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Amts- und Änzeigeblatt Mr den Kintsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl.M. 1.50 einschließl. -es „JUustr.Unterhaltungsblatts" und der bumoristischenveilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichrpostanstalten. TeU-Kdr.: Amtsblatt. Drucker für Eibenstock. Larlsfeld, yundshübel, t^UUkbAUt» Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Wildenthalusw. Fernsprecher Nr 210. und Verlege« «mtl Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. ISIS »s - , 59. Jahrgang. -— Freitag, den ö. Februar Die Eröffnung des Reichstages. Wie schon gestern berichtet, wurde am Mittwoch der neugewählte Reichstag durch eine Thronrede feier lich eröffnet. Zur Ergänzung des gestern gebrachten- Auszuges aus der Thronrede — die übrigens nicht vomReichskänzler, sondern vom Kaiser ver lesen wurde lassen wir sie hier im Wortlaut folgen: Geehrte Herren! Im Namen her verbündeten Regierungen heiße ich den neugewählten Reichstag willkommen. Das sichere Gefüge des Reichs und der staatsbür gerlichen Ordnung unversehrt zu erhalten, die Wohl fahrt des Volkes in allen sein n Schichten und Stän den zu mehren, die Stärke und das Ansehen der Nation zu wahren und zu erhöhen, ist das Ziel meines Handelns. Ju ihm weiß ich mich mit meinen hohen Verbündeten eins und ich lebe der Ueberzeugung, daß auch Sie als die erwählten Vertreter der Nation Ihre beste Kraft an die gemeinsame Arbeit setzen werden. Seit einem Menschenalter nimmt die soziale Für sorge in der Reichsgesetzgcbung einen hervorragenden Watz ein. Noch in den letzten Tagen des vorigen Reichs tags sind die Wohltaten der Versicherung ans weite Kreise der Bevölkerung ausgedehnt worden. Derselbe soziale Geist, aus dem dieses Werl hervorgegangen ist, muß auch fernerhin wallen, denn die Entwicklung steht nicht still. Die Finanzen des Reichs haben einen festen Halt gewonnen. Auf der Grundlage bestimmt bemessener Matrikularbeiträge ist es gelungen, das Gleichgewicht des Reichshaushaltes herzustcllen und mit Hilfe der Ueberschüssc, welche sich ergeben haben, den außeror dentlichen Etat zu entlasten. Durch Festhalten an den bisherigen strengen Grundsätzen wird das Reich binnen kurzem zu einer vollständigen Gesundung seiner Finan zen gelangen. Mit Befriedigung erfüllt mich der Gedanke, welch' hohe Leistungen der freie Unternehmungsgeist in In dustrie und Gewerbe, Huuöel und Verkehr vollbracht hat und wie bei steigender Vervollkommnung ihrer Tech nik die Landwirtschaft allmählich wieder emporgeblüht ist. Angesichts dieser glücklichen Fortschritte werden die verbündeten Regierungen die Grundlagen unserer Zoll Politik auch künftig bei der Vorbereitung und dem Ab schluß neuer Handelsverträge nicht verlassen. Der Stärkung des Deutschtums im Anslande wird ein Ihnen alsbald zugehender Entwurf dienen, der die Reichs- und Staatsangehörigkeit neu in der Weise re gelt, daß es den deutschen Landsleuten draußen erleich tert wird, Reichsangehörige zu bleiben oder die verlo rene Reichsangehörigkeit wieder zu erwerben. Das Gedeihen unserer Werke des Friedens daheim und über See hängt davon ab, daß das Reich mächtig genug bleibt, um seine nationale Ehre, seinen Besitz «und feine berechtigten Interessen in der Welt jeder zeit zu waren und zu verteidigen. Deshalb ist meine beständige Pflicht und Sorge, die Wehrkraft des deut schen Volkes, dem es an waffenfähiger junger Mann schaft nicht gebricht, zu Lande und zu Wasser zu erhalten und zu stärken. Gesetzentwiirfe, welche diesen Zweck ver folgen, sind in Vorbereitung und werden Ihnen mit Vor schlügen über die Deckung der Mehrkosten zugehen. Helsen Sie, geehrte Herren, diese hohen Aufgaben zu erfüllen, so werden Sie dem Vaterland« einen gro ßen Dienst erweisen. Bon unserer Bereitwilligkeit, in ternationale Streitpunkte gütlich zu erledigen, wo im mer es der Würde und den Interessen Deutschlands ent spricht, haben wir durch den Abschluß der Vereinbarung mit Frankreich einen Beweis gegeben. Neben der Pste ge unserer Bündnisse mit der österreichisch-ungarischen Monarchie und hem Königreich Italien bleibt meine Politik darauf gerichtet, mit allen Mächten freundschaft liche Beziehungen auf der Basis gegenseitiger Achtung und guten Willens zu erhalten. Im Vertrauen aus die