getroffen. Es gelang jedoch der Polizei, die Volksmenge in kurzer Zeit zu zerstreuen > Unter diesen Umständen ist es erklärlich, daß di? Regierung umfassende Vorsichtsmaßregeln zum Schutze der Arbeitswilligen und der Bürger trifft: Essen, 13 März Das KreefelderHufaren- regiment erhielt Befehl, sich jeden Augen blick bereit zu halten, um ins Streikgebiet abzu rücken. Daß an ein Abflauen der Streikbewegung im Ruhr gebiet vorläufig wohl nicht zu denken ist, geht aus nach folgender Meldung hervor: Bochum, 13. März. Bei der heutigen Frühschicht war eine starke Abnahme der Arbeitswilligen zu be merken, das galt besonders für die Zechen der Reviere Dortmund und Hamm, wo einzelne Zechen schon jetzt von üahezu sämtlichen Arbeitern entblößt sind. Aus mehreren Zechen des Reoieres Hamm, wo der christ liche Gewerkverein eine große Mitgliedcrzahl hat, ar beitet nur noch ein kleiner Prozentsatz der Belegschaft. Man schließt daraus, oaß die christlichen Bergleute eine Schwenkung vollziehen und über die Köpfe ihrer Füh rer hinweg den Streik mitmachen Als Folge des Streiks leiden einzelne große nie derrheinische Hüttenwerke schon stark unter dem Koh lenmangel. Betriebseinschränkungen und Arbeitereut lassungen werden in Aussicht genommen. In Geseke kündigten schon zwei große Zementfabriken wegen Koh lenmangels ihren Arbeitern. Tagesgeschichte. Deutschlanv. Besprechung der Finanzminister der Bundesstaaten mit dem Reichskanzler. Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Am Donnerstag wer den, wie schon amtlich bekannt gegeben worden ist, die Finanzminister der Bundesstaaten zur Besprechung mit denk Reichskanzler über die endgültige Festsetzung der Wehr- und Deckuugsvoi lagen in Berlin zusammentres sen. Sobald danach die Vorlagen den Bundesrat Pas fiert haben, werden sie bekannt gegeben werden. Eine frühere Veröffentlichung ist nicht beabsichtigt. Diplomatenkonferenz Der Reichslanz ler empfing Mittwoch vormittag den bayerischen Mini sterpräsidenten Freiherr v. Hertling. Italien. Rücktrittdes russischen Botschafters in Rom. Der russische Botschafter in Rom, Fürst'Dol- gvruki verläßt krankheitshalber leinen Posten. S?in Gesundheitszustand ist lo unbefriedigend, daß er nicht in der Lage war, persönlich mit der italienischen Re gierung über die Kriedensvermittlung zu verhandeln. Bis zur Ernennung des neuen Botschafters wird Baron Korfs die Geschäfte des Botschafters führen. England. Aussicht ans Beilegung des Streiks ES wird amtlich festgestellt, daß eine Beilegung des Streiks in wenigen Stunden erwartet werden darf wenn die Verhandlungen zwischen den B?rg werksbejitzern und den Vertretern der Arbeiterschaft in dem gleichen Sinne wie Dienstag und Mittwoch wer lergeführt werden. Afrika. — Ein Sieg der Italiener. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Bengasi vom 12. d. Mts.: Die italienischen Truppen griffen Mittwoch zwei Oasen nördlich von Fojat an, die vom Feinde tapfer verteidigt wurden und eroberten sie. Ter Feind wurde in die Flucht geschlagen und mit dem Bajonett verfolgt. Er verlor sicherlich mehr als 1000 (?) Tote, von denen 400 von den Italienern aufgefunden wurden. Die Zahl seiner Verwundeten ist noch größer. Auf feiten der Italiener fielen 3 Offiziere und 26 Mann, 7 Offiziere und 55 Soldaten wurden verwundet. (Die Meldung stammt von der „Agenzia Stefani", was bei der Fra ge nach der Glaubwürdigkeit nicht außer acht gelassen werden darf. D. Red ). »hi«a. Eine Aktion der Mächte in China. Ja Pan soll den Mächten eine gemeinsame Aktion zur An erkennung Juanschikais als Präsidenten der Re publik China vorgeschlageu haben. Die Mehr zahl der Mächte soll den Vorschlag bereits angenommen haben, aber eine gewisse Macht rät hinsichtlich derMon goler Vorbehalt an. Japan hat bisher auf den Vor schlag, sich an den Anleihen zu beteiligen, nicht geunl wartet, da es aus finanziellen Gründen nicht wünscht, einen größeren Betrag zu zeichnen, uls zur Wahrung des Rechtes der Beteiligung erforderlich ist. OeMiche nnd sächsische Nachrichten. Eibenstock, 14. März. Die vorgestrig? erst. E a u s v ä t e r v e r s a m m l u