Volltext Seite (XML)
dem Mi- ittsekretLr ne lang, reue be- aro kk o wton ge- ejvrochen, abhängig saust z u ora, Chi- sich zum in diesen -igrn. Port au reignet. rschiert. c Stadt cde das egrif- iner der rt. Die ier ver- poischen erungs- tet, daß unruhi 185 75 ,) 170.8^ ». 32».— 152- 2S.25 27450 170.50 107 50 225^ 122^- 57.- 2V2- - Si«g- sta«d. iner 1 ewig, te. In ate«1- eseitigt. andern kn drei 1.1.50.) Pf., z>ttg. «rt per Wo, Zlatte». ralt eu mckerei Amts- und Ünzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung vezugspreir vierteljährl. M. 1.50 einschließl der „TUustr. Unterholtungsblatts- und der humoristischen Vellage „Seifenblasen- in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen veichrpostanstalten. — Eibenstock, Larlrfeld, Hundshübel. Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide« Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw, »»»»*»»*«« : Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden lag. > > Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennig«. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. HeI.,Kdr.: ktmtsblatt. Fernsprecher Nr. 210. Drucke, und Berlrger: Emil Haunedohn, «nantwortl. Redakteur: Trust Lindemann, beide Eibenstock. — —— -1. z«etz,,a,«. —i - —. L»8 Dmutrstag, du 23. J«li L«L4 Freitag, den 24. Juli 1S14, nachmittags 3 Uhr soLen in Wapplers Gasthof ln Hundshübel 1 Sofa, 1 Seffel, 1 Sofattfch, 1 «chreibtifchseffel, 1 Buffet, 1 Pfrilersptegel und 1 «Shttsch an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 22. Juli 1814. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Der Caillaux-Prozeß. Das Interesse, das „Tout Paris" am Prozeß der Frau Caillaux nimmt, ist noch immer nicht abgeflaut. Auch am Dienstag war der Schwurgerichtssaal von einer dichten Menge belagert, die Einlaß begehrt oder wenigstens die Hauptakteure des sorensischen Dramas, das sich vor den Geschworenen entrollt, zu sehen wünscht. Gleich der erste Zeugs, der aufgerufen wird, der Romanschriftsteller Paul Bourget, führte in die lite rarisch politische Atmosphäre, in der sich Calmette zu bewegen pflegte, ein. Bourget war am Tage des Mor des bei Calmette, als der Bureaudiener mit der Karte der Frau Caillaux hereinkam. Bourget riet erstaunt Calmette, Frau Caillaux nicht zu empfangen, doch Cal mette wollte als Kavalier eine Dame nicht abweisew und trat in sein Arbeitszimmer, um dort mit Frau Caillaux zu sprechen. Bourget hörte plötzlich drei Schüsse fallen und stürzte sofort in das Zimmer, in das Calmette soeben eingetreten war. Er erklärt, daß er auf Grund seiner genauen Kennt nis des Charakters Calmettes sicher sei, daß dieser niemals zwei Briefe der Leidenschaft veröffentlicht hätte. Bei dieser Gelegenheit läßt Labori, der glänzende Verteidiger der Frau Caillaux seine erste Rakete sprin gen, die gleichsam die Eröffnung zu dem wirksamen Minengefecht bildet, init dem der Verteidiger das Ge bäude der Anklage in die Luft zu sprengen beabsichtigt. Er bittet Bourget nämlich um die Erlaubnis, aus dessen neuestem Roman „Der Dämon des Südens" zwei Stellen verlesen zu dürfen. In dem Roman läßt Bourget seine Heldin die Veröffentlichung eines Privatbriefcs als ein Verbrechen erklären. Labori fragt den Zeugen, ob das auch seine Empfindung sei. Bour get antwortete darauf zustimmend und fügt hinzu, daß sicher auch Calmette ebenso dachte. Er habe sich in einem Konflikt der Pflichten befunden, den er mit seinem Blute bezahlt habe. Labori erklärt darauf, daß er auf die Analogie zwischen dem Roman, den ein Augenzeuge der Tat geschrieben und der Tat selbst noch zurückkommen werde. Hatte die Vernehmung Bourgets bereits die nö tige Spannung geschaffen, so sollten die Aussagen der folgenden Zeugen, der Redakteure Poncetton und Berr vom „Figaro" die erste wirkliche Sensation des Pro zesses bringen, da sich gerade die Aussagen dieser Zeu gen, die allgemein für die schärfsten Belastungszeugen galten, für die Angeklagte außerordentlich gün stig ausfielen. Es gelang nämlich der glänzenden Geistesgegenwart n. Dialektik Laboris, die Zeugen in «chwerwiegende Wi dersprüche in dem sehr wichtigen Punkt zu verwickeln, ob Calmette die belastenden Dokumente, vor denen Frau Caillaux zitterte, bei sich getragen habe oder nicht. In der Voruntersuchung war immer nur behauptet worden, daß Calmette ein