gesunde Kraft des deutschen Volles blicke ich mit Zrr- versicht und auf Gottes gnädigen Beistand bauend über die Kämpfe des Tages hinweg in die Zukunft des Reichs. So entbiete ich Ihnen, geehrte Herren, zum Beginn der neuen Legislaturperiode meinen Gruß in der Hoff- nung, daß Ihre Tätigkeit dem Volke und dem Lande zum Heile gereichen werde. * Die gesamte Presse mit Ausnahme natürlich der sozialdemokratischen bespricht die Thronrede in gün stiger Weise. Zunächst mag hier eine Auslassung der „Rordd Ailg. Zt g." folgen: Die Thronrede enthält leine ins einzelne gehende Auszählung der Aufgaben des neuen Reichstages, sie läßt aber die Grundlinien klar erkennen, die die Reichs regierung in den Fragen der inneren und äußere« Poli tik zu verfolgen gedenkt. In zuversichtlicher Sprache wendet sich die Thronrede an die vaterländischen Ge sinnungen des Reichstages und der gesamten Bevölke rung. Möge das feste Vertrauen in die Zukunft unseres Volkes, von der die Kaiserliche Kundgebung getragen ist, durch die Arbeit des Reichstages gestärkt werden Zu den wenigen Ausgaben der nächsten Session, die in der Thronrede ausdrücklich genannt find, gehören die neuen Wehrsordernngen. Auf Einzelheiten ist auch hier die Thronrede nicht eingegangen. Der Grund ist darin zu sehen, daß die Neusoroerungen militärischer und finanzieller Natur den Bundesrat noch nicht be schäftigt haben. Tagesgeschichte. Deutschland. Eine Partei weniger. Die Wirtschaftliche Vereinigung im Reichstag hat Mittwoch nachmittag be schlossen, von einer Neukonstituixrung abznsehen. Oec größere Teil der 13 Abgeordneten, die bisher in dieser Fraktion vereinigt waren, wird sich der konservativen Reichstagssraktion anfchließen. Ein kleiner Teil wird zu der Gruppe Bruhn und Werner übertreten und der Rest wild bleiben. Damit dürste die Wirtschaftliche Vereinigung, die Partei der Antisemiten, aufgehört ha ben, zu existieren. Parlamentarische Wirksamkeit hatte sie auch im vorigen Reichstage nicht mehr, da sie nicht über die Mitgliederzahl verfügte, die nach der Geschäits- ordnung des Reichstages erforderlich ist, um Anträge zu stellen. Ter neue bayrische § i n a n z m i n i ste r. Als Nachfolger des bayrischen Finanzministers v. Pfaff wird der Vorsitzende der in Bayern ueugegrünveten Rcichspartei, Freiherr von Pechmann, Direktor der Bayrischen Handelsbank in München, mit ziemlicher Bestimmtheit genannt. Der preußisch süddeutsche Lotterie vertrag. Dem preußischen Abgeordnetenhaus ist der Lotterievertrag zwischen Preußen einerseits und Bayern, Baden nnd Württemberg andererseits zugegangen. Luxemburg. DesGroßherzogvonLuxemburgsZu- stand bedenklich. Der Zustand des seit einigen Tagen leidenden Großherzogs hat neuerdings eine Ver schlimmerung erfahren, sodaß man das Schlimmste be fürchtet. Rußland. Ein neuer Friedensvorscylag Ruß lands. Nach bestimmt austretenden Meldungen hat Rußland erneut den Versuch unternommen, als Frie densvermittler im italienisch-türkischen Kriege aufzu- treten. Dieser Versuch Rußlands soll bei den Groß mächten eine günstige Aufnahme gefunden haben. Tie maßgebenden europäischen Kabinette beraten augenblick lich über die Formel, die den beiden Kriegssührenden den Frieden ermöglichen könnte Frankreich. - Der Senat über das Marolkoabkom - men. In der Dienstag Sitzung des Senats kritisierte zunächst Gaudin de Villaine oie äußere Politik Frank reichs, das seine Freunde und Verbündete entmutige, da es sich entschlossen zeige, niemals bis zum Ende eines bewaffneten Zusammenstoßes zu gehen. .. Tie Affäre der „Earthage" und der „Manuba" habe den Banke rott der Politik der Freundschaft mit Ita lien dargetan. (Zwischenruf Pichons: Diese Freund schäft hat durchaus nicht bankerott gemacht!). Redner besprach dann die Ereignisse, die sich vor einigen Mo naten abgespielt haben, und erklärte dabei, die fran zösischen Banken hätten die nach Deutschland ausge liehenen Gelder prolongiert. Diese Operation habe Herr Dorizon für Herrn Caillaux vermittelt. Redner bekämpfte den Austausch des Kongogebie tes gegen die sogenannten Vorteile in Marokko und schloß mit dem Bemerken, daß er oas Abkommen mit seinem Namen nicht unterzeichnen würde DSxemark. DieErkrankungdesKonigsvonDäne- mark. Ueber das Besinoen des Königs ist am Mittwoch folgendes amtliches Bulletin