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Mr den slinlsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vlerteljöhrl. M. 1.50 einschließl. der „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage ..Seifenblasen" in der Expeditton, bei unseren voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Te1.-Adru Amtsblatt, Drucker kür Eibenstock, Larkfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, 5chönheiderhommer,5osa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Fernsprecher Nr 210. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspalttge Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. und Verleger: Emil Hannedohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. ISIS --H- 89. Jahrgang. —- Dienstag, den 20. Februar Gras Lexa Aehrenthal 1-. Wien, 17. Februar. Der Minister des Aeustcrn, Gras Aehrenthal, ist heute abend 9,45 Uhr gestorben. - Zu seinem Nachfolger wird Graf BerchtOd er nannt werden. Mitten aus den Plänen, die dein Frieden der Do naumonarchie dienten und deren auswärtige Stellung befestigen sollten, riß ihn vor kaum zwei Wochen eine tückische Krankheit heraus und wars ihn aus das Kran kenlager, auf dem ihn nun der unerbittliche Tod ereilte. Die Tage vor und während seiner Krankheit waren sür Aehrenthal eine böse Zeit. Mit unwürdigen Mitteln wurde er noch kurz vor seinem schmerzensreichen Tode, bekämpft und wie einer behandelt, der die Interessen und Aufgaben seines Amtes in tatenlosem Gehenlas- sen vernachlässigt. Mit Sorge las mail in den letzten Tagen die Krankheitsberichte. Graf Aehrenthal ver schmähte bis vor kurzem jede Entlastung und arbeitete mit dem gleichen Eifer und mit dem gleichen Interesse für die Fragen seines Ressorts fort. Vielleicht svürte er selbst die heranrückende Gefahr unv wollte seine Po litik ausbauen und die freundschaftlicheren Beziehungen zu den Mächten, welche die Annektionspolitik bekämpft haben, selbst einleiten. Das ist zum Teil gelungen, und Graf Aehrenthal hat die Genugtuung, daß die Stimmung zwischen der österreichisch-ungarischen Mo narchie und den drei Ententemächten sich wesentlich ver bessert hat. - Im vergangenen Sommer, als die Er regung über Marokko ihren Höhepunkt erreicht hatte, do. hat uns allerdings Graf Aehrenthal verlassen. Sein Verhalten zu England machte uns mit Recht mißtrauisch und sehr zweifelhaft waren damals seine „Seknndan tendienste". Ein tragischer Zusall will es, daß Aehrenthal just am Todestage von seinem Amte enthoben wird Durch ein Allerhöchstes Handschreiben ist nämlich, wie amtlich mitgeteilt wird, „die vom Minister des Acußeren. Graf Aehrenthal, erbetene Enthebung vom Amte genehmigt worden." Wie verlautet, wurde der Botschafter in Di sponibilität Graf Leopold Berchtold zum Minister des Äeußern ernannt. Der neue Minister des Äußern wird heute Montag vormittag vom Kaiser Franz Jo ses vereidigt werden. Ein neuer Mann tritt nun an seine Stelle. Wir Deutschen haben großes Interesse, wer am Ballplatz in Wien das Porteseuille des Auswärtigen trägt. Auf den neuen Mann — Gras Berchtold - blicken wir in der Hoffnung, daß er die bisherige Politik unseres Bun desbruders in gleichem Gleise weiterführt. Die gesamte österreichische Presse widmet dem ver- strobencn Grasen Aehrenthal überaus ehrenvolle Nach rufe. Sv schreibt das Fremdenblatt: Der verstorbene. Leiter unserer auswärtigen Politik war ein Mann, der das Ansehen und die Autorität der Monarchie in Eu ropa gewaltig gehoben hat. Mit tiefstem Bedauern und aufrichtiger Trauer sieht man diesen nicht gewöhnlichen Mann aus Amt und Leben scheiden, in einem Moment, wo der politische Horizont nicht wolkenlos ist, und wo man den Verlust eines Aehrentyal doppelt schmerzlich empfinden wird. ' . Tagesgeschichte. De«tschla»d. - Der Kaiser lehnt den Empfang des Reichstagspräsidiums ab. Der Köln. Zeitung zufolge hat der Kaiser es abgelehnt, das Reichstags präsidium zu empfangen. Der Präsident und der zwei te Vizepräsident hatten darum nachgesucht. Der Kai er hat aber den Empfang dieses unvollständigen Prä- idiums abgelchnt. Daß der Bescheid durch das Ober hvfmarschallamt erfolgte, beweist, daß die Angelegen heit eine persönliche Sache des Kaisers ist. — Stapellauf. Sonnabend mittag 12 Uhr er folgte auf der Germaniawerft der Stapellauf des Li nienschiffes „Ersatz Odin". Prinzessin Therese von Bay ern tauite das Schiff auf den Namen „Prinzregent