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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M.I.SO elnschlietzl des „IUustr. Unterhaltungrblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition,bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Stdr.: Amtsblatt. Drucker für Tibensto», Larlsfeld, tzundshübel, Neuheide, Dberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,UnterstützengrünMidenthal usw. Fernsprecher Nr. 210. und Verleger: Emil Haan, dohn, oerantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Rusnahnre der Sonn» und Feiertage für den folgende n Tag. Rnzeigenprcis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. SSL Atz, Jahrgang. — DieMag, den 23. September Revanche. In Bordeaux hat gelegentlich Ler Einweihung ei nes Denkmals zu Ehren der Gefallenen von 1870 in Gegenwart des Präsidenten Poincare der französische Ministerpräsident Barthvu eine Rede gehalten, die, wenigstens äußerlich genommen, recht chauvinistische Töne anschlägt. Gewiß muß man die Gelegenheit be denken, bei der die Rede gehalten wurde, öe»n in solchen Fällen sind auch schon der uns recht kriegerisch klingende Reden gehalten worden. Immerhin aber muß Ls einen gewissen Eindruck machen, wenn der Chef des Kabinetts bei einer offiziellen Gelegenhclt Aeußer- ungen tut, welche große Aehnlichkett mit dem Lärmen jener Elemente besitzt, die nach einem Revanck^kri^g gegen Deutschland schreien. Wer an einer so expo nierten Stelle steht, muß seine Worte doppelt abwä gen, und es läßt sich nicht leugnen, daß die Ausführ ungen Barthous Aufsehen erregen müssen. Wenn der Minister jagt, man werde niemals die Lehren verges sen, die das Jahr 1870 den Franzosen ertrrlt hat, so mag das tzingehen, wenn er aber von der Schmach spricht, die in der Gleichgültigkeit liege, wie sie eine Verzichtleistung mit sich bringe, so zeigt das ziem lich durchsichtig, daß der französische Ministerpräsioen. vom Revanchegedanken gleichfalls nicht frei ist, wre er denn auch frank und frei ein« Schulremuttszenz er zählte, wonach ein alter LeMer an der Wand Tafeln mit der Aufschrift angebracht habe: Kinder, vergeßt niemals 1870/71! Die Republik, die im Kriege ge boren wurde, habe die Mission, die ihr aus ihrem Ursprung wurde, niemals zu vergeben, und jie habe unbeschadet friedlicher Gesinnung dir Pflicht, stets bereit und stark zu sein. Mit der Betonung, baß Frank reich auch vor den schweren Opfern eines Krieges un ter Umständen nicht zurückschrcckcn würde, schließt die se bemerkenswerte Rede. Es liegt auf der Hand, daß sie die Chauvinisten mit hoher Freude er,üllen muß und sre bedeutet darum einen schweren Fehler, d-r die Regierung leicht in Unannehmlichkeiten stürzen könnte. Vielleicht will man auf diese Wrije den Ein druck, den die Höflichkeiten gemacht haben, die dem verunglückten deutschen Militär altacye: zuteil geworden sind, wieder verwischen, vielleicht auch will inan dem König von Griechenland, dec am gleichen Tuge in Pa ris eingctroffen war, damit andeutrn, daß Frankreich nach wie vor Deutschland als den geborenen Gegner erachte, jedenfalls war aber die Rede tn hohem Maße undiplomatisch. Gleichwohl wird sie aber bei uns in Deutschland keinerlei Beunruhigung auslösen, weil wir gestützt auf unsere starke Armee allen Eventualitäten gefaßt ins Auge sehen können- Mögen die Herren sen- seits der Vogesen auch den Mund gern vvllnehmen, sie könnten eines Tages doch eine recht große Enttäusch ung erleben. Gerade jetzt wiro bekannt, daß bei den letzten französischen Manöver» Line große Fahl schwe rer Mängel und Fehler hervorgetreten sind, die gar sehr zu denken geben. Diese Kritik rührt aber nicht etwa von einem Ausländer her, sondern von einem französischen Senator, der im Auftrage des Parlamentes den Hebungen beigewohnt Hal, Und ein geradezu vernichtendes Urteil jällt. Auch sonstige Er eignisse in der französischen Armee deuren an, daß dort gar manches faul ist, und darum kann es Mr uns in Deutschland trotz allen Lärmens berdem westlichen Nach bar nach wie vor heißen: „Lirb Vaterland magst ruhig sein." Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Deutsche Kaiser als Geschäfts mann? „Daily Mail" bringt durch seinen Vertre ter in Viktoria in Britisch-Kolumbia die Nachricht, daß der Deutsche Kaiser an wirtschaftlichen Unternehmun gen in Britisch-Kolumbien mit insgesamt acht Milli onen Mark beteiligt sei. Weitere Einzelheiten w-iß das Blatt nicht zu melden. — Man wird hinter die se Nachricht wohl ein großes Fragezeichen sepen bür- fen. — Zur braunschweigischen Thron folge- frage. Zur Thronfolge in Braunschweig schreiben dir „Braunschweiger Neuesten Nachrichten": „Wir haben die Erlaubnis zur Veröffentlichung folgender aus dem Bcrtrauenskreisc der Nächstbeteiligten stammender Erklärung erhalten: Zwischen der preußischen Regier ung und dem Hofe in Gmunden werden allerdings noch diesbezügliche Verhandlungen gepflogen. Deshalb hat die braunschweigische Regierung auf Veranlassung Preu ßens beim Bundesrat noch nicht den Antrag aus Au,- hebung der Sperrbeschlüsjr ooin 2. Juli 1885 und 28. Februar 1907 gestellt. Keineswegs aber haben die Ver handlungen den Verzicht des Prinzen Ernst August von Cumberland auf Hannover zum Ziele. Die Grund lage der bevorstehenden Bundesratsverhandlungen bil det der Brief seiner Hoheit des Prinzen Ernst August vom 20. April. Nach voraussichtlicher Erledigung des Bundesratsbeschlusses im Oktober ist der Einzug des Prinzen als Herzog in Braunschweig im November vorgesehen." — DieReichsregierung un ddie Olympi schen Spiele 1916 zu Berlin. Das große Interesse, das den Olympischen Spielen von der Reichs regierung entgegengebracht wtrL, zeigt sich unter an derem darin, daß dem Deutschen Reichsausschuß für Olympische Spiele eine erhebliche finanzielle Unterstütz ung in Aussicht gestellt worden ist. Infolge dessen wirb der Nekchsausschuß in der Lage sein, aus diesen Mit teln den ihm angeschlossenen deutschen Verbänden nam hafte Zuschüsse zu geben, die von diesen wieder zur turnerischen und sportlichen Ausbildung der Teilnehmer für 1916 verwendet werden sollen. Insgesamt sieht der Etat für die Olympischen Spiele hierfür 300000 Mk. vor, von denen 200000 an dre deutschen Turn- und Sportverbände aufgeteilt werden sollen, während der Rest für Beschickung wichtiger ausländischer Wettkämp fe, Ucbungs-Kurse im Deutschen Seadion u. s. w. zur Verfügung angesetzt ist. — — Außerdem rechnet der Deutsche Reichsausschuß auf eine tätigere Unterstützung seiner Bestrebungen als bis her durch private Förderer-Zuschüsse. Im Hinblick auf die in Amerika, England und Schweden von priva ten Stellen aufgebrachten Hunderttausende nehmen sich die in Deutschland mühsam gesammelten wenig:» Zehn- toujende geradezu beschämend aus. Deutsche Kolonien. — Kameruner Zollpolitik. Wre verlau tet, hat der Gouverneur von Kamerun am 10. Septem ber eine Aendorung des Zolltarifes erlasst» Der Wortlaut der Verordnung ist noch nicht eingegangen. Es handelt sich, soviel bis jetzt bekannt ist, um nachste hende Erhöhungen der Einfuhrzölle: Spirituo,:» von 1,60 auf 3 Mark für einen Liter, Tabat von 0,50 aus 1,50 Mark für 1 Kilogramm, Salz von 20 aus 60 Mart für 1 Tonne, Eisenwaren von 10 Prozent des Wertes auf 20 Prozent, Textilwaren von 10 Prozent des Wertes auf 15 Prozent. Die hrorourch gewon nenen Mehreinnahmen sollen i» erster Linie zum Aus bau der Automobilstraßen im Süoen des Lchutzgr- bietes verwendet werden. Rußland. — Russischer Hafenarbcitcrausstand. Da infolge des 'Ausstandes der Hafenarbeiter ru Nikola jew der ganze Getreidehandel darniederliegt, har der Gouverneur beschlossen, dreißig Staatsgefangene bei der Verladung dar Schiffe zu verwenden. Die Exporteur? sollen bedeutenden Schaden erlitten haben. Frankreich. -- Nach dem luxemburgischen das Bel forter „Loch." Der „Excelstor" schildert Sie Lage an ter oeutsch-französischen Grenze und jagt: Alles deutet darauf hin, daß Deutschland daran denkt, gro ße Truppenmassen in der Gegend von Belfert anzu- jammetn. So haben sich zum Beispiel die Manöver des deutschen 14. Armeekorps in diesem Sommer zwischen Mühlhausen, Neubreisach-Hünningen abgespielt und mit einer Erstürmung des Jllsieiner Klötzer geendet. Tie Aujmertsamkeit der deutschen militärischen Kreise ist darauf gerichtet, eine französische Offensive im El saß zur Unmöglichkeit zu machen. Tort gerade, wo die französische Armee leicht einsallen und von der ein geborenen Bevölkerung mit großen Sympathien emp fangen worden wäre, von