veröffentlicht worden: Die Nacht ist zufriedenstellend verlausen. Der Schlaf war gut, es war nur wenig Fieber vorhanden. Eine gering begrenzte Lungenentzündung ist festgestellt, zez. Prof. Gram und Prof. Bloch. Es steht fest, daß die Krankheit auf eine schwere Erkältung zurückzuführen ist, an der der Monarch seit einigen Tagen litt, nnd die sich nun zu der Lungenentzündung entwickelt hat Trotz seiner heftigen Erkältung absolvierte der König Dienstag einen langen, anstrengenden Arbeitstag. Serbien. D ie K ab i n ett s kr i f i s in Serbien. Der Versuch Stojanovics, ein Koalitionskabinett zu bilden, ist gescheitert. Die Jungrodikalen beraten jetzt übejr die Bildung eines jungradikalen Kabinetts, das die Neu wahlen durchführen soll. Shina. Aufsicht über die europäischen Ho tels. Die Lage in China ist nach wie por sehr unsicher. Der Taotai von Charbin erhielt Befehl, eine Aufsicht über die europäischen Hotels einzuführen Oerüiche nnd sächsische Nachrichten. Eibenstock, 8. Februar. Ter auffallende Um schwung in der Temperatur, der in einigen Teile» u» seres Vaterlandes eine Differenz von mehr als 25Thei> mometergraden verzeichnen ließ, hat viele Hoffnungen auf die Weiterbenutzung der heißgeliebten Wintersport- Utensilien zu Schanden gemacht, hat Hoffnungen, hat Schnee und Eis zu Wasser werden lassen Das ist bedauerlich. Nicht minder bedauerlich sind aber auch die vielen Unfälle, die bei Ausübung des Win tersportes in den Tagen der großen Kälte borge- kommen sind. So werden aus Sehma und Schöneck von den letzten Sportfesten Unglücksfäkle gemeldet, die beim Skiläufen sich ereigneten. Trafen auch die Meldungen von erheblichen Verlegungen, die ein Eibenstocker am Sonntag in Schöneck erlitten haben sollte, erfreulicher Weise nicht zu, so hat doch mehr wie ein Eibenstocker empj in bliche Frostschäden an Ohren und Händen mit nach Hause ge bracht. Doch das muß mit in Kaus genommen werden. Betrübender ist schon die Nachricht, die über den Ski meistersahrer Sachsens eingelaufen ist. William Knud sen, der norwegische Skiläufer und Meisterfahrer von Sachsen, der als aussichtsreichster Konkurrent an den Slirennen aus dem Bödele bei Dornbirn teilnehmc-n wollte, brach beim Trainieren auf dem Sprunghügel in St. Anton am Arlberg einen Oberschenkel uno Muß te in das Spital transportiert werden. — Allzueisrige Sportfreunde werden in Anbetracht dieses Umstandes gut tun, bei Ausübung des Sportes die nötige Vorsicht nicht außer Acht zu lassen. — Dresden, 7. Februar. Heute nachmittag Hal im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zwischen dem Staatsministcr Grafen Vitzthum von Eckstädt, dem Präsi denten der Landesregierung von Reuß ä. L, Wirklichen Geheimen Rat von Metzj«g und dem Vorstand der Ministe- rial-Abteilung für das Innere des Fürstlichen Ministeriums von Reuß j. L., Geheimen Staatsrat Ruckdeschel, die Aus wechselung ^der Ratifikationsurkunden zu dem zwischen den« Königreich Sachsen und den Fürstentümern Reuß ä. L. und j. L. wegen Anschlusses dieser Fürstentümer an das Sächsische OberverwaltungSgerichr abgeschlossenen Staatsvertrage stattgefunden. — Leipzig, 5. Februar. Im vorigen Jahre hat der Bölke rschtacht-Den km alsbau, wie auch seine Um gedung, eine bedeutende Förderung erfahren. Das Denkmal selbst »st von 75 Meter Bauhöhe (Ende 1910) auf 89 Meter Höhe (Ende 1911) gebracht worden: es präsentiert sich also saft in endgültiger Höhe (91 Meter). Auch der innere Aus bau ist stark vorwärts gebracht worden. Nicht minder ange nehm hat sich die Umgebung des Denkmal-, die vor Jahres frist mit ihren Schutthalden noch einen trostlosen Wndmck machte, verändert. Aus dem Chaos von Schutt und Müll sind schmucke Wallanlagen geworden, die sich symetrisch zu beiden Seiten der auch im Vorjahre geschaffenen Teichanlage in verschiedenen Höhen hinziehen. Die Wege und Wallab- hängc wurden zum großen Teil schon mit Zierpflanzen ein gefaßt und der kommende Frühling wird das Seine tun, die Denkmalsumgebung noch zu verschönern. Wie der Rückblick ist auch der Ausblick. Die nächsten Monate werden dem Be sucher am Denkmal wieder viel Neues und Interessantes bieten. Als ein Ereignis von besonderem Werte ist da zu nächst die bevorstehende Schlußsteinlegung des Denk- malsriesen zu erwähnen: ste wird noch im April, spätestens