Luitpold". Die Tausrede hielt Prinz Ludwig von Bay ern. Das Schiff lief glatt vom Stapel. Auch der Kai ser war anwesend. VefterreiMWiU«». — Bombensund. Aus dem Bahnhofe von Se- letha (Steiermarkf wurde eine Dynamitbombe gefunden. Dieser Fund wird mit anarchlsrischen Umtrieben in Stei ermark in Zusammenhang gebracht. Die Polizei fahn det eifrig nach den Bombenlegern, doch blieben die Nach forschungen bisher ergebnislos. — Die Los von Rom-Bewegung. In Wien betrug 1911 die Zahl der Uebcrtritte von der römischen zur evangelischen Kirche >493. - 1902 gab es in Salz bürg 1290 Protestanten: 1910 waren es 2520. Bis zum 12. Januar, find im neuen Jahre bereits wieder 25 Personen romsrei geworden. 1911 traten in Böh men 1340 Personen zur evangelischen Kirche über, das sind 160 weniger als 1910, aber 260 mehr als 1909. «ngland. - Die deutsch-englischen Beziehungen. Staatssekretär Grey hielt in Manchester eine Rede, in der er auf den Besuch des Kriegsministers Haldane in Berlin und auf die Reden des Premierministers As quith und des deutschen Reichskanzlers Bezug nahm und sagte: Ich hoffe, Sie werden anerkennen, daß oie Sprache, welche der Premierminister hier gebrauchte, in demselben Tone und Geiste in Berlin erwidert wor den ist. Sie werden auch zugeben, daß in beiden Fäl len eine wohlüberlegte Zurückhaltung und Wortkarg heit zu beobachten war und daß die Reden luiz waren. Auch ich muß dieselbe Zurückhaltung beobachten, aber ich kann-uuch sagen, daß, wenn eine strikte Zurückhaltung gegenwärtig notwendig ist, dies keinen Mangel an Herz lichkeit in sich schließt. Ich glaube zuversichtlich" daß etwas getan worden ist, was einen bleibenden, gutzn Ausschlag gebe» wird, namentlich daß die Offenheit und der Himmel Heller und klarer gemacht und die Nebel des Argwohns und Mißtrauens zerstreut sind, die sich infolge von unbegründeten Gerüchten und Be richten erhoben hatten. «frika. Eine Wendung in der Kriegslage? Es scheint eine Wendung im türkisch-italienischen Kriege bevorzustehen. Die Blockade der Rote Meer-Küste, wo durch die Türkei verhindert wird, den arabischen Auf stand wirksam zu bekämpfen, ist in Konstantinopel of senbar nicht ohne Wirkung geblieben, und so scheint in Rom der Beschluß gefaßt wcwoen zu sein, aus diesem Wege weiter zu gehen und demnächst zu einer Aktion im Aegäifchen Meere zu schreiten. Die feierliche Zusicherung, daß der Krieg nicht auf die Balkanhalb insel selbst getragen werden solle, bleibt offenbar auch jetzt bestehen. Das Aeußerste, wozu man allenfalls schreiten würde, wäre eine Forzierung der Dardanel len, wobei man sich übrigens der damit verbundenen Ge fahr offenbar bewußt ist. Was aber zunächst zu erwar ten sein dürfte, ist ein maritimes Vorgehen gegen die Inseln und Hafenstädte i.n Aegäischen Meere oder eine derselben. China. Aus der neuesten Republik. In der chi nesischen Stadt Fudjadjan bei Charbin orangen Sonn abend früh 600 bewaffnete Revolutionäre in des Re gierungsgebäude. Sie erklärten, die Behöroen seien vom Volte zu wählen, verhafteten den Bezirksches und verlangten die Auslieferung der Kasse, der Dokumente und aller Akten. Die Wache und die Polizeitruvpen, gegen 600 Mann, leisteten Widerstand. Der in Charbin wohnende Taotai sucht Verhandlungen mit den Revo lutionären anzuknüpfe», um Unruhen zu verhindern, welche durch die Freilassung der Sträflinge entstehen könnten. Oertliche und sächsische Nachrichten. - Eibenstock, 19. Februar. In auffallender Weise häufen sich gegenwärtig die Beobachtungen von Meteoren. So wurde auch gestern nachmittag hier gegen halb 5 Uhr am westlichen Himmel ei» hell leuchtendes Meteor gesehen, dessen Niedergang verbun den war mit einem polternden Getöse. Der Niedergang des Meteors war um so interessanter, als es in der eben anbrechenden Dämmerung außerordentlich hell und deutlich sich vom Himmel abhob. Eibenstock, 19. Februar. Heute abend finoet im Bielhause die Hauptversammlung des hiesigen Er» gebirgs-Zweigvereins statt. Wir glauben, den Mitglie der» des Vereins einen Dienst zu erweisen, wen» wir sie auch an dieser Stelle an die wichtige Versammlung erinnern. — Chemnitz, 17. Februar. Heute vormittag in der zehnten »Stunde würde der Kutscher Paul Max Uhl mann aus Kleinoltersdors in dem Aramschen Fabrikgrund stück an der Zschopauer Straße damit beschäftigt, von einem mit zwei Pferden bespannte» Faktorwagen Waren abzula de». Aus noch unbekannter Ursache