n g für die Kirchqunemde Eibeustoa im Saale des Rathauses nahm, wenu sie lei der auch nur schwach besucht war, einen Verlauf, wel- chcr zeigte, daß solche Veranstaltungeu nicht hu' Se gen für das kirchliche Leben sein dürsten. Die ganze Art, in welcher die Vertreter des geistlichen Amtes wie des Kircheuvorstandes sich über Fragen des kirch lichen Lebens mit den erschienenen Gemeindcglie- dern aussprachen, wird dieselben einander gewiß näher bringen und es ist nur zu wünschen, daß spätere Ver anstaltungen dieser Art eine lebhaftere Teilnahme fin den. Besprochen wurde zunächst oie Frage, ob statt des bisherigen Brauches, alle Kinder der Kirchgemeinde am Palmsonntage in einem Gottesdienste zu konfir mieren beizubehatten sei, oder jener der Geistlichen der Parochie seine Kinder in einer besonderen Feier ton firmieren solle. Herr Pfarrer Starke führte aus, daß es recht nahe liege, wenn jeder Geistliche die Kin der zu konfirmieren wünsche, welche er l/? Jahr lang unterrichtet habe und denen er dadurch nahe getreten sei. Gern möchte er ihnen doch an diesem Tage ein Wort fürs weitere Leben mitgeb-en. Aber es werde dann auch dem übergroßen Andrangc zum Gottesdien ste am Palmsonntage vorgebeugt und dessen Dauer ver kürzt werden. In vielen anderen Orten sei es schon immer Sitte, daß jeder Geistliche die von ihm vorberei teten Kinder in einem besonderen Gottesdienste kon fiermiere. Es werde auch wohl möglich 'ein, hier am Palmsonntage vielleicht halb !> nnd halb l! Uhr zwei Feiern zv veranstalten. Er wolle aber nicht neue Einrichtungen einführen, we"n in der Gemeinde der Wunsch vorwalte, am Bisherigen festzuhalten Dre Ans spräche ergab, daß dieser letztere Wunsch wohl vorliege, daß aber auch die Gründe für eine Äendernug Ver ständnis fanden. Mit Rücksicht darauf, daß weiteren Kreisen Gelegenheit zur Meinungsäußerung gegeben werden soll, soll die Frage noch einmal besprochen wer den. Zn Punkt 2 per Tagesordnung, Kon firm an dengeld betr., legte Herr Pfarrer Starke oar, wie nach den gesetzlichen Bestimmungen und den z. Z. gelten den Ortsgesetzen ein Konfirmandengeld zn erheben sei und der Kirchenvorstand sich bisher nicht habe ent schließen können, dasselbe in Wegfall zu bringen. Be stimmend hierfür sei nicht nur der Ausfall einer immer hin nicht unbeträchtlichen Summe, sondern der Um stand, daß auch anderen Gemeinden, welche noch Kon firmandengeld erheben, nicht Schwierigkeiten bereitet werden sollen Der Kirchenvorstand wünsche aber drin gend eine allgemeine gültige Regelung der Angel? genheit und sei in diesem Sinne an zuständiger Stelle vorstellig geworden. Die damit gegebene Aufklärung wurde mit Dank ausgenommen. Es wurde aber auch dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die Sache weiter verfolgt werden möge. Bei Punkt 3 der Tagesordnung, die Feier des Grüno > nnerstag betr., ergab die Aussprache, daß eine Verlegung derselben aus den sp ä teren Nachmittag allerseits init Freuden begrüßt werden würde. Die dahin gehenden Bestrebungen wer den deshalb tunlichst zu unterstützen sein Nunmehr wurde die Frage beraten, ob die Einrichtung des vori gen Sommers beizubehalten sei, zwischen Ostern und Michaelis die sonntägige Abendmahlsfeier vor den Got tesdienst zu legen. Der Wunsch der Geistlichen, damit eine günstige Zeit für die Unterredungen mi! der kon firmierten Jugend und die Kindergottesdienste, welche nunmehr zwischen halb 11 und halb 12 Uhr stattsinden können, zu gewinnen, hat diese Neuordnung veranlaßt. Es ergibt fich, daß von den Anwesenden Bedenken da gegen nicht geltend gemacht werden, so daß es auch für die Zukunft dabei bleiben soll. Eine hierzu gegebene Anregung, die Gelegenheit zur Feier des heiligen Abendmahls nicht zu vermindern, gibt Herrn Pfarrer- Starke Anlaß zu der Erklärung, daß daran nicht ge dacht werde, daß man vielmehr auf eine Vermehrung der Abendmahlsfeiern zukommen wolle. Da an »in Mitglied des Kirchenvorstandes vor einiger Zeit eine Anfrage gerichtet worden war, ob nicht zur Förderung des KirchenbcsucheS für die Wintermonate auf einen späteren Anfang der Hanptgottesdienste zugekom»