Portefeuille bei sich getragen habe, in dem sich die kompromittierenden Briefe nicht befunden hätten. Labori fragte Poncetton, ob er dabei gewesen sei, wie man die Taschen des schwerverwundeten Calmette geleert habe. Poncetton gab dies zu und erklärte, daß er nur das fragliche Portefeuille gesehen habe. Berr dagegen, der nach Poncettvn vernommen wurde, erklärte sich deutlich zu erinnern, daß außer dem Portefeuille aus anderen Taschen des Jacketts, das Calmette getragen habe, Briefe und andere Dokumente herausgenommen worden seien. Da Calmette die Ge wohnheit hatte, alle wichtigen Schriftstücke stets bei sich zu tragen, weißt Labori mit viel Temperament auf diesen Widerspruch hin. Der Erfolg, den Labori für seine Klientin erzielt, steigert sich noch bei der Vernehmung des nächsten Zeugen, des gegenwärtigen Direktors des „Figaro", Prestat Bon dem Verteidiger durch geschickte Kreuz- und Querfragen in die Enge getrieben, gibt Prestat zu, daß er verschiedene Calmette gehörige Briefschaften ver brannt habe, die er aus den Taschen des Ermordeten genommen habe. Gleichsam sich entschuldigend fügt er jedoch hin zu, daß diefe Briefe höchst unschuldiger Natur gewesen seien. Sofort fällt ihm Labori in die Parade und fragt ihn, warum er denn Briefe, die völlig unschuldig seien, verbrenne. Prestat kann darauf nichts antworten und zieht es vor, mit einem Achselzucken Laboris Frage zu er widern. Dieses beredte Schweigen Prestats, sein Geständ nis, im Besitze Calmettes befindliche Briefschaften ver brannt zu haben und der Widerspruch In den Aussagen der beiden „Figaro"-Redakteure wirken im höchsten Maße zu Gunsten der Angeklagten, oie mit atemloser Spannung den Aussagen der Zeugen solgt. Sowohl im Zujchauerraum wie auf der Richterbank und auf der Tribüne der Geschworenen kann man den sicht baren Eindruck erkennen, den der überraschende Gang der Verhandlung gemacht hat. Das Hauptmoment der Nachmittagsjitzung, die kurz nach 3 Uhr ihren Anfang nimmt, ist die Vernehmung Caillaux' Der Gatte der Angeklagten, der ehemalige Finanz minister, ist bereits wenige Minuten vor drei Uhr im Justizpalast erschienen. Sein Freund, der Deputierte Cecoaldi, begleitet ihn. Caillaux Ist von Kopf bis Fuß in tiefes Schwarz gekleidet, wodurch die natürliche Blässe seines Gesichts noch bleicher erscheint Gleich nach Beginn der Sitzung wird Caillaux, bei dessen Erscheinen im Gerichtssaal sich alles vor beugt, um einen besseren Blick von dem Mann zu er halten, der im Begriff steht, in die Arena herunterzu- steigen, um den Kampf um seine politische Stellung, um seine persönliche Ehre — und um das Leben seiner Frau — zu kämpfen. Der Präsident will zuerst Caillaux den Schwur abnehmen, bemerkt jedoch sein Versehen und gibt ihm, ohne ihn zu vereidigen, das Wort. Der erste Teil des Verhörs bringt nicht die erwartete Sensation. Der Vorsitzende wünscht zuerst von Caillaux Auskunft über sein Verhältnis zu seiner ersten Gattin, der jetzigen Mme. Gueydan. Caillaux antwortet auf die ihm vor gelegten Fragen mit Präzision, bringt jedoch zunächst nichts hervor, was nicht dem Publikum schon be kannt ist. Das Verhör Caillaux wird interessant, als er auf die ihm entwendeten Briefe zu sprechen kommt, die eine so große Rolle in dem politischen Drama, dem Cal mette zum Opfer gefallen, spielen sollten Die ersten Nachrichten von der baldigen Veröffentlichung der Brie fe erhielt er durch die Prinzessin Escadera. Er hat dann mit dem damaligen Kabinettschef Barthou eine längere Rücksprache gehabt, in der dieser ihm erklärte, wie er sich genau erinnere, daß die Veröffentlichung doch ausgeschlossen sei, denn kein Journalist, der einen Funken von Ehrgefühl besitze, würde eine derartige Infamie begehen, Privatbriefe derartig intimen In halts zu veröffentlichen. Nichtsdestoweniger sei die Veröffentlichung des Briefes, der mit „Dein Jo" un terzeichnet war, und der aus dem Jahre 1901 stammte und an Caillaux' erste Gattin, die jetzige Mme. Gueh- dan gerichtet war, geschehen. Die Bekanntgabe dieses Briefes durch den „Fi garo" wirkte in dem Caillauxschen Haushalt wie eine Bombe. Frau Caillaux erschien an dem Morgen, an dem der „Figaro" den Brief reproduzierte, in der größten Aufregung im Schlafzimmer des Ministers mit der Zeitung in der Hand. Sie fürchtete, daß die Veröffentlichung der übrigen