scheuten plötzlich die Tiere und gingen nach der Straße zu durch. Uhlmann, der den Vorgang bemerkte, sprang den Tieren in die Zügel, konnte aber nicht verhindern, daß ihn diese mit zum Tore hmausrissen. Er kam hierbei zu Fall und der Wagen ging über ihn hinweg. Der pstichtgrtreue 31 Fahre alte Mann, der verheiratet war, ist bereits ' ,12 Uhr an den erlittenen Verletzungen gestorben. — Z w i ck a n, 17. Februar. Am Donnerstag vor mittag in der 11. Stunde hatte sich in einem Hause der inneren Stadt ein Ehedrama abgespielt, bei dem die 24 Jahre alte Frau eines 23 Jahre alten Giasergchitsen durch zwei Revotverschüsse nicht unerheblich verletzt worden ist. Die Frau wohnte mit ihren. Man» in einem Nachbar ort und halte in den letzten Tagen mit ihm und seinen An gehörigen auf etwas gespanntem Fuße gelebt. Am Don nerstag kam es nun in der Behausung der Eltern des Man nes zu einer Auseinandersetzung, und als sich die Frau von dort entfernen wollte, erhielt sie plötzlich einen Schuß in den Rücken und unmittelbar darauf einen in den Hinterkops. Der Ehemann stellte die Sache allerdings so dar, als ob er sich selber habe das Leben nehmen wollen und dabei seine Frau versehentlich verletzt worden sei. Diese Darstellung deckt sich aber mit den Ermittelungen in keiner Weise: es ist vielmehr anzunehmen, daß die Schüsse absichtlich auf die Frau abgegeben worden sind. Daß sie am Leben geblieben ist, dürfte sie in der Hauptsache dem Umstande mit zu ver- dauken haben, daß die Kugel, die sie in den Kopf erhalten, zunächst einen Messingdraht i» einer von ihr getragene» Haarunlerlage getroffen hat. s — Schneeberg, 17. Februar. HMe von der Vogt ländisch Erzgebirgischen Bahngesellschaft ausgeführten und beendeten Vorarbeiten zum Bau einer normalspurigen elek trische» Bahn zwischen Schneeberg-Neustädtel und Auer bach i. Vgtl. haben zu dem Ergebnis geführt, daß eine Bau summe von 3 800000 Mark erforderlich und eine Rentabili tät des Unternehmens bei wesentlichen Zuschüssen der betei ligten Gemeinden zu erwarten ist. Die hiesigen städtischen Kollegien haben aber abgelehnt, vor Fertigstellung der Bahn einen Beitrag in Aussicht zu stellen. — Raschau, 17. Februar. Auf der dünnen Eis decke des Gutsteiches brach der 7 Jahre alte Sohn des Fabrikarbeiters Bach ein. Als sein 13 Jahre alter Bruder zur Hilfe eilte, verschwand er ebenfalls unter dem Wc. Zum Glück wurden einige Männer auf den Vorgang aufmerksam, die die beiden Knaben noch retteten. Der größere Knabe war noch bei Bewußtsein, während der kleinere bereits leblos war. Es waren aber die Wiederbele bungsversuche von Erfolg. Sehma, i. Erzgeb., l7. Februar. Ausdrucks voller als alle Polemiken kennzeichnet das unheilvolle. Treiben der sozialdemokratischen Zeitungen nachstehender Bericht über den schon von uns gemeldeten Selbstmord des Schuldirektors Lißner, de« wir der „Anerbacher Zeitung" entnehmen: Der Schuldirektor Richard Liß ner, der seit mehreren Tagen vermißt wurde, hat Selbst mord begangen. Er wurde vorgestern im Buchholzer Stadtwald mit je einer Schußwunde in Brust und Kopf tot aufgesundcn. Neben ihm lag ein noch mit vier Pa tronen geladener Revolver.. Der Verstorbene hinter läßt Frau und Kind. Seit 1909 amtierte er als Schul direktor in Sehma. Lißner, der hochgradig nervös war, soll aus Furcht vor ungerechtfertigten An griffe» in der sozialdemokratischen Pres se zum Revolver gegriffen haben. Die „Allg. Ztg." in Chemnitz erfährt dazu folgendes: Direktor Lißner wur de in seiner Schule ein Diebstahl gemeldet, der, wie ihm gesagt wurde, yon einem Schulkinde verübt sein sollte. Er nahm, um den Diebstahl sestzustellen, nun eine Durch suchung der einzelnen Schüler und Schülerinnen vor. Von diesem Vorfall erhielt der Berichterstatter eines sozialdemokratischen Blattes Kenntnis. Dieser erzähl te die Angelegenheit weiter und soll die Bemerkung da ran geknüpft haben, daß er die Sache in die Oeffent- lickkeit bringen wolle. Ausdrücklich sei bemerkt, daß Di rektor Lißner sich mit einem gewissen Teil der Sehmaer Einwohnerschaft in Mißhelligkciten befand, während er bei dem weitaus größten Teil der Bevölkerung geachtet und beliebt war, und sich bei der erwähnten Untersuch ung unter den Schulkindern eine Ungehörigkeit, wie es in den mißgünstigen Aeußerungen behauptet worden ist, nicht im geringsten hat zuschulden kommen lassen. Sei ne» Angehörigen wendet sich allgemeine Teilnahme zu.