wo aus sie die Verprovian tierung Süd-eutschlands hätte abschneiden kön„:n, dort gerade wird ihr ein Einfall unmöglich gemacht. Das neue 21. deutsche Korps in Saarbrücken ist bestimmt, dre Hauptarmee zu werden oder aber den äußerst-n linken deutschen Klügel (16. und 15. Armeekorps^ zu verstär ken. Es ist also die allerhöchste Zeit, daß ^ranrrerch mit der Errichtung eines neuen Armeelorps Ernst macht. Die Vorarbeiten hierzu sind bereirs gegeben und sobald als möglich wird Frankreich gegen das Elsaß zwei neue Korps, das 7. und das 21., haben. Es ist dies das unbedingte Mindestmaß, das du Interessen des französischen Volkes garantieren kann. England. — Streik auf einem englischen Güter bahnhof. 500 Angestellte des Güterdahn Hofes der Middland-Eisenbahn in Leeds haben die Arbeit üieder- gclcgt, weil die Gesellschaft einen Arbeiter zu ent lassen drohte, der sich weigerte, Güter aus einein durch den Ausstand in Mitleidenschaft gezogenen Ort zu befördern. Bom Balkan. — Zar der Serben. Wie verlautet, wird König Peter in den nächsten Tagen zum Zaren der Serben ausgerufen werden. — Der neueste Balkanbrandhrrd. Ne ben dem Regicrungsorgan Samouprava tritt die ge samte serbische Presse für ein energisches Vorgehen ein zur Wahrung der Ruhe und Ordnung an den Lackdesgrenzen gegen räuberische Einfülle albanischer Banden. Die serbischen Truppen haben alte wichtigen Stellungen an der Grenze beseht. In politischen Krei sen verlautet, die Regierung werde nötigenfalls zwei Divisionen nwbilisieren. — Freundschaftlichere türkisch-bulga rische Beziehungen. Zur Paraphierung des türkisch-bulgarischen Friedensvertrag erfährt der Korrespondent der „Frankfurter Zeitung" aus zuver lässiger Quelle, Laß infolge der loyalen und entgegen kommenden Haltung Bulgariens dre Pforte bereit ge wesen sei, durch Abtretung von Demotita un Bulgarien der Regierung in Sofia zu einem für ihr: innere Politik wichtigen Erfolg zu verhelfen. Ter türkisch? Generalstal' hat sich aber aus unabweislichen strategi schen Gründen einmütig gegen die Abtretung Temoti- kas ausgesprochen. Die bulgarischen Delegierten konn ten sich der Kraft seiner Darlegungen nicht entziehen, Tas hatte aber zur Folge, daß dj? Türken dafür Mu stapha Pascha an Bulgarien zedierten und auch am Schwarzen Meere mit der Grenze beträchtlich südlicher zurückgingen, als anfänglich beabsichtigt war Im ganzen gewinnt man den Eindruck, daß die Beziehun gen zwischen Bulgarien und der Türkei bald eine deut lich fühlbare Wärme anneihmen werden. De: Stim mung in den Kreisen der türkischen Armee ist jeden falls einer sclischen Entwicklung merklich günstig Umerika. -- Circuspedner und Staatssekretär Bryan. Am Sonnabend avend hat Staatssekretär Bryan eine Rundreise mit einer Varietetruppe beendet. Er sagte, er habe 6500 Dollars verdient und fügte hinzu, daß er dieses bekannt gebe, weil sich die Pres se so eingehend mit ihm beschäftigt habe. Er fügte hinzu, er wiederhole nochmals, daß er 8000 Dollars zu seinem Staatssekretärgehalt jährlich hinzu verdie nen müsse und werde sich sofort einer neuen Truppe anjchließen. — Erschließung dec Republik Colum bus. Wie „Standard" meldet, hat Lord Murray für die Firma Pearson und Son nach scharfem Konkurrraz- tamvfe mit amerikanischen und europäischen Fr'e.r.cn ei nen Kontrakt von 40jähriger Tauer zum Zweck: der wirtschaftlichen Erschließung der Republik Columbus ab geschlossen. Ter Kontrakt enthält Konzessionen zum Bau oon Eisenbahnen, Hafenanlagen, Kanälen, Tele graphen- und Telephonleitungen, sowie zur Erforsch ung und Ausbeutung von Petroleumqucllen. — Die Affäre Sulzer. Die Verhandlung gegen den Gouverneur von Newyork, Sulz.r, der an- gctlagt ist, Beiträge zum Mahlsands unterschlagen und in bezug auf die empfangenen Summen falschi Eide geleistet zu haben, begann Donnerstag vor den: Se nat in Albany. Sulzer wurde durch zwölf Anwälte vertreten. Nach Erledigung der Förmlichkeiten vertag te sich der Gerichtshof auf Freitag früh. Oküliche und sichfische Nachrichten. — Eibenstock, 22. September. Di: in voriger Nummer gemeldete Festnahme des Fabrikanten Herrn Paul Hagert hat sich durch dessen sofortige Rück kehr erledigt. — Eibenstock, 21. Dezember. Am Freitag ereignete sich im Manövergelände zwischen Wernes