Briefe, deren Copien sie in den Händen der Frau Gueydans wußte, unmittel bar bevorstände. Caillaux versuchte alles, um seine Frau zu beruhigen und sprach noch im gleichen Tage mit dem Präsidenten Poincars. Er gibt zu, in einem Augenblick der höchsten Aufregung dem Staatschef er klärt zu haben, er werde Calmette töten. Caillaux wendet sich dann dem Unglückstage, am 16. März zu Noch am Morgen des Tages habe seine Fran ihm vorgcworfen, sie völlig schutzlos ihren Fein den auszuliefern. Er erklärte, er habe alles getan, was in seiner Macht stand, nm seine Gattin, die sich in einem Zustand der allerhöchsten Aufrsgung befand, zu beruhigen. »Ich jagte ihr", so fährt Caillaux fort, „Ich werde Calmette ' alle Knochen im Leib zerschlagen." „Willst du heute noch zu ihm gehen?" fragte mich meine Frau. „Nein," jagte ich, „die Stunde ist noch nicht gekommen, aber sie wird bald da sein." „Wir frühstückten alsdann, meine Frau aß wenig und befand sich in großer Unruhe. Sie bat mich, sie von dem Diner bei dem italienischen Botschafter Tit- tvni, zu dem wir geladen waren, zu oispensieren. Ich redete ihr gut zu und erklärte ihr, ich würde in den Senat gehen." Caillaux fährt in seiner Aussage fort und film artig ziehen mit Blitzesschnelle die Bilder vorüber, als er die Ereignisse des Unglückstages schildert. Tas abgelehnte Botschafterdiner ist oereitS in der Versen kung der Erinnerung verschwunden. Der Minister be findet sich im Senat, um über das Wohl und Wche des Vaterlandes zu wachen, als plötzlich sein Kabi nettsches auf ihn zueilt und in der höchsten Aufregung ausruft: „Ein Unglück ist geschehen! Ihre Gattin ist in den „Figaro" geeilt und Hal auf Calmette geschossen, er soll aber nicht getroffen sein." Zur dramatischen Wucht gesteigert sich die Ver nehmung Caillaux' als er auf den Leidensweg zn sprechen kommt, den er und seine Krau in den Wochen vor der Verübung der Tat zu gehen hatten. Tiefe Bewegung durchzittert seine Stimme, und der ge schickte Debatter stockt und scheint nach Worten zu suchen als er tief bewegt in den Saal ruft: „Ich klage mich an, dem Seelenzustand meiner Frau nicht ge nügend Aufmerksamkeit geschenkt und nicht zur Zeit eingesehen zu haben, wie tief sic während der ganzen Kampagne gelitten hat. Bei diesen Worten übermannt die Rührung den Minister und er bittet den .Vorsitzenden eine kurze Pause eintreten zu lassen. Der Vorsitzende vertagt die Sitzung auf 20 Minuten, und nun ereignet sich ein menschlich ergreifender Augenblick, der Caillaux und feiner Gattin im Nu die Sympathien der Majorität des ganzen Saales eintragen, wenn man auch in den Wandelgängen später von seinen Gegnern verächtlich von einem „Theatercoup" reden hört. Caillaux tritt mit einer Verbeugung vor oem Vor sitzenden zurück und wendet sich seiner aus der Anklage bant hinter der Schranke sitzende Gattin zu Er ergreift ihre Hand und drückt einen langen innigen Kuß darauf. Frau Caillaux dankt ihm mit einem schmerzlichen Lächeln. Um '/sO Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet und mit dem Verhör Caillaux' fortgefahre». Caillaux dankt zunächst dem Gericht dafür, daß es ihm einen Augen blick der Ruhe gegönnt habe. Dann erklärte er, daß er sich in der Notwendigkeit befinde, eine Erklärung über die politische Kampagne die gegen ihn gesührt wor den sei, zu geben. Caillaux benutzt die Gelegenheit, um sich von allen den Vorwürfen zu reinigen, die von jemen politischen Gegnern, die vor seiner persönlichen Ehre und der sei ner Gattin nicht Halt gemacht haben, gegen ihn cryo- ben worden sind. „Nie ist eine solche Kampagne mit solcher Hartnäk kigkeit und solchem Hasse geführt worden", io ruft er aus. „Aber woher stammt diese Leidenschaft?" Weil ich der Ansicht gewesen bin, daß das Interesse des Staa tes eine Steuerreform verlange." Die Gegner dieser Reform hatten jedes Mittel versucht, um den Mann aus die Knie zu zwingen, der gegen ihren Willen eine Steuerreform herbeizuführen vestrebt gewesen. In der Rochette Affäre habe man ihn eines Ver brechens geziehen und ihm ferner vorgcworfen, daß er während der deutsch-französischen Verhandlungen das Vaterland verraten habe. Seine Amtsstellung solle er mißbraucht haben, um sich Nebenverdienste zu verschaffen. Alles dies habe man ihm vorgeworfen. Um ' C7 Uhr wird die Sitz ung auf Mittwoch vertagt.